Hermann Taubenschlag
*25.6.1920 in Jastrow; ✡ 1943 in Auschwitz
Staatsangehörigkeit deutsch
Religion jüdisch
Vater Adolf Taubenschlag *3.5.1875 in Jastrow; ✡1942 in Auschwitz
Mutter Rosa Grunow *12.5.1887 in Jastrow; ✡ 1942 in Auschwitz
Onkel Gustav Taubenschlag *3.5.1875 in Jastrow; Zwilling; ✡12.11.1943 in Theresienstadt
Geschwister
Sophie Taubenschlag *24.9.1925 in Jastrow; ✡1942 in Auschwitz
Cousin Siegfried Taubenschlag *12.5.1909 in Jastrow; oo Edith Schwarzer; ✡ bd. in Auschwitz
Beruf Landwirtschaftlicher Praktikant
Adressen Jastrow; Deutsch Fier (Petzewo); Schönfelde, Lebus
Heirat ledig
Kinder –
Weiterer Lebensweg
10.11.1938 verhaftet im Novemberpogrom, „Schutzhaft“ in Sachsenhausen
Dezember 1938 Entlassung des Vaters aus dem KL Sachsenhausen mit der Auflage, Deutschland zu verlassen
Vater Gustav war Tabakhändler in Jastrow
17.5.1939 mit den Eltern bei Minderheiten-Volkszählung
17.5.1939 Schwester Sophie mit den Eltern in Jastrow bei Minderheiten-Volkszählung
Schwester Sophie nach Berlin Wedding
21.5.1941 Ankündigung der Auflösung der Hachschara-Lager
Mai bis September 1941 Auflösung der Hachscharalager Ahrensdorf, Jessen, Havelberg; Verlegung der Chaluzim in das Lehrgut Neuendorf im Sande; nur ein kleiner Teil darf noch im Landwerk selbst arbeiten, die meisten werden zur Zwangsarbeit bei Unternehmen in Fürstenwalde verpflichtet.
Sommer 1941 zur Zwangsarbeit ins Sammellager Landwerk Neuendorf im Sande
Sommer 1941 von Neuendorf zur Zwangsarbeit ins Forsteinsatzlager Schönfelde
2.4.1942 Verhaftung der älteren und der bereits bei der Gestapo zuvor auffällig gewordenen Chaluzim aus Neuendorf und Deportation auf Lastwagen in das Sammellager, eine große Turnhalle am Leipziger Platz in Frankfurt/Oder
3.4.1942 Deportation dieser Neuendorf-Gruppe mit 1009 Personen nach Warschau
20.2.1943 neue Richtlinien des Reichssicherheitshauptamtes für die „technische Durchführung der Evakuierung“
März 1943 Reichsweite „Fabrikaktion“, alle noch in Arbeitslagern und kriegswichtigen Betrieben beschäftigten „Volljuden“ werden verhaftet und in Konzentrationslager nach Auschwitz und ins „Generalgouvernement“ deportiert
7.4.1943 Zustellung der Transportlisten
Hermann Taubenschlag verlegt ins Forst- und Ernteeinsatzlager Neumühle Kreis Lebus
18.2.1943 noch 11 Chaluzim im Einsatzlager Neumühle bei Straussberg registriert
Hermann Taubenschlag verhaftet mit den letzten 7 Chaluzim, Verbringung nach Frankfurt/Oder
19.4.1943 Hermann Taubenschlag mit sechs Chaluzim aus Neumühle auf dem 37. Osttransport nach Auschwitz
20. 4. 1943 Ankunft in Auschwitz; Notiz im Lagerbuch von Auschwitz:
„Mit einem Transport der RSHA […] sind etwa 1 000 jüdische Männer, Frauen und Kinder eingetroffen. Nach der Selektion werden 299 Männer, die die Nummern 116754 bis 117502 erhalten sowie 158 Frauen, die die Nummern 41870 bis 42027 erhalten, als Häftlinge in das Lager eingewiesen.
Die übrigen 543 Deportierten werden in den Gaskammern getötet.“
Hermann Taubenschlag wird zur Zwangsarbeit im Auschwitz-Nebenlager Monowitz eingewiesen;
Auschwitz-Häftlingsnummer ?
