Heinz Cohn
*14.4.1914 in Hombruch, Dortmund; ✡ 22.4.1943 in Auschwitz
Staatsangehörigkeit deutsch
Religion jüdisch
Vater Max Cohn *6.7.1866 in Sangerhausen✡8.9.1941 in Dortmund
Heirat der Eltern 8.8.1912 in Magdeburg- Neustadt
Mutter Ida Franke *13.2.1872 in Alsleben ✡ 25.9.1942 in Treblinka
Geschwister
Sofie Susi Johanna Cohn *25.2.1916 in Hombruch; ✡7.10.2005 in Harrow; oo Willi Reissner(1919-1968)
Beruf Kontorist
Adressen Dortmund Hombruch, Bahnhofstraße 26, nach Eingemeindung Harkortstraße 26; Münsterstraße 96 (heute 106), Mallinckrodtstraße 110
Heirat Elli Stern *31.7.1919 in Hoppstädten; ✡ 22.4.1943 in Auschwitz
Tochter
Mathel Sara Cohn *6.12.1942 in Berlin; ✡ 22.4.1943 in Auschwitz
Weiterer Lebensweg
Manufakturwarengeschäft des Vaters in Hombruch
12.5.1939 abgemeldet aus Dortmund nach Spreenhagen
17.5.1939 im Gut Winkel bei Minderheiten-Volkszählung
3.8.1939 Schwester Sofie emigriert nach England
1.7.1941 noch 62 Chawerim in Gut Winkel
5.7.1941 behördliche Anordnung zur Auflösung der Hachschara-Lager; Umbenennung der noch bestehenden in „Jüdisches Arbeitseinsatzlager“
Juli -September 1941 Auflösung des Hachscharalagers Gut Winkel, Spreenhagen
Zwangszuweisung in das Forsteinsatzlager Hasenfelde
1941 Zwangsumzug der Eltern in das Judenhaus Parsevalstraße in Huckarde
8.9.1941 Vater erleidet einen Schlaganfall und verstirbt in Dortmund
1942 Zwangsarbeit auf dem Rittergut Garzau und Einsatzlager Seelow/Mark
30.7.1942 Mutter von Dortmund mit Transport X/1nach Theresienstadt
23.9.1942 Mutter mit Transport Bq von Theresienstadt nach Treblinka
November 1942 in Kraft tretendes Gesetz: „Alle im Reich gelegenen Konzentrationslager sind judenfrei zu machen und sämtliche Juden sind nach Auschwitz und Lublin zu deportieren.“
20.2.1943 neue Richtlinien des Reichssicherheitshauptamtes für die „technische Durchführung der Evakuierung“
März 1943 Reichsweite „Fabrikaktion“, alle noch in Arbeitslagern und kriegswichtigen Betrieben beschäftigten „Volljuden“ werden verhaftet und in Konzentrationslager nach Auschwitz und ins „Generalgouvernement“ deportiert
10. 4.1943 mit 15 Chawerim aus Hasenfelde mit LKW nach Fürstenwalde, von dort mit der Bahn nach Berlin; zu Fuß ins Sammellager Große Hamburger Straße
19.4.1943 auf dem 37. Osttransport als Teil der Fabrikaktion, allein 153 Personen aus dem Landwerk Neuendorf bei Fürstenwalde.
Esther Bejarano erinnert sich:
„Wohin der Zug fuhr, wussten wir nicht. Die Waggons waren überfüllt und wir konnten uns kaum bewegen. Wenn wir mal austreten wollten, mussten wir über die Menschen steigen, um an die Kübel in der Ecke zu gelangen. Die Luft in den Waggons war miserabel und wurde immer schlechter.“
Esther berichtet auch, dass viele alte und schwache Menschen diesen mehrere Tage dauernden Horrortrip in den Viehwaggons nicht überlebten. Ihre Leichen blieben die ganze Zeit in den Waggons.
Mit Esther saßen viele der Jugendlichen im Waggon, mit denen sie in Neuendorf zusammen war: Eli Heymann, Schimschon Bär, Schoschana Rosenthal, Miriam Edel, Anne Borinski, Hilde Grünbaum, Karla und Sylvia Wagenberg, Herbert Growald und noch viele andere. Schimschon und Esther hatten sich getrennt, sie hatte inzwischen ein Auge auf Eli Heymann geworfen, an dessen Seite sie den Transport in die Hölle überstand.
20. 4. 1943 Ankunft in Auschwitz; Notiz im Lagerbuch von Auschwitz:
„Mit einem Transport der RSHA […] sind etwa 1 000 jüdische Männer, Frauen und Kinder eingetroffen. Nach der Selektion werden 299 Männer, die die Nummern 116754 bis 117502 erhalten sowie 158 Frauen, die die Nummern 41870 bis 42027 erhalten, als Häftlinge in das Lager eingewiesen.
Die übrigen 543 Deportierten werden in den Gaskammern getötet.“
Vermutlich mit Frau und Kind kurz nach der Ankunft in den Gaskammern ermordet
Gedenken
Pages of Testimony für Heinz, seine Frau Elli und Tochter Mathel von seiner Schwester Sofie Johanna Reissner, Nichte Vivien Harris Reissner, außerdem von Gertrud Maier Weinflasch, die zahlreiche PoT für Chawerim aus Gut Winkel geschrieben hat
Quellen
https://www.bundesarchiv.de/gedenkbuch/de1027553
https://www.bundesarchiv.de/gedenkbuch/de901891
Video-Interview mit Issy Philipp 1994
Esther Bejarano, Man nannte mich Krümel, Curio Verlag 1989
Esther Bejarano, Erinnerungen, Laika Verlag, 2013
Anneliese Ora Borinski, Erinnerungen
Diethard Aschoff, „Jeden Tag sahen wir den Tod vor Augen“. Der Auschwitzbericht der Recklinghäuserin Mine Winter, in: VZ 94 – 96, 1995 – 97, Hrsg. W. Burghardt, S. 321 – 386
Naftali-Rosenthal-Ron, Aufblitzende Erinnerungen, Autobiografie; deutsche Übersetzung von Alice Meroz, Berlin 2015
Deutsche Minderheiten-Volkszählung 1939
Danuta Czech, Lagerbuch von Auschwitz
https://collections.arolsen-archives.org/de/document/127212883
https://www.ortschroniken-mv.de/images/d/d9/MAL_KZ_Aussenlager.pdf
https://www.ernster.com/annot/564C42696D677C7C393738333839313434333533387C7C504446.pdf?sq=2
https://www.topfundsoehne.de/ts/de/service/mediathek/videos/2020/139178.html
https://collections.arolsen-archives.org/de/document/127212883
Ernest W. Michel, „Promises Kept – Ein Lebensweg gegen alle Wahrscheinlichkeiten“, 2013