Silberpfennig Kurt

Kurt Silberpfennig

*22.10.1905 in Thorn; ✡ in Auschwitz vor dem 8.5.1945

Staatsangehörigkeit deutsch

Vater Philipp Silberpfennig *13.10.1880 in Beuthen

Heirat der Eltern 27.12.1904

Mutter Minna Weinberg *6.5.1881 in Borek

Großeltern Adolf Silberpfennig und Helene Cahn; Heymann und Recha Weinberg

Geschwister

Elly Silberpfennig *19.1.1910 in Thorn; ✡5.3.2005; oo Siegbert Holz

Beruf Lehrer, pädagogischer Leiter

Adressen Thorn; Frankfurt; Berlin; Heidelberg; Steckelsdorf

Heirat Rita Jakob *21.11.1904 in Lambsheim

Schwiegereltern Rafael und Ernestine Jakob

Sohn

Siegfried Silberpfennig *19.7.1934 in Frankfurt; 1942 in Auschwitz

Weiterer Lebensweg

Vater Philipp Silberpfennig war ab 1904 Lehrer und Kantor in Thorn

Staatliches Gymnasium in Allenstein

1931 Lehramtsstudium an der Jeshiwa in Frankfurt

Lehrer an der Jüdischen Volksschule am Philanthropin in Frankfurt/Main

17.5.1939 Kurt Silberpfennig in Berlin bei Minderheiten-Volkszählung

17.5.1939 Kurt Silberpfennig mit Frau und Sohn ebenfalls in Frankfurt erfasst bei Minderheiten-Volkszählung

16.-22.8. 1939 Delegierter des Bachad zusammen mit Josef Burg (Misrachi) und Alfred Selbiger (Hechaluz) beim 21. Zionistenkongress in Genf; der Kongress wurde wegen der Kriegsgefahr unter sehr negativen Vorzeichen vorzeitig abgebrochen. In seiner Abschlussrede sagte Weizmann: „Um uns wird es dunkel. […] wenn wir, wie ich hoffe, verschont bleiben, und unsere Arbeit fortgesetzt werden kann, wer weiß, vielleicht wird dann aus der Dunkelheit ein neues Licht auf uns scheinen.

1940 Kurt Silberpfennig als Vertreter des Bachad im Palästinaamt in Berlin in der Meinekestraße 10; hier waren tätig Sonja Okun für die Jugend-Alija zuständig unter dem Leiter Alfred Selbiger sowie ab 1939 Ludwig Kuttner für die Jüdische Jugendhilfe; bis zur Schließung 1941 wurden hier ca 50000 Emigrationen nach Palästina organisiert.

1.11.1940 Kurt Silberpfennig geht als stellvertr. Pädagogischer Leiter  mit Frau und Sohn in das jüdische Umschulungslager Landwerk Steckelsdorf bei Rathenow im Landkreis Jerichow II; Träger ist der Bachad, 1928 gegründete Jugendorganisation des orthodox-jüdischen Misrachi; das hebräische Akronym בָּחָ״ד BaChaD steht für Brit Chaluzim Datiim, deutsch ‚Bund religiöser Pioniere‘;  Träger zuletzt die Reichsvereinigung der Juden in Deutschland RVJD

1.11.1940 Neuer Lagerleiter wird Leo Kutzwor

Lagerleiter/Madrichim waren u.a.Sigmar Bromberger, Manfred und Schoschana Litten, Dr. Benjamin Abrahamson, Herbert Schönewald, Friedrich Löwenthal, ab 1941 Kurt Silberpfennig

21.5.1941 Schließung der Büros des Hechaluz, Palästinaamt und Bachad von der Meinekestraße 10 in die Kantstraße 158; Kurt Silberpfennig nach Steckelsdorf

Anfang August 1941 Letzte Tagung der Jugend-Alija-Leitung in Berlin, Kantstraße 158;
(v.l.n.r.) Lotte Kaiser, Artur Posnanski , Hans-Wolfgang Cohn, Sonja Okun, Alfred Selbiger, Ludwig Kuttner, Kurt Silberpfennig, Jitzchak Schwersenz, Herbert Growald; © J. Schwersenz, Yoav Gad

11.5.1942 Es entsteht bei der Rodung eines Obstgartens ein vom Chaluz Oskar Silberbach unabsichtlich verursachter Wiesen/Waldbrand im Park des Landwerk Steckelsdorf.

