Herzog Gustav

Gustav Herzog

*21.1.1908 in Wien; ?

Häftlingsgruppe Polizeihäftling; politischer Jude

Religion  jüdisch

Staatsangehörigkeit Österreich; deutsch

Vater Herzog

Mutter Panesch

Geschwister

Edith Herzog

Beruf Jurist; Jounalist

Adressen Wien 4, Belvederegasse 23

Heirat

Lucie Kümmelberg geb. Pollitzer *22.9.1905 in Wien; +13.7.1985 in Wien

Kinder

Weiterer Lebensweg

1935-1938 mit Frau Lucie in Wien 4, Belvederegasse 23

13.3.1938 völkerrechtswidriger Einmarsch der Wehrmacht; Anschluss Österreichs an das Deutsche Reich

28.6.1938 Gustav Herzog von der Gestapo Wien verhaftet wegen seiner antinazistischen Berichte an englische und US-Zeitungen nach dem „Anschluss“ Österreichs

24.9.1938 zwei Transporte mit je 200 jüdischen Häftlingen aus Dachuau nach Buchenwald

25.9.1938 Gustav Herzog auf dem Transport von 250 jüdischen Polizeihäftlingen aus Wien

Gustav Herzog berichtet nach der Befreiung darüber:

25.9.1938 eingewiesen in das KL Buchenwald als Polizeihäftling

Buchenwald – Häftlingsnummern 20356; 5530, 120563

November-Pogrom 1938– die „von Rath-Aktion“ in Buchenwald

9./10.11.1938 Bei der sog „von Rath-Aktion“ werden 9815 Juden im KL Buchenwald interniert und in eigens auf dem Appellplatz errichteten Baracken eingepfercht. Die SS bestimmt Herzog zum Lagerältesten für dieses für das extraabgezäunte „Judenghetto“. Emil Carlebach (KPD), Blockältester der Judenbaracke 21 und später 22 schreibt dazu:

„Zum Lagerältesten für dieses durchgesonderten Stacheldraht isoliert Ghetto, bestimmte die SS den jüdischen Journalisten Gustav Herzog aus Wien. Er musste die Gelder und Wertsachen zwangsweise einsammeln. Mehrmals am Tage ertönte dann über den Lautsprecher der Befehl: ‚Herzog, mit dem ‚Diamantenkoffer‘ ans Tor!‘ … jedesmal entnahm die SS dem Koffer weitere Werte.“

Februar 1939 lässt die Lager SS das „Sonderlager“ abreissen.

1940 Aberkennung der Wehrwürdigkeit als „Halbjude“

9.2.1940 Statusänderung von Polizeihäftling zu „Politischer Jude“, Schutzhäftling

Ab 5.4.1940 Gustav Herzog Blockältester im Judenblock 16 im Hauptlager

Die kommunistische Zelle in den Judenbaracken bestand aus Erich Eisler, Wien (Blockältester 34), Stefan Heymann, Mannheim (2. Blockältester 34) und Emil Carlebach, Blockältester der Judenbaracke 21:

Gustav Herzog arbeitete weitgehend mit uns zusammen.“

Die erste große Razzia in Amsterdam- Februari-Group

23. Februar 1941 führte die Sicherheitspolizei eine erste Razzia in Amsterdam durch, bei der 600 Mann bewaffneter deutscher Ordnungspolizei (Grüne Polizei) und SS-Männern am 22. und 23. Februar 1941 425 jüdische Männer verhafteten.

28.2.1941 387 Männer von Alkmaar in das KL Buchenwald transportiert

Die „Februari Groep“ der niederländischen Juden wird auf die beiden Baracken Nr. 16 und Nr. 17 aufgeteilt.

46 Juden der Gruppe werden im Krankenrevier HKB zumeist durch „Abspritzen“ mit Phenol ermordet.

Gustav Herzog berichtet nach der Befreiung von dem Verbot für die niederländischen Juden, das Krankenrevier aufzusuchen, erlassen durch den berüchtigten „Abspritz“-Arzt durch den SS Lagerarzt Hans Eisele. Dazu nochmals Herzog:

„Die im Krankenhaus liegenden Holländer wurden entweder auf die Straße gesetzt oder in schweren Krankheitsfällen durch Giftspritzen getötet.“

Die jüdischen Häftlinge wurden gezwungen, trotz massiver Behinderung durch Erkrankungen, schonungslos zu ihren Arbeitskommandos getrieben.

Herzog’s Versuch – nach Vermittlung durch den Kapo des HKB Walter Krämer (KPD) – Eisele umzustimmen, endet im elenden Dahinsterben zweier Juden seines Block, einer davon war Jakob von Amerongen.

Als zwei Wochen später der Abtransport der „Februari Groep“ zur Sonderbehandlung (Ermordung) in das brutale KL Mauthausen feststand, wurde das Revierverbot wieder aufgehoben.

Am 5.5.1941 um 1:25 Uhrr ist Jakob van Amerongen gestorben. Die Tageszeit und die Unterschrift des Serienmörders Wilhelm lassen vermuten, dass er auch durch eine Giftspritze ermordet wurde.

Der zweite verstorbene, von Herzog erwähnte Niederländer könnte Joseph von Straten gewesen sein.

Auschwitz III – KL BUNA-Monowitz

Oktober 1942 Eröffnung des KL Buna/Monowitz nach Abschluss der ersten Bauphase

17.10.1942 Überstellung von 405 polnischen Häftlingen aus Buchenwald in das KL Ausschwitz zum Ausbau des Buna-Werks in Auschwitz Monowitz; auf den Oktober-Transporten befinden sich auch die Zionisten Adi Lindenbaum, Jakob Zylbersztajn und Heinrich Tydor, Abrahanm Matuszak aus Gelsenkirchen, sowie zahlreiche Kommunisten, insbesondere aus Sachsenhausen und Buchenwald, u.a. die Deutschen Curt Posener, Stefan Heymann, die Österreicher Gustav Herzog und Felix Rausch, der Pole Leon Stasiak, der Tscheche Ervin Schulhof und Oszkár Betlen aus Ungarn. Diese wurden vermutlich von ihren Parteileitungen in den Lagern gezielt dorthin delegiert.

17.5.1942 an der Rampe in Auschwitz wird er zur Zwangsarbeit im „Arbeitslager Buna“ Monowitz selektiert; er bekommt die Auschwitz-Häftlingsnummer 68485 in den linken Unterarm tätowiert.

In Monowitz wird er als Rapportschreiber des berüchtigten SS-Hauptscharführers Bernhard Rakers, Rapportführer für Monowitz, Augenzeuge vieler brutaler, teils zum Tode führender Misshandlungen an Häftlingen von BUNA-Monowitz. Herzog wird nach dem Krieg beim Prozess gegen Rakers vor dem LG Osnabrück als Zeuge vernommen.

Sein detailliertes Wissen über den Ablauf der Selektionen und die sie begleitenden bürokratischen Abläufe war bereits in einem selbst verfassten Bericht an Wollheim und einer kommissarischen Vernehmung aus Wien deutlich geworden.

Todesmarsch von Auschwitz

18.1.1945 „Evakuierung aller drei Auschwitz-Lager; ca 60 000 Häftlinge auf dem Todesmarsch über 80 km von Auschwitz nach Gleiwitz; Isidor Philipp berichtet:

„Wer sich hinlegte, wurde von den SS-Männern, die auf Motorrädern fuhren, erschossen.“

„Von dort begann dann – in offenen Kohlewaggons und bei 15 Grad unter Null – die Fahrt durch Polen, Tschechoslowakei und Österreich zurück nach Deutschland.“

Von Bahnhof Gleiwitz mit der Bahn nach Weimar, KL Buchenwald in diesem Transport befand sich vorrangig privilegiertes Funktionspersonal von Monowitz

26.1.1945 Ankunft in Buchenwald; Häftlingsnummer 120563; Unterbringung im Block 57, Baracke im Kleinen Lager, dann Block 42

26.2.1945 Arbeitskommando 88, Arbeit in der SS-Rüstungsfabrik Gustloff-Werke II

Das Ende des KL Buchenwald

5.4.1945 Himmlers Befehl zur Evakuierung von Buchenwald (47500 Häftlinge);

6.-10.4.1945 Die SS beginnt mit der Evakuierung des Konzentrationslagers; etwa 28.000 Häftlinge des Stammlagers und mindestens 10.000 Häftlinge der Außenlager werden auf insgesamt 60 Marschrouten – meist zu Fuß – auf die Todesmärsche getrieben, 12000 (Schätzung) kommen auf diesen Märschen um.

6.4. 1945 von den ca. 6000 Juden im Lager, können etwa 3000 versteckt werden; 3105 Juden werden im Lager zusammengetrieben, in den Werkshallen der DAW (Deutsche Ausrüstungswerke) eingesperrt und Richtung Flossenburg in Marsch gesetzt

7.4.1945 Todeszug nach Dachau verlässt Weimar mit ca. 7000 Häftlingen

10.4.1945 9.280 Insassen haben an diesem Tag Buchenwald in zwei Kolonnen verlassen. Die SS kündigt für den folgenden Tag die vollständige Räumung des Lagers an.

Evakuierung des KL Buchenwald in Güterwaggons nach Theresienstadt, Flossenbürg und Dachau

11.4.1945 Befreiung von Buchenwald durch das 37. Panzerbataillon der 4. US-Panzerdivision

5.5.1945 Entlassung aus dem Lager Buchenwald durch eine alliierte Kommission

Gedenken

Quellen

Bericht des Buchenwald-Überlebenden Gustav Herzog an Norbert Wollheim. Buchenwald-Archiv

http://www.wollheim-memorial.de/de/widerstand

https://www.amsterdam.nl/stadsarchief/themasites/razzia

https://upload.wikimedia.org/wikipedia/commons/5/50/Februari1941staking.gif

Veränderungsmeldungen im KL Buchenwald 1937-1945, Arolsen Signatur 8012500

https://collections.arolsen-archives.org/de/document/5279288

https://collections.arolsen-archives.org/de/document/5280149

https://collections.arolsen-archives.org/de/document/5280337

https://collections.arolsen-archives.org/de/search/topic/1-1-5-1_8012500204?s=8012500204

Walter Poller, Arztschreiber in Buchenwald, Verlag Das Segel, 1960

Eugen Kogon, Der SS-Staat, Der Untergang der holländischen Juden, S.213-215; Kindler 1974

https://de.wikipedia.org/wiki/Bernhard_Rakers

LG Osnabrück, 4 Ks 2/52, Bd. 3, Kommissarische Vernehmung Dr. Gustav Herzog, Landesgericht Wien, 18. Oktober 1951, Bl. 176–178

https://www.ushmm.org/online/camps-ghettos-download/EncyclopediaVol-I_PartA.pdf

Gedenkstätte Buchenwald (Hrsg.) Buchenwald – Mahnung und Verpflichtung, VEB Deutscher Verlag der Wissenschaften 1983; Seiten 90, 98, 172, 173-174

Veröffentlicht von Franz-Josef Wittstamm

Geboren 31. Mai 1951 in Recklinghausen Gymnasium Petrinum 1961 bis Abitur1970 Studium der Humanmedizin in Bochum Approbation 1981 Promotion1982 Facharzt für Innere Medizin, Kardiologie, Intensivmedizin Im Ruhestand seit 2016

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