Bermann Arnold

Arnold David Bermann

Staatsangehörigkeit deutsch

Religion jüdisch

Vater Myrtil Bermann *12.4.1885 in Wittlich; ✡ 21.10.1944 in Lodz

Mutter Bertha Kahn * 15.3.1890 in Freudenburg; ✡ 21.10.1944 in Lodz

Großeltern Samuel Bermann und Adelheid Wolff

Im 1. WK kriegsgefallene und gefangene Brüder des Vaters aus Wittlich

Siegmund Bermann *10.3.1877; wohnhaft in Lütgendortmund; 11. Kompagnie des Grenadierregiments 3; kriegsgefallen 17.8.1915 in Piscza
Isidor Bermann *19.10.1891; wohnhaft in Remscheid; 8. Kompagnie des Infanterieregiments 363; 17.4.1917 kriegsgefallen an der Aisne
Hermann Bermann *30.12.1895 , Minenwerfer-Kompagnie Nr. 281 wird nacheinander als verwundet, dann vermisst und am 17.12.1918 als gefangen gemeldet.

Deutsche Verlustlisten vom 27.9.1915, 4.2.1918 und 17.12.1918

Geschwister

Anita Adelheid Bermann *28.6.1924 in Wittlich; ✡12.11.1942
Siegbert Samuel Bermann *29.9.1925 in Wittlich

Beruf landwirtschaftlicher Praktikant

Adressen Wittlich, Tiergartenstr. 11; Bomsdorf; Steckelsdorf bei Rathenow im Landkreis Jerichow;

Heirat 12.12.1943 in North Bucks, Buckinghamshire mit Gitta Mindele Davidowitz *10.8.1920 in Lodz; ✡5.12.1973 in Israel

Kinder

Elisha Bermann *17.11.1944 in Oxford; ✡22.3.1999 in Jerusalem

Tochter Bermann; oo Carmeli

Weiterer Lebensweg

Ostern 1928 bis Ostern 1936 jüdische Volksschule in Wittlich

Mai 1936-Ostern 1937 an der Rabbinischen Lehranstalt, „Hoffmannsche Jeschiwa“ in Frankfurt, Theobald-Christ-Straße 6; Ausbildung zum Rabbi; 1936 studierten an dieser Jeschiwa weitere Bomsdorf-Chaluzim wie Freilich Kalmann und der Madrich Benno Rosenberg.

Die jüdischen Umschulungslager in Bomsdorf und Steckelsdorf-Ausbau

1937 Arnold Bermann zur Hachschara in das jüdische Umschulungslager Bomsdorf, Jüdenberg, Gräfenhainichen bei Bitterfeld in Sachsen-Anhalt, eines von drei Lagern (Bomsdorf, Gehringshof, Steckelsdorf) in Trägerschaft des Bachad, 1928 gegründete Jugendorganisation des orthodox-jüdischen Misrachi; das hebräische Akronym בָּחָ״ד BaChaD steht für Brit Chaluzim Datiim, deutsch ‚Bund religiöser Pioniere‘;  In Bomsdorf befand sich in den 1930er Jahren eine landwirtschaftliche und gärtnerische Ausbildungsstätte für Juden zur Vorbereitung auf eine Auswanderung nach Palästina. Laut Albert J. Phiebig, der als Statistiker für die Reichsvertretung der Deutschen Juden arbeitete, befanden sich am 1. August 1938 noch 35 Auszubildende in Bomsdorf

28.10.1938 Erste Polenaktion in Lager Bomsdorf; acht Chawerim mit polnischem Pass werden abgeholt und noch Zbaszyn deportiert.

10.11.1938 Novemberpogrom; Überfall der SA auf die jüdische Lehrgut Bomsdorf; David Bermann schreibt:

„… doch wurde ich in der Nacht vom 9. zum 10. November 1938 in Bomsdorf verhaftet und nach dem KZ Sachsenhausen gebracht. Dort war ich ca. 2 Monate inhaftiert und wurde erst entlassen, als meine Eltern für mich ein Einreise-Permit nach England erhalten konnten.

