Wolff Günther

*18.8.1924 in Emden; ✡ 9.3.2006 im Kibbuz Yawne

Staatsangehörigkeit deutsch

Religion jüdisch

Vater Louis Wolff *11.4.1890 in Emden; ✡ 1.10.1944 in Auschwitz

Heirat der Eltern 4.8.1922

Mutter Betty Weinberg *23.8.1898 in Esens; ✡ 26.10.1944 in Auschwitz

Geschwister

Abschiedsfoto von Bruder Hans

Werner Wolff *27.7.1923 in Emden; ✡27.5.1896 in Nir Etzion

Ilse Senta Wolff *23.1.1927 in Emden; ✡24.8.2020 in Schweden; oo Aronsohn

Hans Wolff *1.6.1933 in Emden; ✡2.6.2003 in Dubai

Beruf landwirtschaftlicher Praktikant

Adressen Emden, Kleine Faldernstraße 8; Hattenhof Nr. 36;

Heirat zweimal, die erste Frau kam 1948 durch einen Bombenangriff im Unbhängigkeitskrieg um

Kinder vier

Weiterer Lebensweg

Besuch der jüdischen Volksschule Emden bis zur 7. Klasse

1938 Besuch einer religiösen Schule in Fulda

10.11.1938 Rückkehr von Günther nach Emden

10.11.1938 Verhaftung von Bruder Werner und der Mutter Betti mit Bruder Hans im Novemberpogrom; für einen Tag und eine Nacht inhaftiert in der Neutorschule

17.5.1939 Günter Wolff mit Bruder Werner bei Minderheiten-Volkszählung mit 50 Bewohnern auf dem Gehringshof

13.4.1939 Bruder Hans nach Schweden, 1940 zu den Pflegeeltern Erikson

17.5.1939 Eltern und Schwester Ilse Wolff in Emden bei Minderheiten-Volkszählung

8.11.1940 Schwester Ilse Wolff als Pflegekind bei Familie LeoRabinowitsch in Fyrkanten, Schweden

Das jüdische Umschulungslager Gehringshof

Anfang 1939 Günter und Werner Wolff zur Hachschara in das jüdische Umschulungslager Gehringshof in Hattenhof bei Fulda; Träger ist der Bachad, 1928 gegründete Jugendorganisation des orthodox-jüdischen Misrachi; das hebräische Akronym בָּחָ״ד BaChaD steht für Brit Chaluzim Datiim, deutsch ‚Bund religiöser Pioniere‘;  Träger zuletzt die Reichsvereinigung der Juden in Deutschland RVJD.

Der Gehringshof wurde 1929 erworben von der Kibbuz-Haddati-Bewegung, Mitglied im Bachad, zuvor in Betzenrod und Rodges, ab April 1934 auch Kibbuz Hag Shamash

 Die Ausbildung erfolgte auch auf den umliegenden Bauernhöfen. Neben dem Gehringshof bestanden in Hessen Hachscharalager in Grüsen, Külte bei Volkmarsen und Lohnberghütte bei Weilburg.

17.5.1939 Günter Wolff mit Bruder Werner bei Minderheiten-Volkszählung mit 50 Bewohnern auf dem Gehringshof

24.7.1939 Bruder Werner abgemeldet aus dem Gehringshof über Triest nach Palästina

14.10.1939 Ankunft von Bruder Werner in Tel Aviv mit Studentenzertifikat Kategorie B(III)

Alija Beth – Sonderhachschara VII – der Paraguay-Transport

August 1940 zunächst Zugfahrt nach Berlin

30.8.1940 mit einer Gruppe von 29 Chawerim aus Paderborn offiziell abgemeldet nach „Paraguay“

Zwei bis drei Wochen in Wien, in einer jüdischen Schule oder Lehrlingsheim

10.9.1940 zum Donauhafen von Bratislava; dort Verteilung der Chalutzim auf die drei Ausflugsdampfer URANUS, MELK und SCHÖNBRUNN

10.-20.9.1940 von Bratislava nach Tulcea am Schwarzen Meer;

Anfang Oktober 1940 werden 1000 Flüchtlinge auf die drei Schiffe SS PACIFIC, SS MILOS und SS ATLANTIC verteilt, Deutsche auf die PACIFIC, Tschechen auf die MILOS.

Zwischenstopp im Hafen Agios Nikolaos, Kreta, um Kohle aufzunehmen

31.10.1940 von britischer Marine aufgebracht und in den Hafen von Haifa geleitet

3.11.1940 Ankunft der tschechischen Emigranten auf der SS MILOS, die ebenfalls auf die PATRIA verbracht werden

4.11.1940 Alle Passagiere der SS PACIFIC werden auf die SS PATRIA umgeschifft, dem von den Briten beschlagnahmten, als Truppentransporter umgebauten, großen französischen Frachtschiff (18 000 t)

23. oder 24.11.1940 Ankunft der SS ATLANTIC in Haifa

25.11.1940 Sprengstoff-Anschlag der Haganah im Maschinenraum der SS PATRIA, zu diesem Zeitpunkt waren bereits 1771 Ma’apilim (illegale Immigranten) auf das Schiff gebracht.

