
Jakob Silberstein/Zylbersztajn
*24.10.1921 (1924) in Tomaszow; ✡ 21.11.2021 in Rishon Le Zion
Staatsangehörigkeit polnisch
Vater Jitzchak Abe Zylbersztajn; deportiert; ✡ unbekannt

Mutter Rachela Miedzygorska; ✡ 1942 in Treblinka
Geschwister
Beruf Kaufmännischer Lehrling; Maurer
Adressen Tomaszow, Antoniego 10, (Antonienstraße) ; Rishon Le Tsion
Heirat Rachel Roszi Moses *1926 in Rumänien; ✡24.12.1996 in Rishon Le Zion
Kinder, zwei Söhne
Abraham Avrehmi Zylbersztajn
Weiterer Lebensweg
1.9.1939 Einmarsch der Deutschen Wehrmacht in Polen
13.9.1939 Verhaftung als feindlicher Ausländer in der „2. Polenaktion“ durch die Polizei in Tomaszow

15.10.1939 Internierung im KL Buchenwald
Die polnischen Juden wurden extrem hart belastet:
Bericht des als „feindlichem Ausländer“ verhafteten polnischen Häftlings Theodor Gadzinski über die Marter der 181 in Buchenwald internierten Polen nach dem Überfall der Wehrmacht:
Es handelt sich wohl um SS-Scharführer Heinrich Emde. Über ihn berichtet der aus Gelsenkirchen stammende Häftling Theodor Gadczinski:
„Wir wurden zum Steinetragen in den Steinbruch beordert. Am Tag mußten bis zu 17 Fuhren bewältigt werden. Oberscharführer Emde ließ nicht nur auf dem Weg zum Steinbruch im Laufschritt jagen, er versuchte es bei voller Last bergauf in der gleichen Weise. Auf dem Weg zum Steinbruch zu den Türmen und zurück mußten wir durch eine Serie
berüchtigter SS-Leute Spalier laufen, darunter die Scharführer Jänisch, Kostial, Chemnitz, Kubitz, Waletzko, Henschel, Hüttig, Blank und Hinkelmann (Postenkette der Wachmannschaft). Am zweiten Tag konnten 16 Mann wegen Erschöpfung nicht mehr stehen; am dritten Tag waren es schon 30; am vierten Tag wurde die Hälfte des verbliebenen Restes von Mithäftlingen auf Tragen ins Lager geschafft. 10 Tage währte dieses unvorstellbare Dasein, dann wurden wir dem Block 34 des großen Lagers zugeteilt.
Ich kam zum Tragen von Stämmen. Wir wateten im tiefsten Schlamm. Vom Wald bis zum DAW-Gelände (Sägewerk) mußten die Stämme durch den Morast ausschließlich durch Menschenkraft geschleppt werden. das Tempo wurde durch Knüppelschläge von SS-Angehörigen forciert.“
Jakobs Arbeitskommandos in Buchenwald zwischen 1939 und Oktober1942
Judenkolonne I
5.4.1940 ärztlich verordnete Schonung (leichte Arbeit)

18.5.1940 Gärtnerei (leichte Arbeit)

24.5.1940 Änderung der Häftlingsnummer für Jakob Z. von 8943 in 5833

24.11.1940 Zahnbehandlung, es werden 15 RM von seinem Verdienst einbehalten

17.1.1941 Kdo 44 Maurer in der SS-Unterkunft

„Maurerschule“

Jakob Zylbersztajn mit Adi Lindenbaum und Moritz Zauderer in der Maurerschule
Die „Maurerschule“ war eine von Robert Siewert, KPD-Funktionär und Kapo des Baukommando I bei der SS durchgesetzte Rettungsaktion für die polnischen jüdischen Jugendlichen! Diese wurden so vor der ruinösen Zwangsarbeit in anderen Kommandos geschützt.
22.1.1941 Kdo 22 Gärtnerei

22.1.1942 Vernehmung und Folter in der Politischen Abteilung im KL (Gestapo)

22.5.1942 Kdo 44, Maurer in der SS-Unterkunft, Maurerschule

1.9.1942 Abschluss der Maurerlehre

16.10.1942 Überstellung von 433 polnischen Häftlingen aus Buchenwald in das KL Ausschwitz zum Aufbau des Buna-Werks in Auschwitz Monowitz; auf diesem Transport befinden sich auch Benjamin Kogut, Abraham Matuszak, Adi Lindenbaum, Jakob Zylbersztajn und Heinrich Tydor
17.10.1942 Ankunft in Auschwitz

Er wird für die Arbeit in dem neu eröffneten Chemiewerks der IG Farben „BUNA“ in Auschwitz-Monowitz eingewiesen; er bekommt die Auschwitz-Häftlingsnummer 68743 in den linken Unterarm tätowiert.
Die Häftlinge vom Oktober 1942 werden zum Aufbau der Baracken des Lagers Monowitz eingesetzt, nachdem zuvor die Buna-Zwangsarbeiter täglich von Auschwitz Birkenau dort hin marshieren mussten.
Dort kommt er mit Ernst „Piese“ Azriel Zimche von der Widerstandsgruppe NOHAM in Kontakt.
Er ist eng befreundet mit Siggi Freund, zuvor KL Sachsenhausen und Gustav Gustl Täuber, der mit ihm aus Buchenwald kam.

