Levy Margot

Margot Therese Miriam  Levy; Leichtentritt; Maor

*9.8.1916 in Berlin; ✡ 21.3.1945 in Palästina

Staatsangehörigkeit deutsch

Vater Berthold Baruch Levy *26.7.1879 in Stralkowo; ✡18.8.1942 in Riga

Mutter Rose Monasch *24.5.1890 in Breslau; ✡18.8.1942 in Riga

Bruder David Levy

Religion jüdisch

Beruf Landwirtschaftliche Praktikantin

Adressen

Heirat Hans Kurt Leichtentritt, Chanan Maor *20.5.1915 in Osnabrück; ✡ 29.7.1989 in Israel

Schwiegervater Georg Leichtentritt *2.1.1881 in Zlotow/ Polen; ✡ 1928 in Osnabrück

Kinder –

Die Hachschara Bewegung

In den ersten acht Jahren der Nazi-Diktatur bis zum Beginn des Russland-Feldzuges 1941 wurden Auswanderungsaktivitäten jüdischer Organisationen nicht nur geduldet, sondern sogar gefordert.

Am 25. August 1933 wurde nach dreimonatigen Verhandlungen zwischen der Jewish Agency, der Zionistischen Vereinigung für Deutschland und dem deutschen Reichsministerium für Wirtschaft zur Erleichterung der Emigration und Förderung des deutschen Exports eine entsprechende Vereinbarung geschlossen.

Im gesamten „Deutschen Reich“ entstanden überwiegend landwirtschaftliche Ausbildungsstätten für jüdische Mädchen und Jungen, sogenannte Hachscharalager (Hachschara hebräisch für Ertüchtigung).

So bestanden 1935 31 Hachschara-Lehrbetriebe für Landwirtschaft und Gärtnerei in Deutschland, in denen sich die „Chaluzim“ (hebräisch für Pioniere) durch Erlernen eines landwirtschaftlichen Berufs für ihre Auswanderung nach Palästina (Alija) vorbereiteten.

Der entsprechende Nachweis durch die jüdische Dachorganisation Hechaluz bildete die Voraussetzung für die Ausstellung eines Einreisevisums durch die britischen Behörden auf der Basis eines sogenannten „Arbeiterzertifikats der Kategorie C“. Von den ab 1933 nach Palästina auswandernden deutschen Juden gehörten „etwa 36 % zur »Mittelstandseinwanderung«, über das Kapitalisten-Zertifikat (Kategorie A), die 1000 Palästina Pfund mitbringen mussten. Etwa 32 % der Einwanderer waren Arbeiter der Kategorie C.

Zwischen 1933 und 1938 konnten mehr als 18.000 jüdische Jugendliche aus Deutschland emigrieren, überwiegend zur Alija nach Palästina. Das war etwa jeder vierte aus der Generation der 6- bis 25-jährigen.

Hof Stern in Westerbeck

Der erste der Hof in Westfalen entstand in der Gemeinde Westerkappeln. Die Umschulungs- und Einsatzlager des RVJD in Bielefeld und Paderborn folgten erst später und bestanden von 1939 bis 1943. Die Brüder Leo (1900-1938) und Rudolf Stern (1898-1957) aus Osterkappeln hatten den 31 Hektar großen Hof Westerbeck mit der Hausnummer 74 in der Gemeinde Westerkappeln Ende 1932 erworben. In den Jahren 1933 bis 1938 verpachteten sie den Großteil ihres Hofes Stern an den jüdischen Pfadfinderbund „Makkabi Hazair“, der hier eine Hachschara-Stätte errichtete. Ab Januar 1934  arbeiteten und lernten hier 104 „Chaluzim“ (hebräisch für Pioniere) von 15 und 17 Jahren in der sogenannten Mi-Ha (mittleren Hachschara): 32 Mädchen und 72 Jungen. Manche blieben nur wenige Wochen, andere bis zu  eineinhalb Jahren.

1937 in Westerbeck auf dem Hof Stern 27 Bewohner gemeldet

Die Leitung des Hofes lag zuletzt bei dem aus Syke bei Bremen stammenden Ehepaar Dora und Siegfried Löwenstein, die mit ihrer Tochter Grete auf dem Hof lebten.

Von Juni 1936 bis zum Februar 1938 verließen viele Jugendliche den Hof, zumeist in ihre Heimatorte, das häufigste Abmeldedatum war der 18.2.1938.

