Rolf Rolli Arno Baruch

*1.6.1920 in Hamburg; ✡ März/April 1945 in Nordhausen
Staatsangehörigkeit deutsch
Religion jüdisch

Vater Georg Baruch *21.2.1881 in Hamburg
Heirat der Eltern 5.4.1914 in Uelzen
Mutter Irma Lucas *1.3.1887 in Bochum; ✡14.10.1936 in Hamburg
Geschwister

v.l. Rolf, Irma, Helga und Marion Baruch
Helga Baruch *17.1.1915 im Hamburg; ✡11.8.1991 in Tel Aviv; oo Bernhard Arna(1910-1988);
Marion Maria Baruch *19.3.1919 in Hamburg; ✡nach Nov. 1941 in Minsk
Beruf –
Adressen Hamburg, Wrangelstr. 24
Ab 1927 Hamburg, Hirtenstr. 18 , 3 Stock
Ab 1935 Isestr. 61, 3. Stock
6.4.1937 Klosterallee 11 (lt. Kultussteuerkartei für Georg Baruch)
Heirat Januar 1942 in Neuendorf

Walli Hirschfeld *28.10.1921 in Graudenz; ✡ 1943 in Auschwitz
Kinder –
Weiterer Lebensweg
Vier Jahre Volksschule Pröbenweg, 6 Jahre „höhere Schule“ zunächst Heinrich-Hertz-Realgymnasium (Berufsziel: Lehrer)
1933 Barmitzwa für Rolf mit Rabbiner Bruno Italiener im Tempelverband Oberstraße
1934 Wechsel zur Talmud-Tora-Schule
1935 Umzug in die Isestraße 61
1.9.1936 Schwester Helga Baruch/Arna emigriert nach Heirat 1936 nach Palästina
1936 Schulabbruch, Beginn der Böttcher Lehre
Frühjahr 1938 als Praktikant ins Landwerk Ahrensdorf, Hachscharalager des Makkabi Hazair

1.11.1938 die Wiener Gruppe in Ahrensdorf in der Jüdischen Rundschau Nr. 87

mit Foto von ihm und Lucie Hahn (Fotos Herbert Sonnenfeld)
10.11.1938 Vater verhaftet im Novemberpogrom, Polizeigefängnis Fuhlsbüttel, anschließend „Schutzhaft“ im KL Sachsenhausen;
21.12.1938 Georg Baruch mit Erfrierungen an den Händen entlassen aus dem KL Sachsenhausen
November 1938 Abbruch der Lehre in Hamburg; evtl. danach kurze Zeit im Kibbuz Rissen? ( Kibbuz „Ejn Chajim“- Quell des Lebens, bestand im Hamburg 1933-1941)
10.5.1938 Rolfs Brief aus Ahrensdorf an die Familie in Hamburg
Sommer 1938 fragliche Liebesbeziehung zu Lucy Hahn aus Wien, ausgemalt im Buch von Urs Faes, Sommer in Brandenburg
17.5.1939 im Landwerk Ahrensdorf, Jüterbog, Luckenwalde bei Minderheiten-Volkszählung
23.6.1939 Vertrag zwischen der RVJD und der Stadt Paderborn zur Errichtung des Umschulungs- und Einsatzlagers Paderborn, Grüner Weg 86;
Sommer 1939 Rolf Baruch muss das Landwerk verlassen, um einer Gruppe jüngerer Praktikanten Platz zu machen
13.11.1939 Rolf Baruch mit einer Gruppe von neun Chawerim aus Garzin ins Lager Paderborn, sie waren im Sommer Herbst 1939 auf dem Rittergut Fleming zum Ernteeinsatz
3.12.1939 Walli Hirschberg aus Leipzig angemeldet im Lager Paderborn
27.5.1940 Rolf Baruch abgemeldet aus Paderborn zusammen mit Walli Hirschberg nach Schniebinchen, dann ins Hachscharalager Ellguth bei Steinau


1.7.1941 Rolf und Walli werden aus Ellguth ins Landwerk Neuendorf im Sande verlegt
5.7.1941 behördliche Anordnung zur Auflösung der Hachschara-Lager auch Ellguth bei Steinau, wo am 1. Juli zur Abwicklung des Lagers noch 14 Chawerim verbleiben
Juli 1941 ebenso wird Landwerk Ahrensdorf aufgelöst, die noch in Ahrensdorf verbliebenen 48 Chawerim ins Landwerk Neuendorf verlegt; Rückkehr einer Gruppe von 7 Chawerim aus Neuendorf nach Ahrensdorf, die für Aufräum- und Reparaturarbeiten in eingesetzt wird und nach Abschluss am 4.1.1942 aus Ahrensdorf ins Lager Paderborn verlegt wird

8.11.1941 Vater Georg und Schwester Marion aus Hamburg nach Minsk
21.11.1941 Brief an seine Schwester Helga aus Neuendorf „Walli, ich gesund, heiraten bald“
Januar 1942 Heirat in Neuendorf mit Walli Hirschfeld
Jutta Pelz teilt hier zeitweilig das Zimmer mit Walli Hirschfeld, der Freundin von Rolf Baruch; nach deren Heirat im Januar 1942 hat das Ehepaar Baruch ein eigenes Zimmer im Schloss.

