Edith Karliner
*22.2.1924 in Peiskretscham; ✡ 1942/43 in Auschwitz
Staatsangehörigkeit deutsch
Religion jüdisch
Vater Sylvius Karliner *30.11.1881 in Peiskretscham; ✡ 1944 in Auschwitz
Mutter Anita Koslowsky *17.4.1894 in Guttentag; ✡ 1942 in Auschwitz
Onkel Josef Karliner *27.6.1898 in Peiskretscham; ✡ 25.11.1943 in Auschwitz
Tante Martha Karliner geb.Weissler *11.7.1895 in Nikolai,
Cousins
Ilse Karliner *11.1.1923 in Peiskretscham; ✡ ? in Auschwitz
Walter Karliner *11.8.1924 in Peiskretscham; ✡25.6.2013 in Florida
Herbert Karliner *3.9.1926 in Peiskretscham; ✡ ? in Auschwitz
Ruth Karliner *10.10.1927 in Peiskretscham; ✡ ? in Auschwitz
Geschwister
Margot Karliner *29.7.1917 in Peiskretscham; ✡ 24.3.2008 in Beersheba; oo Tony Algore
Beruf landwirtschaftlicher Praktikant
Adressen Peiskretscham, Beuthener Straße 10; Steckelsdorf
Heirat ledig
Kinder –
Weiterer Lebensweg
17.5.1939 Edith mit den Eltern in Peiskretscham bei Minderheiten-Volkszählung
17.5.1939 Schwester Margot in Breslau bei Minderheiten-Volkszählung
Sommer 1939 Schwester Margot mit „domestic permit“ nach England,
Das jüdische Umschulungslager Steckelsdorf-Ausbau
Edith Karliner zur Hachschara in das jüdische Umschulungslager Landwerk Steckelsdorf-Ausbau bei Rathenow im Landkreis Jerichow II; Träger ist der Bachad, 1928 gegründete Jugendorganisation des orthodox-jüdischen Misrachi; das hebräische Akronym בָּחָ״ד BaChaD steht für Brit Chaluzim Datiim, deutsch ‚Bund religiöser Pioniere‘; Träger war zuletzt die Reichsvereinigung der Juden in Deutschland RVJD. Das Anwesen gehörte als Jagdvilla einem Berliner Industriellen, der es einschließlich der dazugehörigen Gärtnerei 1936/37 seiner Jüdischen Gemeinde zur Einrichtung eines Erholungsheims schenkte.
10.11.1938 Novemberpogrom in Steckelsdorf, am Abend wurde das Landwerk gestürmt und verwüstet. Alle männlichen Funktionsträger Alle männlichen Funktionsträger wie Betriebsleiter Werner Hoffbauer, Simon Berlinger, Adolf Frohmann, Friedrich Löwenthal und Herbert Schönewald verhaftet ins Polizeigefängnis Magdeburg und später als „Schutzhäftlinge“ nach Buchenwald gebracht.
21.11.1938 Entlassung der Steckelsdorf Madrichim Simon Berlinger, Adolf Frohmann, Friedrich Löwenthal und Herbert Schönewald aus dem KL Buchenwald
1939 Instandsetzung und Übernahme von Steckelsdorf durch die RVJD
1.9.1939 Überfall der Deutschen Wehrmacht auf Polen
21.5.1941 Schließung der Büros des Hechaluz, Palästinaamt und Bachad in der Meinekestraße 10, Wechsel in die Kantstraße 158
Die Schließung des Landwerks
21.5.1942 schriftliche Ankündigung der Schließung für den 24.5.1942
24.5.1942 offizielle Schließung, nur die Stammbelegschaft des Landwerks verbleibt und 15 Zwangsarbeiter der optischen Industrie in Rathenow
11.7.1942 Edith Karliner deportiert aus Steckelsdorf auf Transport Magdeburg – Dessau-Berlin nach Auschwitz; unter Leitung des Steckelsdorf-Madrich Kurt Silberpfennig, der sich mit Frau und dem siebenjährigen Sohn Siegfried freiwillig dem Transport anschließt. 52 Chawerim kamen aus dem Landwerk Steckelsdorf
11./13. Juli 1942, ab Magdeburg – Leipzig/Chemnitz nach Auschwitz
13.7.1942 Ankunft und Selektion der Chaluzim aus Steckelsdorf in Auschwitz
Anneliese Borinski schreibt:
„Noch aus der Bahn bekommen wir eine Karte, abgestempelt hinter Breslau. Sie schreiben, dass sie in Richtung Auschwitz fahren. Dann haben wir nie wieder etwas von ihnen gehört. Auch in den Karteien von Auschwitz (Borinski arbeitete in Auschwitz in der SS-Kommandantur, FJW) konnte ich keinen von den mir namentlich bekannten finden, noch haben unsere Chawerim während der Lagerzeit oder auch nach der Befreiung etwas von irgendjemanden von ihnen gehört. Nur ein erschütterndes Zeichen fand ich. Als wir in der SS-Wäscherei in Auschwitz (Kommandantur) arbeiteten, brachte mir eines Tages eine Chawerah aus der SS-Wäsche eine Unterhose, die mit vollem Namen: Kurt Silberpfennig, gezeichnet war.“
Tod von Edith Karliner in Auschwitz, keine weiteren Daten bekannt, Todesdatum unbekannt
Die Irrfahrt der St. Louis nach Havanna Kuba und zurück
13.5.1939 Abreise der SS ST. LOUIS nach Havanna Kuba; an Bord sieben Mitglieder der Familie Karliner: Onkel Josef und Frau Martha, ihre Kinder Ilse, Walter, Marta und Herbert (1926) sowie Tante Flora Karliner oo Gilberg;
1939 nach erzwungener Rückkehr Aufnahme als Exilanten in Frankreich
Walter und Ruth Karliner können nach England entkommen;
November 1942 die anderen werden über Drancy nach Auschwitz deportiert
Die Deportation der Eltern ab Gleiwitz nach Auschwitz
23.6.1942 beide Eltern mit Tante Elsa Pick geb. Karliner ab Gleiwitz nach Auschwitz
Gedenken
–
Quellen
https://www.bundesarchiv.de/gedenkbuch/de893791
https://www.bundesarchiv.de/gedenkbuch/de893825
https://www.bundesarchiv.de/gedenkbuch/de893788
https://www.bundesarchiv.de/gedenkbuch/de323038
https://www.bundesarchiv.de/gedenkbuch/de34664
https://www.ushmm.org/online/st-louis/list.php
Deutsche Minderheiten-Volkszählung 1939
Mandat zur Einbürgerung in Palästina, 1937-1947
Einreiselisten Israel
Anneliese Ora-Borinski, Erinnerungen 1940 – 1943, Kwuzat Maayan-Zwi, Israel 1970
https://hachschara.juedische-geschichte-online.net/ort/13.pdf
Bettina L. Götze, Landwerk Steckelsdorf-Ausbau, in: Hachschara als Erinnerungsort.
<https://hachschara.juedische-geschichte-online.net/ort/13> [24.03.2024]
Ezra BenGershôm David. Aufzeichnungen eines Überlebenden, Evangelische Verlagsanstalt 1989
Bettina Götze, Rathenow, in: Irene Annemarie Diekmann (Hrsg.), Jüdisches Brandenburg. Verlag für Berlin-Brandenburg 2008. S. 304–328
Jizchak Schwersenz: Die versteckte Gruppe. Ein jüdischer Lehrer erinnert sich an Deutschland. Berlin: Wichern Verlag 1988
Michael Wermke: Ein letztes Treffen im August 1941. Kurt Silberpfennig und die Praxis religiös-zionistischer Pädagogik, Jüdische Bildungsgeschichte in Deutschland. Münster: Waxmann 2020