Erich Dannenbaum
*18.8.1921 in Rimbeck, Scherfede Warburg; ✡1943 in Auschwitz
Staatsangehörigkeit deutsch
Vater Dagobert David Dannenbaum *4.2.1875 in Rimbeck; ✡ 29.9.1942 Treblinka
Heirat der Eltern 19.9.1910 in Schlüchtern
Mutter Tilde Walter *20.11.1882 in Schlüchtern; ✡ 29.9.1942 in Treblinka
Tante Ferdinande Dannenbaum *20.2.1878 in Rimbeck; ✡Sept. 1942 in Kulmhof
Onkel Albert Bier *26.4.1977 in Lichtenau; ✡10.8.1942 in Kulmhof
Cousinen
Margarete Bier *22.5.1906 in Recklinghausen; ✡1997 Niederlande; oo Leo Hertzmann
Minna Bier *14.4.1909 in Recklinghausen; ✡10.9.1942 in Kulmhof
Geschwister
Ruth Dannenbaum *22.1.1918 in Rimbeck; ✡25.5.2005 New York
Walter Dannenbaum *10.9.1919 in Rimbeck; ✡in Trawniki
Hildegard Dannenbaum *4.7.1923 in Rimbeck; ✡Mai 1993; oo Lesser Cohen/Lawrence
Beruf Landwirtschaftlicher Praktikant
Adressen Rimbeck Haus Nr. 84; Berlin Charlottenburg, Wilmersdorfer Straße 78, Schlüter Straße 54; Groß Breesen;
Heirat ledig
Kinder –
Weiterer Lebensweg
Großvater Jesaja und Vater David waren Mühlenbesitzer in Rimbeck.
1932-1933 Vater David Vorsitzender der jüdischen Gemeinde Rimbeck-Scherfede
1938 David Dannenbaum verkauft die Mühle an die Fa. Speith, Rimbeck.
Umzug der Familie nach Berlin
17.5.1939 Erich mit den Eltern und Geschwistern in Berlin Charlottenburg, Wilmersdorfer Straße 78 bei Minderheitenzählung
Überseegruppenwanderer Lehrgut Groß Breesen
Mai 1936 Eröffnung des nichtzionistischen Übersee-Gruppenwanderer Lehrgutes Groß Breesen; im Gegensatz zu anderen Lagern ist Groß Breesen nicht an jüdische Organisationen gebunden, war jedoch stark geprägt vom Centralverein deutscher Staatsbürger jüdischen Glaubens (C.V., assimiliert, liberal, national)
1936-1939 Curt „Bo“ Bondy Lagerleiter und pädagogischer Leiter, auf Bitten von Leo Baeck; von vielen ‚Groß-Breesenern‘ wurde er als charismatische Persönlichkeit, der sie viel zu verdanken haben, verehrt. Unterstützt wurde er von Ernst Cramer, einem älteren Praktikanten.
Leiter der landwirtschaftlichen Ausbildung war Oberinspektor Erwin Scheier, dessen Frau Ruth oblag die Hauswirtschaft, Tischlermeister Max Kiwi die Schreinerei.
10.11.1938 Überfall der SA auf den Hof in Groß Breesen, alle über 18-Jährigen Männer werden mit einem Bus abgeführt und ins KL Buchenwald gebracht, auch Curt Bondy, der als Homosexueller besonders gefährdet war; die Frauen und Jungen bleiben auf dem Hof zurück.
1939 Erich Dannenbaum zur Umschulung ins Überseeauswanderer Lager Groß Breesen
Scheier wird als Verwalter abgelöst von Dingethal, der wiederum wegen Fronteinsatz von Inspektor Hildebrandt: Nachfolger von Bondy wird Walter Bernstein.
31.8.1941 Gestapobefehl: Das Lehrgut Groß Breesen wird Arbeitslager
Die Schließung der Arbeitslagers Groß Breesen
6.10.1942 Das Schloss (Hauptgebäude) in Groß Breesen muss von den Juden für „arische“ Arbeitskräfte freigeräumt werden, Unterbringung im „Schafferhaus“;
Die Grüssau Gruppe
21.10.1942 Gestapo-Offizier Hampel verliest beim Appell die Namen der 22 zur Verlegung nach Grüssau befohlenen Bewohner
30.10.1942 Verabschiedung der Ehepaare, der jungen Frauen und sechs Jungen
Günther Marcuse schreibt in sein Tagebuch:
„Nach dem Abendessen rief der Inspektor (Hildebrandt) alle zusammen, um die Leute zu verabschieden.“
31.10.1942 Verbringung der 22 Personen in das Judenlager im Kloster Grüssau bei Landeshut – neben Tormersdorf und Riebnig eines der drei Sammellager für die Juden aus der Region Breslau
25 junge Männer verbleiben noch auf dem Hof in Groß Breesen.
