Grünberger Ernst

Ernst Grünberger

*25.2.1899 in Zabrze (1915-45 Hindenburg); ✡ vor

Staatsangehörigkeit deutsch,polnisch, staatenlos

Religion jüdisch

Vater Carl Grünberger *29.11.1865 in Ratibor; ✡ 15.5.1927 in Ratibor

Heirat der Eltern 1889 in Ratibor

Mutter Alma Loebinger *1867; ✡ 1922 in Ratibor

Geschwister

Lothar Grünberger *1889 in Ratibor; ✡ 19.9.1914 in Champagne, 1. WK

Hans Grünberger *13.8.1891 in Ratibor; ab Gleiwitz; ✡ 26.6.1943 in Auschwitz

Fritz Grünberger *2.9.1893 in Ratibor; ✡ 2.10.1944 in Auschwitz; oo Jetti Nesselroth

Kurt Grünberger *11.9.1894 in Ratibor; ✡ 17.7.1965 in New York; oo 1919 Franziska Schreiber

Ruth Grünberger *2.12.1895 in Zabrze; ✡ ?

Erich Grünberger *30.11.1896 in Zabrze; ✡ 21.12.1896 in Zabrze

Else Grünberger *25.9.1900 in Zabrze; ✡ 1943 Shanghai; oo Walter Berger

Walter Yehuda Carmi Grünberger *18.7.1901 in Zabrze; ✡ 1959; oo Eva Oppenheimer

Cousine

Rosa Grünberger *2.2.1903 in Zabrze; ✡ 9.10.1944 in Auschwitz; oo Wieruszowski

Beruf landwirtschaftlicher Praktikant

Adressen Zabrze; Halle; Berlin; Hangelsberg

Heirat Aug. 1935 in Halle/Saale mit Nelly Hecht *29.4.1906 in Königshütte

Kinder

Weiterer Lebensweg

1894/95 Umzug der Familie nach Zabrze

Fam. Grünberger im 1. WK

Ernst Grünberger, Musketier des 1. Kompagnie des Infanterieregiments 157, vermißt und in Gefangenschaft gemeldet

Preußische Verlustlisten vom 19.9.1914, 17.5.1918, 28.11.1918, 2.1.1919;

13.3.1933 Bruder Jehuda Ankunft in Haifa

Ernst Grünberger arbeitet in Halle/Saale als Kaufmann

17.5.1939 bei Minderheitenzählung

Ehepaar Grünberger zur Hachschara ins Umschulungslager Landwerk Neuendorf

30.4.1940 sechs Juden werden aus Neuendorf verlegt ins Umschulungslager Gut Wulkow in Hangelsberg/Spree; Ernst zunächst als stellvertr. Lagerleiter

31.10.1940 schreibt Ernst G. eine Abrechnung als stellvertr. Lagerleiter

Lagerleiter und Kolonnenführer ist Ernst Grünberger

5.7.1941 behördliche Anordnung zur Auflösung der Hachschara-Lager; Um­be­nen­nung der noch bestehenden in „Jü­di­sches Ar­beits­ein­satz­lager“

29.7.1941 Schreiben der RVJD Berlin zur Umorganisation der Hachscharalager

Juli -September 1941 Auflösung der Hachscharalager Ahrensdorf, Gut Winkel, Havelberg;  zumeist Verlegungen in das Lehrgut Neuendorf im Sande und Paderborn;

20.3.1942 der Forstmeister in Hangelsberg richtet ein Protestschreiben gegen den angeordneten Abzug der jüdischen Waldarbeiter an den Landforstmeister

2.4.1942 Verhaftung von 62 Bewohnern des Landwerks Neuendorf, besonders der älteren, staatenlosen oder zuvor bei der Gestapo auffällig gewordenen; Deportation auf Lastwagen in eine große Turnhalle nach Frankfurt/Oder, wo noch 100 Juden aus den Forst- und Ernteeinsatzlagern in Beerfelde, Hangelsberg, Hasenfelde, Jakobsdorf, Kaisermühl, Kersdorf, Pillgram, Schönfelde und Treplin hinzustoßen. Die älteren Deportierten sind zumeist 1940 aus dem Regierungsbezirk Schneidemühl nach Neuendorf, Pillgram, Treplin und anderen Lagern verbracht worden.

3.4.1942 Deportation von 10 Juden aus Hangelsberg auf dem XII. Transport von Berlin ins Ghetto Warschau; Abfahrt aus Frankfurt/Oder um Mitternacht

Clara Grunwald schreibt in einem Brief vom 3.4.1942

„Ich muss dir etwas sehr trauriges mitteilen: einige 60 Menschen, ein knappes Drittel haben gestern fortfahren müssen und werden heute Charfreitag , um Mitternacht, nach Polen verladen..“

5.4.42 Adam Czerniaków, Vorsitzender des Warschauer Judenrats, hält in seinem Tagebuch fest:

„Um 8 trafen 1025 Deportierte aus Berlin ein.“

18.2.1943 noch 10 Juden im Forsteinsatzlager Hangelsberg registriert

März 1943 13 auf den Arbeiterlisten, Märzzettel

April 1943 noch 11 ohne das Ehepaar Grünberger

April 1943 endgültige Auflösung des Forsteinsatzlager Hangelsberg zusammen mit dem Hauptlager Neuendorf; Verhaftung von Ernst und Netty Grünberger mit den letzten 7 jüdischen Zwangsarbeitern aus dem Forsteinsatzlager Hangelsberg

10. 4.1943 169 Chawerim aus Neuendorf mit LKW nach Fürstenwalde, von dort mit der Bahn nach Berlin; zu Fuß ins Sammellager ehemaliges jüdisches Altenheim Große Hamburger Straße 26; in Berlin vom Transport zurückgestellt 16 Personen (Geltungsjuden, Juden aus privilegierten Mischehen etc.)

