Fassler Salli

Salli Nechum Fassler

*5.8.1921 in Mannheim; ✡ vor 1945 in Polen

Staatsangehörigkeit Polen

Vater Moshe Fasler *25.2.1894 in Krakau; Schochet ✡ ?

Mutter Malka Fassler *25.11.1894 in Tarnow; ✡ ?

Geschwister

Zipora Fanny Fassler *31.1.1923 in Mannheim; ✡ 22.4.1998 in Tirat Hacarmel; ledig

Jakob Fassler * 9.9.1924 in Mannheim; oo Aszkenasi

Szimon Fassler *Jan. 1926in Mannheim; ✡ ?

Zilli Fassler *5.3.1928 in Mannheim; ✡ ?

Michael Fassler *23.8.1935in Mannheim; ✡ ?

Beruf landwirtschaftlicher Praktikant

Adressen Mannheim, H7 33; Frankfurt M.; Bomsdorf, Gräfenhainichen; Krakau

Heirat ledig

Weiterer Lebensweg

Zeitweilig in Frankfurt gemeldet, möglicher Besuch der Jeschiwa in Frankfurt

Hachschara in Rüdnitz und Bomsdorf

Salli Fassler zur Hachschara in das jüdische Lehrgut Wecker in Rüdnitz bei Bernau: Der Hof Wecker an der Bahnlinie Berlin–Eberswalde war eines des ersten Hachschara-Zentren der jüdischen sozialistisch-zionistischen Jugendbewegung; 1934/35 wurden nachweislich bis zu 60 Personen im Hof Wecker ausgebildet; das Lehrgut bestand von 1933 bis zur reichsweiten Auflösung der Hachscharalager durch die Gestapo im Sommer 1941

Salli Fassler wechselt zur Hachschara in das jüdische Lehrgut Bomsdorf, Jüdenberg bei Gräfenhainichen in Sachsen-Anhalt; Bomsdorf war eines der drei Lager (noch Steckelsdorf und Gehringshof) in Trägerschaft des BACHAD, 1928 gegründete Jugendorganisation des orthodox-jüdischen Misrachi; das hebräische Akronym בָּחָ״ד BaChaD steht für Brit Chaluzim Datiim, deutsch‚ Bund religiöser Pioniere‘

1.8.1938 35 Auszubildende auf dem Hof in Bomsdorf laut Albert J. Phiebig, der als Statistiker für die Reichsvertretung der Deutschen Juden arbeitete.

1. Polenaktion im Lehrgut Bomsdorf

28.10.1938 Erste Polenaktion, Salli Nechum Fassler, insgesamt acht Chawerim mit jüdischem Pass werden verhaftet und nach Zbaszyn deportiert. Von dort kommt er mit dem  Vater nach Krakau.

Die Zerstörung des Lehrgutes Bomsdorf

In der Nacht vom 9. auf den 10.November wurde das Lager von einem SA-Trupp aus Dessau gestürmt. Zwei Bewohner werden erschossen: der 16-jährige Chawer Herbert Stein aus Lauterbach und der namentlich nicht bekannte Lagerleiter. Herbert Stein soll erschossen worden sein, weil er auf eine Frage des Mörders nicht schnell genug antwortete.

Die über 18-jährigen Männer wie Eugen Hecht, aber auch der noch 17-jährige Arnold Berman werden in das KL Sachsenhausen verschleppt.

Der Hof wird verwüstet und von den Nazis geplündert.