15.11.1942 Belegung des Schafferhauses in Groß Breesen; Dannenbaum in Zimmer 6 in der Gruppe der Hannioten (Peter „Hannio“ Ollendorf); Zeichnung Günter Marcuse
Fabrikaktion im Arbeitslager Groß Breesen
20.2.1943 neue Richtlinien des Reichssicherheitshauptamtes für die „technische Durchführung der Evakuierung“ als Vorbereitung auf die „Fabrikaktion“
Ende Februar/Anfang März 1943 verlassen die letzten „Volljuden“ das Lehrgut Groß Breesen
März 1943 Reichsweite „Fabrikaktion“, alle noch in Arbeitslagern und kriegswichtigen Betrieben beschäftigten „Volljuden“ werden verhaftet und in Konzentrationslager nach Auschwitz und ins „Generalgouvernement“ deportiert
26.2.1943 Das Tagebuch von Günther Marcuse endet mit dem Hinweis, dass bis zum 1.3.1943 mit einer Gestapoentscheidung zum Abtransport der „Volljuden“ zu rechnen ist, während die „Halbjuden“ in Groß Breesen verbleiben sollten.
1.3.1943 Anordnung der Verbringung der „Volljuden“ aus Groß Breesen
Deportation in ein Sammellager nach Breslau, als Leiter der Gruppe Meister Max Kiwi mit Frau und 21 jungen Männern; vier „Halbjuden“ bleiben zurück (Ernst Böhm, Heinz Breslauer, Helmuth Mayer, Josef Oppenheimer)
5.3.1943 Deportation der Groß-Breesener mit dem Breslauer Transport nach Auschwitz; eine Transportliste ist nicht überliefert.
6.3.1943 Ankunft des Breslau-Transportes in Auschwitz; 16 der 21 deportierten Männer aus Groß Breesen bekommen in Auschwitz nach Selektion an der Rampe eine Häftlingsnummer, sind somit zu Zwangsarbeit in BUNA Monowitz vorgesehen. Dannenbaum bekommt die Nr. 106877 in den linken Unterarm tätowiert.
Tod in Auschwitz
Deportation der Familie aus dem Judenhaus Schlüterstraße 54
Die Eltern und Bruder Walter waren in eine Wohnung in der Villa Schlüterstraße 54 mit 11 weiteren Mietparteien zwangseingewiesen worden.
28.3.1942 Bruder Walter auf dem 11. Osttransport von Berlin nach Trawniki/Piaski
30.7.1942 Eltern Transport I/34 Berlin nach Theresienstadt
26.9.1942 Eltern auf Transport B/v von Theresienstadt nach Treblinka
Auswanderung der Schwestern
Wie die Schwester Ruth überlebt hat, ist noch unklar; offenbar konnte Ruth nach Schweden entkommen,
während Hilda illegal im Berliner Untergrund überlebte.
26.3.-8.4.1946 Schwester Ruth auf der SS DROTTNINGSHOLM von Göteborg nach New York;
als Heimadresse Schwester Hildegard
11.-20.5.1946 Schwester Hilda aus der USS MARINE FLASHER von Bremerhaven nach New York
Gedenken
Quellen
Deutsche Minderheiten-Volkszählung 1939
https://www.bundesarchiv.de/gedenkbuch/de1024535
https://www.bundesarchiv.de/gedenkbuch/de1037536
https://www.bundesarchiv.de/gedenkbuch/de843010
https://www.bundesarchiv.de/gedenkbuch/de1026903
https://collections.arolsen-archives.org/de/document/4967750
https://collections.arolsen-archives.org/de/document/127200264
https://collections.arolsen-archives.org/en/document/127187611
https://zwangsraeume.berlin/de/houses/schlueterstrasse-54
Passenger and Crew Lists of Vessels Arriving at New York, New York, 1897-1957 (National Archives Microfilm Publication T715, roll 7085); Records of the Immigration and Naturalization Service, Record Group 85
Passenger and Crew Lists of Vessels Arriving at New York, New York, 1897-1957 (National Archives Microfilm Publication T715, roll 7106); Records of the Immigration and Naturalization Service, Record Group 85
Werner Angress, Generation zwischen Furcht und Hoffnung, 1985
https://www.statistik-des-holocaust.de/list_ger_sln_43a.html
Arthur Wolff, Bericht für den Groß Breesen Rundbrief Nr. 24, 1984
Damit es nicht vergessen wird, Bericht in zwei Teilen, 1991
Günter Marcuse, Tagebuch Groß Breesen; Groß Breesen Rundbrief Nr. 23, 1966
https://archive.org/details/jdischesausb001f022/page/n2/mode/1up?view=theater
https://www.yumpu.com/de/document/read/3840614/21-brief-19-p745-54-gross-breesen-silesia