19.4.1943 Chawerim aus 10 jüdischen Einsatzlagern, allein 153 Personen aus dem Landwerk Neuendorf bei Fürstenwalde auf dem 37. Osttransport von Berlin nach Auschwitz (Fabrikaktion)

Esther Bejarano erinnert sich:

„Wohin der Zug fuhr, wussten wir nicht. Die Waggons waren überfüllt und wir konnten uns kaum bewegen. Wenn wir mal austreten wollten, mussten wir über die Menschen steigen, um an die Kübel in der Ecke zu gelangen. Die Luft in den Waggons war miserabel und wurde immer schlechter.“

Esther berichtet auch, dass viele alte und schwache Menschen diese mehrere Tage dauernde Fahrt in den Viehwaggons nicht überlebten. Ihre Leichen blieben die ganze Zeit in den Waggons.
Mit Esther saßen viele der Jugendlichen im Waggon, mit denen sie in Neuendorf zusammen war: Eli Heymann, Schimschon Bär, Schoschana Rosenthal, Miriam Edel, Anne Borinski, Hilde Grünbaum, Karla und Sylvia Wagenberg, Herbert Growald und noch viele andere.

20. 4. 1943 Ankunft in Auschwitz; Notiz im Lagerbuch von Auschwitz:

„Mit einem Transport der RSHA […] sind etwa 1 000 jüdische Männer, Frauen und Kinder eingetroffen. Nach der Selektion werden 299 Männer, die die Nummern 116754 bis 117502 erhalten sowie 158 Frauen, die die Nummern 41870 bis 42027 erhalten, als Häftlinge in das Lager eingewiesen.
Die übrigen 543 Deportierten werden in den Gaskammern getötet.“

Ernst Grünberger wird zur Zwangsarbeit im Auschwitz-Nebenlager Monowitz eingewiesen; Auschwitz-Häftlingsnummer unbekannt

Auschwitz Todesmarsch

15.1.1945 die Häftlinge in Auschwitz hören den russischen Kanonendonner 30 km aus dem Osten

18.1.1945 Evakuierung aller drei Auschwitz-Lager; ca. 60 000 Häftlinge; 10000 Männer aus Monowitz

18.1.1945 Beginn des Todesmarsches mit 400 Frauen von Auschwitz- Birkenau nach Loslau

Auschwitz-Überlebende berichten von der Brutalität der SS-Leute während des Todesmarsches:

Asher Aud:

„Wenn wir sind gegangen Totenmarsch, da sind keine Menschen gegangen, da sind nur Skelette gegangen.“

Sigmund Kalinski:

„Wer nicht konnte oder wer zur Seite war, wurde erschossen, bei ungefähr 15 bis 20 Grad minus in unseren Kleidern.“

Isidor Philipp berichtet:

„Wer sich hinlegte, wurde von den SS-Männern, die auf Motorrädern fuhren, erschossen.“

Nach Schätzungen starben bei diesen Räumungstransporten von Auschwitz insgesamt zwischen 9.000 und 15.000 Häftlinge.

Tod von Ernst Grünberger auf dem Todesmarsch, da er wegen Erschöpfung zurückblieb und durch Genickschuss durch die SS-Begleitwachen ermordet wurde.

Tod von Netty Grünberger vor dem 8.5.1945, Ort und Datum unbekannt

Gedenken

18.11.1979 Pages of Testimony für Ernst und Nelly Grünberger sowie ihre Eltern Pinchas und Esther Hecht von Schwägerin Leja Helene Kroemer Hecht

2.10.2013 Stolpersteine für Ernst und Nelly Grünberger in Halle, Kleine Ulrichstraße 31

Quellen

Deutsche Minderheiten-Volkszählung 1939

https://collections.arolsen-archives.org/en/document/5185279

https://www.statistik-des-holocaust.de/list_ger_ber_ot12.html

https://www.statistik-des-holocaust.de/OT420403_Frankfurt7.jpg

https://www.statistik-des-holocaust.de/OT420403_Frankfurt8.jpg

https://collections.arolsen-archives.org/de/document/5185319

https://collections.arolsen-archives.org/de/document/5185325

https://collections.arolsen-archives.org/de/document/5185327

https://collections.arolsen-archives.org/de/document/5185317

https://collections.arolsen-archives.org/en/document/127212893

Preußische Verlustlisten vom 19.9.1914, 17.5.1918, 28.11.1918, 2.1.1919; Seiten 260, 23443, 27956, 28882

Mandat zur Einbürgerung in Palästina

https://www.bundesarchiv.de/gedenkbuch/de1063072

https://www.bundesarchiv.de/gedenkbuch/de879916

https://www.bundesarchiv.de/gedenkbuch/de879905

https://www.bundesarchiv.de/gedenkbuch/de1063059

https://www.bundesarchiv.de/gedenkbuch/de992224

A. Czerniaków, Im Warschauer Getto, München 1986

https://yvng.yadvashem.org/index.html?language=de

Peter W. Lande,  Jewish „Training“ Centers in Germany, Manuskript von 1978 im Bestand des Centers for Jewish History

https://digipres.cjh.org/delivery/DeliveryManagerServlet?dps_pid=FL4311316

Veröffentlicht von Franz-Josef Wittstamm

Geboren 31. Mai 1951 in Recklinghausen Gymnasium Petrinum 1961 bis Abitur1970 Studium der Humanmedizin in Bochum Approbation 1981 Promotion1982 Facharzt für Innere Medizin, Kardiologie, Intensivmedizin Im Ruhestand seit 2016

Schreiben Sie einen Kommentar

Ihre E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert