Hans Erich Kantorowski
*18.5.1913 in Bernburg an der Saale; ✡ 2.9.1943 in Auschwitz
Staatsangehörigkeit deutsch
Religion jüdisch
Vater Rabbi Dr. Georg Kantorowski *24.8.1883 in Loslau; ✡30.8.1872 in Oakland
Mutter Frieda Schönfeld *4.2.1885 in Breslau; ✡30.10.1962 in San Francisco
Tante Martha Kantorowski *14.7.1876; 18.11.1945 in Shanghai
Geschwister
Eva Ruth Kantorowski *6.8.1921; Emigration USA; oo Robert Angress
Beruf Student
Adressen Bernburg; Berlin; Paderborn; Bielefeld; Kersdorf; Neuendorf
Heirat ledig
Kinder –
Weiterer Lebensweg
Vor 1921 Umzug der Familie nach Berlin
Nach Januar 1933 Emigration nach Prag
10.11.1938 Vater verhaftet im Novemberpogrom,
11.11.1938„Schutzhaft“ in Sachsenhausen; Häftlingsnummer
21.12.1938 Vater entlassen aus Sachsenhausen
17.5.1939 Schwester Ruth mit den Eltern in Berlin bei Minderheiten-Volkszählung
23.6.1939 Vertrag zwischen der RVJD und der Stadt Paderborn zur Errichtung des Umschulungs- und Einsatzlagers Paderborn, Grüner Weg 86;
Die Umschulungs- und Einsatzlager in Paderborn und Bielefeld
1939 Nachdem zahlreiche, in Bielefeld lebende Jüdinnen und Juden in „Judenhäusern“ zwangseingewiesen wurden, schloss die Reichsvereinigung der Juden in Deutschland (RVJD) mit den jeweiligen Städten Verträge zur Errichtung der Umschulungs- und Einsatzlager in Bielefeld Koblenzer Straße 4 und Paderborn, Grüner Weg 86;
Anfang September entstand für zunächst 36 Praktikanten ein Wohn- und Arbeitslager in der Koblenzer Straße 4 (heute: Artur-Ladebeck Straße 6). Das Haus beherbergte zuvor die Praxis des nach Holland geflüchteten Orthopäden Dr. med. Bernhard Mosberg.
2.9.1939 aus Berlin angemeldet als Madrich ins Hachschara-Lager Paderborn
1940 erfolgte ein Austausch männlicher Bewohner mit dem Umschulungslager Paderborn; die zionistischen Chawerim wechselten nach Paderborn und umgekehrt.
22.2.1940 abgemeldet aus Paderborn zur Hachschara in das Umschulungs- und Einsatzlager in Bielefeld Koblenzer Straße 4
März/April 1940 wegen der räumliche Enge Wechsel in das Lager in der Schloßhofstraße 73a, einem ehemaligen Gutshof.
23.3.1940 Hans Kantorowski angemeldet im Lager in der Schloßhofstraße 73a
Dort bestand auch eine Unterkunft für alte und kranke Jüdinnen und Juden („Siechenheim“) als Einrichtung der RVJD. Vom Lager aus wurden die Männer kolonnenweise bei den Straßen-, Tief- und Gleisbauarbeiten der Fa. Nebelung & Sohn eingesetzt.
3.8.1940 Hans Kantorowski abgemeldet aus Bielefeld nach Schönfeld bei Fürstenwalde
Oktober 1940 Eltern und Tante Martha Kantorowski flüchten auf dem Landwege nach Shanghai
5.7.1941 behördliche Anordnung zur Auflösung der Hachschara-Lager; Umbenennung „Jüdisches Arbeitseinsatzlager “
November 1942 in Kraft tretendes Gesetz: „Alle im Reich gelegenen Konzentrationslager sind judenfrei zu machen und sämtliche Juden sind nach Auschwitz und Lublin zu deportieren.“
20.2.1943 neue Richtlinien des Reichssicherheitshauptamtes für die „technische Durchführung der Evakuierung“
März 1943 Reichsweite „Fabrikaktion“, alle noch in Arbeitslagern und kriegswichtigen Betrieben beschäftigten „Volljuden“ werden verhaftet und in Konzentrationslager nach Auschwitz und ins „Generalgouvernement“ deportiert
Hans zuletzt im Forsteinsatzlager Kersdorf Briesen; Sammellager Neuendorf im Sande; Sammellager Berlin
19.4.1943 Deportation auf dem 37. Osttransport von Berlin nach Auschwitz; eingewiesen in Auschwitz III zum Aufbau des IG-Farben Werkes Buna Monowitz, Häftlingsnummer 116904
2.9.1943 Tod im Krankenbau von Buna Monowitz; Diagnose Pneumonie
18.11.1945 Tod der Tante Martha in Shanghai
28.4.-14.5.1949 Eltern aus der USS PRESIDENT WILSON von Shanghai nach San Francisco
Gedenken
2.1.1956 Page of Testimony von Lore Szaldujewska
4.11.1988 Page of Testimony von Schwester Ruth Angress
2014 Stolpersteinverlegung für den ehemaligen Schüler der Ernst Abbe- Oberschule, Berlin, Sonnenallee 68
Quellen
Deutsche Minderheiten-Volkszählung 1939
Auszug aus dem Hausbuch Schloßhofstraße des Einwohnermeldeamtes Bielefeld (Signatur: StArchBi, Bestand 104,3 Einwohnermeldeamt, Nr. 1547)
https://collections.arolsen-archives.org/de/document/127212891
Passenger Lists of Vessels Arriving at San Francisco, CA, 1893-1953 (National Archives Microfilm Publication M1410, roll 404, line number 17, record id 004896006_00308_16); Digital Folder Number 004896006, Image Number 00308
Todesfälle in Kalifornien, 1940 – 1997
Margit Naarmann, Ein Auge gen Zion, Paderborn, 2000; ISBN3-89498-087-7
Ernest W. Michel, „Promises Kept – Ein Lebensweg gegen alle Wahrscheinlichkeiten“, 2013
Kurt Salinger, Nächstes Jahr im Kibbutz, Paderborn 1998