Berenz Hans

Hans Berenz

*14.5.1922 in Offenbach; ✡2.10.1941 in Mauthausen

Staatsangehörigkeit deutsch, Staatenlos

Religion jüdisch

Vater Albert Berenz *12.8.1891 in Bönstadt; ✡11.10.1944 in Auschwitz

Heirat der Eltern 5.8.1918 in Offenbach

Mutter Irene Schiff *18.3.1893 in Vilbel; ✡11.10.1944 in Auschwitz

Großeltern Adolf Berenz und Berta Kahn

Geschwister

Ernst Berenz *1.7.1918 in Offenbach; ✡7.8.1941 in Mauthausen

Onkel

Gustav Louis Berenz *12.11.1893 in Bönstadt; ✡6.9.1942 Theresienstadt

Leopold Berenz *1897 in Bönstadt; ✡1932

Max Berenz *5.10.1898 in Bönstadt; ✡nach April 1942 Ghetto Izbica

Cousinen

Ilse Berenz * 24.11.1922 Bönstadt bei Assenheim, Niddatal; ✡ 1943 in Auschwitz

Elli Berenz *20.10.1927 in Bönstadt; Emigration nachPalästina

Beruf Konfektion; Koch

Adressen Offenbach; Frankfurt, Seilerstraße 11 III, Mainzer Landstraße; Amsterdam, Uithoornstraat 20 hs

Heirat ledig

Kinder

Weiterer Lebensweg

Vater Albert wie seine Brüder Max und Leopold als „Frontkämpfer“ im Ersten Weltkrieg

25.7.1919 Onkel Max Berenz, bisher vermisst gemeldet, in Gefangenschaft

26.11.-6.12.1927 Vater Albert auf der SS BERLIN von Bremen nach New York

Heimatadresse Ehefrau Irene, Frankfurt, Seilerstraße 11 III

1934 und 1935 öffentliche Denunziation der jüdische Unternehmen in Frankfurt durch Otto Fischer

1935 Vater Albert im Jüdischen Adressbuch von Frankfurt

6.12.1935 Ausstellung eines deutschen Passes durch das Polizeipräsidium Frankfurt

8.12.1935 Emigration von Hans mit den Eltern von Frankfurt nach Amsterdam

23.4.1936 Ernst gemeldet in Amsterdam unter wechselnden Adressen, zuletzt bei den Eltern, Uithoornstraat 20 hs

17.5.1939 Onkel Gustav Berenz im Krankenhaus der Israel. Gemeinde Frankfurt, Gagernstraße 36 bei der Minderheitenzählung

17.5.1939 Cousine Elli, Tochter von Gustav Berenz im Rothschild’schen Kinderhospital bei der Minderheitenzählung; sie emigriert später mit Kindertransport nach Palästina

Februar-Razzia in Amsterdam -Bruder Ernst in Buchenwald und Mauthausen

11.2.1941 Schlägerei im Jüdischen Viertel am Waterlooplein; der WA-Opperwachtmeester Hendrik Koot (vergleichbar mit SA) wird tödlich verletzt

Verhaftung von 18 Jungen u a. David „Lard“ Zilverberg Amsterdam *11.04.1916; ✡5.2.1942 Mauthausen;

12.2.1941 Befehl zur Bildung des Joodse Raad

14.2.1941 Tod des WA-Opperwachtmeester Hendrik Koot

Kurz darauf werfen Unbekannte die Scheiben des Eissalons Koco ein. Er gehört Ernst Cahn und Alfred Kohn, zwei Juden, die aus Deutschland geflüchtet sind. Gäste bilden daraufhin eine Schutztruppe, um den Laden zu beschützen.

19.2.1941 Sturm auf eine Eisdiele durch die deutsche Ordnungspolizei, dieser wird Ammoniakgas ins Gesicht gesprüht. Die Besitzer des Eissalons Koco werden schwer bestraft. Ernst Cahn wird am 3. März 1941 von den Deutschen auf der Waalsdorpervlakte hingerichtet. Alfred Kohn kommt in Auschwitz um.