Jutta Bergt geb. Pelz am 9.5.1990 in einem Brief an Rolf Baruchs Schwester Arna
19.9.1942 beide Eltern von Walli auf Transport XVI/1 von Leipzig nach Theresienstadt
November 1942 in Kraft tretendes Gesetz: „Alle im Reich gelegenen Konzentrationslager sind judenfrei zu machen und sämtliche Juden sind nach Auschwitz und Lublin zu deportieren.“
17.-26.2.1943 Schwägerin Betti Hirschfeld im Sammellager Große Hamburger Straße Berlin
20.2.1943 neue Richtlinien des Reichssicherheitshauptamtes für die „technische Durchführung der Evakuierung“
26.2.1943 Osttransport Schwägerin Betti von Berlin nach Auschwitz
März 1943 Reichsweite „Fabrikaktion“, alle noch in Arbeitslagern und kriegswichtigen Betrieben beschäftigten „Volljuden“ werden verhaftet und in Konzentrationslager nach Auschwitz und ins „Generalgouvernement“ deportiert
24.3.1943 gemeinsamer Brief mit Ehefrau Walli an Schwester Helga nach Ankündigung der Deportation „in den Osten“
10.4.1943 Verhaftung in Neuendorf; mit 158 Chawerim aus dem Landwerk Neuendorf im Sande nach Berlin, Sammellager Große Hamburger Straße
19.4.1943 37.Osttransport mit Ehefrau Walli von Berlin -> Auschwitz
Rolf bei der Selektion an der Rampe eingewiesen in Auschwitz III zum Aufbau des IG-Farben Werkes Buna Monowitz, Häftlingsnummer 116942; Ehefrau Walli vermutlich ins Gas geschickt
18.1.1945 „Evakuierung aller drei Auschwitz-Lager; ca 60 000 Häftlinge auf dem Todesmarsch über 80 km von Auschwitz nach Gleiwitz; Isidor Philipp berichtet:
„Wer sich hinlegte, wurde von den SS-Männern, die auf Motorrädern fuhren, erschossen.“
„Von dort begann dann – in offenen Kohlewaggons und bei 15 Grad unter Null – die Fahrt durch Polen, Tschechoslowakei und Österreich zurück nach Deutschland.“
2.2.1945 Transport von Rolf mit vielen anderen Paderbornern in das KL Mittelbau Dora bei Nordhausen, V2-Produktion, von dort direkt ins KL-Außenlager von Mittelbau Dora, in die Boelcke-Kaserne in Nordhausen; Dora-Mittelbau war Außenlager des KZ Buchenwald Sommer 1943-Oktober 1944, dann eigenständiges Konzentrationslager
Rolf eingeteilt zum Arbeitskommando 32 BII Boelcke Kaserne (32 = Maschinenablader)
4.3.1945 notiert mit SS H 4/3 (= 4. März 1945)
3.4.1945 fataler Luftangriff der Allierten auf die Boelcke-Kaserne mit 1000 Toten und 2000 weiteren in den nächsten Wochen
Tod von Rolf Baruch in der Boehlke Kaserne vermutlich nach dem alliiertem Luftangriff vom 3.4.1945
11.4.1945 Befreiung von Nordhausen durch US-Truppen (3rd Armored Division, 104th Infantry Division, 9th Infantry Division)
5. 2. 1945 die Schwiegereltern Albert und Paula Hischfeld mit dem einzigen „Freiheitstransport“ aus dem Ghetto Theresienstadt am Transport Ew, Nr.334 Zugnummer 182 T über Konstanz nach Kreuzlingen in die Schweiz
Gedenken
5.5.1999 Pages of Testimony für Walli und Betti Hirschfeld von Schwester Deborah Meyer
28.1.2003 Pages of Testimony für Rolf, Georg und Marion Baruch von seiner Nichte Magi Arna
2014 Roman von Urs Faes „Sommer in Brandenburg“
Stolperstein für Rolf am Grasweg 72 vor der Heinrich Hertz Schule , der Folgeschule vom Heinrich Hertz Realgymnasium an der Bundesstraße
Stolpersteine für Rolf, seinen Vater und Schwester Marion in Hamburg in der Heinrich Barth Str. 8, zuvor „Judenhaus“
Stolpersteine für Rolf, seinen Vater und Schwester Marion in Hamburg, Hirtenstr. 17 früher 18
Quellen
Deutsche Minderheiten-Volkszählung 1939
Hildegard Thevs, Stolpersteine in Hamburg- Hamm, Biographische Spurensuche; Landeszentrale für politische Bildung ISBN 978-3-929728-01-9
Marions Buch „Ach schau an, und wer küsst mir?“ Der kurze Lebensweg der Marion Baruch; Hrsg. Galerie Morgenland / Geschichtswerkstatt Eimsbüttel. VSA Verlag. ISBN 978-3-89965-771 – 5
https://www.stolpersteine-hamburg.de/?MAIN_ID=7&BIO_ID=1883
https://www.bundesarchiv.de/gedenkbuch/de1045413
https://www.bundesarchiv.de/gedenkbuch/de1071935
https://www.bundesarchiv.de/gedenkbuch/de837540
https://www.bundesarchiv.de/gedenkbuch/de837536
https://www.bundesarchiv.de/gedenkbuch/de837493
www.baruchfamily.wordpress.com/2015/06/10/walli-hirschfeld/
www.baruchfamily.wordpress.com/2020/06/23/the-death-of-rolf-baruch-an-end-to-a-family/
https://www.geschichtomat.de/orte/geschichten/#231
Urs Faes, Ein Sommer in Brandenburg, Roman, Suhrkamp 2015
https://www.ushmm.org/online/hsv/person_view.php?PersonId=3319671
https://www.ushmm.org/online/hsv/person_view.php?PersonId=3319672
https://www.statistik-des-holocaust.de/OT411108-2.jpg
Margit Naarmann, Ein Auge gen Zion, Paderborn, 2000; ISBN3-89498-087-7
Ernest W. Michel, „Promises Kept – Ein Lebensweg gegen alle Wahrscheinlichkeiten“, 2013
Kurt Salinger, Nächstes Jahr im Kibbutz, Paderborn 1998