Walter Steinitz, ebenfalls aus dem Umschulungslager Paderborn kommend, berichtet:

“ Am 25.November morgens um neun Uhr mussten alle auf die Reling, denn der Colonel hatte die Instruktion gegeben, aber um 9.12 Uhr hatte ein Kommando von 60-80 jungen Leuten ins Wasser zu springen, um die Engländer abzulenken, die mit kleinen Booten die Menschen auffischten. Zeitentsprechend zündete einer von uns eine Bombe, keine Zeitbombe, und ist mitgetötet worden. Es war der zweite Transportleiter – Hans Wendel. Niemand hatte von dieser Aktion gewußt – außer acht Leuten. Innerhalb von ein paar Minuten neigte sich das Schiff zur Seite. … Von den 4000 auf der SS PATRIA zusammengedrängten Menschen verloren etwa 260 ihr Leben.“ (ca 200 von 1771)

25.11.1940 Internierung in einer Lagerhalle im Hafen von Haifa; die von Bord gesprungenen werden in die Arrestzellen der Polizeiwache von Haifa; Serie von Verhören, insbesondere wenn sie von den Briten der Zugehörigkeit zur Haganah verdächtigt wurden.

26.11. und 8.12.1940 die Überlebenden der SS PATRIA werden mit Bussen in das Internierungscamp Atlith verbracht;

Dezember 1940 noch auf die Umladung wartenden 1581 Emigranten auf der MILOS und ATLANTIC werden als „Detainees“ mit holländischen Frachtschiffen nach Mauritius deportiert. Dort trafen sie am 26.12.1940 ein und wurden in das Zentralgefängnis von Mauritius nahe Beau Bassin verbracht.

1940 zunächst nur Freilassung kleiner Gruppen aus dem Camp Atlith, die eine Aufnahmeadresse in Palästina vorweisen können

September -Dezember 1941 Entlassung der meisten Internierten aus dem Camp Atlith

12.8.1945 Es sollte noch bis zum Ende des Zweiten Weltkrieges dauern, bevor die 1.310 überlebenden Flüchtlinge aus Mauritius auf der SS FRANCONIA in das ersehnte Eretz Israel gebracht werden konnten.

Der letzte Weg der Eltern Emden-Varel- Theresienstadt-Auschwitz

Januar 1940 Anordnung der Gestapo Wilhelmshaven: Ausweisung der in Ostfriesland lebenden Juden „aus militärischen Gründen“ bis zum 1. April 1940

Eltern als Leitung im zunächst noch belassenen jüdischen Altenheim, Claas-Tholen-Straße

22. 10.1941 Nach Auflösung des Altenheims in Emden in das jüdische Altenheim in Varel an der

Schüttingstraße 13.

Juli 1942 Ehepaar Wolff ab Hannover auf Transport VIII/1 ins Ghetto Theresienstadt

28.9.1944 Vater Louis auf Transport Ek von Theresienstadt nach Auschwitz

23.10.1944 Mutter Betti Wolff auf Transport Et von Theresienstadt nach Auschwitz

Gedenken

Beisetzung

17.5.1988 Pages of Testimony für die Eltern von Schwester Ilse Aronsohn

30.4.2015 Stolpersteine für die Familie von Günter und Werner Wolff in Emden, Neutorstraße 1

Quellen

https://www.bundesarchiv.de/gedenkbuch/de993475

https://www.bundesarchiv.de/gedenkbuch/de994472

Peter W. Lande,  Jewish „Training“ Centers in Germany, Manuskript von 1978 im Bestand des Centers for Jewish History

Deutsche Minderheiten-Volkszählung 1939

https://www.mappingthelives.org

http://www.fuldawiki.de/fd/index.php?title=Gehringshof

https://collections.arolsen-archives.org/de/document/78790374

Arolsen Archives, Arolsen Signatur DE ITS 2.1.1.1 HE 016 JÜD 7 ZM

Schweden, Haushalte-Untersuchungsbücher, 1840-1947

https://yvng.yadvashem.org/ad

https://www.bundesarchiv.de/gedenkbuch

Staatsarchiv Israel, Einwanderungslisten

Mandat zur Einbürgerung in Palästina, 1937-1947

https://digipres.cjh.org/delivery/DeliveryManagerServlet?dps_pid=FL4311316BILDER & DOKUMENTE – הכשרות החלוץ בגרמניה – דור המשך (hachshara-dor-hemshech.com)

Veröffentlicht von Franz-Josef Wittstamm

Geboren 31. Mai 1951 in Recklinghausen Gymnasium Petrinum 1961 bis Abitur1970 Studium der Humanmedizin in Bochum Approbation 1981 Promotion1982 Facharzt für Innere Medizin, Kardiologie, Intensivmedizin Im Ruhestand seit 2016

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