22. und 23. Februar 1941 führte die Sicherheitspolizei eine erste Razzia in Amsterdam durch, bei der 600 Mann bewaffneter deutscher Ordnungspolizei (Grüne Polizei) und SS-Männern 425 jüdische Männer verhafteten. Max Nebig berichtet:

„Ich habe auch gesehen, dass die ‚Grüne Polizei‘ einen Kreis bildete und willkürlich ein jüdisches Opfer aussuchten, dass in den Kreis kriechen musste, worauf er wie ein Spielball von einer zur anderen Seite geworfen wurde.“

Auch Ernst Berenz wird auf Lastwagen ins Sammellager Schoorl gebracht, dort werden nach ärztlicher Selektion noch 38 Kranke nach Amsterdam zurückgebracht

28.2.1941 387 Männer von Alkmaar „zur Sonderbehandlung“ in das KL Buchenwald transportiert

Ernst Berenz erhält die Buchenwald-Häftlingsnummer 3455; Baracke 17;

7.3.1941 Arbeitskommando 53 Steinbruch, das härteste Buchenwald-Kommando

13.3.1941 Arbeitskommando 65 Schachtkommando 2

22.5.1941 von Buchenwald nach Mauthausen

Mai 1941 wurde die Gruppe „zur Sonderbehandlung“ in das Konzentrationslager Mauthausen verlegt; bis auf zwei Überlebende wird die gesamte „Februari Groep“ durch mörderische Bedingung im Steinbruch und Menschenversuche in Mauthausen ermordet. Eugen Kogon beruft sich auf Berichte von Mauthausen-Häftlingen:

„Am zweiten Tag nach Ihrer Ankunft wurden die Juden in den Steinbruch gejagt. Sie durften die 148 Stufen, die in die Tiefe führten, nicht hinuntergehen, sondern mussten im seitlichen Steingeröll hinunterrutschen, was vielen bereits den Tod oder zumindest schwere Verletzungen eintrug. Man legte Ihnen dann die zum Steintragen bestimmten Bretter über die Schultern, und zwei Häftlinge wurden gezwungen, jedem Juden einen überschweren Stein auf das Brett zu heben. Dann ging es im Laufschritt die 148 Stufen aufwärts! Zum Teil fielen die Steine gleich nach hinten, so dass manchem Nachfolgenden die Füße abgeschlagen wurden. Jeder Jude, dem der Stein herunterfiel, wurde entsetzlich geschlagen, der Stein von neuem aufgeladen. Vielen verübten aus Verzweiflung gleich am ersten Tage Selbstmord, indem Sie sich von oben in die Tiefe stürzten. Am dritten Tag öffnete die SS ‘das Todestor’: man trieb die Juden unter furchtbaren Prügeln über die Postenkette, wo sie von den Turmposten mit den Maschinengewehren haufenweise niedergeschossen werden. Tags darauf sprang jeweils nicht mehr bloß einer der Juden in die Tiefe, sondern sie gaben einander die Hand, und der erste zog neun bis zwölf Kameraden hinter sich her in den schrecklichen Tod. Es dauerte nicht sechs, sondern knapp drei Wochen und der Block war judenleer.“

Die zweite große Razzia in Amsterdam – Hans Berenz in der Juni Groep – Mauthausen

20.3.1941 Auflösung des Werkdorp Nieuwesluis durch den SD der SS; 210 der 290 Lehrlinge werden nach Amsterdam verbracht und in Familien untergebracht; Gerd Vollmann berichtet darüber:

„Am 20. März kamen morgens blaue Busse von der Amsterdamer Gemeindebahn am Rande des Polders. … Die ca. 300 Werkdörfler wurden inspiziert durch Lages in Uniform und Barbie in Zivil.

Willy Lages, SS-Sturmbannführer, Leiter des Sicherheitsdienstes in Amsterdam; Klaus Barbie, SS-Obersturmführer, Zentralstelle für jüdische Auswanderung in Amsterdam

Unser Betriebsleiter Kemmerlin sorgte dafür, dass ca. 60 Jungen und Mädels bleiben durften, um das Vieh usw. zu versorgen. Die anderen kriegten 10 Minuten die Gelegenheit, um etwas zu packen und dann wurden wir mit Bussen nach Amsterdam gebracht…“

Unterbringung der 210 Werkdorper zunächst in Aschers Diamantschleiferei im Amsterdamer „Pijp“

27.3.1941 Unterbringung der Werkdorper in Gastfamilien oder bei Verwandten;

14.5.1941 Bombenexplosion im Marine-Offiziersclub Amsterdam auf der Bernard Zweerskade ist Anlass für Verhaftungswelle

Juni 1941 Zweite große Razzia in Amsterdam; der SD geht bei dieser Razzia anders vor als bei der ersten Razzia im Februar 1941, bei der  Juden wahllos auf der Straße aufgegriffen und festgenommen wurden; bei der zweiten Razzia nutzen die Deutschen Adresslisten und gehen gezielt zu den Häusern von denen sie wissen, dass dort Juden leben.

