Wolf Jakob

Jakob Wolf

*3.7.1921 in Markt Berolzheim, Gunzenhausen; ✡ 1945

Staatsangehörigkeit deutsch

Religion jüdisch

Vater Moritz Wolf *14.10.1882 in Honnef; ✡28.2.1942 im Jungfernhof

Heirat der Eltern 10.3.1920 in Nürnberg

Mutter Frieda Schönfeld *1.12.1893 in Wilhelmsdorf; ✡1942 im Jungfernhof

Geschwister keine

Beruf Landwirtschaftlicher Praktikant; Bauer; Schneider

Adressen Berolzheim; Fürth, Ottostraße 17 bei Frl. Ellinger

Heirat ledig

Kinder –

Weiterer Lebensweg

1932 Vater Moritz Vorsitzender Männerbruderschaft Chewra Kadischa in Berolzheim

10.11.1938 Vater verhaftet im Novemberpogrom

11.11.1938 „Schutzhaft“ des Vaters im KL Dachau

19.12.1938 Entlassung des Vaters aus dem KL Dachau mit der Auflage, Deutschland zu verlassen

17.5.1939 mit den Eltern in Fürth bei Minderheiten-Volkszählung

Sommer 1939- November 1939 Jakob Wolf aus Fürth zur Hachschara nach Garzau (Rittergut Garzau/Straußberg bei Berlin, Lager für Arbeitseinsatz und Umschulung)

Die Chewra NOAR AGUDATI ISRAEL in Neuendorf

Juni 1938 Gründung einer Chewra (Gruppe) des „Noar Agudati Israel“ im Landwerk Neuendorf, Jugendorganisation des orthodox-religiösen Verbandes „Agudas Israel“ (Gründung 28.5.1912 in Kattowitz). Erklärtes Ziel der Gruppe war, dass jeder Chaluzim über zwei Jahre „an der praktischen und theoretischen Ausbildung in allen Zweigen der Landwirtschaft voll teilnimmt und von einem orthodoxen Jugendführer geistig betreut wird“.

Madrich war Josef „Jossel“ Schwarz aus Nürnberg.

9.2.1940 Jakob Wolf schreibt einen drängenden Brief aus Fürth an Josef Schwarz:

„Nun bin ich schon seit einem Vierteljahr aus Garzau zu Hause, und es ist mir damals versprochen worden, dass ich bestimmt Anfang Januar nach Neuendorf kommen kann.“

Sogar Meila Schwarz, die Mutter von Madrich Josef, drängt ihn in einem Brief, Jakob Wolf in Neuendorf aufzunehmen.

Frühjahr 1940 Jakob Wolf zur Hachschara ins Landwerk Neuendorf im Sande

Im April 1940 zählte die Chewra Noar Agudati Israel 33 Mitglieder.

11.4.1940 Tod der Mutter von Noar Agudati -Madrich Josef Schwarz

14.4.1940 Die Chewra Noar Agudati kondoliert Madrich Josef Schwarz

5.7.1941 behördliche Anordnung zur Auflösung der Hachschara-Lager; Um­be­nen­nung der noch bestehenden in „Jü­di­sches Ar­beits­ein­satz­lager“

Mai bis September 1941 Auflösung der Hachscharalager Ahrensdorf, Jessen, Havelberg; Verlegung der Chaluzim in das Lehrgut Neuendorf im Sande; nur ein kleiner Teil darf noch im Landwerk selbst arbeiten, die meisten werden zur Zwangsarbeit bei Unternehmen in Fürstenwalde verpflichtet.

Rückkehr nach Berolzheim/FürthRiga Transport

27.11.1941 Verhaftung von 89 Juden in Fürth; die Zahl der aus Fürth Deportierten wird je nach Publikation unterschiedlich mit 84 bis 95 angegeben: Vermutlich ist Lina Gönninger als Nachrückerin auf den Transport gekommen und deshalb nicht erfasst.

27.11.1941 Verbringung in fünf größere Baracken des Kriegsgefangenenlagers Ecke Breslauer-/Zollhausstraße in Nürnberg- Langwasser, nahe des Reichsparteitagsgeländes;

29.11.1941 Verbringung mit den Eltern zum Nürnberger Bahnhof Märzfeld

29.11.1941 Transport mit dem Zug „Da 32“ von Nürnberg nach Skirotawa, Riga

Vier Transporte im Dezember 1941 zum Jungfernhof

In dem ehemaligen Landgut brachte man insgesamt 3984 Juden aus vier Deportationszügen unter. Nur 148 überlebten.

