Fritz Schäfer
*16.6.1907 in Posen; ✡ 3.4.1943 in Auschwitz
Staatsangehörigkeit deutsch
Religion jüdisch
Vater Albert Schäfer *24.5.1879 in Berlin; ✡1943 in Auschwitz
Mutter Rosa Schäfer geb. Badt *1882
Stiefmutter Rachel Simon *10.10.1894 in Zydowo; ✡1943 in Auschwitz
Geschwister
Kurt Kenneth Jack Schäfer/Shepperd *31.7.1909 in Posen; Überlebender
Margot Schäfer *20.10.1913 in Posen; Aktivistin der Norwegischen Arbeiter Partei; ✡1990
Cousin
Siegbert Schäfer*14.3.1906 in Posen; ✡24.12.1941 in Buchenwald
Beruf Angestellter der Synagogengemeinde
Adressen Berlin; Schniebinchen; Güstrow; Paderborn
Heirat –
Kinder –
Weiterer Lebensweg
17.5.1939 in Berlin Prenzlauer Berg bei den Eltern bei Minderheiten-Volkszählung
23.6.1939 Vertrag zwischen der RVJD und der Stadt Paderborn zur Errichtung des Umschulungs- und Einsatzlagers Paderborn, Grüner Weg 86;
Fritz Schäfer als Gruppenleiter „Madrich“ in Schniebinchen
1939/1940 Fritz Schäfer als Madrich im Hachscharalager Ahrensdorf
Herbert Growald war Madrich in Ahrensdorf von Juli 1939 bis Januar 1940; er schreibt über die Übergabe der Leitung des Lagers:
„Von Ahrensdorf aus wurde ich in die Zentrale des „Hechaluz“ nach Berlin berufen. – Ora (Borinski FJW) und Fritz Schäfer blieben als verantwortliche Madrichim im Landwerk Ahrensdorf.„
23.3.1941 aus dem Lager Schniebinchen als Madrich angemeldet ins Lager Paderborn
5.7.1941 behördliche Anordnung zur Auflösung der Hachschara-Lager; Umbenennung „Jüdisches Arbeitseinsatzlager Paderborn“
November 1942 in Kraft tretendes Gesetz: „Alle im Reich gelegenen Konzentrationslager sind judenfrei zu machen und sämtliche Juden sind nach Auschwitz und Lublin zu deportieren.“
20.2.1943 neue Richtlinien des Reichssicherheitshauptamtes für die „technische Durchführung der Evakuierung“
März 1943 Reichsweite „Fabrikaktion“, alle noch in Arbeitslagern und kriegswichtigen Betrieben beschäftigten „Volljuden“ werden verhaftet und in Konzentrationslager nach Auschwitz und ins „Generalgouvernement“ deportiert
27.2.1943 Befehl von Wilhelm Pützer (1893-1945), Leiter des Judenreferats der Gestapo-Außendienststelle Bielefeld, das „jüdische Arbeitseinsatzlager in Paderborn“ aufzulösen und deren Insassen und weitere Juden aus dem Sprengel bis zum 1. März, also zwei Tage später, nach Bielefeld zu bringen, wo sie „spätestens“ bis 13 Uhr im „Saal der Eintracht“ eintreffen mussten.
