Gustav Altgenug
*12.12.1914 in Norden; ✡ 1943 in Auschwitz
Staatsangehörigkeit deutsch
Religion jüdisch
Vater Joseph Samson Altgenug; ✡28.7.1942 in Minsk
Heirat der Eltern
Mutter Sitta Spier *18.9.1877 in Felsberg Kassel; ✡ 1942 in Riga
Geschwister
Mary Altgenug *5.6.1904 in Norden; ✡14.1.1943 in Auschwitz
Berta Altgenug *10.10.10 in Norden; ✡26.6.1944 in Kulmhof
Cousin Jakob Altgenug *29.6.00 in Norden; ✡28.7.1942 in Minsk
Großcousin Jakob Levy *11.6.1897 in Herten; ✡ ?
Beruf –
Adressen Norden; Mülheim; Paderborn; Berlin, Krausnickstraße 13
Heirat 14.9.1940 in Bielefeld
Edith Rosenbaum *20.6.1920 in Mülheim, Ruhr; ✡31.12.1943 in Auschwitz
Tochter
Judith Altgenug *14.10.1941 in Bielefeld; ✡22.10.2014 in Recklinghausen; oo 1963 mit Dietrich Krölls (*6.12.1940 in Mülheim/Ruhr)
Weiterer Lebensweg
10.11.1939 Festnahme im Novemberpogrom in Essen; Polizeigefängnis
17.11.1938 Transport von Essen in das KL Dachau
8.2.1939 entlassen aus „Schutzhaft“ im KL Dachau
17.5.1939 in Norden bei Minderheiten-Volkszählung
30.10.1939 Gustav Altgenug aus Mülheim kommend ins Umschulungs- und Einsatzlager Paderborn, Grüner Weg
2.11.1939 Bruder Hellmut auf Intervention eines Berliner Propstes aus Sachsenhausen entlassen; bis Kriegsende Zwangsarbeit für die „Organisation Todt“ als Bauarbeiter, zuletzt in Brilon
28.11.1939 Edith aus Mülheim ins Umschulungs- und Einsatzlager Paderborn, Grüner Weg
Januar 1940 Anordnung der Gestapo Wilhelmshaven: Ausweisung der in Ostfriesland lebenden Juden „aus militärischen Gründen“ bis zum 1. April 1940
Zwischen Februar und Mai 1940 verließen 74 Juden die Stadt
Das Umschulungs- und Einsatzlager in Bielefeld Schlosshofstraße 73 a
1939 Nachdem zahlreiche, in Bielefeld lebende Jüdinnen und Juden in „Judenhäusern“ zwangseingewiesen wurden, schloss die Reichsvereinigung der Juden in Deutschland (RVJD) mit den jeweiligen Städten Verträge zur Errichtung der Umschulungs- und Einsatzlager in Bielefeld Koblenzer Straße 4 und Paderborn, Grüner Weg 86;
Anfang September entstand für zunächst 36 Praktikanten ein Wohn- und Arbeitslager in der Koblenzer Straße 4 (heute: Artur-Ladebeck Straße 6). Das Haus beherbergte zuvor die Praxis des nach Holland geflüchteten Orthopäden Dr. med. Bernhard Mosberg.
1939 zur Hachschara in das Umschulungs- und Einsatzlager in Bielefeld Koblenzer Straße 4
23.3.1940 wegen der räumliche Enge Wechsel von 57 Bewohnern in das Lager in der Schloßhofstraße 73a, einem ehemaligen Gutshof.
Dort bestand auch eine Unterkunft für alte und kranke Jüdinnen und Juden („Siechenheim“) als Einrichtung der RVJD. Vom Lager aus wurden die Männer kolonnenweise bei den Straßen-, Tief- und Gleisbauarbeiten der Fa. Nebelung & Sohn eingesetzt.
1940 erfolgte ein Austausch männlicher Bewohner mit dem Umschulungslager Paderborn; die zionistischen Chawerim wechselten nach Paderborn und umgekehrt.
2.4.1940 Gustav Altgenug mit Edith Rosenbaum abgemeldet ins Lager Bielefeld, Schloßhofstraße 73 a
5.4. 1940 kommt sein Cousin Jakob erneut nach Paderborn und reist ihm nach Bielefeld nach.
6.4.1940 angemeldet mit Edith in Bielefeld, Schloßhofstraße 73 a
14.9.1940 Heirat in Bielefeld Edith Rosenbaum
8.9.1941 Schwiegervater Otto Rosenbaum von Sachsenhausen nach Groß-Rosen, wurde dort für die Häftlingseuthanasie 14f13 selektiert, starb aber dann am 25.2.1942 in Groß-Rosen
Umzug nach Berlin: Zwangsarbeit bei Siemens
28.2.1943 Gustav mit Edith im Rahmen der reichsweiten „Fabrikaktion“ von der Gestapo Berlin im Siemens-Lager Kommandantenstraße inhaftiert. Die inzwischen verwitwete Schwiegermutter Luise fährt nach Berlin und holt Tochter Judith nach Mülheim.
2.3.43 Fernschreiben des SS-Wirtschafts- und Verwaltungshauptamts (SS-WVHA) an den Lagerkommandanten von Auschwitz:
„Wie dort bekannt, beginnen am 1.3.43 die Judentransporte aus Berlin. Es wird nochmals darauf hingewiesen, dass sich bei diesen Transporten etwa 15000 vollkommen arbeitsfähige, gesunde Juden befinden, die bisher in der Berliner Rüstungsindustrie gearbeitet haben. Auf ihre weitere Arbeitsverwendungsfähigkeit ist mit allen Mitteln Wert zu legen.“
1.- 4.3.1943 Ehefrau Edith nach Auschwitz deportiert mit dem 31. Osttransport;
28.6.1943 Gustav mit dem 39. Osttransport nach Auschwitz
Tod in Auschwitz nach dem 28.6.1943
Die Tochter Judith überlebt bei der nichtjüdischen Großmutter in Mülheim an der Ruhr
Gedenken
9.4.1995 Pages of Testimony für Otto Rosenbaum von Judith Krölls Marl
2015 Stolpersteine für Otto und Helmut Rosenbaum in Mülheim
2018 Spielfilm von Anna Lena Höhne über die Familien Rosenbaum/Altgenug
Quellen
Deutsche Minderheiten-Volkszählung 1939
Margit Naarmann, Ein Auge gen Zion, Paderborn, 2000; ISBN3-89498-087-7
https://www.bundesarchiv.de/gedenkbuch/de1050919
https://www.bundesarchiv.de/gedenkbuch/de1050928
https://www.bundesarchiv.de/gedenkbuch/de951391
F. Piper, Die Zahl der Opfer von Auschwitz, Oswiecim 1993, S. 136
https://www.statistik-des-holocaust.de/list_ger_ber_ot31.html
https://collections.arolsen-archives.org/en/search/person/127212406?s=Altgenug%20Edith&t=228867&p=0
https://collections.arolsen-archives.org/en/search/person/127213096?s=Altgenug%20Gustav&t=245241&p=0
https://www.muelheim-ruhr.de/cms/shared/datei_download.php?uid=30efa2be720c21ec571c521983529263
Sehr geehrter Herr Wittstamm,
ich möchte Sie auf einen Fehler in ihrem Beitrag aufmerksam machen: „Die Tochter Judith überlebt bei der nichtjüdischen Großmutter in Lübeck“ Es muss natürlich in Mülheim an der Ruhr heißen.
Außerdem interessiert mich die Quelle der o.g. Sterbedaten von Judith. Vielleicht können Sie mir die zukommen lassen. Vielen Dank und
viele Grüße
Annett Fercho