Mansfeld Walter

Walter Mansfeld

* 29.6.1910; ✡ April 1945 vermutlich auf dem Todesmarsch nach Flossenbürg

Staatsangehörigkeit deutsch, staatenlos

Vater Schlaume Siegmund Mansfeld *11.9.1869 in Lüchow; ✡ 11.4.1943 in Theresienstadt

Mutter Johanna Löwenstein *18.1.1870 in Wusterhausen; ✡ 14.4.1944 in Theresienstadt

Großvater Max Mansfeld; Heirat am 26.7.1866 in Güstrow; Tabakhändler in Lüchow

Großmutter Mathilde Merle Rothenburg *28.8.1842 in Güstrow

Onkel Josua Richard Mansfeld *5.6.1867 in Lüchow

Onkel Willy Mansfeld *19.8.1877 in Salzwedel; ✡1942 in Riga;

Tante Karoline Holländer-Mansfeld *13.4.1882 in München-Gladbach (heute Mönchengladbach) ✡1942 in Riga;

Geschwister

Ottilie Mansfeld *20.1.1900 in Lüchow; ✡1942 in Riga;

unehelicher Sohn Heino Heinz Mansfeld *8.8.1937 in Berlin; ✡1942 in Riga;

Ottilie, Stenotypistin gemeldet u.a, in Düsseldorf, Wuppertal, Berlin, Lüchow.

Margarete Grete Mansfeld *8.3.1903 in Lüchow; Überlebende; oo Erich Führmann (*6.1.1899, „Arier“); Tochter Rosemarie Führmann *14.4.1931 in Braunschweig;

Elli Mansfeld *18.5.1906 in Lüchow; ✡nach Mai 1942 in Lublin

Cousine

Elisabeth Mansfeld *29.8.1920 in Lüchow; ✡1942 in Riga;

Beruf Händler für Häute Felle, RohprodukteKürschner

Adressen Lüchow, Kalandstraße 5; Altmahlisch; Paderborn, Grüner Weg 86

Heirat 18.11.1941 in Berlin Ursula Leyser Mansfeld *20.10.1914 in Berlin; ✡1942 in Riga

Kinder keine

Weiterer Lebensweg

Ab 1910 Vater Siegmund und Onkel Willy betreiben in Lüchow einen Handel mit Fellen, Rohprodukten und Metallen;

Foto Museum Wustrow, NS Archiv

Im Familienbetrieb ist auch Walter tätig

Oktober 1938 Alfred Lind (*11.5.1897 in Walldorf /Meiningen), der Verlobte von Elli Mansfeld, kann zusammen mit seinem Freund Justin Ortweiler aus Walldorf (beide Fellhändler) in die USA ausreisen;

er gibt als Heimatadresse Fut. (ure) wife E. Mansfeld an

10.11.1938 Novemberpogrom in Lüchow; die damals elfjährige Lydia Kulow geb. Grebien, Schülerin der Mittelschule in Lüchow, erinnert sich:

„Als ich eines Tages morgens früh bei Schuster Kautz ankam, sah ich, dass seine Schaufenster und seine Steppmaschinen kurz und klein geschlagen waren. Herr Kautz war sehr aufgeregt darüber. Diese Aktion sollte nicht ihm, sondern dem Hauseigentümer Mansfeld gelten, der Jude war.“

17.5.1939 Walter mit den Eltern, Schwester Ottilie und Neffe Heinz in Lüchow bei Minderheiten-Volkszählung

17.5.1939 Schwester Margarete mit Ehemann und Tochter Rosemarie in Braunschweig bei Minderheiten-Volkszählung

23.6.1939 Vertrag zwischen der RVJD und der Stadt Paderborn zur Errichtung des Umschulungs- und Einsatzlagers Paderborn, Grüner Weg 86;

30.9.1939 abgemeldet aus Lüchow nach Neuendorf, arbeitet auf einem Hof in Altmahlisch, Kreis Lebus, nahe Neuendorf im Sande, Haschara Lager Landwerk Neuendorf, vermutlich, weil im Landwerk keine freien Plätze mehr zur Verfügung standen

19.11.1939 aus Altmahlisch zusammen mit Isidor Philipp (Recklinghausen), Helmut Marx (Mönchengladbach) und Heinz Cohn (Königsberg) angemeldet im Lager Paderborn

26.11.1939 abgemeldet aus Paderborn zurück nach Lüchow

Oktober 1941 Walter beantragt Erlaubnis, für das Aufgebot nach Berlin reisen zu dürfen

