Weinberg Günther

Günther Weinberg

*22.1.1923 in Mannheim; ✡ März1945 im KL Dora-Mittelbau

Staatsangehörigkeit deutsch

Religion jüdisch

Vater Bruno Weinberg *25.5.1888 in Lonnerstadt; Kaufmann; ✡9.12.1938 in Mannheim

Heirat der Eltern 2.2.1922 in Hähnlein, Alsbach, Hessen

Mutter Elsa Spieß *1.10.1881 in Hähnlein; Gurs; Drancy; ✡ 31.1.1945 in Auschwitz

Großvater Robert Weinberg *23.12.1851 in Großschmückwalde, Osterode; Gurs; ✡ 22.5.1941 in Recebedou

Geschwister

Rosi Weinberg *5.8.1926 in Mannheim; oo Badrian; + in Israel

Beruf

Adressen Mannheim; Friedersdorf; Polenzwerder; Paderborn

Heirat ledig

Kinder

Weiterer Lebensweg

Bis 1930 Vater Personalchef des Kaufhaus Hirschland in Mannheim, danach Handelsvertreter

10.11.1938 Vater verhaftet im Novemberpogrom, „Schutzhaft“ in Dachau; Häftlingsnummer

5.12.1938 Vater entlassen aus Dachau; verstirbt am 9.12.1938 in Mannheim an den Folgen

17.5.1939 bei Minderheiten-Volkszählung

23.6.1939 Vertrag zwischen der RVJD und der Stadt Paderborn zur Errichtung des Umschulungs- und Einsatzlagers Paderborn, Grüner Weg 86; vom Hechaluz wird eine „Aufbaugruppe nach Paderborn geschickt

14.11.1939 Schwester Rosi gelingt die Flucht nach Palästina

1940 Günther Weinberg auf Hachschara auf Gut Skaby, Friedersdorf

1940 Wechsel in das Lager Polenzwerder bei Eberswalde

22. 10.1940 die Mutter und weitere Weinberg-Verwandte aus Mannheim mit 6500 Juden des Saarlandes, der Pfalz und Baden in das Internierungslager Gurs in Südfrankreich transportiert in der „Bürckel-Wagner-Aktion“; der 88-jährige Großvater wurde aus dem jüdischen Alters- und Pflegeheim in Mannheim nach Gurs verschleppt.

30.6.1941 bei Auflösung des Hachschara-Lagers Polenzwerder angemeldet im Lager Paderborn

5.7.1941 behördliche Anordnung zur Auflösung der Hachschara-Lager; Um­be­nen­nung „Jü­di­sches Ar­beits­ein­satz­lager Paderborn“

12.8.1942 Mutter aus Drancy nach Auschwitz deportiert

November 1942 in Kraft tretendes Gesetz: „Alle im Reich gelegenen Konzentrationslager sind judenfrei zu machen und sämtliche Juden sind nach Auschwitz und Lublin zu deportieren.“

März 1943 Reichsweite „Fabrikaktion“, alle noch in Arbeitslagern und kriegswichtigen Betrieben beschäftigten „Volljuden“ werden verhaftet und in Konzentrationslager nach Auschwitz und ins „Generalgouvernement“ deportiert

27.2.1943 Befehl von Wilhelm Pützer (1893-1945), Leiter des Judenreferats der Gestapo-Außendienststelle Bielefeld, das „jüdische Arbeitseinsatzlager in Paderborn“ aufzulösen und deren Insassen und weitere Juden aus dem Sprengel bis zum 1. März, also zwei Tage später, nach Bielefeld zu bringen, wo sie „spätestens“ bis 13 Uhr im „Saal der Eintracht“ eintreffen mussten.

27.2.1943 die Pforte des Lagers Paderborn wird von Polizisten bewacht, um Fluchten zu verhindern

1.3.1943 Auflösung des Arbeitslagers Paderborn; mit der Bahn nach Bielefeld; mit Bussen ins Sammellager Saal im Haus der Gesellschaft „Eintracht“ am Klosterplatz

Erwin Angress berichtet:

„Die Jüdischen Lagerinsassen – insgesamt 99 – wurden in Extrawagen nach Bielefeld transportiert, die an den fahrplanmäßigen Zug ab Paderborn am 1.3.43 um 8.24 Uhr angehängt wurden. In Bielefeld gab es im Saal des Vereinslokals ,Eintracht” ein Sammellager für Juden aus dem ganzen Bezirk. Bereits in der darauffolgenden Nacht vom 1. auf den 2. März 1943 wurden alle Juden zum Bielelelder Güterbahnhof gebracht und in Waggons gepfercht. Mit diesem Zug rollten wir dann nach Auschwitz… Nur 9 Personen haben überlebt.“

