Meyersohn Ruth

Ruth Meyersohn

*8.6.1922 in Rügenwalde, Kreis Schlawe; ✡ 1.5.2013 in Sde Eliyahu

Staatsangehörigkeit deutsch

Religion jüdisch

Vater Leo Meyersohn *21.10.1883 in Schubin; ✡in Auschwitz

Mutter Elsa Baruch *26.4.1896 in Rügenwalde; ✡ 4.3.1943 Suicid in Berlin

Großeltern Bernhard und Rosa Baruch, Rügenwalde

Onkel Alfred Baruch *7.1.1877 in Rügenwalde

Tante Franziska Baruch *22.12.1877 in Rügenwalde

Tante Erna Hasenfratz geb. Baruch *26.12.1893 in Rügenwalde

Onkel Georg Baruch *2.10.1897 in Rügenwalde

Tante Anna Posner geb. Baruch *24.9.1898 in Rügenwalde

Onkel Hubert Posner *19.1.1896 in Tarnowke, Flatow

Geschwister

Walter Meyersohn *23.2.1920 in Rügenwalde; ✡26.3.1944 in Auschwitz

Beruf

Adressen Rügenwalde, Erbstraße 38; Berlin Charlottenburg, Stuttgarter Platz 11

Heirat 1.12.1946 in Sde Eliyahu mit Willy Müller *29.12.1922 in Marisfeld; ✡20.6.2013

Kinder

Uri Mor *1948

Devorah Mor *1953

Reuven Mor *1958

Enkelkinder 21

Weiterer Lebensweg

31.10.1938 Ankunft des Willy Müller (späterer Mann) in Haifa

10.11.1938 Vater verhaftet im Novemberpogrom, „Schutzhaft“ in Sachsenhausen

17.12.1938 Entlassung des Vaters aus dem KL Sachsenhausen mit der Auflage, Deutschland zu verlassen

17.5.1939 Ruth mit den Eltern und Bruder Walter in Rügenwalde bei Minderheiten-Volkszählung

17.5.1939 Tante Anna und Onkel Hubert Posner in Rügenwalde, Markt 15 bei Minderheiten-Volkszählung

30.10.1939 Bruder Walter Rügenwalde ins Landwerk Neuendorf zur Hachschara

11.6.1940 Ruth aus Rügenwalde ins Landwerk Neuendorf zur Hachschara

1940 freundet sie sich in Neuendorf mit Mine Winter an, die gemeinsam mit ihr im Hühnerbereich arbeitet

5.7.1941 behördliche Anordnung zur Auflösung der Hachschara-Lager; Um­be­nen­nung der noch bestehenden in „Jü­di­sches Ar­beits­ein­satz­lager“

November 1942 in Kraft tretendes Gesetz: „Alle im Reich gelegenen Konzentrationslager sind judenfrei zu machen und sämtliche Juden sind nach Auschwitz und Lublin zu deportieren.“

20.2.1943 neue Richtlinien des Reichssicherheitshauptamtes für die „technische Durchführung der Evakuierung“

März 1943 Reichsweite „Fabrikaktion“, alle noch in Arbeitslagern und kriegswichtigen Betrieben beschäftigten „Volljuden“ werden verhaftet und in Konzentrationslager nach Auschwitz und ins „Generalgouvernement“ deportiert

10. 4.1943 Aus Neuendorf mit LKW nach Fürstenwalde, von dort mit der Bahn nach Berlin; zu Fuß ins Sammellager Große Hamburger Straße

19.4.1943 auf dem 37. Osttransport als Teil der Fabrikaktion, allein 153 Personen aus dem Landwerk Neuendorf bei Fürstenwalde.

Esther Bejarano erinnert sich:

„Wohin der Zug fuhr, wussten wir nicht. Die Waggons waren überfüllt und wir konnten uns kaum bewegen. Wenn wir mal austreten wollten, mussten wir über die Menschen steigen, um an die Kübel in der Ecke zu gelangen. Die Luft in den Waggons war miserabel und wurde immer schlechter.“

Esther berichtet auch, dass viele alte und schwache Menschen diesen mehrere Tage dauernden Horrortrip in den Viehwaggons nicht überlebten. Ihre Leichen blieben die ganze Zeit in den Waggons.
Mit Esther saßen viele der Jugendlichen im Waggon, mit denen sie in Neuendorf zusammen war: Eli Heymann, Schimschon Bär, Schoschana Rosenthal, Miriam Edel, Anne Borinski, Hilde Grünbaum, Karla und Sylvia Wagenberg, Herbert Growald und noch viele andere. Schimschon und Esther hatten sich getrennt, sie hatte inzwischen ein Auge auf Eli Heymann geworfen, an dessen Seite sie den Transport in die Hölle überstand.

