Alfred Lebach
* 9.6.1891 in Goslar; ✡ 5.3.1943 in Auschwitz
Staatsangehörigkeit deutsch
Religion jüdisch
Vater Max Meier Lebach 30.9.1859 in Madfeld; ✡19.12.1929 in Goslar
Heirat der Eltern 19.8.1890 in Coppenbrügge durch Landrabiner Dr. Gromann aus Hannover
Mutter Helene Frank *20.6.1866 in Coppenbrügge; ✡ 15.5.1944 in Theresienstadt
Geschwister
Ernst Lebach *9.11.1894 in Goslar; ✡ nach 15.12.1941 in Riga; oo 1929 Dickhoff; 6.3.1939 Scheidung
Lucie Lebach *12.5.1900 in Goslar; ✡10.3.1972 in Bradford (ermordet)
Kurt Lebach *10.5.1902 in Goslar; ✡31.10.1944 in Auschwitz; oo Hedwig Bähr
Beruf Registrator, Telefonzentrale
Adressen Goslar, Wadersloh, Bielefeld, zuletzt Judenhaus Lützowstraße 10
Heirat 17. 8.1938 in Wadersloh Hildegard Moos *22.5.1903 in Wadersloh; ✡ 5.3.1943 in Auschwitz
Schwiegereltern
Albert Moos *2.2.1873 in Lippstadt; ✡6.9.1942 in Theresienstadt
Mathilde Löwenstein *2.2.1873 in Wadersloh; ✡8.3.1941 in Bielefeld
Tante Jeanette Loewenstein *4.8.1869 in Wadersloh; ✡27.8.1942 in Theresienstadt; oo Julius Meyer (1861-1938)
Kinder –
Weiterer Lebensweg
10.11.1938 Bruder Kurt verhaftet im Novemberpogrom,
„Schutzhaft“ in Buchenwald; Häftlingsnummer
24.12.1938 Bruder Kurt entlassen aus Buchenwald
26. 4.1939 Tante Jeanette Meyer geb Löwenstein aus Detmold nach Bielefeld, Kavalleriestr. 15, abgemeldet
17.5.1939 mit Ehefrau Hilde in Wadersloh bei Beckum bei der Minderheiten-Volkszählung
17.5.1939 Mutter Helene als Witwe mit Sohn Ernst in Goslar bei der Minderheiten-Volkszählung
17.5.1939 Albert und Mathilde Moos in Wadersloh bei der Minderheiten-Volkszählung
1939 Umzug von Alfred und Hildegard Lebach mit ihren Eltern Albert und Mathilde Moos aus Wadersloh zur Tante Jeanette nach Bielefeld, Kavalleriestraße 15
15.12.1941 Bruder Ernst von Hannover Bhf. Fischerhof nach Riga Skirotava
5.5.1942 Kurt Ehrlich, der als Revisor der RVJD Zentrale Berlin nach Bielefeld geschickt wurde, um nicht unbedingt notwendige Stellen abzubauen, schreibt in seinem Bericht über den Boten der Bezirksstelle Siegmund Cohn: „Cohn ist ein Mann nahe der 70er Jahre, dem vielleicht damit geholfen werden könnte, dass man ihn in einem Altersheim unterbringt.“ Dessen Aufgaben könnten vom „vitaleren Lebach“ erledigt werden.
31.7.1942 Vater Albert mit Schwägerin Jeannette Meyer aus Wadersloh und Bruder Kurt mit Frau Hedwig Moos auf Transport XI/1 von Bielefeld nach Theresienstadt
20.2.1943 neue Richtlinien des Reichssicherheitshauptamtes für die „technische Durchführung der Evakuierung“
Ende Februar/März 1943 Reichsweite „Fabrikaktion“, alle noch in Arbeitslagern und kriegswichtigen Betrieben beschäftigten „Volljuden“ werden verhaftet und in Konzentrationslager nach Auschwitz deportiert, um den Arbeitskräftebedarf im Nebenlager Buna zu decken.
27.2.1943 Befehl von Wilhelm Pützer (1893-1945), Leiter des Judenreferats der Gestapo-Außendienststelle Bielefeld, das „jüdische Arbeitseinsatzlager in Bielefeld“ aufzulösen und deren Insassen und weitere Juden aus dem Sprengel bis zum 1. März, also zwei Tage später, nach Bielefeld zu bringen, wo sie „spätestens“ bis 13 Uhr im „Saal der Eintracht“ eintreffen mussten.
