Günther Wartenberger
*8.5.1912 in Königshütte; ✡1943 in Auschwitz
Staatsangehörigkeit deutsch
Religion jüdisch
Vater Julius Wartenberger *14.8.1885 in Alt-Gleiwitz
Mutter Elsa Götz *2.9.1882 in Swietochlowice
Onkel Otto Wartenberger *7.12.1887 in Alt-Gleiwitz; ✡ in Auschwitz
Geschwister –
Cousins
Helmut Wartenberger *17.7.1921 in Beuthen; ✡ in Auschwitz
Kurt Wartenberger *9.2.1923 in Beuthen; ✡ in Auschwitz
Gottfried Wartenberger *1925 in Beuthen; ✡ in Auschwitz
Beruf –
Adressen Königshütte; Breslau, Sadowastraße 45 (ul. Swobodna); Paderborn, Grüner Weg 86
Heirat 1.12.1941 in Paderborn Ursula Bönisch *14.4.1922 in Breslau; ✡1943 in Auschwitz
Kinder –
Weiterer Lebensweg
10.11.1938 Vater verhaftet im Novemberpogrom, „Schutzhaft“ in Buchenwald; Häftlingsnummer
2.12.1938 Vater entlassen aus Buchenwald
17.5.1939 mit den Eltern in Breslau bei Minderheiten-Volkszählung
23.6.1939 Vertrag zwischen der RVJD und der Stadt Paderborn zur Errichtung des Umschulungs- und Einsatzlagers Paderborn, Grüner Weg 86;
20.11.1939 Cousins Helmut und Kurt Wartenberger aus dem Ernteeinsatzlager Obersdorf kommend angemeldet in Paderborn
5.1.1940 Cousins Helmut und Kurt Wartenberger aus Paderborn abgemeldet nach Beuthen, Bahnhofstraße 30
5.7.1941 behördliche Anordnung zur Auflösung der Hachschara-Lager; Umbenennung „Jüdisches Arbeitseinsatzlager Paderborn“
28.7.1941 mit Ursula Bönisch aus Breslau, Sadowastraße 45 kommend angemeldet in Paderborn
1.12.1941 Heirat vor dem Standesamt Paderborn mit Ursula Bönisch
November 1942 in Kraft tretendes Gesetz: „Alle im Reich gelegenen Konzentrationslager sind judenfrei zu machen und sämtliche Juden sind nach Auschwitz und Lublin zu deportieren.“
20.2.1943 neue Richtlinien des Reichssicherheitshauptamtes für die „technische Durchführung der Evakuierung“
März 1943 Reichsweite „Fabrikaktion“, alle noch in Arbeitslagern und kriegswichtigen Betrieben beschäftigten „Volljuden“ werden verhaftet und in Konzentrationslager nach Auschwitz und ins „Generalgouvernement“ deportiert
27.2.1943 Befehl von Wilhelm Pützer (1893-1945), Leiter des Judenreferats der Gestapo-Außendienststelle Bielefeld, das „jüdische Arbeitseinsatzlager in Paderborn“ aufzulösen und deren Insassen und weitere Juden aus dem Sprengel bis zum 1. März, also zwei Tage später, nach Bielefeld zu bringen, wo sie „spätestens“ bis 13 Uhr im „Saal der Eintracht“ eintreffen mussten.
27.2.1943 die Pforte des Lagers Paderborn wird von Polizisten bewacht, um Fluchten zu verhindern
1.3.1943 Auflösung des Arbeitslagers Paderborn; mit der Bahn nach Bielefeld, dann mit Bussen ins Sammellager Saal im Haus der Gesellschaft „Eintracht“ am Klosterplatz
Erwin Angress berichtet:
„Die Jüdischen Lagerinsassen – insgesamt 99 – wurden in Extrawagen nach Bielefeld transportiert, die an den fahrplanmäßigen Zug ab Paderborn am 1.3.43 um 8.24 Uhr angehängt wurden. In Bielefeld gab es im Saal des Vereinslokals ,Eintracht‘ ein Sammellager für Juden aus dem ganzen Bezirk. Bereits in der darauffolgenden Nacht vom 1. auf den 2. März 1943 wurden alle Juden zum Bielelelder Güterbahnhof gebracht und in Waggons gepfercht. Mit diesem Zug rollten wir dann nach Auschwitz… Nur 9 Personen haben überlebt.“
2.3.1943 40 Stunden im geschlossenen Güterwaggon, Transport Bielefeld über Hannover – Erfurt – Dresden nach Auschwitz mit allen 98 Chawerim aus dem Arbeitslager
3.3.1943 Ankunft und Selektion in Auschwitz; Ernst Michel berichtet:
„Es gab nun zwei Reihen, beide rückten langsam voran. Männer an eine Seite, Frauen an die andere. … Issy schlurfte neben mir. Er war in Paderborn einer der charismatischen und zuverlässigsten Leiter. Er war dynamisch, optimistisch und stets hilfsbereit. Er war stark wie ein Stier. Er hatte Lilo in Paderborn geheiratet einige Wochen vor unserer Deportation. Sie war bereits auf der anderen Seite. Tränen rannen sein Gesicht hinunter. Ich berührte ihn. Er nickte nur.“
Unklar, ob er eingewiesen wurde in Auschwitz III zum Aufbau des IG-Farben Werkes Buna Monowitz, keine Häftlingsnummer
Kalendarium von Auschwitz vom 3.3.1943
„Reichssicherheitshauptamt Transport, Juden aus Berlin. Nach der Selektion lieferte man 535 Männer als Häftlinge ins Lager ein, sie bekamen die Nr. 104 890 – 105 424; 145 Frauen bekamen die Nr. 36 9035 – 37 079. Die übrigen wurden vergast.“
4.3.1943 Vater von Breslau nach Auschwitz
Gedenken
15.12.1978 Pages of Testimony für die Cousins Helmut und Kurt von Cousin Bruno Goldman
5.4.1990 Pages of Testimony für Gunther und Ursula von Paderborn Chawer Alfred Ohnhaus
Quellen
Deutsche Minderheiten-Volkszählung 1939
https://www.bundesarchiv.de/gedenkbuch/de986173
https://www.bundesarchiv.de/gedenkbuch/de846348
https://www.statistik-des-holocaust.de/OT430302-Paderborn4.jpg
Margit Naarmann, Ein Auge gen Zion, Paderborn, 2000; ISBN3-89498-087-7
Ernest W. Michel, „Promises Kept – Ein Lebensweg gegen alle Wahrscheinlichkeiten“, 2013
Kurt Salinger, Nächstes Jahr im Kibbutz, Paderborn 1998
www.80jahrepogrom.jgpb.de/erwin-angress/