20. 4. 1943 Ankunft in Auschwitz; Notiz im Lagerbuch von Auschwitz:

„Mit einem Transport der RSHA […] sind etwa 1 000 jüdische Männer, Frauen und Kinder eingetroffen. Nach der Selektion werden 299 Männer, die die Nummern 116754 bis 117502 erhalten sowie 158 Frauen, die die Nummern 41870 bis 42027 erhalten, als Häftlinge in das Lager eingewiesen.
Die übrigen 543 Deportierten werden in den Gaskammern getötet.“

Ruth Meyersohn bekommt die Häftlingsnummer 41967 in den linken Unterarm tätowiert

15.1.1945 die Häftlinge in Auschwitz hören den russischen Kanonendonner 30 km aus dem Osten

18.1.1945 Evakuierung aller drei Auschwitz-Lager; ca 60 000 Häftlinge;

18.1.1945 Beginn des Todesmarsches mit 400 Frauen von Auschwitz- Birkenau nach Loslau

Todesmarsch der Frauen , Zeichnung von Ella Liebermann

Auschwitz-Überlebende berichten von der Brutalität der SS-Leute während des Todesmarsches:

Zofia Posmysz:

„Der letzte Tag in Auschwitz war der 18. Januar. Nach drei Tagen und drei Nächten zu Fuß wurden wir in offenen Güterwagen nach Ravensbrück gebracht.“

Asher Aud:

„Wenn wir sind gegangen Totenmarsch, da sind keine Menschen gegangen, da sind nur Skelette gegangen.“

Sigmund Kalinski:

„Wer nicht konnte oder wer zur Seite war, wurde erschossen, bei ungefähr 15 bis 20 Grad minus in unseren Kleidern.“

Isidor Philipp berichtet:

„Wer sich hinlegte, wurde von den SS-Männern, die auf Motorrädern fuhren, erschossen.“

19. – 23.1.1945 Ankunft in den Eisenbahnknotenpunkten Gleiwitz und Loslau. Von Gleiwitz oder Loslau in Güterwaggons zu westlich gelegen Konzentrationslager wie Buchenwald, Ravensbrück

Isidor Philipp berichtet:

„Von dort begann dann – in offenen Kohlewaggons und bei 15 Grad unter Null – die Fahrt durch Polen, Tschechoslowakei und Österreich zurück nach Deutschland.“

21./22.1. 1945 Ankunft in Loslau

22.1.-27.1.1945 Miriam mit Anni auf Transport in offenen Kohlewaggons über KL Groß-Rosen und KL Sachsenhausen (jeweils wegen Überfüllung abgewiesen) bis ins KL Ravensbrück; dort zunächst ins „Jugendlager“,

Nach Schätzungen starben bei diesen Räumungstransporten von Auschwitz insgesamt zwischen 9.000 und 15.000 Häftlinge.

März/ April 1945 bei Auflösung des „Jugendlagers“ für wenige Tage ins „Frauenlager“

Anfang April 1945 mit einem Personenzug ins Lager Malchow, Außenlager des KL Ravensbrück

April 1945 Erneute Todesmärsche“ mit jeweils 2000 bis 3000 Frauen in zahlreichen Kolonnen aus dem bereits überfüllten KL Ravensbrück in mehrere Richtungen. Geschwächte und kranke Häftlinge, die dem Marsch nicht mehr folgen konnten, wurden erschossen. Die etwa 1500 Überlebenden des ca. 60 km langen Fußmarsches, die im April 1945 im Außenlager Malchow ankamen, sollten hier nur wenige Tage bleiben.

April 1945 Ankunft im Außenlager Malchow.

1.5. 1945 Befehl der SS, das Lager Malchow zu räumen, Todesmarsch über Plau endet in Lübz.

1.5.1945 werden sie erneut auf dem Marsch getrieben. In der Umgebung der Stadt Crivitz traf der größere Teil der Sachsenhausener Häftlinge aus dem Waldlager Below auf die Frauen aus dem KL Ravensbrück, deren Todesmarsch sie über das Außenlager Malchow, nicht weit von Below entfernt, geführt hatte.

Der Zug mischt sich mit großen Flüchtlingsströmen. Die Wachmannschaften werden von Tag zu Tag weniger, bis sie ganz verschwunden sind.

Juli/August 1945 Gehringshof Kibbuz Buchenwald

18.8.1945 verlassen 80 Chaluzim – 53 Männer, 27 Frauen – den Gehringshof

Mit Lkw der US-Army nach Fulda; mit dem Zug über Baden nach Marseille

8.September 1945 Alijah Beth von 1200 Emigranten auf der SS MATAROA von Marseille nach Haifa

15.8.1945 Ankunft in Haifa

Ab Juli 1946 in regelmäßigem Briefkontakt mit Mine Winter

1960 besucht sie ihre Tante Anna Posner in New York

Weitere Daten zur Familie

14.-19.6.1939 Anna Posner mit Ehemann Hubert und Sohn Alfred  auf der SS QUEEN MARY von Southampton nach New York

12.2.1940 Alfred Baruch ab Stettin ins Ghetto Piaski

13.1.1942 Franziska Baruch ab Berlin ins Ghetto Riga

12.1.1943 Georg Baruch ab Berlin nach Auschwitz

3.3.1943 Vater Leo und Schwägerin Erna Hasenfratz geb. Baruch mit dem 33. Osttransport von Berlin nach Auschwitz

4.3.1943 Mutter Elsa begeht Suicid in Berlin

Gedenken

4.10.1955 Pages of Testimony für ihre Eltern und Bruder Walter von Ruth Meyersohn Müller

Quellen

https://www.bundesarchiv.de/gedenkbuch/de837430

https://www.bundesarchiv.de/gedenkbuch/de1048758

https://www.bundesarchiv.de/gedenkbuch/de1045522

https://www.bundesarchiv.de/gedenkbuch/de1067732

https://www.bundesarchiv.de/gedenkbuch/de1120809

Passenger and Crew Lists of Vessels Arriving at New York, New York, 1897-1957 (National Archives Microfilm Publication T715, roll 6349); Records of the Immigration and Naturalization Service, Record Group 85

Video-Interview mit Issy Philipp 1994

Esther Bejarano, Man nannte mich Krümel, Curio Verlag 1989

Esther Bejarano, Erinnerungen, Laika Verlag, 2013

Anneliese Ora Borinski, Erinnerungen

Diethard Aschoff, „Jeden Tag sahen wir den Tod vor Augen“. Der Auschwitzbericht der Recklinghäuserin Mine Winter, in: VZ 94 – 96, 1995 – 97, Hrsg. W. Burghardt, S. 321 – 386

Naftali-Rosenthal-Ron, Aufblitzende Erinnerungen, Autobiografie; deutsche Übersetzung von Alice Meroz, Berlin 2015

Deutsche Minderheiten-Volkszählung 1939

Danuta Czech, Lagerbuch von Auschwitz

https://www.bundesarchiv.de/gedenkbuch/de1120796

https://www.bundesarchiv.de/gedenkbuch/de1120890

https://www.bundesarchiv.de/gedenkbuch/de1120809

https://www.bundesarchiv.de/gedenkbuch/de1120942

https://collections.arolsen-archives.org/de/document/127212883

https://www.ortschroniken-mv.de/images/d/d9/MAL_KZ_Aussenlager.pdf

https://www.ernster.com/annot/564C42696D677C7C393738333839313434333533387C7C504446.pdf?sq=2

https://collections.arolsen-archives.org/de/document/127212887

https://www.spiegel.de/geschichte/esther-bejarano-ist-tot-erinnungen-an-den-sommer-1945-a-06923ddf-6dc0-4c75-8136-011be044df7a

https://www.topfundsoehne.de/ts/de/service/mediathek/videos/2020/139178.html

https://collections.arolsen-archives.org/de/document/127212883

Ernest W. Michel, „Promises Kept – Ein Lebensweg gegen alle Wahrscheinlichkeiten“, 2013

Veröffentlicht von Franz-Josef Wittstamm

Geboren 31. Mai 1951 in Recklinghausen Gymnasium Petrinum 1961 bis Abitur1970 Studium der Humanmedizin in Bochum Approbation 1981 Promotion1982 Facharzt für Innere Medizin, Kardiologie, Intensivmedizin Im Ruhestand seit 2016

Schreiben Sie einen Kommentar

Ihre E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert