Paul Meyer
*28.12.1916 in Ingenheim, Bergzabern; ✡ 29.3.2003 in Milford, Connecticut
Staatsangehörigkeit deutsch
Religion jüdisch
Vater Wilhelm Meyer *25.7.1867 in Ingenheim ✡vermutlich 1939/1940
Mutter Katharina Herz *16.6.1882 in Osthofen ✡ 13.8.1942 in Auschwitz
Geschwister
Beruf Praktikant
Adressen Ingenheim; Bielefeld
Heirat Lilli Meyer; ✡ vor 2003
Kinder
Martin Meyer *12.10.1955; oo Dawn Meyer
Weiterer Lebensweg
10.11.1938 Paul Meyer verhaftet im Novemberpogrom,
15.11.1938 „Schutzhaft“ im KL Dachau; Häftlingsnummer 26958
17.5.1939 mit beiden Eltern in Ingenheim bei der Minderheiten-Volkszählung
Das Umschulungs- und Einsatzlager in Bielefeld Schlosshofstraße 73 a
1939 Nachdem zahlreiche, in Bielefeld lebende Jüdinnen und Juden in „Judenhäusern“ zwangseingewiesen wurden, schloss die Reichsvereinigung der Juden in Deutschland (RVJD) mit den jeweiligen Städten Verträge zur Errichtung der Umschulungs- und Einsatzlager in Bielefeld Koblenzer Straße 4 und Paderborn, Grüner Weg 86;
Anfang September entstand für zunächst 36 Praktikanten ein Wohn- und Arbeitslager in der Koblenzer Straße 4 (heute: Artur-Ladebeck Straße 6). Das Haus beherbergte zuvor die Praxis des nach Holland geflüchteten Orthopäden Dr. med. Bernhard Mosberg.
1939 Paul Meyer zu Hachschara in das Umschulungs- und Einsatzlager in Bielefeld Koblenzer Straße 4
23.3.1940 wegen der räumliche Enge Wechsel von 57 Bewohnern in das Lager in der Schloßhofstraße 73a, einem ehemaligen Gutshof.
Dort bestand auch eine Unterkunft für alte und kranke Jüdinnen und Juden („Siechenheim“) als Einrichtung der RVJD. Vom Lager aus wurden die Männer kolonnenweise bei den Straßen-, Tief- und Gleisbauarbeiten der Fa. Nebelung & Sohn eingesetzt.
23.3.1940 wechselt Paul Meyer in das Lager in der Schloßhofstraße 73a
1940 erfolgte ein Austausch männlicher Bewohner mit dem Umschulungslager Paderborn; die zionistischen Chawerim wechselten nach Paderborn und umgekehrt.
Die Bürckel-Wagner-Aktion in Baden

16.10.1940 Paul Meyer abgemeldet aus dem Lager Bielefeld zur Mutter nach Ingenheim, vermutlich wegen des angekündigten Transportes
22.10.1940 Paul Meyer mit seiner Mutter mit 6500 Juden des Saarlandes, der Pfalz und Baden in das Internierungslager Gurs in Südfrankreich transportiert in der „Bürckel-Wagner-Aktion“ (Gauleiter Bürckel, Saarpfalz und Wagner, Baden)
10.8.1942 Mutter ab Drancy nach Auschwitz
Sosua Settlement In Puerto Plata, Santo Domingo
Juli 1938 Flüchtlingskonferenz mit Vertretern von 32 Staaten von Evian in einem Französischen Badeort.
Nur eine Zusage durch die Dominkanische Republik 10 000 Juden aufzunehmen, die später auf 100 000 erhöht wurde; und das unter dem brutalen Diktator und Hitler-Bewunderer General Rafael Trujillo Molina.
Die „Dominican Republic Settlement Association“ (DORSA) erwarb 1939 eine brachliegende ehemalige Bananenplantage in Sosúa ab. 800 jüdische Siedler kamen in der ersten Welle von 1940 bis 1942 in den ersten karibischen Kibbuz.
Im Auftrag der DORSA bereist der Ingenieur Salomon Trone, Ende der 1930er- und Anfang der 1940er-Jahre die Schweiz, England, Frankreich, insbesondere auch die Internierungslage im nicht besetzten Süden Frankreichs, so auch das Lager Gurs.
Walter Blum aus Mannheim, ein Sosua-Siedler, der ebenfalls in Gurs interniert war, berichtet:
„Aufgrund meines Visa zur Einreise in die Dominikanische Republik wurde ich im Frühjahr in ein anderes Lager in der Nähe Marseille überführt (gemeint ist Les Milles). Von dort aus konnte ich alsdann meine geplante Auswanderung nach hier im November 1941 mit Hilfe der jüdischen Organisationen durchführen. In Ciudad Trujillo landete ich am 7. Dezember 1941 und begab mich vollständig bar jeder Mittel und Güter nach Sosúa.“
Ende November 1941 reisen die 46 Sosua-Auswanderer ab Marseille über Casablanca auf der SS SERPA PINTO und treffen am 7. Dezember 1941 in der Dominikanischen Republik ein.

Paul Meyer gehörte auch zu dieser Gruppe
29.3.2003 Tod in Milford, Connecticut
Gedenken
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Quellen
Auszug aus dem Hausbuch Schloßhofstraße des Einwohnermeldeamtes Bielefeld (Signatur: StArchBi, Bestand 104,3 Einwohnermeldeamt, Nr. 1547)
Hans-Ulrich Dillmann, Susanne Heim: „Fluchtpunkt Karibik – Jüdische Emigration in der Dominikanischen Republik“. Christoph Links Verlag, Berlin 2009, 188 Seiten.
https://www.spiegel.de/geschichte/exil-in-der-karibik-a-948627.html
https://www.bundesarchiv.de/gedenkbuch/en928334
https://collections.arolsen-archives.org/de/document/130429641
Daniel Hoffmann, Lebensspuren meines Vaters, Wallstein Verlag 2007
Deutsche Minderheiten-Volkszählung 1939
Margit Naarmann, Ein Auge gen Zion, Paderborn, 2000; ISBN3-89498-087-7
Ernest W. Michel, „Promises Kept – Ein Lebensweg gegen alle Wahrscheinlichkeiten“, 2013