(1) 30.11.1941 -2. 12.1941 1008 Personen aus dem Sammellager Langwasser in Nürnberg

2.12.1941Ankunft der Familie Wolf am Rangierbahnhof Skirotawa, Fußmarsch in Fünferreihen entlang der Dünaburger Landstraße ins provisorische Lager Jungfernhof

(2) 4.12.1941 Stuttgarter Transport von 1013 Juden aus dem Sammellager Killesberg in Stuttgart

(3) 6.12.1941 aus Wien 1001 Juden zum Jungfernhof

(4) 9. 12.1941 Transport von 964 Personen aus Hamburg, Lübeck und Danzig (Ziel zuvor Minsk)

28.2.1942 (?) Tod des Vaters im Jungfernhof (Datumsfehler? Dünamünde-Aktion?)
26.3.1942 Tod der Mutter bei der „Dünamünde-Aktion“ im Jungfernhof, 1700 (1800) Juden wurden im Hochwald von Bikernieki östlich von Riga erschossen.

30.3.1942 2. Dünamünde-Aktion im Ghetto Riga;

Juli-2. November 1943 schrittweise Auflösung des Ghettos Einrichtung des Konzentrationslagers Riga-Kaiserwald und verschiedener Betriebslager mit lokaler Kasernierung

2.11.1943 Große Selektion bei Auflösung des Ghetto

Sommer 1944 Auflösung des KL Kaiserwald, Riga und seiner Außenlager

Juli – September 1944 Transporte der Arbeitsfähigen aus Riga per Schiff nach Stutthof

6.8-9.8.1944 Erster Großer Transport mit der „Bremerhaven“ von Riga nach Danzig

9.8.1944 Ankunft von Jakob Wolf im KL Stutthof

13.8.1944 Deportation mit dem Zug aus Stutthof nach Buchenwald

16.8.1944 Ankunft mit 1350 Männern aus Stutthof in Buchenwald

Drei Wochen im Quarantänelager im KL Buchenwald, Unterbringung in Wehrmachtspferdeställen und Zelten im „Kleinen Lager“; Häftlingsnummer 82101

9.9.1944 Jakob Wolf als Schneider überstellt nach Tröglitz ins Arbeitskommando „Wille“, Hydrierwerke in Tröglitz, Braunkohleverflüssigung der BRABAG

7.4.1945 Befehl der SS, das Lager Tröglitz zu räumen; 3000 Häftlinge deportiert in offenen Güterwaggons mit dem Ziel KZ Theresienstadt

15.4.1945 Der Transportzug erreicht den Erzgebirgskamm. Auf dem Bahnhof Marienberg-Gelobtland zwingen amerikanische Jagdbomber den Zug zum Halten, was einige Häftlinge nutzen, um zu fliehen. Zu diesem Zeitpunkt waren bereits 146 Häftlinge gestorben, die in einem Massengrab bestattet wurden. Während der Fahrt gelingt es einigen Häftlingen abzuspringen, und in die nahen Wälder zu fliehen.

17.4.1945 Vor dem Bahnhof Reitzenhain zerstören amerikanische Jagdbomber die Lokomotive. Viele Gefangene versuchen zu fliehen. Unter dem Kommando von Transportleiter SS-Oberscharführer Schmidt beteiligen sich Einwohner an der Jagd auf die Geflohenen. Dabei kommen weitere 388 Häftlinge ums Leben.

18.4.1945, Schmidt befiehlt den Fußmarsch Richtung Theresienstadt. Auf diesem Todesmarsch sterben weitere 354. Erst am 7. Mai wurden die übrigen bei Kaplitze von tschechischen Partisanen befreit.

April 1945 Tod von Jakob Wolf vermutlich auf dem Todesmarsch ->Theresienstadt

Nur 2100 Häftlinge erreichen Theresienstadt lebend.

Gedenken

Quellen

https://collections.yadvashem.org/en/documents/3539753

https://www.bundesarchiv.de/gedenkbuch/de994116

https://www.bundesarchiv.de/gedenkbuch/de994867

https://www.bundesarchiv.de/gedenkbuch/de994704

https://collections.arolsen-archives.org/de/document/4686952

https://collections.arolsen-archives.org/de/document/7446175

https://yvng.yadvashem.org/ad

https://www.statistik-des-holocaust.de/OT411129-Fuerth4.jpg

Harald Lordick, Das Landwerk Neuendorf: Berufsumschichtung – Hachschara – Zwangsarbeit; in Pilarczyk, Ulrike (Hrsg) Hachschara und Jugendalija, Schulmuseum Steinhorst, 2019

Lore Shelley (Editor), The Union Kommando in Auschwitz, Lanham, New York, London, 1996

Wiehn Erhard (Hrsg) Wer hätte das geglaubt, 2010, Hartung Gorre Verlag

https://www.mappingthelives.org

Deutsche Minderheiten-Volkszählung 1939

https://yvng.yadvashem.org/index.html?language=de

Veröffentlicht von Franz-Josef Wittstamm

Geboren 31. Mai 1951 in Recklinghausen Gymnasium Petrinum 1961 bis Abitur1970 Studium der Humanmedizin in Bochum Approbation 1981 Promotion1982 Facharzt für Innere Medizin, Kardiologie, Intensivmedizin Im Ruhestand seit 2016

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