Aufstand des Sonderkommandos
Vier weibliche Häftlinge, Róza Robota, Ella Gartner, Regina Safirsztajn und Estera Wajsblum, die in der Produktion von Zündern für die Weichsel-Union-Metallwerke arbeiteten, hatten Schießpulver nach Birkenau geschmuggelt.
Jakob Zylbersztajn berichtet, dass er von einer Lisa im Werk BUNA gestohlenen Sprengstoff aus dem Werk herausschmuggelte und an seinen Blockältesten Paul übergab. Sein Kapo Fritz vom Kommando 4, ein politischer Häftling aus Berlin bekommt das mit und verrät ihn bei der Politischen Abteilung/Gestapo. Er wird zweimal vorgeladen und brutal geschlagen, verrät aber nichts; anschließend wird er an einen Baum hängend gefesselt und verliert das Bewußtsein. Im HKB von BUNA kann er sich dank der Hilfe von Leon Stasiak, polnischer Kommunist, erholen.
7.10.1944 Aufstand des Sonderkommandos
Die Lagergestapo ermittelte die Herkunft des Sprengpulvers, verhaftete mehrere Frauen, verhörte und folterte sie.
6.1.1945 wurden die vier Frauen beim Appell im Frauenlager erhängt.
Die Räumung der Auschwitzlager
18.1.1945 „Evakuierung aller drei Auschwitz-Lager und der Außenlager; ca 60 000 Häftlinge auf dem Todesmarsch über 80 km von Auschwitz nach Gleiwitz; Isidor Philipp berichtet:
„Wer sich hinlegte, wurde von den SS-Männern, die auf Motorrädern fuhren, erschossen.“
„Von dort begann dann – in offenen Kohlewaggons und bei 15 Grad unter Null – die Fahrt durch Polen, Tschechoslowakei und Österreich zurück nach Deutschland.“
Von Gleiwitz im offenen Güterwaggon über Prag nach Weimar, Fußmarsch ins KL Buchenwald
Auf den Bahntransport nach Buchenwald kamen bevorzugt das Personal des Häftlingskrankenbau, technisches und Funktionspersonal; auf diesem Transport über Prag nach Weimar zusammen mit Symcha Apfelbaum, Helmut Steinitz, Heinrich Tydor, Arthur Posnanski und den Zwillingen Manfred und Aron Tannenbaum, Wolfgang Meyerstein sowie den Juden und Kommunisten Stefan Heymann und Curt Posener aus dem BUNA-Widerstand


26.1.1945 Ankunft in Buchenwald; Häftlingsnummer 120416; Unterbringung zunächst in den Holzbaracken im kleinen Lager; dann als „alter Häftling“ im Block 22 für jugendliche Juden; Blockältester ist Emil Carlebach, Jude und führender KPD-Mann aus dem engeren Führungskreis des von der KPD dominierten Lagerwiderstandes in Buchenwald;

2.2.1945 Kdo 57 = Steinträger Juden (harte Arbeit) oder „Rodung Firma Kriegs“
11.2.1945 Verlegung HASAG Altenburg
Das Buchenwald Außenlager HASAG in Altenburg
1.8.1944 Eröffnung eines KL-Außenlager für Frauen, zur Rüstungsproduktion in der HASAG (für Hugo-Schneider-AG)
September 1944 Übernahme des Lagers durch das KL Buchenwald
Über 2400 Frauen und Mädchen aus vielen europäischen Ländern, darunter Polinnen, ungarische Jüdinnen, Sinti und Roma arbeiteten täglich 12 Stunden.
Später wurde auch ein Außenlager für Männer eingerichtet. Insgesamt bestanden 1945 acht HASAG-Buchenwald-Außenlager.

Jakob Zylberstajn meldet sich bei Emil Carlebach freiwillig für das Außenkommando in Altenburg (Nr. 7)
11.2.1945 Emil Carlebach sorgt dafür, dass Jakob Zylberstajn in das Kdo H-A = Arbeitskommando HASAG-Altenburg verlegt;
Mindestens zehn Frauen und zwei Männer kamen im Lager um. Hunderte Kranke und Schwache wurden nach Ravensbrück und Buchenwald zurückgeschickt oder in Auschwitz ermordet.
Im Männerlager verblieben zum Arbeiten zunächst 50 Männer aus Buchenwald, überwiegend Juden aus dem Deutschen Reich, Lettland, Polen und Ungarn sowie Staatenlose. Bis Mitte Februar stieg die Zahl auf 85 Häftlinge an.
14.3.1945 weitere 115 Männer aus Buchenwald nach Altenburg abkommandiert, wo sie am nächsten Tag in der Stärkemeldung aufgeführt wurden; die Gesamtzahl stieg dadurch vermutlich auf etwa 200 Häftlinge. Mindestens zwei Männer kamen ums Leben.
12. 4.1945 Räumung des Lagers in Altenburg durch die SS; Beginn der Todesmärsche in Richtung Osten
13.4.1945 Evakuierung des HASAG Außenlager des KL Buchenwald in Leipzig