In der Nacht vom 9. auf den 10.November wurde das Lager von einem SA-Trupp aus Dessau gestürmt.

Zwei Bewohner werden erschossen: der 16-jährige Chawer Herbert Stein aus Lauterbach und der namentlich nicht bekannte Lagerleiter.

Herbert Stein soll erschossen worden sein, weil er auf eine Frage des Mörders nicht schnell genug antwortete.

Sofie Löwenstein berichtet:

Bereits in der Reichspogromnacht brachen die Nazis in das Lagergelände ein, steckten die Jugendlichen in der Kälte des Novembers in Nachtkleidung auf den Hof und ermordeten zwei Jungen. Sie wurden heimlich auf dem christlichen Friedhof in der Stadt Gräfenhainichen bestattet, und die Lage der Gräber wurde erst vor kurzem bekannt. Die Nazis verschleierten die ganze Angelegenheit, indem sie ihnen verboten, das Ausbildungsprogramm für ein paar Tage zu verlassen, ihnen ausdrücklich verboten, über das Thema zu sprechen, und die Pioniere einschüchterten.

Der Hof wird verwüstet und von den Nazis geplündert.

Die über 18-jährigen Chawerim wie Eugen Hecht, kommen in „Schutzhaft“ ins KL Sachsenhausen, allerdings auch Arnold Bermann, der erst am 17.11.1938 18 Jahre alt wird.

14.12.1938 Entlassung von Arnold Bermann aus dem KL Sachsenhausen

Lagerleiter/Madrichim waren Sigmar Bromberger, Manfred und Schoschana Litten, Dr. Benjamin Abrahamson, Herbert Schönewald, Werner Hoffbauer, Friedrich Löwenthal, ab 1941 Kurt Silberpfennig

17.5.1939 Arnold Bermann in Steckelsdorf bei Minderheiten-Volkszählung

1.9.1939 Überfall der Deutschen Wehrmacht auf Polen

24.10.1939 Bruder Samuel zur Hachschara nach Steckelsdorf

12.12.1943 Heirat mit Gitta Mindele Davidowitz in North Bucks, Buckinghamshire

Juli 1945 Übersiedllung von England nach Palästina

Zieht mit der Familie in den Kibbuz Tirat Zwi, südliches Jordantal

2.12.2003 Tod in Naharia, Isarael

Deportation der Familie ins Ghetto Lodz

Nachkriegsliste des Polizeiamtes Wittlich über die Schicksale Wittlicher Juden

16.10.1941 Eltern und Schwester Anita aus Wittlich ab (Luxemburg) Trier nach Lodz deportiert

10.9.1942 Mutter Bertha in Chelmo ermordet

Keine weiteren Daten bekannt

Gedenken

Gedenkstele in Bomsdorf bei Jüdenberg

Zur Erinnerung an den faschistischen Überfall auf das Hachscharalager in Bomsdorf bei Jüdenberg am 10. November 1938 wurde zum 50. Jahrestag des Ereignisses am 9. November 1988 eine Gedenkstele dort aufgestellt. Das 4,50 Meter hohe Kunstwerk wurde von dem Heidemaler und Holzbildhauer Wolfgang Köppe aus Tornau aus einer hunderte Jahre alten Eiche angefertigt. Die Inschrift auf der Stele lautet „Zum Gedenken der Opfer des faschistischen Überfalls auf die jüdische Landwirtschaftschule Bomsdorf 1938“.

26.5.1955 Pages of Testimony für die Eltern und Geschwister aus Wittlich von David Bermann

Außer in der JVA wurden in Wittlich bisher keine Stolpersteine verlegt. In der ehemaligen Synagoge wird mit einem Gedenkstein an die durch die Nationalsozialisten ermordeten Frauen, Männer und Kinder erinnert, die zwischen 1933 und 1945 (bzw. 1942) in Wittlich lebten. In einem dazugehörigen Gedenkbuch werden auch all die erwähnt, die hier geboren, aber anderswo wohnhaft waren.

