Stein Herbert

Herbert Aron Stein

*21.9.1922 in Lauterbach; ✡ 10.11.1938 in Bomsdorf

Staatsangehörigkeit deutsch

Vater Max Stein *28.1.1881 in Grebenau; ✡ ?

Mutter Laura Kugelmann *7.5.1883 in Witzenhausen; ✡ 4.5.1965 in Hadera

Großvater Aaron Stein *1849/1850 in Grebenau; ✡ 18.5.1918 in Lauterbach

Großmutter Caroline Weisskopf *28.8.1853 in Meinigen; ✡9.2.1941 in Berlin

Tante Setty Stein * September 1888; oo Hermann Bachenheimer (1878-1954)

Onkel Moritz Stein *11.5.1890 in Lauterbach; Jan 1987 in New York oo Frida Buchmann

Tante Cilly Stein *22.12.1878 in Grebenau; oo Sally Kleeberg (*1.7.1876 in Boffzen)

Cousin Kurt Stein *9.10.1916 in Lauterbach

Cousine Hilde Stein *2.12.1924 in Berlin

Cousin Walter Kleeberg *30.8.1912 in Lauterbach

Geschwister

Irma Stein *6.7.1912 in Lauterbach; ✡20.9.2005 in Worcester, USA; oo Moses

Kurt Stein *9.10.1916 in Lauterbach; ✡2011 in Hannover

Beruf landwirtschaftlicher Praktikant

Adressen Lauterbach; Bomsdorf, Gräfenhainichen;

Heirat  ledig

Weiterer Lebensweg

Onkel Sally Kleeberg betreibt zusammen mit dem Großvater Aron das Geschäft für Textilien und Raumausstattung am Eisenbacher Tor.

Die Emigration der Familie Stein nach Palästina

18.5.1918 Tod des Großvaters Aaron in Lauterbach; der Tod wird von Vater Max Stein angezeigt

16.7.1934 Alija von Cousin Walter Kleeberg aus Lauterbach nach Haifa

27.5.1935 Einreise von Sally und Cilly Kleeberg in Palästina als „traveller“

2.1.1936 Bruder Kurt Stein nach Palästina

15.8.1938 Einreise von Onkel Moritz Stein mit Frau und Tochter Hilde in Haifa

31.7.1939 Alija der Eltern nach Palästina

Schwester Irma Moses ist 1949 in den Wählerlisten zur Knesset registriert

Tod der Großmutter im jüdischen Altersheim

Großmutter Caroline war zur Familie ihres Sohnes Moritz nach Berlin gezogen

17.5.1939 Großmutter Caroline Stein im Minna-Schwarz-Heim Altersheim des jüdischen Frauenvereins in Berlin, Brunnenstraße 41 bei der Minderheitenzählung

9.2.1941 Tod der Großmutter im jüdischen Altersheim in Berlin

Hachschara und die Zerstörung des Lehrgutes Bomsdorf

Herbert Stein zur Hachschara in das jüdische Lehrgut Bomsdorf  Jüdenberg bei Gräfenhainichen in Sachsen-Anhalt; Bomsdorf war eines der drei Lager (noch Steckelsdorf und Gehringshof) in Trägerschaft des BACHAD, 1928 gegründete Jugendorganisation des orthodox-jüdischen Misrachi; das hebräische Akronym בָּחָ״ד BaChaD steht für Brit Chaluzim Datiim, deutsch ‚Bund religiöser Pioniere‘

Auf dem nördlich von Zschiesewitz am Waldweg nach Goltewitz gelegenen Landgut befand sich in den 1930er Jahren eine landwirtschaftliche und gärtnerische Ausbildungsstätte für Juden zur Vorbereitung auf eine Auswanderung nach Palästina.

1.8.1938 Laut Albert J. Phiebig, der als Statistiker für die Reichsvertretung der Deutschen Juden arbeitete, befanden sich noch 35 Auszubildende in Bomsdorf.

28.10.1938 Erste Polenaktion in Lager Bomsdorf; acht Chawerim mit polnischem Pass werden abgeholt und noch Zbaszyn deportiert.

In der Nacht vom 9. auf den 10.November wurde das Lager von einem SA-Trupp aus Dessau gestürmt. Zwei Bewohner werden erschossen: der 16-jährige Chawer Herbert Stein aus Lauterbach und der namentlich nicht bekannte Lagerleiter. Herbert Stein soll erschossen worden sein, weil er auf eine Frage des Mörders nicht schnell genug antwortete.

