Hansen Dora

Dora Hansen geb. May

*18.4.1884 in Hamburg; ✡   1944 in Riga

Staatsangehörigkeit deutsch, staatenlos

Religion katholisch

Vater David Otto May *21.4.1834 in Hamburg; ✡28.8.1908 in Hamburg

Mutter Jenny Elias *10.11.1840 in Hamburg; ✡18.2.1908 in Hamburg

Geschwister

Bettina May *218.10.1862 in Hamburg; ✡8.3.1915 in Hamburg; oo Felix Meyerhof

Tonie May *28.9.1863 in Hamburg; ✡3.12.1922 in Berlin; oo Wilhelm Meyerhof

Olga May *18.12.1873 in Hamburg; ✡29.3.1944 Hilversum; oo Hermann Haas

Beruf

Adressen Hamburg; Leipzig

Heirat

1.Ehe 8.7.1909 in Hamburg mit Ernst Kaufmann *16.3.1880; ✡1944 Auschwitz

2.Ehe 1926 mit Harald Hansen *14.3.1882 in Lübeck; Rechtsanwalt; ✡4.4.1940 in Leipzig

Kinder

Charlotte Kaufmann *2.6.1910 in Hamburg; ✡26.12.2006; oo Hans-Peter Gruhn

Herbert Kaufmann *10.6.1911 in Hamburg; ✡12.4.2002 in Queens; oo Edith Sachs

Weiterer Lebensweg

1926 zweite Heirat mit Harald Hansen, sie konvertiert zum Katholizismus (dennoch „Mischehe“)

Das Haus des Ehepaar Hansen in Leipzig wird zu einem Zufluchtsort für jüdische Verfolgte.

17.5.1939 mit Harald Hansen in Leipzig bei Minderheiten-Volkszählung

1939 Harald Hansen gibt seine Anwaltszulassung aus gesundheitlichen Gründen zurück.

4.4.1940 Tod von Harald Hansen in Leipzig

Jan. 1942 Deportationsbefehl der Gestapo,

21.1.1942 Dora Hansen deportiert aus Leipzig über Dresden

24.1.1942 Ankunft Skirotawa, Fußmarsch ins Ghetto Riga; Unterbringung in der Leipziger Straße, Ludzas Iela

Hinter dem Zentrallazarett an der Ludzas Iela wurde ein großer Gemüsegarten angelegt, der von Krause gefördert wurde und dessen Ertrag eigentlich für die SS vorgesehen war. Hier wurden ältere Frauen wie Dora Hansen beschäftigt. Dora Hansen war glücklich, dass sie in der Sonne arbeiten durfte und auch, weil sie am ersten Tag eine zusätzliche Scheibe Brot erhielt.

15.7.1942 notiert sie im Tagebuch, dass sie erstmals Salat und junges Gemüse ernten konnte

10.8.1942 Dora Hansen auf der Liste der im Gewerbebetrieb im Ghetto Riga Beschäftigten

Verzeichnis der Personen, die am Montag, dem 10.8.42 im Gewerbebetrieb eingestellt sind

Der katholisch erzogene Günther Fleischel, von Kurt Krause zum Ältesten der Gruppe Hannover bestimmt, hielt regelmäßig katholische Gottesdienste im Ghetto Riga ab, denen Gerda und Helga-Rachel Gottschalk, die Trampler-Schwestern Edith und Lucy aus Wien, Anna Böhmerwald und Dora Hansen beiwohnten.

