Lina Feldheim geb. Katzenstein
*26.9.1899 in Kassel; ✡ 6.3.1943 in Auschwitz
Staatsangehörigkeit deutsch
Religion jüdisch
Vater Julius Katzenstein *3.1.1866 in Grebenstein; ✡3.8.1938 in Kassel
Heirat der Eltern 1.7.1898 in Kassel
Mutter Jettchen Goldberg *27.3.1867 in Mansbach; ✡ unbekannt
2.Ehe des Vaters am 9.3.1920 in Altenstadt mit Ida Neumark *17.1.1879 in Mellrichstadt
Geschwister keine
Beruf Buchhalterin
Adressen Kassel; Lünen; Bielefeld, Oberntorwall 2, zuletzt Judenhaus Detmolder Straße 4
Heirat Alfred Feldheim *24.7.1898 in Lünen; ✡Frühjahr 1943 in Auschwitz-Birkenau
Schwiegereltern Uri Feldheim (1856-1936 in Lünen) und Elfriede Wolff (1875-1944 in Auschwitz)
Neffe Walter Feldheim *18.2.1912 in Dortmund; ✡9.11.1986 in Schweden
Kinder
Eva Feldheim *25.5.1931 in Lünen; ✡ 6.3.1943 in Auschwitz
Ruth Feldheim *27.6.1932 in Lünen; ✡ 6.3.1943 in Auschwitz
Weiterer Lebensweg

Alfred Feldheim als Soldat im 1. WK; obere Reihe, 2. v.l. (Fotos Stadtarchiv Lünen)
Metzger Alfred Feldheim führte gemeinsam mit seiner Frau Lina eine Rossschlachterei in der Bäckerstraße in Lünen.
10.11.1938 Verwüstung des Geschäftslokal, Ehemann Alfred aus dem Bett geholt und im Schlafanzug auf den Marktplatz gezerrt; Schutzhaft in Lünen
31.12.1938 Zwangsschließung der Rossschlachterei in Lünen

Frühjahr 1939 beide Töchter kommen ins jüdische Kinderheim nach Köln, Apernstraße
17.5.1939 mit Ehemann Alfred und Schwägerin Minna Schlaupitz/Feldheim ohne die beiden Töchter in Lünen bei der Minderheiten-Volkszählung
17.5.1939 Schwiegermutter Elfriede Feldheim als Witwe in Lünen bei der Minderheiten-Volkszählung
1939 Umzug mit Ehemann Alfred nach Bielefeld, Oberntorwall 2
1939 -1943 Lina Feldheim Buchhalterin in der Laerstraße 9, zuständig für die Bezirksstelle Westfalen
27.9.1940 Schwägerin Selma Feldheim (*1884) in der T4-Euthanasie in Brandenburg mit CO-Gas erstickt
März 1941 werden die Töchter aus dem Kinderheim nach Bielefeld geholt
2.3.1942 Tod von Schwager Albert Feldheim in der Aktion 14f13 „Häftlingseuthanasie“ vom KL Buchenwald, in der Tötungsanstalt Bernburg mit CO-Gas erstickt
18.5.1942 Zwangsumzug in das Judenhaus Detmolder Straße 4
31.7.1942 Schwägerin Minna Schlaupitz auf Transport XI/1 von Bielefeld nach Theresienstadt
29.1.1943 Schwägerin Minna Schlaupitz auf Transport Ct, Theresienstadt -> Auschwitz
20.2.1943 neue Richtlinien des Reichssicherheitshauptamtes für die „technische Durchführung der Evakuierung“
Ende Februar/März 1943 Reichsweite „Fabrikaktion“, alle noch in Arbeitslagern und kriegswichtigen Betrieben beschäftigten „Volljuden“ werden verhaftet und in Konzentrationslager nach Auschwitz deportiert, um den Arbeitskräftebedarf im Nebenlager Buna zu decken.
27.2.1943 Befehl von Wilhelm Pützer (1893-1945), Leiter des Judenreferats der Gestapo-Außendienststelle Bielefeld, das „jüdische Arbeitseinsatzlager in Bielefeld“ aufzulösen und deren Insassen und weitere Juden aus dem Sprengel bis zum 1. März, also zwei Tage später, nach Bielefeld zu bringen, wo sie „spätestens“ bis 13 Uhr im „Saal der Eintracht“ eintreffen mussten.
1.3.1943 Auflösung des Arbeitslagers Bielefeld, mit Bussen ins Sammellager Saal im Haus der Gesellschaft „Eintracht“ am Klosterplatz
Erwin Angress berichtet:
„Die Jüdischen Lagerinsassen – insgesamt 99 – wurden in Extrawagen nach Bielefeld transportiert, die an den fahrplanmäßigen Zug ab Paderborn am 1.3.43 um 8.24 Uhr angehängt wurden. In Bielefeld gab es im Saal des Vereinslokals ,Eintracht‘ ein Sammellager für Juden aus dem ganzen Bezirk. Bereits in der darauffolgenden Nacht vom 1. auf den 2. März 1943 wurden alle Juden zum Bielelelder Güterbahnhof gebracht und in Waggons gepfercht. Mit diesem Zug rollten wir dann nach Auschwitz.“

