Siegfried Eichengrün
*8.5.1891 in Marsberg-Beringhausen; ✡10.12.1946 in Palästina
Staatsangehörigkeit deutsch, staatenlos
Vater Simon Eichengrün *15.4.1850 in Beringhausen; ✡6.6.1933 in Beringhausen
Hochzeit der Eltern 14.2.1883 in Marsberg
Mutter Wilhelmine Stern *1.5.1858 in Marsberg; ✡11.6.1927 in Marsberg
Großeltern Jakob Eichengrün und Hanne Dannenbaum
Onkel Sally Salomon Eichengrün *10. 12. 1855 in Beringhausen; ✡1924 in Köln
Geschwister
Rosa Eichengrün *12.6.1893 in Beringhausen; ✡21.5.1943 in Sobibor; oo Louis Mansbach
Hermann Eichengrün *11.1.1887 in Beringhausen; ✡6.6.1930 in Warburg; oo Hanna Reinsberg
Jenny Eichengrün *18.4.1889 in Beringhausen; ✡Sept.1942 in Treblinka; oo Albert Schönemann
Johanna Eichengrün *12.6.1893 in Beringhausen; ✡in Rhode Island; oo 1922 Siegmund Silberberg
Benno Eichengrün *5.3.1896 in Beringhausen; Zahnarzt; ✡ in Israel; oo Marga Marcks
Louis Eichengrün *8.7.1899 in Marsberg; oo Louise Silberberg
Beruf Kaufmann; Handelsvertreter
Adressen Marsberg-Beringhausen; Bochum, Langendreer, Kaiserstraße 186
Heirat ledig
Kinder keine
Weiterer Lebensweg
1913 nach Witten zu Onkel Sally Eichengrün; Wohnadresse und Arbeitsplatz „Fa. Alsberg“
Beginn der 20er Jahre Übernahme des Kaufhauses Keil & Co. Als Mitinhaber mit seinem Wittener Onkel als „Gebr. Alsberg KG“ als Herrenkonfektionsgeschäft in Langendreer, Kaiserstraße 186
April 1922 Umzug Siegfried Eichengrün’s nach Langendreer als Geschäftsführer
Januar 1924 „Hungerkrawalle“ mit Plünderungen der Geschäfte „Alsberg“ und „Simmenauer“
16.1.1924 Anzeige zur Wiedereröffnung mit den „nach der Plünderung zurückgekommenen Waren“
16.12.1924 Tod („Herzschlag“) des Onkels Sally Eichengrün; dessen Gesellschaftsanteile gehen an seine Witwe Bertha Eichengrün, später auf ihren ältesten Sohn, Dr. jur. Arthur Eichengrün, Anwalt und Syndikus in Düsseldorf
Alljährliche Einkleidung auf Geschäftskosten von Kindern bedürftiger Familien der beiden christlichen Gemeinden am Alten Bahnhof zur Erstkommunion bzw. Konfirmation
Ende der 1920er Jahre Eröffnung eines Modehaus auf der Kaiserstraße 203/205
Ende 1931 für die Jahre 1932 bis 1937 als Stellvertreter in das Repräsentantengremium gewählt
1932 20 jüdische Kaufleute in Langendreer
April 1933 im Aprilboykott mit fünf weiteren Geschäftsleuten aus Langendreer auf der Denunziationsliste der NSDAP:
„Kaufhaus Gebr. Alsberg Kom.Ges., Inh. Siegfried Eichengrün, Kaiserstraße 203“
November 1934 bei Ergänzungswahlen amtierender Repräsentant für die Jahre 1935 bis 1940
19.7.1935 Passausstellung in Bochum
Ende 1936 „Alsberg“ und „Heimann“ die einzigen jüdischen Geschäfte in Langendreer
28.1.1937 Bruder Dr. med. Benno Eichengrün mit Frau Marga nach Haifa mit Kapitalisten Zertifikat Kategorie A (I)
7.-17.8.1937 Bruder Louis und Frau Luise Eichengrün aus Niedermarsberg auf der SS WESTERNLAND von Antwerpen nach New York
1937 Heimatadresse für Bruder Louis
8.9.1937 Eichengrün, Jacobsohn, und Max Heimann aus Langendreer auf der für die politische Polizei in Bochum erstellten Mitgliederliste der Synagogengemeinde Witten
1.1.1938 im Adressbuch Langendreer nur noch Max Heimann und Siegfried Eichengrün
1938 „Arisierung“ beider Geschäfte nach massivem Druck der NSDAP
Mai 1938 „Arisierungsvertrag
August 1938 Verkauf an Ernst Tews, der auch in seine Wohnung Kaiserstraße 186 einzieht
15.9.1938 Ummeldung von der Kaiserstraße 186 in das Haus von Max Heimann, Kaiserstraße 6
10.11.1938 Reichspogromnacht; Bruder Dr. Benno Eichengrün berichtet, dessen Wohnung sei in jener Nacht „geplündert und demoliert“ mit „erheblichen Schäden“ und „zerschlagenen Möbeln“ :
„Er selbst wurde so schrecklich misshandelt, dass er nicht einmal beförderungsfähig für das KZ war.“
20.12.1938 Siegfried Eichengrün an die Devisenstelle der Landesfinanzverwaltung in Münster:
„Da ich auszuwandern beabsichtige, bitte ich um Übersendung der Formulare für Umzugsgut“
12.1.1939 Antrag auf Ausreise nach Palästina
21.3.1939 Einreise von Siegfried Eichengrün in Tel Aviv mit Kapitalisten Zertifikat Kategorie A (I)
Bruder Benno, berichtet über dessen Ankunft: „vollkommen mittellos, geschwächt an Körper und Geist durch die erlittenen Misshandlungen“. Er habe aufgrund der wirtschaftlichen Schwierigkeiten, der mangelnden Sprachkenntnisse und seines Alters beruflich nicht mehr fußfassen können, ein Zimmer bewohnt und bei ihm, seinem Bruder, gegessen.
10.12.1946 Tod von Siegfried Eichengrün in Tel Aviv
Gedenken
Grabstein auf dem Nahalat Yitshak Cemetery, Tel Aviv, Israel
Quellen
Clemens Kreuzer, Davidstern in Langendreer – Aufstieg und Untergang; Gimmerthal Verlag Bochum, 2011
Mandat zur Einbürgerung in Palästina, 1937-1947
Billion Graves
Jüdische Kaufleute in Langendreer, Link: https://www.stadtakademie.de/fileadmin/speciality_distribution/public/images/Stelenweg/Stele_Langendreer_9-15.pdf
Passenger and Crew Lists of Vessels Arriving at New York, New York, 1897-1957 (National Archives Microfilm Publication T715, roll 6026); Records of the Immigration and Naturalization Service, Record Group 85