Die über 18-jährigen Männer wie Eugen Hecht, aber auch der noch 17-jährige Arnold Berman werden in das KL Sachsenhausen verschleppt.

Der Hof wird verwüstet und von den Nazis geplündert.

14.12.1939 Entlassung von Arnold Bermann aus dem KL Sachsenhausen.

Die Neuendorfer Chawera Sofie Löwenstein berichtet:

Bereits in der Reichspogromnacht brachen die Nazis in das Lagergelände ein, steckten die Jugendlichen in der Kälte des Novembers in Nachtkleidung auf den Hof und ermordeten zwei Jungen. Sie wurden heimlich auf dem christlichen Friedhof in der Stadt Gräfenhainichen bestattet, und die Lage der Gräber wurde erst vor kurzem bekannt. Die Nazis verschleierten die ganze Angelegenheit, indem sie ihnen verboten, das Ausbildungsprogramm für ein paar Tage zu verlassen, ihnen ausdrücklich verboten, über das Thema zu sprechen, und die Pioniere einschüchterten.“

Peter Pätz schreibt:

„Die damaligen Verantwortlichen verweigerten die Bestattung der beiden Opfer auf dem Friedhof in Jüdenberg. Daraufhin wurden die Leichen nach Gräfenhainichen gebracht, wo man zunächst genauso handelte. Eine Bestattung außerhalb des Friedhofs scheiterte an den Eigentumsverhältnissen. Und so wurden die beiden Toten in der hintersten Ecke des Gräfenhainicher Friedhofs beigesetzt.“

Oswald Zorn aus Jüdenberg berichtet in der Mitteldeutschen Zeitung MZ:

„Das in Bomsdorf vorhandene jüdische Eigentum wie zum Beispiel Vieh, Futtervorräte und andere Einrichtungsgegenstände holten sich im wesentlichen führende Nazis aus den umliegenden Orten.“

Gedenken

1988 Errichtung einer Eichenholzsteele des Bildhauers Wolfgang Köppe in Bomsdorf

1994 Grabeinfassung und Gedenktafel auf dem Friedhof Gräfenhainichen

23.1.1912 Page of Testimony für Herbert Stein von seiner Nichte Naomi Tori

23.10.2009 erste Stolpersteinverlegung für Herbert Stein in Lauterbach, Eisenbacher Tor 7

12.11.2024 erneute Stolpersteinverlegung wegen der fehlerhaften Ortsbezeichnung

Quellen

Peter Pätz, Jüdische Landwirtschaftsschule wurde überfallen, Hainicher Bote vom 17.10.2018

Erinnerung an Neuendorfs Ausbildung in Auschwitz

Oswald Zorn, Mitteldeutschen Zeitung MZ vom 7.11.1998

Sofie Löwenstein, Erinnerung an Neuendorfs Ausbildung in Auschwitz; aus einem Kapitel des Buches „Auschwitz – Die Nazi-Zivilisation“, herausgegeben von Lore Shelley

„Stein, Herbert Aron, Lauterbach, 1939“, in: Hessische Auswanderer <https://www.lagis-hessen.de/de/purl/resolve/subject/ha/id/271915> (Stand: 26.4.2023)

Edition „Die Verfolgung und Ermordung der europäischen Juden durch das nationalsozialistische Deutschland 1933-1945“, Band 2, Seite 520

Mandat zur Einbürgerung in Palästina, 1937-1947

http://www.jacob-pins.de/?article_id=350&clang=0

IGRA, 1949 National Elections 203670

https://de.m.wikipedia.org/wiki/Datei:J%C3%BCdenberg,Bomsdorfer_Hof.jpg

http://www.fuldawiki.de/fd/index.php?title=Gehringshof

https://collections.arolsen-archives.org/de/document/78790374

Arolsen Archives, Arolsen Signatur DE ITS 2.1.1.1 HE 016 JÜD 7 ZM

https://yvng.yadvashem.org/ad

https://www.bundesarchiv.de/gedenkbuch

Veröffentlicht von Franz-Josef Wittstamm

Geboren 31. Mai 1951 in Recklinghausen Gymnasium Petrinum 1961 bis Abitur1970 Studium der Humanmedizin in Bochum Approbation 1981 Promotion1982 Facharzt für Innere Medizin, Kardiologie, Intensivmedizin Im Ruhestand seit 2016

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