Todesmärsche Richtung Böhmen, Theresienstadt
Die Häftlingsgruppe von Zylbersztajn wird von den sie bewachenden Wehrmachtssoldaten auf einer Berg bei Altenburg geführt. Nach der Flucht der SS aus dem Lager und der Wehrmachts-Wachen kehren sie in das nun leere Lager in Altenburg zurück.
11.4.1945 Befreiung des Lagers in Altenburg durch die US -Army
Jakob Zylbersztajn wird ins Lager Buchenwald gebracht

18.5.1945 Schawuot-Feiertagsgebet in Buchenwald durch den US- Militärrabbiner Herschel Schacter; Teilnehmer Jakob Zylbersztajn:
„Der amerikanische Militärrabbiner Herschel Schacter hielt am 18. Mai das Schawuot-Feiertagsgebet in Buchenwald und gab mir Tefillin und Siddur. Er half mir und meinen Freunden in unseren frühen Tagen als freie Menschen. Rabbi Herschel hat uns sehr geholfen, mit unserem neuen Leben fertig zu werden, …“
„Für einen Monat oder anderthalb Monate erholte ich mich in einem amerikanischen Sanatorium, wo man mich unbeschreiblich herzlich behandelte, was mir ein gutes Gefühl gab.“ (Vermutlich im Sanatorium in Sülzhayn bei Ellrich, betreut durch die UNRRA)
Jakob Zylbersztajn begleitet den von ihm organisierten Rücktransport von Jüdinnen in ihre tschechische Heimat nach Prag
DP-Camp St. Maria de Bagni

Dezember 1945 mit der BRICHA nach Italien; Aktivist in der Alija beth für 1 1/2 Jahre in St. Maria de Bagni, Italien, größtes DP-Camp in Süditalien mit 2300 jüdischen Flüchtlingen Anfang 1946; hier lernt er seine zukünftige Frau Rachel kennen, mit der er 1946 ebenfalls auf Alija beth geht;

22.10.1946 Ankunft der SS BRACHA FULD (zuvor FENICE) in Haifa, das Schiff wird von den Briten abgefangen und nach Zypern verbracht; für 1 Jahr in britischem Internierungslager; auf Zypern heiratet er auch seine Frau.


April 1947 Ankunft mit Ehefrau Rachel in Palästina auf der SS CYPRUS
Bericht in der Zeitung AL HaMischmar (Die Wache) vom 15.5.1947:
„Am 15. Mai kamen 32 neue Einwanderer im Kibbuz Mesilot im Beit Shean Valley an und wurden am selben Tag aus Atlit entlassen. Die meisten von ihnen sind „Bracha Fuld“-Einwanderer aus der Tschechoslowakei. Sie werden den Kern der „Schöpfer“-Gruppe bilden.“
15.6.1947 Entlassung aus der Internierung in Athlit
Er geht mit der Ehefrau nach Rishon LeZion.
Gründer der Dachorganisation der Holocaust-Überlebenden, die letztlich 42 Unterorganisationen umfasst.
29.-30.7.2007 Interview in Rishon LeZion
2008 Teilnehmer am Buna-Überlebenden-Treffen in Frankfurt mit Ohny Ohnhaus, David Salz, Piese Zimche.
Gedenken
6.5.2024 Jakob Silberstein geehrt von der Bnai Brith Organisation mit dem Abzeichen des Jüdischen Judenretters
19.6.2024 Ehrung auf der Jahresversammlung des Vereins „Hachshara dor hemshech“
Quellen
https://collections.arolsen-archives.org/de/document/7506834
https://collections.arolsen-archives.org/de/document/7506840
https://collections.arolsen-archives.org/de/document/7506841
https://collections.arolsen-archives.org/de/search
https://www.altenburgergeschichtsverein.eu/GESCHICHTE/HASAG/KZ-Aussenlager-ALTENBURG
22-Interview Yacoov Silberstein (uni-frankfurt.de)
https://video01.uni-frankfurt.de/Mediasite/Play/450e5aab10624e178bd98e49b63441021d
https://www.ushmm.org/online/hsv/source_view.php?SourceId=20773
David A. Hackett (Hrsg), Der Buchenwald-Report. Bericht über das Konzentrationslager Buchenwald bei Weimar, München 1996, S. 189f., Nr. 33: Prügel gehören zum Tagesablauf
https://www.bundesarchiv.de/gedenkbuch
Staatsarchiv Israel, Einwanderungslisten
Mandat zur Einbürgerung in Palästina, 1937-1947
https://digipres.cjh.org/delivery/DeliveryManagerServlet?dps_pid=FL4311316
BILDER & DOKUMENTE – הכשרות החלוץ בגרמניה – דור המשך (hachshara-dor-hemshech.com)