Gern Ursula

Ursula Gern geb. Cohen

*23.10.1921 in Sterkrade (Oberhausen); +1943 in Auschwitz

Staatsangehörigkeit deutsch

Religion jüdisch

Vater Nathan Cohen *20.7.1879 in Weseke, Borken; +9.6.1942 in Lodz

Mutter Betty Bertha Heymann *28.9.1883 in Schneidemühl, Posen; 9/1942 in Kulmhof

Geschwister

Zwi Neustatt später Noy

Beruf

Adressen Sterkrade, Oberhausen; Schneidemühl; Paderborn

Heirat 15.12.1941 in Paderborn

Kennkartendoppel 1938/39, © Stadtarchiv München

Günther Karl Heinz Gern *14.11.1918 in München; +8.8.1943 in Auschwitz

Kinder

Weiterer Lebensweg

10.11.1938 Günter Gern verhaftet im Novemberpogrom,

„Schutzhaft“ in Dachau; Häftlingsnummer 19902

3.2.1939 Günter Gern entlassen aus dem KL Dachau

17.5.1939 bei Minderheiten-Volkszählung

23.6.1939 Vertrag zwischen der RVJD und der Stadt Paderborn zur Errichtung des Umschulungs- und Einsatzlagers Paderborn, Grüner Weg 86

5.7.1941 behördliche Anordnung zur Auflösung der Hachschara-Lager; zusammen mit Ursula Cohen aus dem Umschulungslager „Neue Feldschneidemühle“ in Eichow bei Forst, Arbeit für das Rittergut Eichow nach München

5.-9.9.1941 mit Ursula Cohen zu Besuch bei den Eltern in München; sie wohnen in dem vom Vater geleiteten Lehrlingsheim der jüdischen Gemeinde

9.9.1941 aus München kommend ins Lager Paderborn

27.10.1941 Eltern auf Transport Düsseldorf ins Ghetto Lodz

15.12.1941 Heirat in Paderborn

9.6.1942 Tod des Vaters in Lodz

September 1942 Ermordung der Mutter in Kulmhof

November 1942 in Kraft tretendes Gesetz: „Alle im Reich gelegenen Konzentrationslager sind judenfrei zu machen und sämtliche Juden sind nach Auschwitz und Lublin zu deportieren.“

März 1943 Reichsweite „Fabrikaktion“, alle noch in Arbeitslagern und kriegswichtigen Betrieben beschäftigten „Volljuden“ werden verhaftet und in Konzentrationslager nach Auschwitz und ins „Generalgouvernement“ deportiert

27.2.1943 Befehl von Wilhelm Pützer (1893-1945), Leiter des Judenreferats der Gestapo-Außendienststelle Bielefeld, das „jüdische Arbeitseinsatzlager in Paderborn“ aufzulösen und deren Insassen und weitere Juden aus dem Sprengel bis zum 1. März, also zwei Tage später, nach Bielefeld zu bringen, wo sie „spätestens“ bis 13 Uhr im „Saal der Eintracht“ eintreffen mussten.

27.2.1943 die Pforte des Lagers Paderborn wird von Polizisten bewacht, um Fluchten zu verhindern

1.3.1943 Auflösung des Arbeitslagers Paderborn; mit der Bahn nach Bielefeld; mit Bussen ins Sammellager Saal im Haus der Gesellschaft „Eintracht“ am Klosterplatz

Erwin Angress berichtet:

„Die Jüdischen Lagerinsassen – insgesamt 99 – wurden in Extrawagen nach Bielefeld transportiert, die an den fahrplanmäßigen Zug ab Paderborn am 1.3.43 um 8.24 Uhr angehängt wurden. In Bielefeld gab es im Saal des Vereinslokals ,Eintracht” ein Sammellager für Juden aus dem ganzen Bezirk. Bereits in der darauffolgenden Nacht vom 1. auf den 2. März 1943 wurden alle Juden zum Bielelelder Güterbahnhof gebracht und in Waggons gepfercht. Mit diesem Zug rollten wir dann nach Auschwitz… Nur 9 Personen haben überlebt.“

2.3.1943 40 Stunden im geschlossenen Güterwaggon, Transport Bielefeld über Hannover – Erfurt – Dresden nach Auschwitz mit allen 98 Chawerim aus dem Arbeitslager

3.3.1943 Ankunft und Selektion in Auschwitz; Ernst Michel berichtet:

„Es gab nun zwei Reihen, beide rückten langsam voran. Männer an eine Seite, Frauen an die andere. … Issy schlurfte neben mir. Er war in Paderborn einer der charismatischen und zuverlässigsten Leiter. Er war dynamisch, optimistisch und stets hilfsbereit. Er war stark wie ein Stier. Er hatte Lilo in Paderborn geheiratet einige Wochen vor unserer Deportation. Sie war bereits auf der anderen Seite. Tränen rannen sein Gesicht hinunter. Ich berührte ihn. Er nickte nur.“

Günther ins Lager aufgenommen zum Aufbau des IG-Farben Werkes Buna Monowitz, Häftlingsnummer 104925

Ursula Gern vermutlich an der Rampe bereits zur Ermordung durch Gas aussortiert

Tod in Auschwitz

Gedenken

5.4.1990 Pages of Testimony für Ursula und Günther Gern von Paderborn-Chawer Alfred Ohnhaus

13.1.2009 Stolpersteine für Ursula, Betty und Nathan Cohen in Oberhausen, Bahnhofstraße 39

Quellen

Deutsche Minderheiten-Volkszählung 1939

https://www.bundesarchiv.de/gedenkbuch/de873544

https://www.bundesarchiv.de/gedenkbuch/de873515

https://www.bundesarchiv.de/gedenkbuch/de873501

https://www.bundesarchiv.de/gedenkbuch/de901091

https://www.bundesarchiv.de/gedenkbuch/de901186

https://www.statistik-des-holocaust.de/list_ger_wfn_43a.html

https://www.statistik-des-holocaust.de/OT411027-Oberhausen1.jpg

Margit Naarmann, Ein Auge gen Zion, Paderborn, 2000; ISBN3-89498-087-7

Kurt Salinger, Nächstes Jahr im Kibbutz, Paderborn 1998

https://collections.arolsen-archives.org/en/search/person/130429402?s=Gern%201918&t=532939&p=0

https://yvng.yadvashem.org/index.html?language=en&s_id=&s_lastName=Gern&s_firstName=&s_place=M%C3%BCnchen&s_dateOfBirth=&cluster=true

Veröffentlicht von Franz-Josef Wittstamm

Geboren 31. Mai 1951 in Recklinghausen Gymnasium Petrinum 1961 bis Abitur1970 Studium der Humanmedizin in Bochum Approbation 1981 Promotion1982 Facharzt für Innere Medizin, Kardiologie, Intensivmedizin Im Ruhestand seit 2016

Schreiben Sie einen Kommentar

Ihre E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert