Fritz Cohn
*23.2.1919 in Mülheim/Ruhr; ✡ 31.7.1944 in Auschwitz
Staatsangehörigkeit deutsch
Religion jüdisch
Vater Gustav Cohn *2.4.1878 in Mülheim; ✡ 13.12.1944 Buenos Aires
1.Ehe des Vaters mit Frieda Hahn
Mutter Henriette Apelt *31.10.1889 in Mülheim; ✡ 31.8.1923 in Mülheim
Großvater Seligmann Cohn (*1846 in Bergheim ✡1939 in Mülheim)
Großmutter Sophie Levy (1851-1933)
Onkel Salomon Cohn *1879 in Mülheim; ✡ 1938 in
Tante Friederike Luise Cohn *26.1.1889 Offenbach am Main; 1941 deportiert nach Minsk
Geschwister
Karlo Alfons Cohn *22.3.1912 in Mülheim; ✡ 9.9.1963 in Buenos Aires
Margarete Cohn *21.12.1915 in Mülheim; ✡ 16.7.1912 in Buenos Aires; oo Jose Tokayer
Max Cohn Cohn *5.8.1917 in Mülheim; ✡ Überlebender; oo Sabina Maimon
Cousin
Alfred Cohn *27.4.1921 in Mülheim; ✡28.11.2016 in Israel
Beruf Landwirtschaftlicher Praktikant; Bankangestellter; Schmied
Adressen Mülheim, Bahnstraße 42; Werkdorp Wieringen Nieuwesluizerweg 42, Slootdorp (Wieringen); Amsterdam, Uithoornstraat 36
Heirat –
Kinder –
Weiterer Lebensweg
1923 Vater Gustav Cohn (Getreidehändler), in den Adressbüchern ab 1923 als Eigentümer des Hauses in Mülheim, Bahnstraße 42
1930 Verkauf der Stadtvilla an den Hautarzt Dr. Werner Maßmann (laut Barbara Kaufhold)
aber schon 1930 das Gebäude erworben hatte. Gustav Cohn reiste 1939 über Belgien
1934 und 1935 die Brüder Karl und Max emigrieren nach Buenos Aires
1938 Schwester Grete Tokayer 1938 von Köln nach Argentinien
10.11.1938 Fritz Cohn verhaftet im Novemberpogrom,
30.11.1938-13.2.1939 Fritz Cohn „Schutzhaft“ im KL Dachau, 31310
10.11.1938 Vater Gustav verhaftet, „Schutzhaft“ in Buchenwald, Häftlingsnummer 24384
8.12.1938 Entlassung des Vaters aus dem KL mit der Auflage, Deutschland zu verlassen
1939 Vater Gustav folgt den Brüdern nach Buenos Aires
Ende Mai 1939 Fritz Cohn flieht nach Holland
2.6.1939 zur Hachschara Werkdorp Wieringen Nieuwesluizerweg 42, Slootdorp (Wieringen)
Cousin Alfred Cohn aus Mülheim ebenfalls im Werkdorp Wieringen
Auflösung des Werkdorp und Mord in Mauthausen
20.3.1941 Auflösung des Werkdorp durch den SD der SS; 210 der 290 Lehrlinge werden nach Amsterdam verbracht und in Familien untergebracht; Gerd Vollmann berichtet darüber:
„Am 20. März kamen morgens blaue Busse von der Amsterdamer Gemeindebahn am Rande des Polders. … Die ca. 300 Werkdörfler wurden inspiziert durch Lages in Uniform (Willy Lages, SS-Sturmbannführer, Leiter des Sicherheitsdienstes in Amsterdam) und Barbie in Zivil (Klaus Barbie, SS-Obersturmführer, Zentralstelle für jüdische Auswanderung in Amsterdam). Unser Betriebsleiter Kemmerlin sorgte dafür, dass ca. 60 Jungen und Mädels bleiben durften, um das Vieh usw. zu versorgen. Die anderen kriegten 10 Minuten die Gelegenheit, um etwas zu packen und dann wurden wir mit Bussen nach Amsterdam gebracht…“
Cousin Alfred Cohn aus Mülheim gehört zu den 60, die noch bis zum 1.8.1941 im Werkdorp bleiben.
27.3.1941 Unterbringung in Familien; Fritz Cohn zu Familie Schlomo de Wilde in Amsterdam, Uithoornstraat 36-hs
14.5.1941 Bombenexplosion im Marine-Offiziersclub Amsterdam ist Anlass für Verhaftungswelle
11.6.1941 SS-Obersturmführer Klaus Barbie von der „Zentralstelle für jüdische Auswanderung in Amsterdam“ erschleicht sich durch Täuschung die Adresslisten der „Werkdorper“
11.6.1941 „Vergeltungsmaßnahme“ 300 vorwiegend Jugendliche, davon 61 „Werkdorper“ im Durchgangslager Schoorl inhaftiert; von ihnen werden vier, die keine vier jüdischen Großeltern haben, freigelassen.
22.6.1941 Deportation der 296 in Schoorl inhaftierten in das KL Mauthausen; dort erwarten sie harte Arbeit im Steinbruch und oftmals tödliche medizinische Experimente, keiner überlebt das Jahr 1941.
26.7.1941 gemeldet in Amsterdam Uithoornstraat 36
Januar 1942 wohnt er in der Nachbarschaft der Wohngemeinschaft von ehemaligen Werkdorpern in Amsterdam, Jekerstraat 8-I; er hat eine Freistellung gemäß Liste 13
10.12.1943 deportiert aus Amsterdam nach Westerbork; interniert in der Straf- Baracke 67, hier wurden gewöhnlich gefasste Onderduiker oder nach anderen Vergehen Häftlinge nach kurzer Frist auf Transport gestellt
3.3.1944 aus dem Judendurchgangslager Westerbork nach Auschwitz
Dort begegnet er Artur Posnanski, Madrich in Havelberg und Neuendorf, er schreibt:
„Eines Tages habe ich auf der Toilette einen jungen Mann kennengelernt, der gerade angekommen war, Alfred Cohen, Er erzählte mir, dass er zu jener Gruppe Chawerim gehörte, die im Werkdorp (Holland) verhaftete worden war. Bei dieser Gelegenheit habe ich etwas über meinen Bruder Walter (Dov) erfahren. Ich war sehr glücklich, da ich nun wußte, dass er in den Untergrund gegangen war.“
31.7.1944 Tod in Auschwitz
Gedenken
Grabstein für den Vater auf dem Cementerio Comunitario De Tablada, Buenos Aires, Argentina
Quellen
Deutsche Minderheiten-Volkszählung 1939
https://www.bundesarchiv.de/gedenkbuch/de901776
https://collections.arolsen-archives.org/de/document/130274489
https://archief.amsterdam/indexen/persons?ss=%7B%22q%22:%22Cohn%201919%22%7D
Kaufhold, Barbara, Jüdisches Leben in Mülheim an der Ruhr, hrsg. vom Salomon Ludwig
Steinheim-Institut, Essen 2004, S. 147, 242
Niederlande, Bevölkerungsregister, 1810-1936; Bron: boek, Deel: 146, Periode: 1912-1938
https://www.oorlogsbronnen.nl/mensen?personterm=Ontruiming%20Joods%20Werkdorp%20Wieringermeer