Kaplan Serge

Serge Sergej Sergius Kaplan

*11.4.1907 in Schaulen Siauliai, Litauen (fälschlich „Siuli, Nl.-Indien“);

28.12.1995 Tod in Lauris, Vaucluse, Provence-Alpes-Côte d’Azur, Frankreich

Häftlingsgruppe litauischer Jude

Religion Jude

Staatsangehörigkeit Litauen; Niederlande

Vater Vitalius Joachim Kaplan, Rechtsanwalt

Mutter Natalia Jurwich/Gurwitsch

Geschwister

Beruf Diplom-Elektroingenieur bei Philips in Eindhoven

Adressen Schaulen; Berlin; Eindhoven Jan Luikenstraat 23

Heirat 21.12.1933 in Eindhoven Olga „Lucy“ Levitan *12.6.1906 in Simferopol

Kinder zwei; 1945 fünf und 7 Jahre alt

Nina Juliana Kaplan *12.1.1938 in Geldrop Noord Brabant

Valentina Marianne Kaplan * 19.3.1940 in Hilversum

Weiterer Lebensweg

Als jüdische Flüchtlinge aus Russland nach Berlin

1933 Serge Kaplan eingestellt als Abteilungsleiter

21.12.1933 in Eindhoven Heirat mit Olga Levitan

12.1.1938 Geburt von Tochter Nina im St. Anna Ziekenhuis in Geldrop

Umzug der Familie nach Hilversum wegen Stellenwechsel von Serge Kaplan bei Philips in die Nederlandsche Seintoestellen Fabrieken

19.3.1940 Geburt der Tochter Valentina Marianne in Hilversum

10.5.1940 Einmarsch der Wehrmacht in die Niederlande

14.5.1940 Gescheiterter Versuch im Hafen von Ijmuiden auf ein Schiff zu kommen. Sie sehen als letztes Schiff den Frachter der Nederlandsche Stoomboot Maatschappij die SS BODEGRAVEN mit den jüdischen Kindern aus dem Burgerweeshuis Amsterdam ablegen.

1940 Rückkehr nach Eindhoven; Serge Kaplan angestellt im Bijzondere Opdrachten Bureau (SoBU). Der Philips-Konzern unterhielt eine eigene Betriebsstätte im Kamp Vught das „Philips-Kommando“

Das SoBu war eine vom „Philips-Kommando“ im Kamp Vught separate Einrichtung des Philips-Konzerns zum Schutz von jüdischen Beschäftigten, die auf diese Weise bis August 1943 vor Deportation geschützt waren; noch ein Jahr vor der großen „PHILIPS Deportation“ am 3.6.1944 mit 496 Philips-Gefangenen aus dem KL Vught nach Auschwitz

1943 Unterbringung der Töchter bei Familien in Heerlen

Het Oranjehotel Deutsches Polizeigefängnis, Scheveningen

1943 Serge und Frau Olga gehen in Kaag in die Illegalität als „onderduiker“, werden aber verhaftet und im Gefängnis von Scheveningen arrestiert.

Von 1940 bis1945 waren 25000 Menschen im Oranjehotel inhaftiert: Deutsches Polizeigefängnis, van Alkemadelaan 850, Scheveningen

31.7.1943 Olga Kaplan eingewiesen in das polizeiliche Juden- Durchgangslager Kamp Westerbork; Serge als Häftling in das KL Vught.

14.8.1943 Serge Kaplan aus dem KL Vught nach Westerbork;

24.8.1943 Transport von 1001 Juden in Güterwaggons aus Westerbork nach Auschwitz; laut Aussage von Serge Kaplan sei er der einzige Überlebende dieses Transportes

26.8.1943 Ankunft in Auschwitz bei der Selektion an der Rampe zur Zwangsarbeit in das BUNA-Werk im KL Monowitz eingeteilt; ihn wird die Auschwitzhäftlingsnummer 139776 in den linken Unterarm tätowiert.

Todesmarsch von Auschwitz nach Gleiwitz

15.1.1945 die Häftlinge in Auschwitz hören den russischen Kanonendonner 30 km aus dem Osten

18.1.1945 Evakuierung aller drei Auschwitz-Lager; ca. 60 000 Häftlinge; 10000 Männer aus Monowitz

18.1.1945 Beginn des Todesmarsches mit 400 Frauen von Auschwitz- Birkenau nach Loslau

Auschwitz-Überlebende berichten von der Brutalität der SS-Leute während des Todesmarsches:

Asher Aud:

„Wenn wir sind gegangen Totenmarsch, da sind keine Menschen gegangen, da sind nur Skelette gegangen.“

Sigmund Kalinski:

„Wer nicht konnte oder wer zur Seite war, wurde erschossen, bei ungefähr 15 bis 20 Grad minus in unseren Kleidern.“

Isidor Philipp berichtet:

„Wer sich hinlegte, wurde von den SS-Männern, die auf Motorrädern fuhren, erschossen.“

19. – 23.1.1945 Ankunft in den Eisenbahnknotenpunkten Gleiwitz und Loslau. Von Gleiwitz oder Loslau in Güterwaggons zu westlich gelegen Konzentrationslager wie Buchenwald, Ravensbrück, Sachsenhausen

Isidor Philipp berichtet:

„Von dort begann dann – in offenen Kohlewaggons und bei 15 Grad unter Null – die Fahrt durch Polen, Tschechoslowakei und Österreich zurück nach Deutschland.“

Nach Schätzungen starben bei diesen Räumungstransporten von Auschwitz insgesamt zwischen 9.000 und 15.000 Häftlinge.