Quellen

https://www.bundesarchiv.de/gedenkbuch/de841476

https://www.bundesarchiv.de/gedenkbuch/de841482

https://www.bundesarchiv.de/gedenkbuch/de841563

https://www.bundesarchiv.de/gedenkbuch/de841581

Die jüdischen Gefallenen des deutschen Heeres, der deutschen Marine und der deutschen Schutztruppen, 1914-1918: ein Gedenkbuch, Reichsbund jüd. Frontsoldaten, Verlag Der Schild, 1932

http://www.denkmalprojekt.org/2024/vl_gedenkbuch-rjf_wk1_a-h.html

Deutsche Verlustlisten vom 27.9.1915, 4.2.1918 und 17.12.1918

https://www.statistik-des-holocaust.de/OT411016-Wittlich1.jpg

https://de.m.wikipedia.org/wiki/Datei:J%C3%BCdenberg,Bomsdorfer_Hof.jpg

http://ak-juedische-gemeinde-wittlich.de/index.php/de/arnold-david-bermann/55-erinnerungen-bermann

http://ak-juedische-gemeinde-wittlich.de/index.php/de/arnold-david-bermann/65-arnold-david-bermann

Deutsche Minderheiten-Volkszählung 1939

Mandat zur Einbürgerung in Palästina, 1937-1947

England & Wales, Heiratsverzeichnis, 1837-2005

Einreiselisten Israel

Peter Pätz, Jüdische Landwirtschaftsschule wurde überfallen, Hainicher Bote vom 17.10.2018

Erinnerung an Neuendorfs Ausbildung in Auschwitz

Oswald Zorn, Mitteldeutschen Zeitung MZ vom 7.11.1998

Sofie Löwenstein, Erinnerung an Neuendorfs Ausbildung in Auschwitz; aus einem Kapitel des Buches „Auschwitz – Die Nazi-Zivilisation“, herausgegeben von Lore Shelley

„Stein, Herbert Aron, Lauterbach, 1939“, in: Hessische Auswanderer <https://www.lagis-hessen.de/de/purl/resolve/subject/ha/id/271915> (Stand: 26.4.2023)

Edition „Die Verfolgung und Ermordung der europäischen Juden durch das nationalsozialistische Deutschland 1933-1945“, Band 2, Seite 520

https://hachschara.juedische-geschichte-online.net/ort/13.pdf

Bettina L. Götze, Landwerk Steckelsdorf-Ausbau, in: Hachschara als Erinnerungsort.

<https://hachschara.juedische-geschichte-online.net/ort/13> [24.03.2024]

Ezra Ben Gershôm David. Aufzeichnungen eines Überlebenden, Evangelische Verlagsanstalt 1989

Joel König (Ezra Ben Gershom), Den Netzen entronnen, Vandenhoeck u. Ruprecht 1967

Bettina Götze, Rathenow, in: Irene Annemarie Diekmann (Hrsg.), Jüdisches Brandenburg. Verlag für Berlin-Brandenburg 2008. S. 304–328

Jizchak Schwersenz: Die versteckte Gruppe. Ein jüdischer Lehrer erinnert sich an Deutschland. Berlin: Wichern Verlag 1988

Michael Wermke: Ein letztes Treffen im August 1941. Kurt Silberpfennig und die Praxis religiös-zionistischer Pädagogik, Jüdische Bildungsgeschichte in Deutschland. Münster: Waxmann 2020

Veröffentlicht von Franz-Josef Wittstamm

Geboren 31. Mai 1951 in Recklinghausen Gymnasium Petrinum 1961 bis Abitur1970 Studium der Humanmedizin in Bochum Approbation 1981 Promotion1982 Facharzt für Innere Medizin, Kardiologie, Intensivmedizin Im Ruhestand seit 2016

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