9./10. November 1938 in der Pogromnacht überfiel ein SA-Trupp den Hof. Das Verwalterehepaar Löwenstein wurde brutal misshandelt, das Mobiliar wurde zerstört, Fensterscheiben wurden zerschlagen. Vier junge Männer lebten zu diesem Zeitpunkt noch auf dem Hof Stern. Sie wurden ebenso wie der Verwalter Siegfried Löwenstein festgenommen und in Westerkappeln inhaftiert. Während Löwenstein nach einer Woche auf den Hof zurückkehren konnte, wurden die vier anschließend für einige Wochen ins KZ Buchenwald verschleppt. Einem der vier gelang noch die Flucht ins rettende Ausland. Die anderen drei wurden später in den Osten deportiert und kamen in Buchenwald, in Riga und Stutthof um

Weiterer Lebensweg

Margot Levy zur Hachschara auf den Hof Westerbeck/Stern, Hachscharalager des jüdischen Pfadfinderbundes „Makkabi Hazair“ auf Gut Westerbeck in Westerkappeln

22.6.1934 Passausstellung für Hans Leichtentritt in Osnabrück

27.6.1935 Passausstellung für Margot Levy in Berlin

20.8.1935 Hans Leichtentritt anwesend bei einer Nazi-Großveranstaltung auf dem Ledenhof in Osnabrück mit antisemitischer Hetze zusammen mit seinem jüdischen Freund Werner ten Brink, 16 Jahre alt. Ten Brink erinnert sich: „Auf einer Nazi-Kundgebung mit 20 000 Menschen in Osnabrück wurde plötzlich ein Nazi-Lied gesungen, und jeder streckte den rechten Arm halb hoch zum Hitlergruß, nur ich nicht.“ Dafür bekam der jüdische Junge prompt eine Ohrfeige. „Am folgenden Tag nach der Kundgebung grüßten uns die Nachbarn nicht mehr und wir wurden gemieden.“

Hans Leichtentritt, Chanan Maor erinnert sich 1984 in einem Brief aus Israel an die fanatisierten Massen: „Die Bevölkerung Osnabrücks tat sich bereits in den frühen dreißiger Jahren mit großem Judenhass hervor. Bereits im Jahre 1934 oder 35 organisierten wichtige Persönlichkeiten der Stadt auf dem Ledenhof eine Massenveranstaltung mit dem Motto: Aufruf – Judenfrage in Osnabrück – Juden, das ist Eure letzte Warnung! Es gab leider Juden, die den Ernst der Situation nicht erfassten und ihr Zögern mit dem Leben büssen [sic] mussten.“

8.4.1936 Ankunft von Hans Leichtentritt in Haifa; Alija mit Hechaluz-Arbeiter-Zertifikat C/ L.S.

8.7.1936 Ankunft von Margot Levy in Haifa; Alija mit Hechaluz-Arbeiter-Zertifikat C/ L.S 16.1.1938 16.1.1938 Heirat in Rehovot

8.12.1939 Einbürgerung in Palästina

August 1942 Eltern inhaftiert im Sammellager Synagoge Lewetzowstraße

15.8.1942 Fußmarsch vom Sammellager Lewetzowstraße zum Güterbahnhof Moabit

15.8.1942 Eltern von Berlin auf dem 18. Osttransport nach Riga

18.8.1942 Ankunft der Eltern in Riga

21.3.1945 Tod in Palästina

Gedenken

Grabstein für Margot Maor auf dem Sde Yehoshua Military Cemetery, Haifa, Israel

Quellen

Deutsche Minderheiten-Volkszählung 1939

Mandat zur Einbürgerung in Palästina, 1937-1947

https://collections.arolsen-archives.org/de/document/127204884

https://collections.arolsen-archives.org/de/document/5152600

https://collections.arolsen-archives.org/de/document/130367969

https://www.bundesarchiv.de/gedenkbuch/de1103752

Algemeen Politieblad, nr 36, 10 September 1942, 1023, notice 1835

http://www.enterserfgoed.nl/wp-content/uploads/2017/09/De-oorlogsjaren.pdf

https://archief.amsterdam/indexen/persons?ss=%7B%22q%22:%22Leichtentritt%22%7D

https://repository.overheid.nl/frbr/sgd/19541955/0000278731/1/pdf/SGD_19541955_0000052.pdf

Passenger and Crew Lists of Vessels Arriving at New York, New York, 1897-1957 (National Archives Microfilm Publication T715, roll 6424); Records of the Immigration and Naturalization Service, Record Group 85

Peter W. Lande,  Jewish „Training“ Centers in Germany, Manuskript von 1978 im Bestand des Centers for Jewish History

https://www.juedische-allgemeine.de/kultur/ein-kibbuz-in-westfalen/

https://os-rundschau.de/os-und-umzu/stadtgeschichte-os/von-den-uns-angedichteten-schandtaten-hat-unser-gewissen-uns-schon-laengst-freigesprochen/

https://archive.org/stream/MitteilJdischerPfadfinder/Nr.%2010%20%281936%29_djvu.txt

Veröffentlicht von Franz-Josef Wittstamm

Geboren 31. Mai 1951 in Recklinghausen Gymnasium Petrinum 1961 bis Abitur1970 Studium der Humanmedizin in Bochum Approbation 1981 Promotion1982 Facharzt für Innere Medizin, Kardiologie, Intensivmedizin Im Ruhestand seit 2016

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