Fred Julius Rothschild
*26.11.1923 in Bad Mergentheim ; ✡ 1942/43 in Auschwitz
Staatsangehörigkeit deutsch
Religion jüdisch
Vater Louis Ludwig Rothschild *17.2.1883 in Königshofen; ✡24.3.1942 in Mergentheim
Mutter Hanna Haas *2.7.1892 in Oberlauringen; ✡vor 1945 im Bezirk Lublin
Tante (?)
Sara Rothschild *11.11.1889 in Mergentheim; ✡1.12.1941 von Stuttgart nach Riga-Jungfernhof
Geschwister
Käthe Rothschild *28.11.1926 in Mergentheim; ✡vor 1945 im Bezirk Lublin
Beruf Schlosserlehrling; landwirtschaftlicher Praktikant
Adressen Mergentheim; Hamburg; Steckelsdorf bei Rathenow im Landkreis Jerichow;
Heirat ledig
Kinder –
Weiterer Lebensweg
Vater Ludwig war Viehhändler, Inhaber der Fa. Louis Rothschild
Fred Rothschild zur Hachschara in Hamburg
17.5.1939 Fred Rothschild in Hamburg Harvestehude bei Minderheiten-Volkszählung; in der Klosterallee bestand ab Mai 1937 ein Wohnheim für Teilnehmer der Mittleren-Hachschara; der Jüdische Religionsverband betrieb hier eine Schlosserei mit 60 Ausbildungsplätzen; das erklärt vielleicht die Berufsbezeichnung „Schlosserlehrling“
Das jüdische Umschulungslager Steckelsdorf-Ausbau
Fred Rothschild zur Hachschara in das jüdische Umschulungslager Landwerk Steckelsdorf-Ausbau bei Rathenow im Landkreis Jerichow II; Träger ist der Bachad, 1928 gegründete Jugendorganisation des orthodox-jüdischen Misrachi; das hebräische Akronym בָּחָ״ד BaChaD steht für Brit Chaluzim Datiim, deutsch ‚Bund religiöser Pioniere‘; Träger war zuletzt die Reichsvereinigung der Juden in Deutschland RVJD. Das Anwesen gehörte als Jagdvilla einem Berliner Industriellen, der es einschließlich der dazugehörigen Gärtnerei 1936/37 seiner Jüdischen Gemeinde zur Einrichtung eines Erholungsheims schenkte.
Die Schließung des Landwerks
21.5.1942 schriftliche Ankündigung der Schließung für den 24.5.1942
24.5.1942 offizielle Schließung, nur die Stammbelegschaft des Landwerks verbleibt und 15 Zwangsarbeiter der optischen Industrie in Rathenow
11.7.1942 Fred Rothschild deportiert aus Steckelsdorf auf Transport Magdeburg – Dessau-Berlin nach Auschwitz; unter Leitung des Steckelsdorf-Madrich Kurt Silberpfennig, der sich mit Frau und dem siebenjährigen Sohn Siegfried freiwillig dem Transport anschließt. 52 Chawerim kamen aus dem Landwerk Steckelsdorf
11./13. Juli 1942, ab Magdeburg – Leipzig/Chemnitz nach Auschwitz
13.7.1942 Ankunft und Selektion der Chaluzim aus Steckelsdorf in Auschwitz
Anneliese Borinski schreibt:
„Noch aus der Bahn bekommen wir eine Karte, abgestempelt hinter Breslau. Sie schreiben, dass sie in Richtung Auschwitz fahren. Dann haben wir nie wieder etwas von ihnen gehört. Auch in den Karteien von Auschwitz (Borinski arbeitete in Auschwitz in der SS-Kommandantur, FJW) konnte ich keinen von den mir namentlich bekannten finden, noch haben unsere Chawerim während der Lagerzeit oder auch nach der Befreiung etwas von irgendjemanden von ihnen gehört. Nur ein erschütterndes Zeichen fand ich. Als wir in der SS-Wäscherei in Auschwitz (Kommandantur) arbeiteten, brachte mir eines Tages eine Chawerah aus der SS-Wäsche eine Unterhose, die mit vollem Namen: Kurt Silberpfennig, gezeichnet war.“
Tod von Fred Rothschild in Auschwitz, keine weiteren Daten bekannt, Todesdatum unbekannt
Die Deportation ins Ghetto Izbica
24.3.1942 nach Ankündigung der „Evakuierung“ entzieht sich Vater Louis der Deportation durch Suizid
24.4.1942 Mutter Hanna und Schwester Käthe auf dem Transport Stuttgart nach Izbica
Hermann Fechenbach schreibt über diesen Transport:
„Auch sie wurden unter polizeilicher Aufsicht wie Schwerverbrecher zum Bahnhof gebracht und zum Sammellager Stuttgart-Weißenhof abtransportiert. Hier waren es 278 Personen, welche am 26. April 1942 nach Izbica, Distrikt Lublin, in Viehwagen verfrachtet wurden, und keiner von ihnen kam zurück. Wer nicht schon durch schwerste Fronarbeit und an Hunger in den ersten Monaten umkam, wurde als „arbeitsuntauglich“ den Vernichtungslagern Belzec oder Majdanek übergeben.“
Auch hier sind keine weiteren Daten bekannt.
Gedenken
Stolpersteine für Louis, Hannchen und Käthe Rothschild in Mergentheim, Holzapfelgasse 15
Quellen
https://www.bundesarchiv.de/gedenkbuch/de955445
https://www.bundesarchiv.de/gedenkbuch/de955625
https://www.bundesarchiv.de/gedenkbuch/de955245
https://collections.arolsen-archives.org/de/document/82656245
https://collections.arolsen-archives.org/de/document/128450689
Fechenbach, Hermann: Die letzten Mergentheimer Juden. Nachdruck der Stadt Bad Mergentheim anläßlich des 100. Geburtstags von Hermann Fechenbach. S. 179f.
Deutsche Minderheiten-Volkszählung 1939
Mandat zur Einbürgerung in Palästina, 1937-1947
Einreiselisten Israel
Anneliese Ora-Borinski, Erinnerungen 1940 – 1943, Kwuzat Maayan-Zwi, Israel 1970
https://hachschara.juedische-geschichte-online.net/ort/13.pdf
Bettina L. Götze, Landwerk Steckelsdorf-Ausbau, in: Hachschara als Erinnerungsort.
<https://hachschara.juedische-geschichte-online.net/ort/13> [24.03.2024]
Ezra BenGershôm David. Aufzeichnungen eines Überlebenden, Evangelische Verlagsanstalt 1989
Bettina Götze, Rathenow, in: Irene Annemarie Diekmann (Hrsg.), Jüdisches Brandenburg. Verlag für Berlin-Brandenburg 2008. S. 304–328
Jizchak Schwersenz: Die versteckte Gruppe. Ein jüdischer Lehrer erinnert sich an Deutschland. Berlin: Wichern Verlag 1988
Michael Wermke: Ein letztes Treffen im August 1941. Kurt Silberpfennig und die Praxis religiös-zionistischer Pädagogik, Jüdische Bildungsgeschichte in Deutschland. Münster: Waxmann 2020