11.5.1942 Kurt Silberpfenning zur Vernehmung wegen eines unabsichtlichen Wiesen/Waldbrandes, verursacht durch den Chaluz Oskar Silberbach

21.5.1942 schriftliche Ankündigung der Schließung des Landwerks Steckelsdorf, fast alle Chaluzim sollren nach Berlin in das Sammellager Alte Synagoge Levetzowstraße verbracht werden

24.5.1942 offizielle Schließung, nur die Stammbelegschaft des Landwerks verbleibt und 15 Zwangsarbeiter der optischen Industrie in Rathenow: Kurt Silberpfennig sollte wegen seiner Leitungsfunktionen zunächst in Steckelsdorf bleiben, entscheidet sich dann aber wegen seiner Verantwortung für die Jugendlichen, sie auf dem Transport am 11.7.1942 zu begleiten

11.7.1942 52 Chaluzim aus dem ehemaligen jüdischen Umschulungslager Landwerk Steckelsdorf bei Rathenow im Landkreis Jerichow II unter Leitung des Steckelsdorf-Madrich Kurt Silberpfennig auf Transport Magdeburg – Dessau-Berlin nach Auschwitz;

Anneliese Borinski schreibt:

„Noch aus der Bahn bekommen wir eine Karte, abgestempelt hinter Breslau. Sie schreiben, dass sie in Richtung Auschwitz fahren. Dann haben wir nie wieder etwas von ihnen gehört. Auch in den Karteien von Auschwitz (Borinski arbeitete in Auschwitz in der SS-Kommandantur, FJW) konnte ich keinen von den mir namentlich bekannten finden, noch haben unsere Chawerim während der Lagerzeit oder auch nach der Befreiung etwas von irgendjemanden von ihnen gehört. Nur ein erschütterndes Zeichen fand ich. Als wir in der SS-Wäscherei in Auschwitz (Kommandantur) arbeiteten, brachte mir eines Tages eine Chawerah aus der SS-Wäsche eine Unterhose, die mit vollem Namen´: Kurt Silberpfennig, gezeichnet war.“

Keine weiteren Daten bekannt

Gedenken

Pages of Testimony für Kurt und seine Familie von Cousine Ilse Jacob Lewin

Quellen

Deutsche Minderheiten-Volkszählung 1939

https://www.bundesarchiv.de/gedenkbuch/de1161024

https://www.bundesarchiv.de/gedenkbuch/de1161131

https://www.bundesarchiv.de/gedenkbuch/de1160930

Anneliese Ora-Borinski, Erinnerungen 1940 – 1943, Kwuzat Maayan-Zwi, Israel 1970

Bettina L. Götze, Landwerk Steckelsdorf-Ausbau, in: Hachschara als Erinnerungsort.

<https://hachschara.juedische-geschichte-online.net/ort/13> [24.03.2024] Ezra BenGershôm David. Aufzeichnungen eines Überlebenden, Evangelische Verlagsanstalt 1989

Bettina Götze, Rathenow, in: Irene Annemarie Diekmann (Hrsg.), Jüdisches Brandenburg. Verlag für Berlin-Brandenburg 2008. S. 304–328.

Jizchak Schwersenz: Die versteckte Gruppe. Ein jüdischer Lehrer erinnert sich an Deutschland. Berlin: Wichern Verlag 1988.

Michael Wermke: Ein letztes Treffen im August 1941. Kurt Silberpfennig und die Praxis religiös-zionistischer Pädagogik, Jüdische Bildungsgeschichte in Deutschland. Münster: Waxmann 2020.

Veröffentlicht von Franz-Josef Wittstamm

Geboren 31. Mai 1951 in Recklinghausen Gymnasium Petrinum 1961 bis Abitur1970 Studium der Humanmedizin in Bochum Approbation 1981 Promotion1982 Facharzt für Innere Medizin, Kardiologie, Intensivmedizin Im Ruhestand seit 2016

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