Marcuse Günther

Günther Marcuse

*4.9.1923 in Berlin; ✡25.3.1944 in Auschwitz

Religion jüdisch

Staatsangehörigkeit deutsch

Vater Herbert Marcuse *1.6.1892 in Lublinitz; ✡ 2.2.1957 im Kibbuz Alonim

Heirat der Eltern 1920

Mutter Erna Boas *8.1.1899; ✡ 1967 in Israel

Großvater Dr. Bernard Marcuse, königl. Baurat in Berlin

Großeltern Max Boas und Gertrude

Geschwister

Ursula Marcuse *5.8.1921; ✡1989 in Israel; oo 4.11.1943 Herbert Feinstein (*24.3.1914-25.9.1990)

Beruf Landwirtschaftlicher Praktikant

Adressen Berlin; Potsdam, Hans -Thoma-Straße 4; Groß Breesen;

Heirat

Kinder

Weiterer Lebensweg

1919 Zulassung des Vaters als Rechtsanwalt in Potsdam

Ostern 1930 Einschule Volksschule

Ostern 1934 Wechsel auf die Victoria-(Mittel-) Schule

1935 Entzug der Anwaltszulassung des Vaters

10.11.1938 Vater Herbert inhaftiert; als „Aktionsjude“ in das KL Sachsenhausen

15.2.1938 Günther von der Victoria-Schule verwiesen

10.2.1939 Entlassung des Vaters aus dem KL Sachsenhausen

1939 Eltern nach Uruguay; dann Gibraltar;

September 1940 Eltern nach England

1945 Eltern in die USA

1954 Eltern zur Tochter Ursula nach Israel

Überseegruppenwanderer Lehrgut Groß Breesen

Mai 1936 Eröffnung des nichtzionistischen Übersee-Gruppenwanderer Lehrgutes Groß Breesen; im Gegensatz zu anderen Lagern ist Groß Breesen nicht an jüdische Organisationen gebunden, war jedoch stark geprägt vom Centralverein deutscher Staatsbürger jüdischen Glaubens (C.V., assimiliert, liberal, national)

1936-1939 Curt „Bo“ Bondy Lagerleiter und pädagogischer Leiter, auf Bitten von Leo Baeck; von vielen ‚Groß-Breesenern‘ wurde er als charismatische Persönlichkeit, der sie viel zu verdanken haben, verehrt. Unterstützt wurde er von Ernst Cramer, einem älteren Praktikanten.

Leiter der landwirtschaftlichen Ausbildung war Oberinspektor Erwin Scheier, dessen Frau Ruth oblag die Hauswirtschaft, Tischlermeister Max Kiwi die Schreinerei.

10.11.1938 Überfall der SA auf den Hof in Groß Breesen, alle über 18-Jährigen Männer werden mit einem Bus abgeführt und ins KL Buchenwald gebracht, auch Curt Bondy, der als Homosexueller besonders gefährdet war; die Frauen und Jungen bleiben auf dem Hof zurück.

Februar 1939 Günther Marcuse zur Umschulung ins Überseeauswanderer Lager Groß Breesen

Scheier wird als Verwalter abgelöst von Dingethal, der wiederum wegen Fronteinsatz von Inspektor Hildebrandt: Nachfolger von Bondy wird Walter Bernstein.

17.5.1939 Günther Marcuse auf dem Lehrgut Groß Breesen bei Minderheitenzählung

Günther Marcuse vor dem „Schloss“; Repro FJ Wittstamm

Ende Januar 1941 Günther für ein paar Tage zu Besuch bei den Großeltern in Berlin

31.8.1941 Gestapobefehl: Das Lehrgut Groß Breesen wird Arbeitslager

Die Schließung des Arbeitslagers Groß Breesen

6.10.1942 Das Schloss (Hauptgebäude) in Groß Breesen muss von den Juden für „arische“ Arbeitskräfte freigeräumt werden, Unterbringung im „Schafferhaus“;

Die Grüssau Gruppe

21.10.1942 Gestapo-Offizier Hampel verliest beim Appell die Namen der 22 zur Verlegung nach Grüssau befohlenen Bewohner

30.10.1942 Verabschiedung der Ehepaare, der jungen Frauen und sechs Jungen

Günther Marcuse schreibt in sein Tagebuch:

„Nach dem Abendessen rief der Inspektor (Hildebrandt) alle zusammen, um die Leute zu verabschieden.“

31.10.1942 Verbringung der 22 Personen in das Judenlager im Kloster Grüssau bei Landeshut – neben Tormersdorf und Riebnig eines der drei Sammellager für die Juden aus der Region Breslau

25 junge Männer verbleiben noch auf dem Hof in Groß Breesen.