18.11.1941 Walter heiratet in Berlin Ursula Leyser, vermutlich angesichts der bevorstehenden Deportation

19.11.1941 Ursula Mansfeld von Berlin nach Lüchow umgemeldet

19.11.1941 Cousine Elisabeth Mansfeld kommt aus Hamburg Grindelallee 54 (jüdisches Viertel) zurück, wohl ebenfalls wegen der bevorstehenden Deportation ihrer Eltern; sie war zuvor bei jüdischen Familien in Hamburg gemeldet, zuletzt bei Familie Cohen vermutlich als Hausmädchen

27.11.1941 die örtliche Genossenschaft unterstützt ihn mit einer Arbeitsstelle Schwester Elli, Walldorf, Kleffelgasse, arbeitet in einer Rechtsanwaltskanzlei, später leitet sie das Büro für jüdische Auswanderung in Meiningen; Margarete wohnt nach Heirat in Braunschweig

November 1942 Deportationsbefehl der Gestapo, sich am Bahnhof Lüchow zum Abtransport einzufinden. Lydia Kulow aus Lüchow berichtet:

„Ich vergaß die Sache bald und bekam auch nicht mit, dass die Lüchower Juden, eben diese Familie Mansfeld, eines Tages ein Schreiben bekamen, sie hätten sich auf den Bahnhof Lüchow zwecks Umsiedlung einzufinden. Dort kam es zu einer Tragik. Eine junge Frau der jüdischen Familie Mansfeld, die einen unehelichen Jungen von einem „Arier“ hatte, wurde von ihrem kleinen Sohn Heini getrennt. Der Bahnangestellte Herr Giese und seine Frau, die Eltern meiner Schulfreundin Helga, empörten sich sehr darüber. Gute Bekannte mahnten sie zum Schweigen. Das Kind wurde abtransportiert und zwei Tage später auch die Mutter.“

3.12.1941 Abmeldung aus Lüchow; Schwester Elli kommt aus Meinigen nach Lüchow

3.12.1941 Transport von Bahnhof Lüchow nach Lüneburg mit 6 weiteren Mitgliedern der Familie Mansfeld: Walter und Frau Ursula, Schwester Ottilie mit ihrem Sohn Heinz, Onkel Willy, Tante Karolina und Cousine Elisabeth

4.12.1941 42 Juden aus dem Regierungsbezirk Lüneburg weiter nach Hamburg (9 aus Lehrte, 7 aus Lüchow 7 aus Winsen/Luhe, 5 aus Burgdorf, je 4 aus Lüneburg und Sehnde, je 2 aus Celle und Uelzen und je 1 aus Burg und Schlieckau)

6.12. 1941 Transport Hamburg – Riga

9.12.1941 Ankunft in Riga Skirotawa, Fußmarsch ins Riga Außenlager Jungfernhof

10.5.1942 Schwester Elli, aus Walldorf/Meiningen/Thüringen mit dem Transport Weimar-Leipzig nach Belzec

19.-20.7.1942 beide Eltern Transport VI/2 Hamburg – Kiel nach Theresienstadt

Juli-2. November 1943 schrittweise Auflösung des Ghettos; Einrichtung des Konzentrationslagers Riga-Kaiserwald und verschiedener Betriebslager mit lokaler Kasernierung; Kommandant des KL Kaiserwald Sturmbannführer Albert Sauer

Sommer 1944 Auflösung des KL Kaiserwald, Riga

Juli – September 1944 Transporte der Arbeitsfähigen aus Riga per Schiff nach Stutthof

6.8-9.8.1944 1. Großer Transport mit der „Bremerhaven“ von Riga nach Danzig

13.8.1944 Deportation mit dem Zug aus Stutthof nach Buchenwald

16.8.1944 Ankunft mit 1350 Männern aus dem Ghetto Riga, dann KL Stutthof in Buchenwald; Unterbringung in Zelten im „Kleinen Lager“; Häftlingsnummer 83204

8.9.1944 Verlegt ins Buchenwald-Außenlager „Wille“ Hydrierwerk in Tröglitz

8.2.1945 Zurück in Buchenwald, untergebracht im Block 59, Arbeitskommando 20 a (Holzhof)

19.2.1945 Schwester Margarete („privilegierte Mischehe“) nach Theresienstadt

5.4.1945 Himmlers Befehl zur Evakuierung von Buchenwald (47500 Häftlinge);

6.-10.4.1945 Die SS beginnt mit der Evakuierung des Konzentrationslagers; etwa 28.000 Häftlinge des Stammlagers und mindestens 10.000 Häftlinge der Außenlager werden auf insgesamt 60 Marschrouten – meist zu Fuß – auf die Todesmärsche getrieben, 12000 (Schätzung) kommen auf diesen Märschen um.

