Brecher Hermann

Hermann Lauber / Brecher

*26.11.1923 in Bochum; oo in Breslau Malka Goldberg; ✡5.7.2015 in Jaffa

Staatsangehörigkeit polnisch

Vater Moses Meier Max Lauber ab 1933 Brecher *13.9.1887 in Kolomea; Hausierer; ✡ 1.3.1942 in Archangelsk

Heirat der Eltern 1922

Familie Brecher

Mutter Rachel Bittkower *24.10.1889 in Peczenyzn, Kolomea; ✡20.3.1937 in Bochum; jüdischer Friedhof

Geschwister

Fanni Lauber ->Brecher *26.3.1925 in Bochum; ✡2015 in Israel; oo Israel Bibla *1917 in Warschau

Frieda Brecher *23.1.1928 in Bochum; Zwilling von Norbert; oo Israel Matjas Weinberg-Carmeli

Norbert Lauber *23.1.1928 in Bochum ; ✡ 26.2.1929 in Bochum

Beruf Schüler

Adressen Bochum, Märkische Straße, Jägerstraße 12

Heirat in Breslau Malka Goldberg *3.5.1925 in Lodz; ✡1996

Kinder

1950 Meir Brecher

1953 Amikaj Brecher

Weiterer Lebensweg

Hermann Brecher berichtet über seine Kindheit :

„Eine der frommsten Familien war die Familie Lustmann. Der Herr Lustmann wollte am Samstag eine Mizwa machen und lud sehr oft Juden zu sich nach Hause, um über die wöchentliche Vorlesung der Thora zu erzählen. Für uns Jungen war das immer sehr schön, denn dann bekamen wir von Frau Lustmann immer einen Teller Marmelade.“

1927-1933 Vater Mitglied der KPD

1933 behördlich angeordnete Änderung des Familiennamens Lauber in Brecher

1934 Hermann aktiv im Sportverein Schild des RJF Bochum

20.3.1937 Mutter Rachel stirbt nach langer schwerer Krankheit in Bochum; Beisetzung auf dem jüdischen Friedhof

Meier Brecher in Zbaszyn

28. 10. 1938 mit dem Vater, Bruder Hermann und Schwester Fanni vom Bochumer Hauptbahnhof an der Hattinger Straße nach Bentschen, Zbaszyn deportiert.

Sommer 1939 Frieda Brecher Otwock bei Danzig, Sommer Pensionat mit 110 Kindern

1939 Hermann und Fanny in ein Hachschara Lager in Bialystok;

Hermann Brecher über Moskau, Odessa, Istanbul, Syrien und den Iran nach Palästina;

11.2.1941 Einreise Hermann in Haifa Palästina;

1.6.1942 Eintritt in den Dienst der Royal Army

5.6.1943 Einbürgerung von Hermann Brecher in Palästina; Unterstützer S. Bittkower (!)

1944 Eintritt in die Jewish Brigade der 8.  Royal Army; zunächst in Nordafrika

1944/45 kämpft die Jewish Brigade in Italien

1945 desertiert er aus der Brigade; zur Schwester Fanny nach Stalinsk, Sibirien;

1945-1947 Arbeit in einer Fabrik in Stalinsk

1947 emigriert er nach Breslau Polen;

Juni 1956 Posener Arbeiter-Aufstand; Bewegung in Ungarn und Polen scheitert

3.3.1957 auf der SS Jerusalem nach Haifa nach Israel;

5.7.2015 Tod im Altenheim in Jaffa (Tel-Aviv)

Schicksal der Geschwister und des Vaters

28.8.1939 Schwester Fanny Brecher nach Auflösung des Hachschara- Lager mit ihrem Vater nach Kolomea, sowjetisch besetzter Teil Galiziens; später Woronesz, dann Stalinsk, Sibirien;

Sommer 1939 Frieda Brecher nach Otwock bei Danzig, Sommer Pensionat mit 110 Kindern, dort aus gewählt für den Kindertransport aus Polen

Ende Juli 1939 Frieda mit dem 2. Kindertransport aus Otwock, den polnischen Hafen von Gdynia auf der SS Warszawa nach Harwich, England

1.8.1939 Ankunft von Frieda an den  London Docks nahe der Tower Bridge 100 Kinder

2.8.1939 Ankunft im Wyberlye Ladies Convalescent Home in Burgess Hill, Sussex bei Brighton;

7.8.1939 Brief des Vaters Meier Brecher aus Zbaszyn

An Frieda Brecher, Wyberlye Ladies Convalescent Home in Burgess Hill, Sussex England

„Liebe süße Friedel!

