Louis Samuel
*22.3.1901 in Honnef; ✡ 31.12.1945 im Stutthof-Außenlager Burggraben
Staatsangehörigkeit deutsch, staatenlos
Vater Moses Samuel *1865 in Honnef; 1902
Mutter Mina Levy
Geschwister
Hermann Samuel *1894
Beruf Kaufmann, Leiter der RVJD Bezirksstelle Fulda
Adressen Honnef; Fulda, Schildeckstraße 10 II.
Heirat Emilie Karpf *1.6.1900 in Fulda
Kinder –
Weiterer Lebensweg
Louis Samuel letzter Vorsitzender der Israelitischen Religionsgemeinde Fulda; Leiter der RVJD Bezirksstelle Fulda
10.11.1938 Louis Samuel verhaftet im Novemberpogrom,
„Schutzhaft“ in Buchenwald; Häftlingsnummer 25313
25.12.1938 entlassen aus Buchenwald
17.5.1939 mit Ehefrau Emilie in Fulda bei Minderheiten-Volkszählung
19.9.1941 erneut „Schutzhaft“ in Buchenwald; (laut Bundesarchiv?)
November 1941 Ankündigung der „Umsiedlung in den Osten“
7.12.1941 Eröffnung des Sammellager Turnhalle Schiller-Schule in Kassel
8.12.1941 Bahntransport von 133 Juden aus Fulda nach Kassel ins Sammellager
9.12.1941 Fußmarsch durch Kassel, in langer Kolonne von der Schillerstraße über Orleansstraße (Erzberger) – Bahnhofstraße (Werner Hilpert) zum Bahnhof; Transport Da36 von Kassel nach Riga Skirotawa
12.12.1941 Ankunft Rangierbahnhof Skirotawa, Fußmarsch ins Ghetto Riga, 80 Männer zwischen 18 und 45 Jahren werden ins Aufbaulager Salaspils geschickt.
Günther Strauß aus Altenlotheim berichtet über den Kasseler Riga-Transport:
„Im Nov. 41 bekamen wir Bescheid, uns vorzubereiten zu einer Übersiedlung nach Osten. Es gab
Vorschriften, was und wie viel wir mitnehmen durften. Das genaue Datum zur Abfahrt bekamen wir ca 1 Woche vor der Abfahrt. … In Kassel wurden alle in einer Turnhalle gesammelt, und da fing schon
Brutalität und Grausamkeit an. Ein Teil der Sachen, die wir mitgenommen hatten, wurde uns
abgenommen: alles Geld, Schmuck oder andere wertvolle Sachen wurden abgenommen, auch die Kennkarte wurde weggenommen und abgestempelt mit „Evakuiert nach Riga“. Und danach gab es eine grauenvolle körperliche Untersuchung nach eventuellen versteckten Sachen. Nach 1-2 Tagen wurden wir unter schwerer Bewachung zum Bahnhof abgeführt und in einen Zug eingepfercht. Es war ein Personenzug; da hatten wir noch etwas Glück, denn es gab auch Transporte mit Güterzügen.
Emma Modrze aus Bochum (eidesstattliche Erklärung 1955):
„Das Ghetto Riga war abgeschlossen, mit Stacheldrahtverhau befestigt, stand unter deutschem Befehl und deutscher Bewachung. Kommandant war SS-Offizier Krause. Sein Assistent war Unterscharführer Gimnich. Vorsitzender des Judenrats war ein gewesener jüdischer Bürgermeister aus Köln (Ältester des Judenrats Max Leiser, zuvor in Köln Leiter des jüdischen Wohlfahrtsamtes), dessen Name mir entfallen ist. Mitglied des Judenrates war ein gewisser Samuel (Louis Samuel aus Fulda), ein RA Dr. (Willy) Stern aus Recklinghausen. Das Verlassen des Ghettos war mit Todesstrafe bestraft.„
Im Ghetto Riga gehört er dem Judenrat als Vertreter des Kasseler Transportes an.
Juli bis 2. November 1943 schrittweise Auflösung des Ghettos; Einrichtung des Konzentrationslagers Riga-Kaiserwald und verschiedener Betriebslager mit lokaler Kasernierung; Kommandant des KL Kaiserwald Sturmbannführer Albert Sauer
3. November 1943 Auflösung des Ghetto Riga
Sommer 1944 Auflösung des KL Kaiserwald, Riga
Juli – September 1944 Transporte der Arbeitsfähigen aus Riga per Schiff nach Stutthof
28.9.-1.10.1944 3155 Häftlinge aus Riga Kaiserwald, 300 von der Lenta auf dem Frachtschiff „Kanonier“ von Riga->Danzig
1.10.1944 Ankunft von Louis Samuel mit Ehefrau Emilie im KL Stutthof
Trennung von Männern und Frauen in Stutthof; Verlegung von Louis Samuel ins Stutthof-Außenlager Burggraben
31.12.1945 Tod von Louis Samuel im Stutthof-Außenlager Burggraben
Quellen
https://www.statistik-des-holocaust.de/OT411209-17.jpg
https://www.bundesarchiv.de/gedenkbuch/de958426
https://www.bundesarchiv.de/gedenkbuch/de958312
https://collections.arolsen-archives.org/de/document/5278310
https://www.synagoge-voehl.de/images/pdf/lk/aff/Samuel_Isaak.pdf
StA NRW Münster Regierung Arnsberg Wiedergutmachung 617713: Modrze
Bernd Philipsen, Fred Zimmak, Hrsg., Wir sollten leben, Novalis 2020
Dietlind Kautzky, Thomas Käpernick Hrsg., Mein Schicksal ist nur eins von Abertausenden VSA 2020
Wolfgang Scheffler, Diana Schulle, Buch der Erinnerung, Die ins Baltikum deportierten Juden 2011
Christin Sandow (Hrsg.), Käthe Fries, Schießen Sie mich nieder, Lukas Verlag 2017
Gertrude Schneider, Reise in den Tod, Deutsche Juden in Riga 1941-1944, Laumann-Verlag, 2008
Gertrude Schneider, Exile and Destruction, The Fate of the Austrian Jews 1938-1945; Praeger 1995
Hilde Sherman: Zwischen Tag und Dunkel. Mädchenjahre im Ghetto, Frankfurt/M.-Berlin-Wien, 1984