Herbert Baer
*13.9.1901 in Ahrweiler; ✡ nach 1942 in Polen
Staatsangehörigkeit deutsch
Vater Isachar Baer *24.3.1858 in Dernau; 24.8.1937 in Ahrweiler
Mutter Karolina Lissberger *2.5.1879 in Hainstadt; Juli 1942 Theresienstadt
Geschwister –
Beruf Weinhändler, landwirtschaftlicher Praktikant
Adressen Ahrweiler, Ahrhutstraße 43
Heirat ledig
Kinder –
Weiterer Lebensweg
9.11.1938 gegen 23 Uhr junge SA-Leute in Ahrweiler dringen in die Wohnung des jüdischen Weinhändlers Herbert Baer in Ahrweiler. Er wurde gefesselt und misshandelt. In seinem Weinkeller veranstaltete die SA ein Zechgelage und demolierte Baers Weinfässer.
10.11.1938 verhaftet im Novemberpogrom
15.11.1938 in „Schutzhaft“ im KL Dachau, Häftlingsnummer 26963
29.11.1938 Entlassung aus dem KL Dachau
Dezember 1938 zwangsweise Stillegung der jüdichen Betriebe in Ahrweiler (Nr. 5)
Das jüdische Umschulungslager Gehringshof
14.12.1939 Herbert Bär nach der Rückkehr aus Dachau zur Hachschara in das jüdische Umschulungslager Gehringshof in Hattenhof bei Fulda; Träger ist der Bachad, 1928 gegründete Jugendorganisation des orthodox-jüdischen Misrachi; das hebräische Akronym בָּחָ״ד BaChaD steht für Brit Chaluzim Datiim, deutsch ‚Bund religiöser Pioniere‘; Träger zuletzt die Reichsvereinigung der Juden in Deutschland RVJD.
Der Gehringshof wurde 1929 erworben von der Kibbuz-Haddati-Bewegung, Mitglied im Bachad, zuvor in Betzenrod und Rodges.
Die Ausbildung erfolgte auch auf den umliegenden Bauernhöfen. In Hessen bestanden vier Ausbildungsstätten: neben dem Gehringshof, Grüsen, Külte bei Volkmarsen und Lohnberghütte bei Weilburg.
21.6.1941 reichsweite Mitteilung, dass die Hachscharalager im Sommer 1942 aufgelöst werden müssen; Umstrukturierung der großen Lagr wie Neuendorf, Bielefeld, Paderborn in Arbeitseinsatzlager unter Kontrolle der örtlichen Behörden
5.7.1941 behördliche Anordnung zur Auflösung der Hachschara-Lager; Umbenennungen in „Jüdisches Arbeitseinsatzlager“ oder „Forst-und Ernteeinsatzlager“; der Einsatz erfolgte auf Weisung lokaler Behörden/Arbeitsämter.
Juli -September 1941 Auflösung der Hachscharalager z.B von Ahrensdorf, Gut Winkel. Havelberg; Verlegungen in das Landwerk Neuendorf und Steckelsdorf oder in Westfalen die Arbeitseinsatzlager Paderborn und Bielefeld.
Die Auflösung des Gehringshofs erfolgte im Verlauf des Sommers 1941 auf Druck der Behörden. Die letzten Chaluzim zumeist Madrichim wurden am 5. Oktober 1941 abgemeldet
8.6.1941 drei Chaluzim gemeinsam abgemeldet aus dem Gehringshof, Hattenhof in das Forsteinsatzlager Kaisermühl bei Frankfurt/Oder: Josef Aronsohn, Herbert Baer und Arnold Stern
Die Deportation nach Warschau
2.4.1942 Verhaftung von Herbert Baer mit 17 Zwangsarbeitern des Forsteinsatzlagers Kaisermühl und 62 des Landwerks Neuendorf, besonders der älteren, staatenlosen oder zuvor bei der Gestapo auffällig gewordenen; Deportation auf Lastwagen in eine große Turnhalle nach Frankfurt/Oder, wo noch 100 Juden aus den Forst- und Ernteeinsatzlagern in Beerfelde, Hangelsberg, Hasenfelde, Jakobsdorf, Kaisermühl, Kersdorf, Pillgram, Schönfelde und Treplin hinzustoßen. Die älteren Deportierten sind zumeist 1940 aus dem Regierungsbezirk Schneidemühl nach Neuendorf, Pillgram, Treplin und anderen Lagern verbracht worden.
3.4.1942 Deportation der 1. Welle auf dem XII. Transport von Berlin ins Ghetto Warschau; Abfahrt aus Frankfurt/Oder um Mitternacht
Keine weiteren Daten bekannt
Das Schicksal der Mutter Lina Baer
September 1939 war die Mutter Lina wegen einer Denunziation 5 Tage in Haft
26.7.1942 Verhaftung der Mutter Lina und Verbringung in ein Sammellager in Koblenz
Mutter Lina findet sich aber nicht in der Gruppe der 6 Juden (Gottschalk und Levy) aus Ahrweiler auf dem Transport III/2 vom 27.7.1943 Trier-Koblenz- Köln nach Theresienstadt, ist auch nicht in in der Opferdatenbank in Theresienstadt registriert
Gedenken
Stolpersteine für Herbert und Lina Baer in Ahrweiler
Quellen
Deutsche Minderheiten-Volkszählung 1939
https://www.bundesarchiv.de/gedenkbuch/de836711
https://www.bundesarchiv.de/gedenkbuch/de836998
Landeshauptarchiv Koblenz, Gestapokartei, Image Nr. 2577
https://www.statistik-des-holocaust.de/list_ger_rhl_420727.html
https://collections.arolsen-archives.org/de/document/11221587
http://www.fuldawiki.de/fd/index.php?title=Gehringshof
Anneliese Ora-Borinski, Erinnerungen 1940 – 1943, Kwuzat Maayan-Zwi, Israel 1970
Arolsen Archives, Arolsen Signatur DE ITS 2.1.1.1 HE 016 JÜD 7 ZM
Staatsarchiv Israel, Einwanderungslisten