27.2.1943 die Pforte des Lagers Paderborn wird von Polizisten bewacht, um Fluchten zu verhindern
1.3.1943 Deportation der Mutter nach Auschwitz, 31. Osttransport
1.3.1943 Auflösung des Arbeitslagers Paderborn; mit der Bahn nach Bielefeld; mit Bussen ins Sammellager Saal im Haus der Gesellschaft „Eintracht“ am Klosterplatz
Erwin Angress berichtet:
„Die Jüdischen Lagerinsassen – insgesamt 99 – wurden in Extrawagen nach Bielefeld transportiert, die an den fahrplanmäßigen Zug ab Paderborn am 1.3.43 um 8.24 Uhr angehängt wurden. In Bielefeld gab es im Saal des Vereinslokals ,Eintracht‘ ein Sammellager für Juden aus dem ganzen Bezirk. Bereits in der darauffolgenden Nacht vom 1. auf den 2. März 1943 wurden alle Juden zum Bielelelder Güterbahnhof gebracht und in Waggons gepfercht. Mit diesem Zug rollten wir dann nach Auschwitz… Nur 9 Personen haben überlebt.“
2.3.1943 40 Stunden im geschlossenen Güterwaggon, Transport Bielefeld über Hannover – Erfurt – Dresden nach Auschwitz mit allen 98 Chawerim aus dem Arbeitslager
3.3.1943 Ankunft und Selektion in Auschwitz; Ernst Michel berichtet:
„Es gab nun zwei Reihen, beide rückten langsam voran. Männer an eine Seite, Frauen an die andere. … Issy schlurfte neben mir. Er war in Paderborn einer der charismatischen und zuverlässigsten Leiter. Er war dynamisch, optimistisch und stets hilfsbereit. Er war stark wie ein Stier. Er hatte Lilo in Paderborn geheiratet einige Wochen vor unserer Deportation. Sie war bereits auf der anderen Seite. Tränen rannen sein Gesicht hinunter. Ich berührte ihn. Er nickte nur.“
Vermutlich wurde Fritz Schäfer eingewiesen in Auschwitz III zum Aufbau des IG-Farben Werkes Buna Monowitz; die Häftlingsnummer ist unbekannt
Kalendarium von Auschwitz vom 3.3.1943
„Reichssicherheitshauptamt Transport, Juden aus Berlin. Nach der Selektion lieferte man 535 Männer als Häftlinge ins Lager ein, sie bekamen die Nr. 104 890 – 105 424; 145 Frauen bekamen die Nr. 36 9035 – 37 079. Die übrigen wurden vergast.“
Artur Posnaski schreibt:
„Zu unserem großen Leidwesen haben einige Chawerim, unter ihnen einige der besten, dies nicht überlebt. So geschah es Fritz Schäfer, einem ehemaligen Madrich aus Paderborn. Ich habe ihn jahrelang gekannt, aus unsrer gemeinsamen Arbeit in den Jugendorganisationen, wir hatten eine ähnliche Entwicklung durchgemacht. Er war ein ehrlicher Mensch, der uns mit seinem persönlichen Einsatz oft Vorbild gewesen ist.“
Ernst Piese Zimche berichtet über seinen Tod:
„Aus Ahrensdorf war auch Fritz Schäfer bei uns. … Eines Morgens fanden wir seine Schuhe vor seinem Bett stehen mit einem Zettel. ‚Für einen Chawerim!‘ Fritz Schäfer war wie vor ihm schon andere an den elektrisch geladenen Zaun gegangen und so umgekommen.“
1943 Tod in Auschwitz
Schicksal des Vaters
6.3.1943 Deportation des Vaters von Berlin nach Auschwitz, 35. Osttransport
Gedenken
4.5.1956 Page of Testimony für Fritz von seinem Cousin Josef Galewski
5.4.1990 Page of Testimony von Paderborn Chawer Alfred Ohnhaus
Quellen
Deutsche Minderheiten-Volkszählung 1939
Arthur Posnanski , In Auschwitz, in: Wiehn Erhard (Hrsg.) Wer hätte das geglaubt, 2010
Herbert Fiedler, Eine Geschichte der Hachschara; Verein Internationale Begegnungsstätte Hachschara-Landwerk Ahrensdorf e.V
Herbert und Ruth Fiedler, Hachschara, Hentrich & Hentrich 2004
https://www.bundesarchiv.de/gedenkbuch/de1149660
https://www.bundesarchiv.de/gedenkbuch/de1150068
https://www.bundesarchiv.de/gedenkbuch/de1150034
https://www.statistik-des-holocaust.de/OT430302-Paderborn4.jpg
Margit Naarmann, Ein Auge gen Zion, Paderborn, 2000; ISBN3-89498-087-7
Ernest W. Michel, „Promises Kept – Ein Lebensweg gegen alle Wahrscheinlichkeiten“, 2013
Kurt Salinger, Nächstes Jahr im Kibbutz, Paderborn 1998