Erich Stiefel, Eliahu Ben Yehuda
*14.10.1914 in Gelsenkirchen; ✡22.12.2008 in Shar Nefer bei Netanya
Staatsangehörigkeit deutsch, staatenlos
Vater Leon Stiefel *4.1.1890 in Luxemburg; ✡5.2.1943 in Auschwitz
Mutter Helene Lury *16.10.1887 in Salzwedel; ✡5.2.1943 in Auschwitz
Großvater Louis Stiefel *16.8.1863 in Vockerode; ✡7.11.1934 in Gelsenkirchen
Großmutter Therese Stiefel geb. Dick *24.12.1867 in Augsburg; ✡22.6.1942 Charlotte, NC, USA
Tante Augusta Dorothee Stiefel *18.11.1903 in Gelsenkirchen; oo Ferdinand Falk
Onkel Josef Stiefel
Onkel Martin Stiefel
Geschwister
Ilse Stiefel *8.10.1919 in Gelsenkirchen; ✡ ca. 1984 bei einer Gasexplosion
Beruf Lehrer, Schulleiter
Adressen Gelsenkirchen, Emilienstraße 19; Netanya
Heirat Malka Gotferstein
Kinder –
Weiterer Lebensweg
1914-1918 mit der Mutter bei den Großeltern Lury in Salzwedel
1921 Einschulung Volksschule in Salzwedel
1924 Auswanderung der Tante Augusta nach Boston, USA
1925 Besuch des Turnvater-Jahn-Gymnasiums in Salzwedel
1929 Rückkehr der Familie nach Gelsenkirchen zur Übernahme des Geschäftes des erkrankten Großvaters Leon durch Vater Louis; Eintritt in das humanistischen Schalker Gymnasium an der Kaiserstraße
Mitglied im TUS Hakoah Gelsenkirchen
Mitglied im Jüdischen Pfadfinderbund Deutschlands JPD (ab 1934 Fusion mit Makkabi Hazair); Leiter Leon Levie ( Leon und sein Bruder Helmut Levie waren Mitglieder der „Linksopposition“- einer trotzkistischen Abspaltung der KPD; 1933 Flucht nach Amsterdam; Arzt; überlebt als „onderduiker“)
1.4.1933 April-Boykott; Vater auf der Straße überfallen und zusammengeschlagen;
27.4.1933 der Vater flieht Amsterdam;
27.5.1933 die Mutter folgt mit Schwester Ilse nach Amsterdam;
Erich bleibt bis zum Abitur bei den Großeltern Stiefel in Gelsenkirchen
Boxkurse in der Halle der jüdischen Loge, organisiert von Leo Gompertz
Ostern 1934 Abitur auf Schalker Gymnasium (ab 1933 Adolf-Hitler-Gymnasium)
Der Aufbau des Werkdorp Nieuwe Sluis
Träger des „Jüdisches Werkdorf Nieuwe Sluis“ ist die „Stichting Joodse Arbeid“ (Stiftung Jüdische Arbeit); hier werden jüdische Jugendliche zu Landarbeitern umgeschult (Hachschara) als Vorbereitung auf die Ansiedlung in Palästina (Alija).
Im März 1934 kommt eine kleine Gruppe von Volontären als Aufbaugruppe in die verlassenen Baracken auf der Farm. Dreieinhalb Jahre lang dienten diese als Unterkunft für die Gruppe der Bauarbeiter. Ende 1934 stehen vier Baracken und eine Kantine dicht beieinander rund um das Haukes-Haus.
Oktober 1934 Aufnahme des regulären Ausbildungsbetriebs
Im Zentrum des Werkdorfs wird ein Gemeinschaftshaus errichtet, die Baracken werden in einem Halbkreis herumgebaut.
Anfang 1937 Offizielle Eröffnung der nun fertiggestellten Anlage.
24.4.1934 Erich Stiefel mit einer größeren Gruppe zum Aufbau des Werkdorp Nieuwesluis, Wieringermeer
3.12.1935 Palästina als Tierpfleger eines Kuh-Exports nach Palästina
Januar 1936 Ankunft auf einem Frachtschiff in Eretz Israel an.
24.4.1939 Großmutter Therese von Rotterdam nach New York
21.1.1943 beide Eltern im „Zieken (Kranken-) Transport“ von Amsterdam nach Westerbork
Kurze Unterbringung in der Baracke 55 des Judendurchgangslager Westerbork
2.2.1943 Deportation der Eltern nach Auschwitz
5.2.1943 Tod der Eltern in Auschwitz
Die Rettung von Schwester Ilse auf der SS BODEGRAVEN
10.5.1940 Überfall der Deutschen Wehrmacht auf Holland, Belgien, Luxemburg und Frankreich
14.5.1940 Ilse Stiefel gelingt am kurz vor der Besetzung von Amsterdam durch die Wehrmacht mit der legendären SS BODEGRAVEN die Flucht von Ijmuiden nach Liverpool
14.5.1940 Kurzfristige Auflösung des jüdischen Gebäudeflügels im Burgerweeshuis durch „Tante Truus“ Gertrud Wijsmuller-Meijer; 13.30 Uhr Transport in fünf Bussen nach Ijmuiden
14.5.1940, 19.30 Uhr Flucht mit 74 jüdischen Kindern und 190 Erwachsenen auf der SS BODEGRAVEN von Ijmuiden nach England; auf See Beschuss durch zwei deutsche Kampfflugzeuge
19.5.1940 Ankunft in Liverpool
42 Kinder nach Manchester begleitet vom WVS (Women’s Voluntary Service),
Für einen Monat nach Wigan, westl. Manchester
Zwei große Privathäuser in Withington, südlich Manchester werden zu Hostels, jeweils für 25 Jungen und 25 Mädchen.
Alle Flüchtlinge über 16 Jahren werden als „enemy alien“ verhaftet, als Folge der von Premierminister Winston Churchill im Mai 1940 ausgerufenen Aktion „Collar the lot“. Ilse kommt zunächst in ein Frauengefängnis in Liverpool; Internierung in einem der sechs Lager auf der Isle of Man.
Nach Aufhebung der Internierung arbeitet sie in London, heiratet nach Kriegsende.
1984 Tod der Schwester Ilse infolge einer Gasexplosion
Eliahu Ben Jehuda in Palästina
Erich Mitglied der Jugendorganisation „Tnuat Hachugim“
Mitglied der Haganah
1940 Eintritt in die Royal Army, stationiert in Ägypten
Ende 1944 mit der Jewish Brigade der Royal Army nach Italien, Schlachten am Senio
Nach der Befreiung Italiens ging Erich mit der Jüdischen Brigade in die Niederlande, nach Belgien und Frankreich, Hauptquartiere in Eindhoven und Antwerpen Oktober 1945 in die Stationierung der Jewish Brigade im DP-Lager Bergen-Belsen
Erich mit vier Soldaten der Jüdischen Brigade als Lehrer an der Lagerschule; Malka Gotferstein, die Sportlehrerin, die er rekrutierte, wurde später seine Ehefrau.
Januar 1946 zog Erich mit einer Gruppe von Kindern nach Hamburg in die frühere Warburg Villa in Blankenese
Pädagogik-Studium in Jerusalem u. a. bei Ernst Simon
1950 Lehrer, später Schulleiter für 22 Jahre in Netanya
Ab 1982 Aktivist zur Versöhnung zwischen Deutschland und Israel
23.12.2008 Tod in seinem Hause in Shar Nefer bei Netanya
Gedenken/Ehrungen
Ehrennadel der Stadt Dortmund
Ehrennadel der Stadt Münster
Bundesverdienstkreuz
Quellen
Hausbuch des Werkdorp Nieuwe Sluis
http://www.gelsenzentrum.de/eliahu_ben_yehuda.htm
https://archief.amsterdam/indexen/persons?ss=%7B%22q%22:%22Stiefel%201890%22%7D
https://www.bundesarchiv.de/gedenkbuch/de18934
https://collections.arolsen-archives.org/de/document/130381221
https://collections.arolsen-archives.org/de/document/130381216
Stadt Dortmund, Pressedienst 14.1.2009