1.3.1943 Auflösung des Arbeitslagers Bielefeld, mit Bussen ins Sammellager Saal im Haus der Gesellschaft „Eintracht“ am Klosterplatz
Erwin Angress berichtet:
„Die Jüdischen Lagerinsassen – insgesamt 99 – wurden in Extrawagen nach Bielefeld transportiert, die an den fahrplanmäßigen Zug ab Paderborn am 1.3.43 um 8.24 Uhr angehängt wurden. In Bielefeld gab es im Saal des Vereinslokals ,Eintracht‘ ein Sammellager für Juden aus dem ganzen Bezirk. Bereits in der darauffolgenden Nacht vom 1. auf den 2. März 1943 wurden alle Juden zum Bielelelder Güterbahnhof gebracht und in Waggons gepfercht. Mit diesem Zug rollten wir dann nach Auschwitz.“
2.3.1943 Deportation von Alfred und Hilde Lebach ab Bielefeld zusammen mit den RVJD-Mitarbeitern aus der Bezirksstelle in Bielefeld Sekretärin Else Zimmt und der Buchhalterin Lina Feldheim, sowie aus der Verwaltungsstelle Dortmund der Büroangestellte Fritz Wolff und mehrere Vertrauensmänner aus Westfalen. 2.3.1943 ab dem Güterbahnhof Bielefeld für 40 Stunden im geschlossenen Güterwaggon, Transport Bielefeld über Hannover – Erfurt – Dresden nach Auschwitz mit den 69 Insassen des Lager Bielefeld Schloßhofstraße und allen 98 Chawerim aus dem Arbeitslager Paderborn.
3.3.1943 Ankunft und Selektion der ‚Alten Rampe‘ am Güterbahnhof von Auschwitz;
Ernst Michel berichtet:
„Es gab nun zwei Reihen, beide rückten langsam voran. Männer an eine Seite, Frauen an die andere. … Issy schlurfte neben mir. Er war in Paderborn einer der charismatischen und zuverlässigsten Leiter. Er war dynamisch, optimistisch und stets hilfsbereit. Er war stark wie ein Stier. Er hatte Lilo in Paderborn geheiratet einige Wochen vor unserer Deportation. Sie war bereits auf der anderen Seite. Tränen rannen sein Gesicht hinunter. Ich berührte ihn. Er nickte nur.“
Kalendarium von Auschwitz vom 3.3.1943
„Reichssicherheitshauptamt Transport, Juden aus Berlin. Nach der Selektion lieferte man 535 Männer als Häftlinge ins Lager ein, sie bekamen die Nr. 104 890 – 105 424; 145 Frauen bekamen die Nr. 36 9035 – 37 079. Die übrigen wurden vergast.“
Tod in Auschwitz
Gedenken
2012 Stolpersteine für Alfred und Hildegard Lebach, ihre Eltern Albert und Mathilde sowie Bruder Alfred Moos (1905-1985) in Wadersloh,Wenkerstraße 7
3.5.2023 Pressemitteilung der Stadt Wadersloh:„Aufgrund von Straßenbauarbeiten an der Wenkerstraße in Wadersloh sind die dort installierten Stolpersteine, die an die Opfer des Nationalsozialismus erinnern, seitens der Gemeinde Wadersloh entfernt und eingelagert worden.“
21.6.2023 Fünf Stolpersteine für Alfred Mutter Helene und seine Geschwister Lebach in Goslar Rosentorstraße 31
Quellen
https://www.bundesarchiv.de/gedenkbuch/de909332
https://www.bundesarchiv.de/gedenkbuch/de909335
https://www.bundesarchiv.de/gedenkbuch/de909334
https://www.bundesarchiv.de/gedenkbuch/de909339
https://www.bundesarchiv.de/gedenkbuch/de909336
https://www.bundesarchiv.de/gedenkbuch/de932170
https://www.bundesarchiv.de/gedenkbuch/de932934
https://www.statistik-des-holocaust.de/XI1-19.jpg
Auszug aus dem Hausbuch Schloßhofstraße des Einwohnermeldeamtes Bielefeld (Signatur: StArchBi, Bestand 104,3 Einwohnermeldeamt, Nr. 1547)
Hartmann, Jürgen, Die Bezirksstelle Westfalen der Reichsvereinigung der Juden in Deutschland in Bielefeld 1939-1943, in: Rosenland. Zeitschrift für lippische Geschichte, 25/2021, S. 68-151. URL
Bericht des Revisors Ehrlich für die RVJD-Zentrale, 5. Mai 1942; in: BA, R 8150 Nr. 51
Daniel Hoffmann, Lebensspuren meines Vaters, Wallstein Verlag 2007
Deutsche Minderheiten-Volkszählung 1939
https://collections.arolsen-archives.org/en/document/5054359
https://www.statistik-des-holocaust.de/list_ger_wfn_43a.html
https://www.statistik-des-holocaust.de/OT430302_1.jpg
Margit Naarmann, Ein Auge gen Zion, Paderborn, 2000; ISBN3-89498-087-7
Ernest W. Michel, „Promises Kept – Ein Lebensweg gegen alle Wahrscheinlichkeiten“, 2013
Kurt Salinger, Nächstes Jahr im Kibbutz, Paderborn 1998