Laumann Joachim

Joachim Laumann

*21.2.1913 in Königsberg; ✡ Oktober 1944 in Riga

Staatsangehörigkeit deutsch

Religion jüdisch

Vater Max Laumann *5.11.1880 in Dollstädt, Preussisch Eylau; ✡27.10. 1944 in Auschwitz

Mutter Regina Uhry *4.12.1881 in Lang Guhle, Rawitsch; ✡9.2.1944 in Theresienstadt

Geschwister –

Beruf Autoschlosser

Adressen Königsberg, Ober Haberberg; Paderborn Grüner Weg 86; Bielefeld, Schloßhofstraße 73 a; Oelde, Wallstraße 18

Heirat 6.12.1941 in Oelde

Ellen Löwenstein *8.8.1921 in Hamm; Krankenschwester; ✡28.3.2006 in Hamm

Kinder

Weiterer Lebensweg

Volksschule, Realschule

23.6.1939 Vertrag zwischen der RVJD und der Stadt Paderborn zur Errichtung des Umschulungs- und Einsatzlagers Paderborn, Grüner Weg 86;

10.1.1940 aus Königsberg angemeldet im Lager Paderborn

Das Umschulungs- und Einsatzlager in Bielefeld Schlosshofstraße 73 a

1939 Nach­dem zahl­rei­che, in Bie­le­feld le­ben­de Jü­din­nen und Ju­den in „Ju­den­häu­sern“ zwangs­ein­ge­wie­sen wur­den, schloss die Reichsvereinigung der Juden in Deutschland (RVJD) mit den jeweiligen Städten Verträge zur Errichtung der Umschulungs- und Einsatzlager in Bielefeld Ko­blen­zer Stra­ße 4 und Paderborn, Grüner Weg 86;

Anfang September ent­stan­d für zu­nächst 36 Praktikanten ein Wohn- und Ar­beits­la­ger in der Ko­blen­zer Stra­ße 4 (heu­te: Ar­tur-La­de­beck Stra­ße 6). Das Haus beherbergte zuvor die Praxis des nach Holland geflüchteten Orthopäden Dr. med. Bernhard Mosberg.

23.3.1940 wegen der räumliche Enge Wechsel von 57 Bewohnern in das Lager in der Schloß­hof­stra­ße 73a, einem ehemaligen Gutshof.

Dort bestand auch eine Un­ter­kunft für alte und kran­ke Jü­din­nen und Ju­den („Sie­chen­heim“) als Ein­rich­tung der RVJD. Vom Lager aus wurden die Männer kolonnenweise bei den Straßen-, Tief- und Gleisbauarbeiten der Fa. Nebelung & Sohn eingesetzt.

1940 erfolgte ein Austausch männlicher Bewohner mit dem Umschulungslager Paderborn; die zionistischen Chawerim wechselten nach Paderborn und umgekehrt. Allein am 9. und 10.Juni 1940 kommen zehn Paderborner in das Lager in der Schloß­hof­stra­ße 73a.

8.6.1940 Abmeldung in Paderborn

9.6.1940 Anmeldung in Bielefeld Wechsel ins Umschulungs- und Einsatzlager Schloßhofstraße 73 a

In Bielefeld lernt er die in Köln zur Krankenschwester ausgebildete Ellen Löwenstein kennen

5.7.1941 behördliche Anordnung zur Auflösung der Hachschara-Lager; Um­be­nen­nung „Jü­di­sches Ar­beits­ein­satz­lager Bielefeld“

3.12.1941 abgemeldet aus Bielefeld nach Oelde, um Ellen Löwenstein kurz vor der anstehenden Deportation nach Riga zu heiraten

6.12.1941 Heirat mit Ellen Löwenstein in Oelde

10.12.1941 Verhaftung mit Ehefrau Ellen (in der Gestapoliste noch als Löwenstein) und den Schwiegereltern in Oelde; Verbringung in das Sammellager Gertrudenhof in Münster

13.12.1941 Transport über Bielefeld nach Riga Skirotawa

15./16.12.1941 Ankunft Rangierbahnhof Skirotawa, Fußmarsch ins Ghetto Riga

22.12.1941 500 junge Männer aus den ersten Transporten Hannover, Kassel, Düsseldorf, Münster vom Ghetto zum Aufbau nach Salaspils; vermutlich auch Joachim Laumann

Ellen als Krankenschwester vermutlich auch im Ghettolazarett oder den kleinen Sanitätsrevieren der Gruppen tätig

2.-16.8.1942 nach Aufbau von KL Salaspils 192 junge Männer zurück ins Ghetto; bei Rückkehr erkennt ihn seine Frau Ellen kaum wieder

