Heinz Rosenhain
*7.10.1913 in Leipzig; ✡29.4.1945 im KL Mauthausen
Staatsangehörigkeit deutsch
Religion jüdisch
Vater Friedrich Rosenhain *31.3.1875 in Königsberg; Buchdruckerei; +1929
Hochzeit der Eltern 4.1.1906 in Berlin
Mutter Anna Laske *13.10.1880 in Preußisch-Stargard; ✡1943 in Riga
Geschwister
Alice Rosenhain *6.12.1907 in Berlin; oo Marcus Eiger (*1908, ✡8.12.1941 Groß-Rosen)
Fritz Rosenhain *19.9.1921 in Leipzig; ✡März 1945 Todesmarsch
Beruf –
Adressen Leipzig, Nordstraße 54, Scheffelstraße 20
Heirat Anni Neumann*19.7.1916 in Leipzig; ✡ 23.5.1996 Tod in Cranbury, Middlesex, NY
Kinder
Weiterer Lebensweg
10.11.1938 verhaftet im Novemberpogrom, „Schutzhaft“ in Sachsenhausen
Dezember 1938 Entlassung des Vaters aus dem KL Sachsenhausen mit der Auflage, Deutschland zu verlassen
17.5.1939 mit der Mutter und Schwester Emmi in Leipzig bei Minderheiten-Volkszählung
17.5.1939 Heinz Rosenhain in Leipzig bei Minderheiten-Volkszählung ; Schwiegermutter Jachet Neumann ist seine Vermieterin
29.9.1939 Vater Leo mit zweiter Frau Dora bei britischem Census in Cookham
Anni mit Heinz Rosenbaum von Gut Winkel, Spreenhagen nach Neuendorf
17.-30.12.1939 Schwägerin Emma Neumann auf der SS VOLENDAM von Rotterdam nach New York
Seine Ehefrau Anni war zunächst auch auf Passagierliste, wird aber gestrichen
5.7.1941 behördliche Anordnung zur Auflösung der Hachschara-Lager; Umbenennung der noch bestehenden in „Jüdisches Arbeitseinsatzlager“
Juli -September 1941 Auflösung des Hachscharalagers Ahrensdorf; Verlegung in das Lehrgut Neuendorf im Sande;
21.1.1942 BruderWalter mit seiner Mutter auf dem Transport Dresden /Leipzig nach Riga; Walter nachträglich auf der Transportliste eingetragen, vermutlich um die Mutter nicht allein zu lassen
November 1942 in Kraft tretendes Gesetz: „Alle im Reich gelegenen Konzentrationslager sind judenfrei zu machen und sämtliche Juden sind nach Auschwitz und Lublin zu deportieren.“
20.2.1943 neue Richtlinien des Reichssicherheitshauptamtes für die „technische Durchführung der Evakuierung“
März 1943 Reichsweite „Fabrikaktion“, alle noch in Arbeitslagern und kriegswichtigen Betrieben beschäftigten „Volljuden“ werden verhaftet und in Konzentrationslager nach Auschwitz und ins „Generalgouvernement“ deportiert
10. 4.1943 Aus Neuendorf mit LKW nach Fürstenwalde, von dort mit der Bahn nach Berlin; zu Fuß ins Sammellager Große Hamburger Straße
19.4.1943 auf dem 37. Osttransport als Teil der Fabrikaktion, allein 153 Personen aus dem Landwerk Neuendorf bei Fürstenwalde.
Esther Bejerano erinnert sich:
„Wohin der Zug fuhr, wussten wir nicht. Die Waggons waren überfüllt und wir konnten uns kaum bewegen. Wenn wir mal austreten wollten, mussten wir über die Menschen steigen, um an die Kübel in der Ecke zu gelangen. Die Luft in den Waggons war miserabel und wurde immer schlechter.“
Esther berichtet auch, dass viele alte und schwache Menschen diesen mehrere Tage dauernden Horrortrip in den Viehwaggons nicht überlebten. Ihre Leichen blieben die ganze Zeit in den Waggons.
Mit Esther saßen viele der Jugendlichen im Waggon, mit denen sie in Neuendorf zusammen war: Eli Heymann, Schimschon Bär, Schoschana Rosenthal, Miriam Edel, Anne Borinski, Hilde Grünbaum, Karla und Sylvia Wagenberg, Herbert Growald und noch viele andere. Schimschon und Esther hatten sich getrennt, sie hatte inzwischen ein Auge auf Eli Heymann geworfen, an dessen Seite sie den Transport in die Hölle überstand.
20. 4. 1943 Ankunft in Auschwitz; Notiz im Lagerbuch von Auschwitz:
„Mit einem Transport der RSHA […] sind etwa 1 000 jüdische Männer, Frauen und Kinder eingetroffen. Nach der Selektion werden 299 Männer, die die Nummern 116754 bis 117502 erhalten sowie 158 Frauen, die die Nummern 41870 bis 42027 erhalten, als Häftlinge in das Lager eingewiesen.