2.3.1943 Deportation von Lina Feldheim ab Bielefeld zusammen mit Ehemann und den Töchtern Eva und Ruth, dem RVJD-Mitarbeiter aus der Bezirksstelle in Bielefeld Registrator Alfred Lebach sowie aus der Verwaltungsstelle Dortmund der Büroangestellte Fritz Wolff und mehrere Vertrauensmänner aus Westfalen.
2.3.1943 ab dem Güterbahnhof Bielefeld für 40 Stunden im geschlossenen Güterwaggon, Transport Bielefeld über Hannover – Erfurt – Dresden nach Auschwitz mit den 69 Insassen des Lager Bielefeld Schloßhofstraße und allen 98 Chawerim aus dem Arbeitslager Paderborn.
3.3.1943 Ankunft und Selektion der ‚Alten Rampe‘ am Güterbahnhof von Auschwitz;
Ernst Michel berichtet:
„Es gab nun zwei Reihen, beide rückten langsam voran. Männer an eine Seite, Frauen an die andere. … Issy schlurfte neben mir. Er war in Paderborn einer der charismatischen und zuverlässigsten Leiter. Er war dynamisch, optimistisch und stets hilfsbereit. Er war stark wie ein Stier. Er hatte Lilo in Paderborn geheiratet einige Wochen vor unserer Deportation. Sie war bereits auf der anderen Seite. Tränen rannen sein Gesicht hinunter. Ich berührte ihn. Er nickte nur.“
Alfred Feldheim eingewiesen in Auschwitz III zum Aufbau des IG-Farben Werkes Buna Monowitz, auf LKW in die Quarantäneblöcke des „Arbeitslager Buna“ gebracht; Tätowierung der „nichtarischen“ Häftlinge, Zimmt bekommt die Auschwitz-Häftlingsnummer 104916 in den linken Unterarm tätowiert
Kalendarium von Auschwitz vom 3.3.1943
„Reichssicherheitshauptamt Transport, Juden aus Berlin. Nach der Selektion lieferte man 535 Männer als Häftlinge ins Lager ein, sie bekamen die Nr. 104 890 – 105 424; 145 Frauen bekamen die Nr. 36 9035 – 37 079. Die übrigen wurden vergast.“
Lina Feldheim und ihre Töchter gehörten wohl dazu.
6.3.1943 in Auschwitz Tod von Lina Feldheim mit ihren Töchtern in Auschwitz
Alfred Feldheim soll laut Paul Hoffmann in „Lebensspuren meines Vaters“ nach einer Selektion noch im Frühjahr 1943 in den Gaskammern von Auschwitz-Birkenau umgekommen sein.
Paul Hoffmann schreibt in einem aus Auschwitz herausgeschmuggeltem erhaltenen Brief an Johanne Peppmöller im Juli 1943:
„Hier sind nur noch wenige von unseren Bielefeldern, denn die meisten sind schon gleich in den ersten Wochen zusammengebrochen, um dannn in ein anderes Lager transportiert zu werden, wo sie die restlichen Tage des Lebens verbringen. Zu diesen gehört auch Herr Wachsmann, Neustädter, Zimmt, Feldheim und viele Jungens aus unserem Umschulungslager. Ich werde mich so leicht nicht unterkriegen lassen.“
Gedenken
14.3.2007 Stolpersteine für Lina Feldheim, ihren Mann und die Töchter in Bielefeld, Oberntorwall 2
Quellen
http://www.stolpersteine-bielefeld.de/das-projekt-stolpersteine/downloads/Familie%20Feldheim.pdf
https://www.bundesarchiv.de/gedenkbuch/de864529
https://www.bundesarchiv.de/gedenkbuch/de864576
https://www.bundesarchiv.de/gedenkbuch/de864561
https://www.bundesarchiv.de/gedenkbuch/de864582
https://www.bundesarchiv.de/gedenkbuch/de864556
https://www.bundesarchiv.de/gedenkbuch/de965476
https://collections.arolsen-archives.org/de/document/4977179
https://collections.arolsen-archives.org/de/document/5088860
Auszug aus dem Hausbuch Schloßhofstraße des Einwohnermeldeamtes Bielefeld (Signatur: StArchBi, Bestand 104,3 Einwohnermeldeamt, Nr. 1547)
Hartmann, Jürgen, Die Bezirksstelle Westfalen der Reichsvereinigung der Juden in Deutschland in Bielefeld 1939-1943, in: Rosenland. Zeitschrift für lippische Geschichte, 25/2021, S. 68-151. URL
Daniel Hoffmann, Lebensspuren meines Vaters, Wallstein Verlag 2007
Deutsche Minderheiten-Volkszählung 1939
https://www.statistik-des-holocaust.de/list_ger_wfn_43a.html