25. 8 1942 Eltern deportiert auf dem Transport XIV/1, Zug Da 506 Tilsit-Königsberg nach Theresienstadt

Juli-2. November 1943 schrittweise Auflösung des Ghettos; Einrichtung des Konzentrationslagers Riga-Kaiserwald und verschiedener Betriebslager mit lokaler Kasernierung; Kommandant des KL Kaiserwald Sturmbannführer Albert Sauer

November 1943 im Ellen im Bekleidungsamt der Luftwaffe(?), Armeebekleidungsamt ABA 701 in Mühlgraben, Kasernierung; sie wird schwanger; es heißt das Kind wrid nach der Geburt „weggenommen“; Abtreibungen waren im Ghetto Riga an der Tagesordnung

9.2.1944 Tod der Mutter in Theresienstadt

Sommer 1944 Auflösung des KL Kaiserwald, Riga

Juli – September 1944 Transporte der Arbeitsfähigen aus Riga per Schiff nach Stutthof

6.8-9.8.1944 1. Großer Transport mit der „Bremerhaven“ von Riga nach Danzig

9.8.1944 Ankunft von Joachim und Ellen in Stutthof

16.8.1944 Joachim geht nicht auf den Transport der 1350 Männer aus Riga nach Buchenwald

23.10.1944 Vater auf Transport Et von Theresienstadt nach Auschwitz

1944 Tod von Joachim Laumann in Stutthof vermutlich vor dem 11.11.1944, dem Tag der Flucht seiner Witwe Ellen Laumann

11.11.1944 Flucht von Ellen aus Stutthof

Erneute Verhaftung von Ellen; interniert in Regensburg angeblich im Konzentrationslager, die beiden Regensburger Außenlager des KL Flossenbürg entstanden aber erst nach dem 14.2.1945

14.2.1945 Ellen Laumann mit 14 Juden auf Transport II/33 von Regensburg nach Theresienstadt

8.10.1945 Ellen befreit in Theresienstadt

Gedenken

Stolpersteine für Joachim und Ellen Laumann in Oelde, Wallstraße 18

Quellen

Deutsche Minderheiten-Volkszählung 1939

https://www.bundesarchiv.de/gedenkbuch/de1006811

https://www.bundesarchiv.de/gedenkbuch/de909085

https://www.bundesarchiv.de/gedenkbuch/de909086

https://collections.arolsen-archives.org/de/document/4545745

https://www.statistik-des-holocaust.de/II33-1.jpg

https://www.statistik-des-holocaust.de/OT411213-Muenster7.jpg

https://www.holocaust.cz/de/opferdatenbank/opfer/20055-regina-laumann/

Margit Naarmann, Ein Auge gen Zion, Paderborn, 2000; ISBN3-89498-087-7

Ernest W. Michel, „Promises Kept – Ein Lebensweg gegen alle Wahrscheinlichkeiten“, 2013

Kurt Salinger, Nächstes Jahr im Kibbutz, Paderborn 1998

www.80jahrepogrom.jgpb.de/erwin-angress/

Deutsche Minderheiten-Volkszählung 1939

Aufbau, Nach Schweden gerettet; Ausgabe vom 22.6.1945

Bernd Philipsen, Fred Zimmak, Hrsg., Wir sollten leben, Novalis 2020

Dietlind Kautzky, Thomas Käpernick Hrsg., Mein Schicksal ist nur eins von Abertausenden VSA 2020

Wolfgang Scheffler, Diana Schulle, Buch der Erinnerung, Die ins Baltikum deportierten Juden 2011

Christin Sandow (Hrsg.), Käthe Fries, Schießen Sie mich nieder, Lukas Verlag 2017

Gertrude Schneider, Reise in den Tod, Deutsche Juden in Riga 1941-1944, Laumann-Verlag, 2008

Gertrude Schneider, Exile and Destruction, The Fate of the Austrian Jews 1938-1945; Praeger 1995

Hilde Sherman: Zwischen Tag und Dunkel. Mädchenjahre im Ghetto, Frankfurt/M.-Berlin-Wien, 1984

Anita Kugler, Scherwitz – Der Jüdische SS-Offizier, 2017

Veröffentlicht von Franz-Josef Wittstamm

Geboren 31. Mai 1951 in Recklinghausen Gymnasium Petrinum 1961 bis Abitur1970 Studium der Humanmedizin in Bochum Approbation 1981 Promotion1982 Facharzt für Innere Medizin, Kardiologie, Intensivmedizin Im Ruhestand seit 2016

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