Ab Gleiwitz wurde ausgewähltes Funktionspersonal und Spezialisten in geschlossenen Güterwaggons nach Buchenwald transportiert.

26.1.1945 Ankunft im KL Buchenwald; Unterbringung in Baracke 58 im „Kleinen Lager“, dann Wechsel in die Judenbaracke 22;

Buchenwald-Häftlingsnummer 122908

Arbeitskommando 88

24.2.1945 Nach 4 Wochen Quarantäne in das SS-Werk Gustloff II beim Lager (Code 88)

Das Ende des KL Buchenwald

5.4.1945 Himmlers Befehl zur Evakuierung von Buchenwald (47500 Häftlinge);

6.-10.4.1945 Die SS beginnt mit der Evakuierung des Konzentrationslagers; etwa 28.000 Häftlinge des Stammlagers und mindestens 10.000 Häftlinge der Außenlager werden auf insgesamt 60 Marschrouten – meist zu Fuß – auf die Todesmärsche getrieben, 12000 (Schätzung) kommen auf diesen Märschen um.

6.4. 1945 von den ca. 6000 Juden im Lager, können etwa 3000 versteckt werden; 3105 Juden werden im Lager zusammengetrieben, in den Werkshallen der DAW (Deutsche Ausrüstungswerke) eingesperrt und Richtung Flossenburg in Marsch gesetzt

7.4.1945 Todeszug nach Dachau verlässt Weimar mit ca. 7000 Häftlingen

10.4.1945 9.280 Insassen haben an diesem Tag Buchenwald in zwei Kolonnen verlassen. Die SS kündigt für den folgenden Tag die vollständige Räumung des Lagers an.

Evakuierung des KL Buchenwald in Güterwaggons nach Theresienstadt, Flossenbürg und Dachau

11.4.1945 Befreiung von Buchenwald durch das 37. Panzerbataillon der 4. US-Panzerdivision

Trauerfeier am 19.4.1945 auf dem Appellplatz – der „Schwur von Buchenwald“ vor dem hölzernen Obelisken

26.4. 1945 Serge Kaplan und 5 weitere befreite Buchenwald-Gefangene geben für die US-Army ein Interview (Film bei USHMM!)

4.5.1945 Entlassung aus Buchenwald durch alliierte Kommission

Kommunistische Tageszeitung De Waarheit vom 12.5.1945
Aus Eindhoven: Johannes v. d. Haar, Walter Heeren, Jantje Kapman, Stephan Hanstein, Serge Kaplan, Carolus Rijkaart, Walter Heeren, Alfred Pappers, Gerrit Beenink, Aaltje Buys, Francisca Durigo, Johan van Hapert, Maria van Hoo(f)p, George de Graaf.

Rückkehr in die Niederlande

15.2.1951 Ausstellung eines Transitvisum in der brasilianischen Botschaft in Buenos Aires

23.2.1951 in Sao Paulo, Rua Belgica, 188

28.12.1995 Tod in Lauris, Vaucluse, Provence-Alpes-Côte d’Azur, Frankreich

Überleben der Familie

1943 Die Töchter Nina und Valentina werden vom Widerstandskämpfer Frans Westerveld in den Zug von Eindhoven nach Limburg gesetzt. In Heerlen gab es ein großes Netzwerk des nld. Widerstandes. Die Töchter können in Familien in Heerlen untertauchen.

31.7.1943 Olga Kaplan eingewiesen in das polizeiliche Durchgangslager Kamp Westerbork; mit Protektion des Joodse Raad kann sie sich lange der Deportation entziehen.

4.9.1944 Olga Kaplan auf dem Transport XXIV/7 von Westerbork nach Theresienstadt

5.5.1945 Die abziehende SS übergibt das Ghetto Theresienstadt an das Intern. Rote Kreuz

8.5.1945 Eintreffen der Roten Armee, Befreiung

Gedenken

Quellen

https://collections.ushmm.org/search/catalog/irn1000704

https://www.criticalpast.com/de/video/65675049483_niederl%C3%A4ndische-Praktikantin_Bewerbungsgespr%C3%A4che_Internierten-von-Camp_Konzentrationslager

https://www.bhic.nl/ontdekken/verhalen/eindhovense-philipsingenieur-sergej-kaplan-overleefde-concentratiekampen

https://www.delpher.nl/nl/kranten/view?coll=ddd&identifier=ddd:010850989:mpeg21:p002

https://collections.arolsen-archives.org/de/document/6232698

https://collections.arolsen-archives.org/de/document/6232701

https://collections.arolsen-archives.org/de/document/5284420

https://collections.ushmm.org/search/catalog/irn1000704

https://collections.arolsen-archives.org/de/document/4992986

https://collections.arolsen-archives.org/de/document/130315962

Rolf Abrahamsohn, Was machen wir, wenn der Krieg zu Ende ist? Klartext, 2010

Kogon, Eugen, Der SS-Staat, 1974, Verlag Kindler

Gedenkstätte Buchenwald (Hrsg.) Buchenwald – Mahnung und Verpflichtung, VEB Deutscher Verlag der Wissenschaften 1983

Veröffentlicht von Franz-Josef Wittstamm

Geboren 31. Mai 1951 in Recklinghausen Gymnasium Petrinum 1961 bis Abitur1970 Studium der Humanmedizin in Bochum Approbation 1981 Promotion1982 Facharzt für Innere Medizin, Kardiologie, Intensivmedizin Im Ruhestand seit 2016

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