15.11.1942 Belegung des Schafferhauses in Groß Breesen; Günther Marcuse in Zimmer 1 bei den Erwinisten (Erwin Doernberg); Zeichnung Günter Marcuse

Fabrikaktion im Arbeitslager Groß Breesen

20.2.1943 neue Richtlinien des Reichssicherheitshauptamtes für die „technische Durchführung der Evakuierung“ als Vorbereitung auf die „Fabrikaktion“

Ende Februar/Anfang März 1943 verlassen die letzten „Volljuden“ das Lehrgut Groß Breesen

März 1943 Reichsweite „Fabrikaktion“, alle noch in Arbeitslagern und kriegswichtigen Betrieben beschäftigten „Volljuden“ werden verhaftet und in Konzentrationslager nach Auschwitz und ins „Generalgouvernement“ deportiert

26.2.1943 Das Tagebuch von Günther Marcuse endet mit dem Hinweis, dass bis zum 1.3.1943 mit einer Gestapoentscheidung zum Abtransport der „Volljuden“ zu rechnen ist, während die „Halbjuden“ in Groß Breesen verbleiben sollten.

Vermutlich hat Günther Marcuse sein Tagebuch einem der zurückbleibenden „Halbjuden“ übergeben, drei von ihnen überleben in Theresienstadt.

1.3.1943 Anordnung der Verbringung der „Volljuden“ aus Groß Breesen

Deportation von Günther Marcuse in ein Sammellager nach Breslau, als Leiter der Gruppe Meister Max Kiwi mit Frau und 21 jungen Männern; vier „Halbjuden“ bleiben zurück (Ernst Böhm, Heinz Breslauer, Helmuth Mayer, Josef Oppenheimer)

5.3.1943 Deportation der Groß-Breesener mit dem Breslauer Transport nach Auschwitz; eine Transportliste ist nicht überliefert.

6.3.1943 Ankunft des Breslau-Transportes in Auschwitz; 16 der 21 deportierten Männer aus Groß Breesen bekommen in Auschwitz nach Selektion an der Rampe eine Häftlingsnummer, sind somit zu Zwangsarbeit in BUNA Monowitz vorgesehen. Günther Marcuse bekommt die Nummer 106997in den linken Unterarm tätowiert.

25.3.1944 Tod von Günther Marcuse in Auschwitz

Schwester Ursel Marcuse -Überlebende des Kladovo Transportes

Gedenken –

Quellen

Deutsche Minderheiten-Volkszählung 1939

https://www.mappingthelives.org

Werner Angress, Generation zwischen Furcht und Hoffnung, 1985

https://www.statistik-des-holocaust.de/list_ger_sln_43a.html

Arthur Wolff, Bericht für den Groß Breesen Rundbrief Nr. 24, 1984

Damit es nicht vergessen wird, Bericht in zwei Teilen, 1991

Günter Marcuse, Tagebuch Groß Breesen; Groß Breesen Rundbrief Nr. 23, 1966

https://archive.org/details/jdischesausb001f022/page/n2/mode/1up?view=theater

https://zeitgeschichte-hamburg.de/files/public/FZH/Publikationen_digital/Werner%20T%20Angress%20Generation%20zwischen%20Furcht%20und%20Hoffnung.pdf

https://www.yumpu.com/de/document/read/3840614/21-brief-19-p745-54-gross-breesen-silesia

https://yvng.yadvashem.org/ad

Veröffentlicht von Franz-Josef Wittstamm

Geboren 31. Mai 1951 in Recklinghausen Gymnasium Petrinum 1961 bis Abitur1970 Studium der Humanmedizin in Bochum Approbation 1981 Promotion1982 Facharzt für Innere Medizin, Kardiologie, Intensivmedizin Im Ruhestand seit 2016

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