Tod in Auschwitz
Die Deportation der Juden aus Stettin und Schneidemühl am 13.2. und 21.2.1940
13.2.1940 Deportation von 1107 Stettiner Juden nach Lublin. Die dänische Zeitung „Politiken“ berichtet am 17.2.1940:
„In den Nachtstunden des 12. zum 13. Februar wurden in Stettin sämtliche Juden abtransportiert… Zwischen 3 und 4 Uhr am Morgen des 13. Februar wurden die Juden mit Frauen und Kindern ohne Rücksicht auf ihr Alter und ihren Gesundheitszustand durch je zwei Posten der SS und der SA aus ihren Wohnungen geholt und zum Güterbahnhof Stettin gebracht, von wo aus der Abtransport nach Ostpolen in den frühen Morgenstunden des Dienstag erfolgte. Auch die Insassen der beiden jüdischen Altersheime in Stettin, ca. 82 Personen, darunter Frauen und Männer über 90 Jahre, wurden deportiert. Soweit sie nicht mehr zu gehen imstande waren, wurden sie auf Tragbahren zum Güterbahnhof gebracht… Bereits auf der Durchfahrt durch Schneidemühl – etwa 24 Stunden nach dem Abtransport – mussten die ersten Leichen aus dem Deportationszug entfernt werden. Es handelte sich zunächst um eine Frauenleiche, der später die Leichen von zwei Kindern folgten. Einige andere Personen lagen im Sterben, wie Zurufe aus den Wagenfenstern des Zuges an den Stationsvorsteher des Bahnhofs besagten.“
Februar 1940 beide Eltern mit vielen Juden aus der „Grenzmark Posen-Westpreußen“.
in das provisorische Gefängnis in Schneidemühl; (der Regierungsbezirk Schneidemühl erhielt 1939 aus Traditionsgründen die Bezeichnung „Grenzmark Posen-Westpreußen“).
21.2.1940 Deportation einiger Familien aus Schneidemühl in das am 1.4.40 neu eröffnete „Jüdische Arbeitsheim“ Radinkendorf bei Beeskow, das viele der 1940 aus dem Regierungsbezirk Schneidemühl ausgewiesenen Juden aufnehmen musste.
Eine für das RSHA erstellte Liste vom 9.4.1940 beschreibt die Räumung des Bezirks Schneidemühl:
„Am 21. Februar 1940 wurden die im Regierungsbezirk Schneidemühl wohnhaften Juden im Ort Schneidemühl gesammelt und im Gemeindehaus sowie in der jüdischen Leichenhalle notdürftig untergebracht. Es handelte sich um insgesamt 544 Personen. Am 22. Februar wurden 104 Personen nach Neuendorf überführt. Von diesen kamen zum Forsteinsatz 25 Personen, in Heime und Pflegeanstalten 16 Kinder, ins Krankenhaus 3 Kinder, ins Altersheim Friedenstr. 15 Personen, ins Siechenheim Lichterfelde (Jungfernstieg 15) 2 Personen, in die Sammelpflegestelle Elsässerstrasse (Nr. 85) 3 Personen; in Neuendorf befinden sich 40 Personen. Am 27. Februar wurden mit einem Krankentransport 17 Personen in das Siechenheim Lichterfelde verbracht. Es sind davon 4 Personen verstorben. Am 11. März wurden 165 Personen in das Durchgangslager Glowno b/Posen abtransportiert. Diese wurden am 2.4. und 6.4. aus Glowno entlassen, und zwar nach Neuendorf 65 Personen, nach Radinkendorf 45 Personen, in ein Heim in Bielefeld 38 Personen, in das Altersheim Friedenstrasse 7 Personen, in das Siechenheim Berlin-Lichterfelde 4 Personen, in Pflegestellen Berlin 2 Kinder, in Glowno verstorben 3 Personen, im Krankenhaus Posen verblieben 1 Person. Aus Schneidemühl sind am 4. April 49 Personen verbracht worden, und zwar sind 22 Kinder in Heime und Pflegestellen in Berlin, 27 Erwachsene nach Radinkendorf gekommen. Zur Einzelentlassung kamen (vor allem ins Krankenhaus) 6 Personen, in Schneidemühl verstorben sind 4 Personen. Es befinden sich noch in Schneidemühl 199 Personen.“
