Grete Samson
*31.5.1922 in Aurich; ✡ 26.2.2014 in Boston
Staatsangehörigkeit deutsch
Religion jüdisch
Vater Abraham Josef Samson *6.3.1885 in Aurich; ✡nach dem 29.1.1943 in Auschwitz
Mutter Frieda Wolff *24.6.1892 in Aurich; ✡ 9.1.1943 in Auschwitz
Geschwister
Hertha Samson *16.10.1919 in Aurich; ✡17.10.2012 in New York
Josef Samson *20.12.1920 in Aurich; ✡ 1880 in Peterborough, England
Siegfried Simon Samson*4.4.1925 in Aurich; ✡ 1943 in Auschwitz
Staatsangehörigkeit deutsch
Beruf Krankenschwester
Adressen Aurich, Wallstraße 22 und kurzzeitig Emderstraße 16; Hattenhof; Berlin, Elsässer Straße 85;
Heirat 1948 Ben Moncznik /Munn *1912, Überlebender des Ghetto/KL Lodz
Kinder
Alan Jacob Munn *1949
Dr. Charles Samson Munn *1952
Weiterer Lebensweg
Juni 1938 Grete beginnt eine Ausbildung zur Krankenschwester im Jüdischen Krankenhaus, Iranische Straße in Berlin
10.11.1938 Vater verhaftet im Novemberpogrom, „Schutzhaft“ in Sachsenhausen
15.12.1938 Entlassung des Vaters aus dem KL Sachsenhausen mit der Auflage, Deutschland zu verlassen
17.5.1939 mit den Eltern und Bruder Siegfried in Aurich bei Minderheiten-Volkszählung
1939 Schwester Hertha und Bruder Josef emigrieren nach England
Frühjahr 1940 in Berlin Pflegexamen abgelegt mit sehr guten Noten
Zwangsumzug der Eltern aus Aurich nach Berlin
4.3.1940 Bruder Siegfried aus Aurich ins Landwerk Neuendorf
1940 Grete als Krankenschwester für 3 Monate zum Bahnhofsdienst zur Betreuung der Deportationen
Die Vertreibungsaktion der Juden aus Ostfriesland, Aurich und Oldenburg
27. 2. 1940 Anordnung der Gestapo Wilhelmshaven, dass sämtliche Juden bis zum 1. April 1940 Ostfriesland, Aurich und Oldenburg die Region verlassen müssten; Begründung: die Nähe zum Kriegshafen Wilhelmshaven
Dr. Max Plaut von der RVJD konnte die Deportation nach Polen abwenden;
März 1940 Umzug der Eltern nach Berlin Mitte, Rosenthaler Straße 40/41; andere ziehen nach Bremen, Hannover und Hamburg.
Das jüdische Umschulungslager Gehringshof
7.3.1941 Freitag Greta Samson für 2 Wochen in das jüdische Umschulungslager Gehringshof in Hattenhof bei Fulda; Träger ist der Bachad, 1928 gegründete Jugendorganisation des orthodox-jüdischen Misrachi; das hebräische Akronym בָּחָ״ד BaChaD steht für Brit Chaluzim Datiim, deutsch ‚Bund religiöser Pioniere‘; Träger zuletzt die Reichsvereinigung der Juden in Deutschland RVJD.
Die präzise Dauer von zwei Wochen spricht dafür, dass sie auf dem Gehringshof einen Kursus für Krankenpflege und Erste Hilfe abgehalten hat.
22.3.1941 Samstag, Greta Samson abgemeldet aus dem Gehringshof nach Berlin
Zurück in Berlin
Angesichts der drohenden Deportation taucht sie in Berlin mit falschen Papieren unter. Sie arbeitet in einer Buchdruckerei; der auch untergetauchte jüdischen Arzt des Krankenhauses, Dr. Ausbach vermittelt ihr ein Quartier bei dem in „Mischehe“ lebenden Ehepaar Kloska.
Frühjahr 1943 beim Ehepaar Kloska in Tempelhof, Bacharacher Straße 46a, Wegen der ständigen Luftangriffe auf Berlin bringt Hans Kloska sie bei der Familie seines Bruders in einem Bauernhof in Beuthen, Oberschlesien unter. Diese sind praktizierende Katholiken.
Wegen mißtrauischer Polizisten will sie nach Berlin zurück, ihre Tarnung fliegt auf; sie wird verhaftet und drei Wochen lang immer wieder verhört:
„Ich gab zu, dass ich Jüdin war. Und ich wusste, ich war geliefert. Die Gestapo verhört mich drei Wochen, prügelt und foltert. Ich weiß nicht alles was sie mir alles angetan haben“.
