Seligmann Pinchas Levi

*1.10.1903 in Haigerloch; ✡ 28.3.1970 in New York
Staatsangehörigkeit deutsch
Religion jüdisch
Vater Moritz Levi *17.7.1864 ✡7.7.1932 in Haigerloch
Heirat der Eltern 29.8.1892
Mutter Fanny Schwab *28.7.1870 in Haigerloch; ✡ 23.2.1941 in Haigerloch
Großvater Seligman Levi *16.10.1822 in Haigerloch; ✡ 19.9.1902 in Haigerloch
Geschwister
Alfred Levi *30.11.1892 in Haigerloch; ✡ 1942 in Auschwitz; oo Brunhilde Haberer
Jacob Jack Levi *18.5.1895 in Haigerloch; ✡ 12.7.1979 in NY; oo Meta Löwengard
Irma Levi *20.1.1896 in Haigerloch; ✡ 1942 Bezirk Lublin
Hilde Levi *7.12.1907 in Haigerloch; ✡ 30.12.1996 New Jersey; oo 1944 Josef Reinhold
Beruf –
Adressen
Heirat 26.8.1942 in Nahariyah Ruth Lieselotte Brill *10.7.1916 in Frankfurt; 25.8.1972 in NY
Kinder zwei
Ilan Moshe Levi
Weiterer Lebensweg
Vorname nach dem ein Jahr zuvor verstorbenem Großvater
Vater Moritz ist Viehhändler; Vorsteher der SG Haigerloch
1916 Bar Mitzwah in der Synagoge Haigerloch
Hachschara ins Landwerk Ahrensdorf, Pfadfinderbund Makkabi HaZair
Zeitweiliger Leiter von Ahrensdorf
17.5.1939 in Ahrensdorf bei Minderheiten-Volkszählung
Wechsel zur Hachschara in Schniebinchen bei Sommerfeld
12.8.1940 offiziell abgemeldet nach „Paraguay“
Zwei bis drei Wochen in Wien, in einer jüdischen Schule oder Lehrlingsheim
3. 9.1940 mit dem Zug von Wien nach Pressburg/ Bratislava an die Donau;
10.9.1940 zum Donauhafen von Bratislava; dort Verteilung der Chalutzim auf die drei Ausflugsdampfer URANUS, MELK und SCHÖNBRUNN
10.-20.9.1940 von Bratislava nach Tulcea am Schwarzen Meer;
Anfang Oktober 1940 werden 1000 Flüchtlinge auf die drei Schiffe SS PACIFIC, SS MILOS und SS ATLANTIC verteilt, Deutsche auf die PACIFIC, Tschechen auf die MILOS.
Zwischenstopp im Hafen Agios Nikolaos, Kreta, um Kohle aufzunehmen
31.10.1940 von britischer Marine aufgebracht und in den Hafen von Haifa geleitet
1.11.1940 Ankunft der SS PACIFIC in Haifa.
4.11.1940 Alle Passagiere der SS PACIFIC werden auf die SS PATRIA umgeschifft, dem von den Briten beschlagnahmten, als Truppentransporter umgebauten, großen französischen Frachtschiff (18 000 t)
5.11.1940 Ankunft der tschechischen Emigranten auf der SS MILOS, die ebenfalls auf die PATRIA verbracht werden
8.11.1940 Registrierung im Camp Atlith; gibt als Referenz an Cousine Lucie Berli, Beth Street 50, Chiryath – Chaim – near Haifa
zunächst auch zur Deportation nach Mauritius vorgesehen
23. oder 24.11.1940 Ankunft der SS ATLANTIC in Haifa
25.11.1940 Sprengstoff-Anschlag der Haganah im Maschinenraum der SS PATRIA, zu diesem Zeitpunkt waren bereits 1771 jüdische illegale Einwanderer auf das Schiff gebracht.
Walter Steinitz, ebenfalls aus dem Umschulungslager Paderborn kommend, berichtet:
“ Am 25.November morgens um neun Uhr mussten alle auf die Reling, denn der Colonel hatte die Instruktion gegeben, aber um 9.12 Uhr hatte ein Kommando von 60-80 jungen Leuten ins Wasser zu springen, um die Engländer abzulenken, die mit kleinen Booten die Menschen auffischten. Zeitentsprechend zündete einer von uns eine Bombe, keine Zeitbombe, und ist mitgetötet worden. Es war der zweite Transportleiter – Hans Wendel. Niemand hatte von dieser Aktion gewußt – außer acht Leuten. Innerhalb von ein paar Minuten neigte sich das Schiff zur Seite. … Von den 4000 auf der SS PATRIA zusammengedrängten Menschen verloren etwa 260 ihr Leben.“ (ca 200 von 1771)
Die ins Wasser gesprungenen und die an Bord Überlebenden werden als Schiffbrüchige der SS Patria von den Briten an Land gebracht.