Die übrigen 543 Deportierten werden in den Gaskammern getötet.“
Auschwitz-Häftlingsnummer 116887;
15.1.1945 die Häftlinge in Auschwitz hören den russischen Kanonendonner 30 km aus dem Osten
18.1.1945 Evakuierung aller drei Auschwitz-Lager; ca 60 000 Häftlinge;
18.1.1945 Beginn des Todesmarsches von 10 000 Männern aus dem KL Monowitz nach Nikolai
19.1.1945 weiter nach Gleiwitz
18.1.1945 Beginn des Todesmarsches mit 400 Frauen von Auschwitz- Birkenau nach Loslau
Auschwitz-Überlebende berichten von der Brutalität der SS-Leute während des Todesmarsches:
Sigmund Kalinski:
„Wer nicht konnte oder wer zur Seite war, wurde erschossen, bei ungefähr 15 bis 20 Grad minus in unseren Kleidern.“
Isidor Philipp berichtet:
„Wer sich hinlegte, wurde von den SS-Männern, die auf Motorrädern fuhren, erschossen.“
19. – 23.1.1945 Ankunft in den Eisenbahnknotenpunkten Gleiwitz und Loslau. Von Gleiwitz oder Loslau in Güterwaggons zu westlich gelegen Konzentrationslagern wie Buchenwald, Ravensbrück Flossenbürg und Mauthausen.
Isidor Philipp berichtet:
„Von dort begann dann – in offenen Kohlewaggons und bei 15 Grad unter Null – die Fahrt durch Polen, Tschechoslowakei und Österreich zurück nach Deutschland.“
21./22.1. 1945 Ankunft der Frauen in Loslau
22.1.-27.1.1945 Ehefrau Anni auf Transport in offenen Kohlewaggons über KL Groß-Rosen und KL Sachsenhausen (jeweils wegen Überfüllung abgewiesen) bis ins KL Ravensbrück;
Nach Schätzungen starben bei diesen Räumungstransporten von Auschwitz insgesamt zwischen 9.000 und 15.000 Häftlinge.
25.1.1945 Ankunft von Heinz Rosenhainim KL Mauthausen
29.4.1945 Tod von Hans Rosenhain im KL Mauthausen
5.5.1945 Befreiung des KL Mauthausen durch US-Truppen
23.5.1996 Tod der Anni Rosenhain/Neumann in Cranbury, Middlesex
Gedenken
25.3.1990 Page of Testimony für Heinz Rosenhain von Eli Heimann
31.3.1999 Page of Testimony für Heinz und irrtümlich auch für Anni Rosenhain von Gertrud Maier Weinflasch, die mit beiden in Gut Winkel war
Stolperstein für Heinz Rosenhain in Leipzig
Quellen
Video-Interview mit Issy Philipp 1994
Esther Bejerano, Man nannte mich Krümel, Curio Verlag 1989
Esther Bejerano, Erinnerungen, Laika Verlag, 2013
Anneliese Ora Borinski, Erinnerungen
Diethard Aschoff, „Jeden Tag sahen wir den Tod vor Augen“. Der Auschwitzbericht der Recklinghäuserin Mine Winter, in: VZ 94 – 96, 1995 – 97, Hrsg. W. Burghardt, S. 321 – 386
Naftali-Rosenthal-Ron, Aufblitzende Erinnerungen, Autobiografie; deutsche Übersetzung von Alice Meroz, Berlin 2015
Deutsche Minderheiten-Volkszählung 1939
Danuta Czech, Lagerbuch von Auschwitz
Passenger and Crew Lists of Vessels Arriving at New York, New York, 1897-1957 (National Archives Microfilm Publication T715, roll 6430); Records of the Immigration and Naturalization Service, Record Group 85
Passenger and Crew Lists of Vessels Arriving at New York, New York, 1897-1957 (National Archives Microfilm Publication T715, roll 7147); Records of the Immigration and Naturalization Service, Record Group 85
www.bundesarchiv.de/gedenkbuch/en950842
https://www.bundesarchiv.de/gedenkbuch/de854278
https://www.bundesarchiv.de/gedenkbuch/de255949
https://www.bundesarchiv.de/gedenkbuch/de255625
https://www.bundesarchiv.de/gedenkbuch/de255764
https://collections.arolsen-archives.org/de/document/127212887
https://collections.arolsen-archives.org/de/document/127212883
https://www.ortschroniken-mv.de/images/d/d9/MAL_KZ_Aussenlager.pdf
https://www.ernster.com/annot/564C42696D677C7C393738333839313434333533387C7C504446.pdf?sq=2
https://www.topfundsoehne.de/ts/de/service/mediathek/videos/2020/139178.html
Ernest W. Michel, „Promises Kept – Ein Lebensweg gegen alle Wahrscheinlichkeiten“, 2013