11.6.1941 SS-Obersturmführer Klaus Barbie von der „Zentralstelle für jüdische Auswanderung in Amsterdam“ erschleicht sich durch Täuschung die Adresslisten der „Werkdorper“

11.6.1941 Hans Berenz mit 300 vorwiegend Jugendlichen, davon 61 „Werkdorper“ im Durchgangslager Schoorl als „Vergeltungsmaßnahme“ inhaftiert; von ihnen werden vier, die keine vier jüdischen Großeltern haben, freigelassen.

22.6.1941 Deportation der 296 in Schoorl Inhaftierten „zur Sonderbehandlung“ in das KL Mauthausen; dort werden sie durch extrem harte Arbeit im Steinbruch und oftmals tödliche medizinische Experimente ermordet; keiner überlebt das Jahr 1941

Die Brüder Ernst und Hans Berenz haben sich vermutlich im KL Mauthausen noch getroffen.

7.8.1941 Tod von Ernst Berenz in Mauthausen

2.10.1941 Tod von Bruder Hans Berenz in Mauthausen

Die Eltern in Westerbork – Theresienstadt – Auschwitz

4.2.1943 die Eltern werden in das polizeiliche Judendurchgangslager Westerbork eingewiesen

Vater Albert als „Frontkämpfer“ des Ersten WK zunächst von Deportation verschont

21.4.1943 beide Eltern als „Privilegierte“ auf Transport XXIV/1 von Westerbork nach Theresienstadt

9.10.1944 Eltern auf dem Transport E p von Theresienstadt nach Auschwitz

11.10.1944 Tod der Eltern in Auschwitz

Gedenken

Quellen

Passenger and Crew Lists of Vessels Arriving at New York, New York, 1897-1957 (National Archives Microfilm Publication T715, roll 4180); Records of the Immigration and Naturalization Service, Record Group 85

https://www.amsterdam.nl/stadsarchief/themasites/razzia

https://archief.amsterdam/indexen/persons?ss=%7B%22q%22:%22Berenz%201918%22%7D

https://archief.amsterdam/indexen/persons?ss=%7B%22q%22:%22Berenz%20Hans%22%7D

https://www.joodsmonument.nl/nl/page/162944/ernst-berenz

https://collections.arolsen-archives.org/de/document/130257674

https://collections.arolsen-archives.org/de/document/5017392

https://collections.arolsen-archives.org/de/document/130257672

https://www.amsterdam.nl/stadsarchief/themasites/razzia/ernst-berenz

https://www.bundesarchiv.de/gedenkbuch/de840203

https://www.bundesarchiv.de/gedenkbuch/de840199

https://www.bundesarchiv.de/gedenkbuch/de840205

https://www.bundesarchiv.de/gedenkbuch/de840198

https://www.bundesarchiv.de/gedenkbuch/de840206

Veränderungsmeldungen im KL Buchenwald 1937-1945, Arolsen Signatur 8012500

https://collections.arolsen-archives.org/de/document/5280149

https://collections.arolsen-archives.org/de/document/5280337

https://collections.arolsen-archives.org/de/search/topic/1-1-5-1_8012500204?s=8012500204

Walter Poller, Arztschreiber in Buchenwald, Verlag Das Segel, 1960

Eugen Kogon, Der NS-Staat, Der Untergang der holländischen Juden, S.213-215; Kindler 1974

https://upload.wikimedia.org/wikipedia/commons/5/50/Februari1941staking.gif

Veröffentlicht von Franz-Josef Wittstamm

Geboren 31. Mai 1951 in Recklinghausen Gymnasium Petrinum 1961 bis Abitur1970 Studium der Humanmedizin in Bochum Approbation 1981 Promotion1982 Facharzt für Innere Medizin, Kardiologie, Intensivmedizin Im Ruhestand seit 2016

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