Ollendorf Wolfgang

Wolfgang Walter Ollendorf

*27.4.1910 in Breslau; ✡27.8.1941 in Mauthausen

Religion jüdisch

Staatsangehörigkeit deutsch

Vater Artur Ollendorf *18.2.1868 in Breslau; ✡ vor August 1942

Mutter Wally Lea Alexander *14.3.1874 in Breslau; ✡ 16.10.1942 in Theresienstadt

Geschwister

Hermann Hannio Ollendorf *7.6.1915 in Breslau;✡2.2.1937 in Groß Breesen durch Suizid

Beruf Landwirtschaftlicher Arbeiter

Adressen Breslau, Viktoriastraße 101; Werkdorp Wieringermeer; Amsterdam

Heirat ledig

Kinder

Weiterer Lebensweg

Wolfgang Ollendorf stammte aus der angesehenen Familie Ollendorf, mit renommierten Juristen und Ärzten. Vater Artur war Arzt, Rheumaspezialist in Breslau

17.5.1939 beide Eltern in Breslau, Viktoriastraße 101

1937 Wolfgang Ollendorf zur Hachschara ins Werkdorp Wieringermeer

1939 Abschluss der Ausbildung;

Juli 1939 76 Werkdorper Chaluzim nach Amsterdam zur Alija Beth auf der SS DORA

Wolfgang nimmt an dieser Alija beth nicht teil; er verbleibt aber im Werkdorp

Auflösung des Werkdorp und die zweite große Razzia in Amsterdam

20.3.1941 Auflösung des Werkdorp durch den SD der SS; 210 der 290 Lehrlinge werden nach Amsterdam verbracht und in Familien untergebracht; Gerd Vollmann berichtet darüber:

„Am 20. März kamen morgens blaue Busse von der Amsterdamer Gemeindebahn am Rande des Polders. … Die ca. 300 Werkdörfler wurden inspiziert durch Lages in Uniform und Barbie in Zivil.

Willy Lages, SS-Sturmbannführer, Leiter des Sicherheitsdienstes in Amsterdam; Klaus Barbie, SS-Obersturmführer, Zentralstelle für jüdische Auswanderung in Amsterdam

Unser Betriebsleiter Kemmerlin sorgte dafür, dass ca. 60 Jungen und Mädels bleiben durften, um das Vieh usw. zu versorgen. Die anderen kriegten 10 Minuten die Gelegenheit, um etwas zu packen und dann wurden wir mit Bussen nach Amsterdam gebracht…“

Unterbringung der 210 Werkdorper zunächst in Asschers Diamantschleiferei im Amsterdamer „Pijp“

27.3.1941 Unterbringung der Werkdorper in Gastfamilien oder bei Verwandten; Wolfgang mit 11 anderen in die Familie Abraham, Jekerstraat 5-II, später Merwedeplein (Die Daten in der Kartei sind der Tag des Eintrages!)

14.5.1941 Bombenexplosion im Marine-Offiziersclub Amsterdam auf der Bernard Zweerskade ist Anlass für Verhaftungswelle

Juni 1941 Zweite große Razzia in Amsterdam; der SD geht bei dieser Razzia anders vor als bei der ersten Razzia im Februar 1941, bei der  Juden wahllos auf der Straße aufgegriffen und festgenommen wurden; bei der zweiten Razzia nutzen die Deutschen Adresslisten und gehen gezielt zu den Häusern von dem sie wissen, dass dort Juden leben.

11.6.1941 SS-Obersturmführer Klaus Barbie von der „Zentralstelle für jüdische Auswanderung in Amsterdam“ erschleicht sich durch Täuschung die Adresslisten der „Werkdorper“

11.6.1941 „Vergeltungsmaßnahme“ 300 vorwiegend Jugendliche, davon 61 „Werkdorper“ im Durchgangslager Schoorl inhaftiert; von ihnen werden vier, die keine vier jüdischen Großeltern haben, freigelassen.

