
Leizer Mendel Buchsbaum
*24.3.1912 in Gorlice Galizien; ✡ 1942/43 in Auschwitz
Staatsangehörigkeit Österreich; Polen; staatenlos
Vater Aron Wolf Buchsbaum *10.5.1888 in Bobowa; nach England
Mutter Chaja Helene Dormann *16.9.1882 in Gorlice Galizien
Großeltern Abraham Dormann und Miriam Grunwald
Geschwister
Chana Gitla Buchsbaum *21.1.1914 in Gorlice Galizien; ✡5.8.2002 in Hod Hasharon; oo Nebel
Wolf Zeev Buchsbaum *6.1.1922 in Leipzig
Cousin Moses Buchsbaum*4.10.1924 in Leipzig
Beruf landwirtschaftlicher Praktikant
Adressen Gorlitz; Leipzig Humboldstraße 29 II; Spreenhagen; Steckelsdorf
Heirat –
Kinder –
Weiterer Lebensweg
18.12.1914 Anmeldung der Familie in Leipzig
28.10.1938 Familie Buchsbaum abgeschoben aus Leipzig nach Zbaszyn
Frühjahr 1939 Rückkehr der Familie nach Leipzig
Zwangsarbeit im Tiefbau
17.5.1939 mit den Eltern in Leipzig bei Minderheiten-Volkszählung
1939 Flucht des Vaters nach England

15.6.1939 Leiser Buchsbaum zur Hachschara in das Lehrgut Schocken, Gut Winkel bei Spreenhagen

September 1939 bei Registrierung der Ausländer

1939 -1942 Leiser Buchsbaum zur Hachschara in das jüdische Umschulungslager Landwerk Steckelsdorf bei Rathenow im Landkreis Jerichow II; Träger ist der Bachad, 1928 gegründete Jugendorganisation des orthodox-jüdischen Misrachi; das hebräische Akronym בָּחָ״ד BaChaD steht für Brit Chaluzim Datiim, deutsch ‚Bund religiöser Pioniere‘; Träger zuletzt die Reichsvereinigung der Juden in Deutschland RVJD
10.11.1938 Novemberpogrom in Steckelsdorf, am Abend wurde das Landwerk gestürmt und verwüstet. Alle männlichen Funktionsträger wie Simon Berlinger, Adolf Frohmann, Friedrich Löwenthal, Betriebsleiter Hofbauer (?) und Herbert Schönewald verhaftet ins Polizeigefängnis Magdeburg und später als „Schutzhäftlinge“ nach Buchenwald gebracht.
21.11.1938 Entlassung der Steckelsdorf Madrichim Simon Berlinger, Adolf Frohmann, Friedrich Löwenthal und Herbert Schönewald aus dem KL Buchenwald
1939 Instandsetzung und Übernahme von Steckelsdorf durch die RVJD
1.9.1939 Überfall der Deutschen Wehrmacht auf Polen
21.5.1941 Schließung der Büros des Hechaluz, Palästinaamt und Bachad in der Meinekestraße 10, Wechsel in die Kantstraße 158
Die Schließung des Landwerks
21.5.1942 schriftliche Ankündigung der Schließung für den 24.5.1942
24.5.1942 offizielle Schließung, nur die Stammbelegschaft des Landwerks verbleibt und 15 Zwangsarbeiter der optischen Industrie in Rathenow
11.7.1942 Leizer Buchsbaum deportiert aus Steckelsdorf auf Transport Magdeburg – Dessau-Berlin nach Auschwitz; unter Leitung des Steckelsdorf-Madrich Kurt Silberpfennig, der sich mit Frau und dem siebenjährigen Sohn Siegfried freiwillig dem Transport anschließt. 52 Chawerim kamen aus dem Landwerk Steckelsdorf 11./13. Juli 1942, Auschwitz, vermutl. Magdeburg – Leipzig/Chemnitz

13.7.1942 Ankunft und Selektion der Chaluzim aus Steckelsdorf in Auschwitz
Anneliese Borinski schreibt:
„Noch aus der Bahn bekommen wir eine Karte, abgestempelt hinter Breslau. Sie schreiben, dass sie in Richtung Auschwitz fahren. Dann haben wir nie wieder etwas von ihnen gehört. Auch in den Karteien von Auschwitz (Borinski arbeitete in Auschwitz in der SS-Kommandantur, FJW) konnte ich keinen von den mir namentlich bekannten finden, noch haben unsere Chawerim während der Lagerzeit oder auch nach der Befreiung etwas von irgendjemanden von ihnen gehört. Nur ein erschütterndes Zeichen fand ich. Als wir in der SS-Wäscherei in Auschwitz (Kommandantur) arbeiteten, brachte mir eines Tages eine Chawerah aus der SS-Wäsche eine Unterhose, die mit vollem Namen: Kurt Silberpfennig, gezeichnet war.“
Keine weiteren Daten bekannt, Todesdatum unbekannt
Gedenken
1993 und 2007 Bruder Wolf Zeev Buchsbaum in Leipzig
4.7.1999 Page of Testimony für Mendel Buchsbaum von Bruder Zeev Buchsbaum
2002 Beisetzung der Schwester Chana Nebel auf dem New Hod Hasharon Neve Hadar Cemetery
Quellen
https://www.bundesarchiv.de/gedenkbuch/de849547
https://www.bundesarchiv.de/gedenkbuch/de35812
https://collections.arolsen-archives.org/de/document/11207153
https://collections.arolsen-archives.org/de/document/129821013
https://collections.arolsen-archives.org/de/document/11207157
Deutsche Minderheiten-Volkszählung 1939
Anneliese Ora-Borinski, Erinnerungen 1940 – 1943, Kwuzat Maayan-Zwi, Israel 1970
https://hachschara.juedische-geschichte-online.net/ort/13.pdf
Bettina L. Götze, Landwerk Steckelsdorf-Ausbau, in: Hachschara als Erinnerungsort.
<https://hachschara.juedische-geschichte-online.net/ort/13> [24.03.2024] Ezra BenGershôm David. Aufzeichnungen eines Überlebenden, Evangelische Verlagsanstalt 1989
Bettina Götze, Rathenow, in: Irene Annemarie Diekmann (Hrsg.), Jüdisches Brandenburg. Verlag für Berlin-Brandenburg 2008. S. 304–328
Jizchak Schwersenz: Die versteckte Gruppe. Ein jüdischer Lehrer erinnert sich an Deutschland. Berlin: Wichern Verlag 1988
Michael Wermke: Ein letztes Treffen im August 1941. Kurt Silberpfennig und die Praxis religiös-zionistischer Pädagogik, Jüdische Bildungsgeschichte in Deutschland. Münster: Waxmann 2020