Die Eltern kommen in das Jüdische Arbeitslager Radinkendorf
Im Transport vom 3.4.1942 aus Frankfurt/Oder befand sich ebenfalls eine große Zahl von Schneidemühler Juden, die im Landwerk Neuendorf oder weiteren Forst- und Ernteeinsatzlagern untergebracht gewesen waren
Deportation der Eltern und Schwester – 24. Osttransport nach Auschwitz
Die Mutter wohnt zeitweilig in Berlin (Mitte) im Jüdischen Mädchen- und Frauenheim
Am 9. Dezember 1942 jedoch wurden Adolf und Rosa Taubenschlag aus der Auguststraße 17 in Berlin-Hellersdorf sowie Schwester Sophie aus der Iranische Straße 4 (Jüdisches Altersheim) nach Auschwitz deportiert und vermutlich nach Ankunft in die Gaskammern geschickt. In der Auguststraße 17 befand sich die deutsche Vertretung der sozialistisch-zionistischen Arbeiterorganisation Poale Zion
Gedenken
1.9.1955 Page of Testimony für Hermann, seine Eltern und Schwester Sophie Taubenschlag von Cousin Zwi Taubenschlag
20.10.1910 Stolperstein für Cousin Siegfried und Frau Edith Taubenschlag in Berlin, Immanuelkirchstraße 5
Quellen
https://collections.arolsen-archives.org/de/document/11260676
https://collections.arolsen-archives.org/de/document/127212895
https://www.bundesarchiv.de/gedenkbuch/de1170625
https://www.bundesarchiv.de/gedenkbuch/de1170465
https://www.bundesarchiv.de/gedenkbuch/de1170644
https://www.bundesarchiv.de/gedenkbuch/de1170533
https://www.stolpersteine-berlin.de/de/immanuelkirchstr/5/edith-idith-taubenschlag
https://www.statistik-des-holocaust.de/list_ger_brb_400213.html
https://www.statistik-des-holocaust.de/list_ger_brb_schneidemuehl.html
https://www.statistik-des-holocaust.de/list_ger_ber_ot37.html
https://collections.arolsen-archives.org/de/document/127207588
BILDER & DOKUMENTE – הכשרות החלוץ בגרמניה – דור המשך (hachshara-dor-hemshech.com)
Harald Lordick, Das Landwerk Neuendorf: Berufsumschichtung – Hachschara – Zwangsarbeit; in Pilarczyk, Ulrike (Hrsg) Hachschara und Jugendalija, Schulmuseum Steinhorst, 2019
Lore Shelley (Editor), The Union Kommando in Auschwitz, Lanham, New York, London, 1996
Wiehn Erhard (Hrsg) Wer hätte das geglaubt, 2010, Hartung Gorre Verlag
Deutsche Minderheiten-Volkszählung 1939
https://yvng.yadvashem.org/index.html?language=de
https://digipres.cjh.org/delivery/DeliveryManagerServlet?dps_pid=FL4311316
Staatsarchiv Israel, Einwanderungslisten
Harald Lordick, Landwerk Neuendorf in Brandenburg, in: Kalonymos, 2017, Heft 2
Esther Bejarano, Man nannte mich Krümel, Curio Verlag 1989
Esther Bejarano, Erinnerungen, Laika Verlag, 2013
Anneliese Ora-Borinski, Erinnerungen 1940 – 1943, Kwuzat Maayan-Zwi, Israel 1970
Diethard Aschoff, „Jeden Tag sahen wir den Tod vor Augen“. Der Auschwitzbericht der Recklinghäuserin Mine Winter, in: VZ 94 – 96, 1995 – 97, Hrsg. W. Burghardt, S. 321 – 386
Video-Interview mit Issy Philipp 1994
Naftali-Rosenthal-Ron, Aufblitzende Erinnerungen, Autobiografie; deutsche Übersetzung von Alice Meroz, Berlin 2015
Danuta Czech, Lagerbuch von Auschwitz
https://collections.arolsen-archives.org/de/document/127212883
Ernest W. Michel, „Promises Kept – Ein Lebensweg gegen alle Wahrscheinlichkeiten“, 2013