22.6.1941 Deportation der 296 in Schoorl Inhaftierten in das KL Mauthausen; dort werden sie durch extrem harte Arbeit im Steinbruch und oftmals tödliche medizinische Experimente ermordet; keiner überlebt das Jahr 1941

27.8.1941 Tod von Wolfgang Ollendorf in Mauthausen

Suizid von Bruder Hermann im Lehrgut Groß Breesen

Mai 1936 Eröffnung des nichtzionistischen Übersee-Gruppenwanderer Lehrgutes Groß Breesen; im Gegensatz zu anderen Lagern ist Groß Breesen nicht an jüdische Organisationen gebunden, war jedoch stark geprägt vom Centralverein deutscher Staatsbürger jüdischen Glaubens (C.V., assimiliert, liberal, national)

Mai 1936 Bruder Hermann „Hannio“ Ollendorf gehörte zur 1. Generation in Groß Breesen; er war als Leiter seiner Gruppe (Madrich) bei den Chawerim sehr beliebt.

Neben seiner Funktion als Madrich verwaltet er die Kantinenkasse.

1936/37 Bei einem Ausflug mit seiner Gruppe („Hannioten“) nach Breslau lädt er diese zu einem Restaurantbesuch ein und bezahlt die Rechnung aus der Kantinenkasse

2.2.1937 Hannio Ollendorf kann sich mit dem Beschluss der Leitung, dass er Groß Bressen verlassen muss nicht abfinden und begeht Suizid mit Schlaftabletten.

Tod der Mutter in Theresienstadt

31.8.1942 Mutter Wally aus dem Breslauer Sammellager Tormersdorf auf dem Transport IX/2 Nr. 461 nach Theresienstadt zusammen mit Schwester Ella Dyhrenfurt und Schwägerin Gertrude Dyhrenfurt

16.10.1942 Tod der Mutter in Theresienstadt

Gedenken

Suchanzeige für die Eltern Dr. med Ollendorf, Spezialist für Rheumakrankheiten und Frau Wally und für Sanitäsrat Alexander (Bruder der Mutter Wally)

Quellen

Deutsche Minderheiten-Volkszählung 1939

https://archief.amsterdam/indexen/persons?ss=%7B%22q%22:%22Ollendorf%22%7D

https://www.mappingthelives.org

https://collections.arolsen-archives.org/de/document/130348849

http://www.werkdorpwieringermeer.nl/en/wolfgang-ollendorf-2/

https://www.holocaust.cz/de/datenbank-der-digitalisierten-dokumenten/dokument/86647-ollendorf-wally-todesfallanzeige-ghetto-theresienstadt

https://www.bundesarchiv.de/gedenkbuch/de1715080

Werner Angress, Generation zwischen Furcht und Hoffnung, 1985

https://www.statistik-des-holocaust.de/list_ger_sln_43a.html

Arthur Wolff, Bericht für den Groß Breesen Rundbrief Nr. 24, 1984

Damit es nicht vergessen wird, Bericht in zwei Teilen, 1991

Günter Marcuse, Tagebuch Groß Breesen; Groß Breesen Rundbrief Nr. 23, 1966

https://archive.org/details/jdischesausb001f022/page/n2/mode/1up?view=theater

https://zeitgeschichte-hamburg.de/files/public/FZH/Publikationen_digital/Werner%20T%20Angress%20Generation%20zwischen%20Furcht%20und%20Hoffnung.pdf

https://www.yumpu.com/de/document/read/3840614/21-brief-19-p745-54-gross-breesen-silesia

https://yvng.yadvashem.org/ad

Veröffentlicht von Franz-Josef Wittstamm

Geboren 31. Mai 1951 in Recklinghausen Gymnasium Petrinum 1961 bis Abitur1970 Studium der Humanmedizin in Bochum Approbation 1981 Promotion1982 Facharzt für Innere Medizin, Kardiologie, Intensivmedizin Im Ruhestand seit 2016

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