Weiteres zu Familie Fassler (laut Interview mit Bruder Jakob)

12.4.1939 Schwester Zipora auf Alija nach Palästina

28.10.1938 Erste Polenaktion in Mannheim, Vater nach Zbaszyn abgeschoben

17.5.1939 Mutter Malka mit den Geschwistern Jakob, Zilla und Michael

15.-17.6.1939 Mutter geht mit den Geschwistern Zilla und Michael zum Vater nach Polen; sie gehen nach KrakauTarnow, die Heimatstadt von Mutter Malka in Galizien

September 1939 – Juni 1940 Familie Fassler in Krakau

Bruder Jakob zur Zwangsarbeit in einem RAB-Arbeitslager zum Autobahnbau interniert

Juli 1940 – Januar 1941 Familie Fasler ins Ghetto Tarnow

Sept.1943-Febr. 1944 Auflösung des Ghetto Tarnow; ca. 7500 Bewohner nach Auschwitz; 2500 in das KL Plaszow

Januar 1941 – Februar 1941 Jakob und Salli im Zwangsarbeiterlager bei Mielicz Arbeit am Flughafen

Februar 1941 – Juni 1944 Bruder Jakob inhaftiert im JULAG I in Plaszow bei Krakau

Juli 1944 – August 1944 KL Wielicza

4.8.1944 Jacob Fassler vom KL Plaszow in geschlossenen Güterwaggons ins KL Flossenbürg

Arbeit als Schlosser im Heinkel-Flugzeug-Werk

Mitte April 1945 Todesmarsch von Bruder Jakob aus dem KL Flossenbürg

23.4.1945 Befreiung Bruder Jakob auf dem Todesmarsch durch Oberpfalz ins Stamsried durch die US Army

11.10.1945 Bruder Jakob im DP Camp Heidenheim; DP Camp Zeilsheim

1948 Jakob Fassler nach Palästina;

Schwester Zippora verbringt ihre letzten Jahre bis zu ihrem Tod in einer psychiatrischen Anstalt in Israel

Gedenken

24.10.1955 und 8.2.1993 Pages of Testimony für Salli Fasler und weitere Familienmitglieder von Bruder Jakob

19.7.2013 Videointerview mit Jakob Fassler 2013 in Weiden/Oberpfalz

Quellen

https://www.bundesarchiv.de/gedenkbuch/de863952

https://www.bundesarchiv.de/gedenkbuch/de863951

https://www.bundesarchiv.de/gedenkbuch/de863948

Peter Pätz, Jüdische Landwirtschaftsschule wurde überfallen, Hainicher Bote vom 17.10.2018

Erinnerung an Neuendorfs Ausbildung in Auschwitz

Oswald Zorn, Mitteldeutschen Zeitung MZ vom 7.11.1998

Sofie Löwenstein, Erinnerung an Neuendorfs Ausbildung in Auschwitz; aus einem Kapitel des Buches „Auschwitz – Die Nazi-Zivilisation“, herausgegeben von Lore Shelley

Videointerview mit Jakob Fassler 2013 in Weiden/Oberpfalz; link: https://memorial-archives.international/de/files/show/53cf5ae9759c02644a8b4567

„Stein, Herbert Aron, Lauterbach, 1939“, in: Hessische Auswanderer <https://www.lagis-hessen.de/de/purl/resolve/subject/ha/id/271915> (Stand: 26.4.2023)

Edition „Die Verfolgung und Ermordung der europäischen Juden durch das nationalsozialistische Deutschland 1933-1945“, Band 2, Seite 520

Mandat zur Einbürgerung in Palästina, 1937-1947

http://www.jacob-pins.de/?article_id=350&clang=0

http://www.fuldawiki.de/fd/index.php?title=Gehringshof

https://collections.arolsen-archives.org/de/document/78790374

Arolsen Archives, Arolsen Signatur DE ITS 2.1.1.1 HE 016 JÜD 7 ZM

https://yvng.yadvashem.org/ad

https://www.bundesarchiv.de/gedenkbuch

Veröffentlicht von Franz-Josef Wittstamm

Geboren 31. Mai 1951 in Recklinghausen Gymnasium Petrinum 1961 bis Abitur1970 Studium der Humanmedizin in Bochum Approbation 1981 Promotion1982 Facharzt für Innere Medizin, Kardiologie, Intensivmedizin Im Ruhestand seit 2016

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