25.11.1940 Internierung in einer Lagerhalle im Hafen von Haifa; die von Bord gesprungenen werden in die Arrestzellen der Polizeiwache von Haifa; Serie von Verhören, insbesondere wenn sie von den Briten der Zugehörigkeit zur Haganah verdächtigt wurden.
26.11. und 8.12.1940 die Überlebenden der SS PATRIA werden mit Bussen in das Internierungscamp Atlith verbracht;
Dezember 1940 noch auf die Umladung wartenden 1581 Emigranten auf der MILOS und ATLANTIC werden als „Detainees“ mit holländischen Frachtschiffen nach Mauritius deportiert. Dort trafen sie am 26.12.1940 ein und wurden in das das Zentralgefängnis von Mauritius nahe Beau Bassin verbracht.
1940 zunächst nur Freilassung kleiner Gruppen aus dem Camp Atlith, die eine Aufnahmeadresse in Palästina vorweisen können
September -Dezember 1941 Entlassung der meisten Internierten aus dem Camp Atlith
12.8.1945 Es sollte noch bis zum Ende des Zweiten Weltkrieges dauern, bevor die 1.310 überlebenden Flüchtlinge aus Mauritius auf der SS FRANCONIA in das ersehnte Eretz Israel gebracht werden konnten.
Schicksal der Familie
8.-16.10.1936 Schwester Mathilde auf der SS HAMBURG von Hamburg nach New York
10.11.1938 Bruder Alfred verhaftet im Novemberpogrom,
11.11.-17.12.1938 Alfred in „Schutzhaft“ im KL Dachau
5.-12.9.1939 Bruder Jakob auf der SS STATENDAM von Rotterdam nach New York

Zieladresse Schwester Hilde in New York; Ehefrau Meta noch in Rexingen
22.10.1940 Bruder Alfred mit 6500 Juden des Saarlandes, der Pfalz und Baden in das Internierungslager Gurs in Südfrankreich, in der Wagner-Bürckel-Aktion
26.4.1942 Schwester Irma ab Stuttgart deportiert nach Izbica
11.9.1942 Bruder Alfred von Drancy nach Auschwitz
23.1.1949 Schwester Mathilde reist nach Palästina ein
Gedenken
5.7.2007 Pages of Testimony für Bruder Alfred und Schwester Irma vom Neffen Ilan Moshe Levi
Grabsteine für Seligmann und Ehefrau Ruth Levy sowie Jack Levy im Cedar Park, Oradell, NJ (Hebrew Tabernacle Section)
Quellen
Deutsche Minderheiten-Volkszählung 1939
https://www.bundesarchiv.de/gedenkbuch/de911728
https://www.bundesarchiv.de/gedenkbuch/de914094
https://www.ushmm.org/online/hsv/person_view.php?PersonId=9970341
Peter W. Lande, Jewish „Training“ Centers in Germany, Manuskript von 1978 im Bestand des Centers for Jewish History
https://digipres.cjh.org/delivery/DeliveryManagerServlet?dps_pid=FL4311316
Passenger and Crew Lists of Vessels Arriving at New York, New York, 1897-1957 (National Archives Microfilm Publication T715, roll 5887); Records of the Immigration and Naturalization Service, Record Group 85
Passenger and Crew Lists of Vessels Arriving at New York, New York, 1897-1957 (National Archives Microfilm Publication T715, roll 6398); Records of the Immigration and Naturalization Service, Record Group 85
Anneliese Ora Borinski, Erinnerungen
Herbert Fiedler, Eine Geschichte der Hachschara; Verein Internationale Begegnungsstätte Hachschara-Landwerk Ahrensdorf e.V
Herbert und Ruth Fiedler, Hachschara, Hentrich & Hentrich 2004
http://www.hachschara-ahrensdorf.de/html/body_anfang.html
Naftali-Rosenthal-Ron, Aufblitzende Erinnerungen, Autobiografie; deutsche Übersetzung von Alice Meroz, Berlin 2015
Urs Faes, Ein Sommer in Brandenburg, Suhrkamp 2015
https://objekte.jmberlin.de/person/jmb-pers-12574/Herbert+Sonnenfeld?se=Suche&qps=q%3DSonnenfeld