Trotz brutaler Gewaltanwendung gibt sie ihre Unterstützer nicht preis. Man schickt sie nach Auschwitz. An der Rampe wird sie zur Zwangsarbeit selektiert und bekommt die Auschwitzhäftlingsnummer 75021 in den linken Unterarm tätowiert.
Nach einem Jahr Überlebenskampf in Auschwitz Verlegung in das Außenlager Gräben des KL Groß-Rosen bei Striegau, dort arbeitet sie in der Waschküche.
Januar 1945 bei Anrücken der Roten Armee Auflösung der Lager im Osten. Die Häftlinge werden auf Todesmärsche getrieben. Grete kommt nach Bergen-Belsen. Sie fällt wegen einer Fleckfieber-Infektion ( „Flecktyphus“) in tiefes Koma und wird schon auf einen Leichenstapel gelegt.
Sie wird wieder gesund und kann später auf Bitten eines jungen englischen Arztes in dem von den Briten in einer ehemaligen Kaserne eingerichteten Hospital Bergen Hohne als Krankenschwester arbeiten.
1945/46 arbeitet sie für ein Jahr im als Oberschwester im DP-Camp Feldafing
10.3.1947 Grete Samson auf der USS ERNIE PYLE von Bremen nach New York
Sie heirate, bekommt zwei Kinder; sie leidet unter Schizophrenie, es kommt zur Trennung von ihrer Familie
Grete Munn stirbt am 26. 2. 2014 in Boston
Das Schicksal Eltern und des Bruders Siegfried
November 1942 in Kraft tretendes Gesetz: „Alle im Reich gelegenen Konzentrationslager sind judenfrei zu machen und sämtliche Juden sind nach Auschwitz und Lublin zu deportieren.“
29.1.1943 Eltern von Berlin nach Auschwitz; dort werden sie mit Gas ermordet
20.2.1943 neue Richtlinien des Reichssicherheitshauptamtes für die „technische Durchführung der Evakuierung“
März 1943 Reichsweite „Fabrikaktion“, alle noch in Arbeitslagern und kriegswichtigen Betrieben beschäftigten „Volljuden“ werden verhaftet und in Konzentrationslager nach Auschwitz und ins „Generalgouvernement“ deportiert
19.4.1943 Bruder Siegfried auf dem 37. Osttransport als Teil der Fabrikaktion, allein 153 Personen aus dem Landwerk Neuendorf bei Fürstenwalde.
Ihm wird die Auschwitz-Häftlingsnummer 116965 in den linken Unterarm tätowiert
1945 Tod des Bruders auf dem Todesmarsch Buchenwald -Theresienstadt
25.1.2019 Pages of Testimony für die Eltern und Siegfried von Claudia de Levie
1.6.2010 Stolpersteine für die Eltern und Siegfried in Aurich, Wallstraße 22
17.7.14 Stolperstein für Grete Samson in Aurich, Wallstraße 22
Quellen
https://stolpersteineaurich.wordpress.com/2010/06/01/siegfried-samson
https://stolpersteineaurich.wordpress.com/2010/12/31/grete-samson-verh-munn
https://www.bundesarchiv.de/gedenkbuch/de1148735
https://www.bundesarchiv.de/gedenkbuch/de1148824
https://www.bundesarchiv.de/gedenkbuch/de1148790
https://collections.arolsen-archives.org/de/document/70385340
https://collections.arolsen-archives.org/de/document/7001712
Peter W. Lande, Jewish „Training“ Centers in Germany, Manuskript von 1978 im Bestand des Centers for Jewish History
Deutsche Minderheiten-Volkszählung 1939
http://www.fuldawiki.de/fd/index.php?title=Gehringshof
https://collections.arolsen-archives.org/de/document/78790374
Arolsen Archives, Arolsen Signatur DE ITS 2.1.1.1 HE 016 JÜD 7 ZM
https://www.bundesarchiv.de/gedenkbuch
Staatsarchiv Israel, Einwanderungslisten
Mandat zur Einbürgerung in Palästina, 1937-1947
https://digipres.cjh.org/delivery/DeliveryManagerServlet?dps_pid=FL4311316
BILDER & DOKUMENTE – הכשרות החלוץ בגרמניה – דור המשך (hachshara-dor-hemshech.com)
https://hachschara.juedische-geschichte-online.net/ort/13.pdf