6.4. 1945 von den ca. 6000 Juden im Lager, können etwa 3000 versteckt werden; 3105 Juden werden im Lager zusammengetrieben, in den Werkshallen der DAW (Deutsche Ausrüstungswerke) eingesperrt und Richtung Flossenburg in Marsch gesetzt

7.4.1945 Todeszug nach Dachau verlässt Weimar mit ca. 7000 Häftlingen

10.4.1945 an diesem Tag verlassen 9.280 Insassen Buchenwald in zwei Kolonnen; die Lager-SS kündigt für den folgenden Tag die vollständige Räumung des Lagers an.

Evakuierung des KL Buchenwald in Güterwaggons nach Theresienstadt, Flossenbürg und Dachau

11.4.1945 Befreiung von Buchenwald durch das 37. Panzerbataillon der 4. US-Panzerdivision

22.6.1945 Margarete kehrt aus Theresienstadt nach Braunschweig zurück

10.10.1947 Margaretes Adresse Braunschweig Rosenstraße 13

Gedenken

6.3.2015 Elf Stolpersteine für die Familie Mansfeld in Lüchow, Kalandstraße 5

November 2022 Premiere des Theaterstücks „Hermine Katz und das ungeheure Wissen der Dachböden“ der Freien Bühne Wendland in der Jeetzel-Oberschule Lüchow mit Kerstin Wittstamm in der Hauptrolle

Quellen

Deutsche Minderheiten-Volkszählung 1939

https://www.bundesarchiv.de/gedenkbuch/de924612

https://www.bundesarchiv.de/gedenkbuch/de924606

https://www.bundesarchiv.de/gedenkbuch/de924602

https://www.bundesarchiv.de/gedenkbuch/de924605

https://www.bundesarchiv.de/gedenkbuch/de1001477

https://www.bundesarchiv.de/gedenkbuch/de1008124

https://collections.arolsen-archives.org/en/document/5009939

https://collections.arolsen-archives.org/en/document/128450780

https://www.holocaust.cz/de/opferdatenbank/opfer/23578-johanna-mansfeldt/

Passenger and Crew Lists of Vessels Arriving at New York, New York, 1897-1957 (National Archives Microfilm Publication T715, roll 6246); Records of the Immigration and Naturalization Service, Record Group 85

https://www.statistik-des-holocaust.de/list_ger_nwd_411206-l2.html

http://www.ghetto-theresienstadt.de/pages/m/mannsfeldm.htm

https://drive.google.com/file/d/1N8Q8XD5-I6Kuu4uQtFl1LiIf-syfwKKi/view?usp=share_link

https://www.freiebuehnewendland.de/archiv-mansfeld/

Margit Naarmann, Ein Auge gen Zion, Paderborn, 2000; ISBN3-89498-087-7

Ernest W. Michel, „Promises Kept – Ein Lebensweg gegen alle Wahrscheinlichkeiten“, 2013

Kurt Salinger, Nächstes Jahr im Kibbutz, Paderborn 1998

www.80jahrepogrom.jgpb.de/erwin-angress/

Wolfgang Scheffler, Diana Schulle, Buch der Erinnerung, Die ins Baltikum deportierten Juden 2011

http://www.geschichtsverein-bordesholm.de/Veroeffentlichungen/Jahrbuecher/J06_7_Fentsahm_Evakuierungsmarsch.pdf

Christin Sandow (Hrsg.), Käthe Fries, Schießen Sie mich nieder, Lukas Verlag 2017

Gertrude Schneider, Reise in den Tod, Deutsche Juden in Riga 1941-1944, Laumann-Verlag, 2008

Veröffentlicht von Franz-Josef Wittstamm

Geboren 31. Mai 1951 in Recklinghausen Gymnasium Petrinum 1961 bis Abitur1970 Studium der Humanmedizin in Bochum Approbation 1981 Promotion1982 Facharzt für Innere Medizin, Kardiologie, Intensivmedizin Im Ruhestand seit 2016

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