Juli-2. November 1943 schrittweise Auflösung des Ghettos; Einrichtung des Konzentrationslagers Riga-Kaiserwald und verschiedener Betriebslager mit lokaler Kasernierung; Kommandant des KL Kaiserwald Sturmbannführer Albert Sauer

Außenkasernierung Strasdenhof des KL Kaiserwald in Riga

Dora Hansen geht mit der gesamten Näherei aus dem „Gewerbebetrieb“ unter Umgehung des KL Kaiserwald direkt in die Außenkasernierung in Riga Strasdenhof in der Widzemer Chaussee, wo eine Näherei in einer ehemaligen Nähgarnfabrik eingerichtet wird, die wiederum für die Wehrmacht arbeitet. Max Kann als fachlicher Leiter dieser Näherei, die einem Letten namens Johnson unterstand. Für das Lager Strasdenhof war das Reichskommissariat Lettland zuständig. Die Wachmannschaft bestand aber aus SS-Leuten unter dem Kommando von SS-Mann Döring und seinem Stellvertreter dem berüchtigten SS-Scharführer Hoffmann.

Einer der zwei Lagerältesten im Strasdenhof war Ludwig Miltenberg

Sommer 1944 Auflösung des KL Kaiserwald, Riga

3.8.1944 Tod von Dora Hansen bei der Selektion in Riga- Strasdenhof aller über 30-Jährigen und der Kinder bei der Liquidierung des KL Kaiserwald. 300 Männer und Frauen über 30 zunächst in einem ausgeräumten Saal der Kabelfabrik gesammelt, dann auf LKW verladen und vermutlich im Juli 1944 im Wald von Rumbula ermordet. Strasdenhof war das einzige Außenlager des KL Kaiserwald, in dem alle über 30-Jährigen ermordet wurden.

Hans- Joachim Hoffmann, Sohn von Emmi Hoffmann berichtet:

„Es war der 3. August 1944, als wir morgens um halb sechs Uhr zum Appell befohlen wurden. (…) Das Lager war voll mit SS-Angehörigen und ein Oberscharführer teilte sodann mit, daß ein größerer Teil der Insassen zur Erholung geschickt würde. (…) Von den ca. 2.000 Menschen unseres Lagers blieben ca. 400 Personen von dieser Aktion verschont. (…) Ein paar Tage später erfuhren wir von lettischen Bewohnern, daß all unsere Leute im Hochwald von Riga in Massengräbern ermordet worden waren. Die Schießerei – so hörte man – sei den ganzen Tag des Abtransportes und bis zum nächsten Tag zu hören gewesen.“

Ihr Tagebuch aus dem Ghetto Riga hat Gerda Gottschalk aus dem Außenlager Strasdenhof gerettet und in ihrem Stiefeln verstecken können; es wurde auszugsweise von Gerda Gottschalk 1991 in ihrem Buch „Der letzte Weg“ veröffentlicht.

Gedenken –

Quellen

Deutsche Minderheiten-Volkszählung 1939

https://objekte.jmberlin.de/object/jmb-obj-116601

https://www.bundesarchiv.de/gedenkbuch/de832058

Gerda Gottschalk. Der letzte Weg. Konstanz 1991

Dietlind Kautzky, Thomas Käpernick Hrsg., Mein Schicksal ist nur eins von Abertausenden VSA 2020

Wolfgang Scheffler, Diana Schulle, Buch der Erinnerung, Die ins Baltikum deportierten Juden 2011

Christin Sandow (Hrsg.), Käthe Fries, Schießen Sie mich nieder, Lukas Verlag 2017

Gertrude Schneider, Reise in den Tod, Deutsche Juden in Riga 1941-1944, Laumann-Verlag, 2008

Gertrude Schneider, Exile and Destruction, The Fate of the Austrian Jews 1938-1945; Praeger 1995

Hilde Sherman: Zwischen Tag und Dunkel. Mädchenjahre im Ghetto, Frankfurt/M.-Berlin-Wien, 1984

Anita Kugler, Scherwitz – Der Jüdische SS-Offizier, 2017

Veröffentlicht von Franz-Josef Wittstamm

Geboren 31. Mai 1951 in Recklinghausen Gymnasium Petrinum 1961 bis Abitur1970 Studium der Humanmedizin in Bochum Approbation 1981 Promotion1982 Facharzt für Innere Medizin, Kardiologie, Intensivmedizin Im Ruhestand seit 2016

Schreiben Sie einen Kommentar

Ihre E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert