Joachim Sielmann
*15.7.1923 in Marienburg, Westpreußen; ✡ 1942/43 in Auschwitz
Staatsangehörigkeit deutsch
Religion jüdisch
Vater Hans Sielmann *3.5.1897 in Elbing (Elblag); ✡18.8.1942 in Riga
Mutter Margarete Löwenstein *24.3.1901 in Adlig-Liebenau, Westpreußen; ✡18.8.1942 in Riga
Großeltern Isidor Sielmann und Ida Meyer
Bruder
Arno Sielmann *23.9.1927 in Marienburg, Ostpreußen; ✡18.8.1942 in Riga
Beruf landwirtschaftlicher Praktikant
Adressen Marienburg; Berlin, Wikinger Ufer 2; Steckelsdorf bei Rathenow im Landkreis Jerichow;
Heirat ledig
Kinder –
Weiterer Lebensweg

1.4.1934 Einschulung von Bruder Arno in der Privaten Volksschule der jüdischen Gemeinde, Klopstockstraße 58
April 1939 Familie Sielmann in Berlin Wikinger Ufer 2

Das jüdische Umschulungslager Steckelsdorf-Ausbau
Joachim Sielmann zur Hachschara in das jüdische Umschulungslager Landwerk Steckelsdorf-Ausbau bei Rathenow im Landkreis Jerichow II; Träger ist der Bachad, 1928 gegründete Jugendorganisation des orthodox-jüdischen Misrachi; das hebräische Akronym בָּחָ״ד BaChaD steht für Brit Chaluzim Datiim, deutsch ‚Bund religiöser Pioniere‘; Träger war zuletzt die Reichsvereinigung der Juden in Deutschland RVJD. Das Anwesen gehörte als Jagdvilla einem Berliner Industriellen, der es einschließlich der dazugehörigen Gärtnerei 1936/37 seiner Jüdischen Gemeinde zur Einrichtung eines Erholungsheims schenkte.
15.9.1941—18.4.1942 auf den Lohnkarten der Rathenower Reißverschluß GmbH
Die Schließung des Landwerks
21.5.1942 schriftliche Ankündigung der Schließung für den 24.5.1942
24.5.1942 offizielle Schließung, nur die Stammbelegschaft des Landwerks verbleibt und 15 Zwangsarbeiter der optischen Industrie in Rathenow

11.7.1942 Joachim Sielmann deportiert aus Steckelsdorf auf Transport Magdeburg – Dessau-Berlin nach Auschwitz; unter Leitung des Steckelsdorf-Madrich Kurt Silberpfennig, der sich mit Frau und dem siebenjährigen Sohn Siegfried freiwillig dem Transport anschließt. 52 Chawerim kamen aus dem Landwerk Steckelsdorf
11./13. Juli 1942, ab Magdeburg – Leipzig/Chemnitz nach Auschwitz
13.7.1942 Ankunft und Selektion der Chaluzim aus Steckelsdorf in Auschwitz
Anneliese Borinski schreibt:
„Noch aus der Bahn bekommen wir eine Karte, abgestempelt hinter Breslau. Sie schreiben, dass sie in Richtung Auschwitz fahren. Dann haben wir nie wieder etwas von ihnen gehört. Auch in den Karteien von Auschwitz (Borinski arbeitete in Auschwitz in der SS-Kommandantur, FJW) konnte ich keinen von den mir namentlich bekannten finden, noch haben unsere Chawerim während der Lagerzeit oder auch nach der Befreiung etwas von irgendjemanden von ihnen gehört. Nur ein erschütterndes Zeichen fand ich. Als wir in der SS-Wäscherei in Auschwitz (Kommandantur) arbeiteten, brachte mir eines Tages eine Chawerah aus der SS-Wäsche eine Unterhose, die mit vollem Namen: Kurt Silberpfennig, gezeichnet war.“
Tod von Joachim Sielmann in Auschwitz, keine weiteren Daten bekannt, Todesdatum unbekannt
Massenerschießung des Berliner Transports

15.8.1942 beide Eltern mit Bruder Arno auf dem 18. Osttransport von Berlin nach Riga

18.8.1942 Ankunft des Transports in Riga Skirotawa; Ermordung der Eltern und Bruder Arno bei Massenerschießung des gesamten Transportes im Hochwald von Biekernieki
Gedenken
20.9.1955 Pages of Testimony für die Familie von Tante Lisbeth Goldschmidt-Sielmann
28.4.1999 Pages of Testimony für die Familie von Nichte Dvora Fischer- Goldschmidt
Quellen
https://collections.arolsen-archives.org/de/document/12674036
https://collections.arolsen-archives.org/de/document/128450689
https://collections.arolsen-archives.org/de/document/12674034
https://collections.arolsen-archives.org/de/document/12674035
https://collections.arolsen-archives.org/de/document/127204867
https://www.bundesarchiv.de/gedenkbuch/de1160552
https://www.bundesarchiv.de/gedenkbuch/de1160406
https://www.bundesarchiv.de/gedenkbuch/de1160401
https://www.statistik-des-holocaust.de/list_ger_ber_ot18.html
Deutsche Minderheiten-Volkszählung 1939
Mandat zur Einbürgerung in Palästina, 1937-1947
Einreiselisten Israel
Anneliese Ora-Borinski, Erinnerungen 1940 – 1943, Kwuzat Maayan-Zwi, Israel 1970
https://hachschara.juedische-geschichte-online.net/ort/13.pdf
Bettina L. Götze, Landwerk Steckelsdorf-Ausbau, in: Hachschara als Erinnerungsort.
<https://hachschara.juedische-geschichte-online.net/ort/13> [24.03.2024]
Ezra BenGershôm David. Aufzeichnungen eines Überlebenden, Evangelische Verlagsanstalt 1989
Bettina Götze, Rathenow, in: Irene Annemarie Diekmann (Hrsg.), Jüdisches Brandenburg. Verlag für Berlin-Brandenburg 2008. S. 304–328
Jizchak Schwersenz: Die versteckte Gruppe. Ein jüdischer Lehrer erinnert sich an Deutschland. Berlin: Wichern Verlag 1988
Michael Wermke: Ein letztes Treffen im August 1941. Kurt Silberpfennig und die Praxis religiös-zionistischer Pädagogik, Jüdische Bildungsgeschichte in Deutschland. Münster: Waxmann 2020