2.3.1943 40 Stunden im geschlossenen Güterwaggon, Transport Bielefeld über Hannover – Erfurt – Dresden nach Auschwitz mit allen 98 Chawerim aus dem Arbeitslager

3.3.1943 Ankunft und Selektion in Auschwitz; Ernst Michel berichtet:

„Es gab nun zwei Reihen, beide rückten langsam voran. Männer an eine Seite, Frauen an die andere. … Issy schlurfte neben mir. Er war in Paderborn einer der charismatischen und zuverlässigsten Leiter. Er war dynamisch, optimistisch und stets hilfsbereit. Er war stark wie ein Stier. Er hatte Lilo in Paderborn geheiratet einige Wochen vor unserer Deportation. Sie war bereits auf der anderen Seite. Tränen rannen sein Gesicht hinunter. Ich berührte ihn. Er nickte nur.“

Eingewiesen ins Lager zum Aufbau des IG-Farben Werkes Buna Monowitz, Häftlingsnummer 105058

Kalendarium von Auschwitz vom 3.3.1943

„Reichssicherheitshauptamt Transport, Juden aus Berlin. Nach der Selektion lieferte man 535 Männer als Häftlinge ins Lager ein, sie bekamen die Nr. 104 890 – 105 424; 145 Frauen bekamen die Nr. 36 9035 – 37 079. Die übrigen wurden vergast.“

18.1.1945 Todesmarsch über 80 km von Auschwitz nach Gleiwitz; Isidor Philipp berichtet:

„Wer sich hinlegte, wurde von den SS-Männern, die auf Motorrädern fuhren, erschossen.“

„Von dort begann dann – in offenen Kohlewaggons und bei 15 Grad unter Null – die Fahrt durch Polen, Tschechoslowakei und Österreich zurück nach Deutschland.“

29.1.1945 Ankunft KL Mittelbau Dora bei Nordhausen (V2-Produktion), Häftlingsnummer 108992

29.1.1945 Aufnahme im Krankenbau des KL Mittelbau Dora mit „Pleuritis sinistra“

31.1.1945 Tod der Mutter in Auschwitz

1.3.1945 „Entlassen“

26.3.1945 Beginn der Räumung der Außenlager von Dora

27. März 1945 auf einer Transportliste für den Häftlingskrankenbau mit der Diagnose AKS.

29.3.1945 Tod im Krankenbau; offizielle Diagnose „Ruhr“; möglich ist auch die Ermordung von nicht Gehfähigen durch Phenol i.v.

Gedenken

5.4.1990 Page of Testimony von Paderborn-Chawer Alfred Ohnhaus

1.9.1918 Pages of Testimony für die Fam. Weinberg von Susanne Reber

11.3.2010 Pages of Testimony für die Fam. Weinberg von seiner Schwester Rosi Badrian

Quellen

Deutsche Minderheiten-Volkszählung 1939

https://www.bundesarchiv.de/gedenkbuch/de988349

https://www.bundesarchiv.de/gedenkbuch/de987877

https://www.bundesarchiv.de/gedenkbuch/de987930

https://collections.arolsen-archives.org/de/search/person/2751087?s=Weinberg%20G%C3%BCnther%201923&t=2412842&p=0

https://yvng.yadvashem.org/nameDetails.html?language=en&itemId=9269630&ind=2

Margit Naarmann, Ein Auge gen Zion, Paderborn, 2000; ISBN3-89498-087-7

https://www.synagoge-steinsfurt.org/de/personen/weil-gedenktafel/weinberg,-g%C3%BCnther

Kurt Salinger, Nächstes Jahr im Kibbutz, Paderborn 1998

https://www.statistik-des-holocaust.de/list_ger_wfn_43a.html

Veröffentlicht von Franz-Josef Wittstamm

Geboren 31. Mai 1951 in Recklinghausen Gymnasium Petrinum 1961 bis Abitur1970 Studium der Humanmedizin in Bochum Approbation 1981 Promotion1982 Facharzt für Innere Medizin, Kardiologie, Intensivmedizin Im Ruhestand seit 2016

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