Dein lieben Brief vom 2. Habe ich mit Freude erhalten. Ich freue mich, dass du gesund und munter bist und dass es dir dort gut gefällt. Ich gehe jeden Tag zum Stadion und denke ich werde dich sehen können, aber leider bist du weit entfernt von mir. Nun muss ich mich aber doch freuen, dass du mit G’s Hilfe nach England gekommen bist, ich freue mich herzlich, dass du unter den Glückskindern bist, die mit dem 1. Transport gefahren sind. Der 2. Transport wird erst am 25. Von Otwock fahren. Liebe Friedel, ich muss mich wundern, dass du meine Doppelkarte nach Otwock nicht erhalten hast, ich habe zweimal geschrieben. Ich erhielt von Hermann ein Schreiben und beigelegt den Brief, welchen du an Hermann geschrieben hast. Hermann und Fani schreiben alles sie sind gesund und munter. Sie freuen sich sehr, dass du nach England gefahren bist. Ich schicke den Brief, den du mir von England geschrieben hast, zu Hermann. Ich habe zu Dr. Bagno nach Warschau geschrieben, ob er Hermann und Fani nach England schicken kann. Ich habe Antwort bekommen, dass kein Platz mehr ist. Wie hast du dich dort eingelebt, ist Deine Wäsche in Ordnung, hast du dir die Monogramme eingenäht, welche ich Dir mitgegeben habe. Wie gefällt es dir dort. Schreibe mir auf alles genau Antwort. Ich habe ein Schreiben bekommen von Herrn Lauber aus Herne. Er ist jetzt in Kolomea. Er war bei meines Bruders Kinder und die freuen sich schon wenn ich nach Kolomea kommen werde, die wollen mich dort gut aufnehmen, dass ich dort bleiben kann.Ich habe die Hoffnung, dass wir – so G’tt will – alle gesund zusammen kommen werden. Sonst habe ich nichts neues zu berichten, ich werde vorläufig hier bleiben, wenn ich fahren sollte, schreibe ich dir sofort. Das Stadion lässt Dich herzlich grüßen. Ich grüße dich herzlich und 1000 000 Küsse Dein treuer Vater.

Hermann und Fani, Tante Henze (Bittkower) und Lotte lassen Dich auch vielmals grüßen. Grüße alle bekannten Kinder von deinem Vater.“

Später Unterkunft in einer englischen Familie in Burgess Hill, Sussex

10.9.1942 Vater wegen antisowjetischer Propaganda verhaftet,

5.11.1940 Meier Brecher zu 8 Jahren Straflager verurteilt

1.3.1942 Tod des Vaters im Lager Archangelsk

Nach 1945 Frieda zurück nach Deutschland

2.1.1946 Geburt des Sohnes von Schwester Fanny Zew Bibla in Stalinsk

1946 Fanni nach Breslau;

1948 Fanni ins DP-Camp Deggendorf

1948 Frieda zu Schwester Fanni ins DP-Camp Deggendorf

4.4.1949 Emigration der Schwestern Fanni und Frieda nach Palästina  

Gedenken

Grabstein für Rachel Brecher auf dem jüdischen Friedhof in Bochum

Grabstein für Norbert Lauber auf dem jüdischen Friedhof in Bochum

20.11.2006 Stolperstein für den Vater Meier in Bochum, Königsallee 16/Ecke Hattinger Straße

Quellen

https://www.bochum.de/C125830C0042AB74/vwContentByKey/W2ABRA4G517BOCMDE/$FILE/041_Brecher,%20Meier.pdf

Hermann Brecher, Kindheit in Bochum vor und nach 1933, in Eriinern für die Zukunft, Bochum, 2002

Briefe und persönliche Dokumente von Judith Jäckel, zur Verfügung gestellt von ihrem Sohn, David Gastman, New York, 2022

https://www.bundesarchiv.de/gedenkbuch/de29033

https://www.bundesarchiv.de/gedenkbuch/de848005

https://collections.arolsen-archives.org/archive/66588968/?p=1&s=Bibla%201925&doc_id=66588968

Hubert Schneider, Die Entjudung des Wohnraums: Judenhäuser in Bochum; Münster, 2010

Hubert Schneider, Leben nach dem Überleben; LIT-Verlag 2014

Gedenkbuch der Opfer der Shoa aus Bochum und Wattenscheid, 2000

Manfred Keller, Spuren im Stein, ein Bochumer Friedhof als Spiegel jüdischer Geschichte, 1997

Veröffentlicht von Franz-Josef Wittstamm

Geboren 31. Mai 1951 in Recklinghausen Gymnasium Petrinum 1961 bis Abitur1970 Studium der Humanmedizin in Bochum Approbation 1981 Promotion1982 Facharzt für Innere Medizin, Kardiologie, Intensivmedizin Im Ruhestand seit 2016

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