Werner Rochocz
*30.1.1913 in Magdeburg; ✡ 13.8.1941 in Hartheim; offiziell 6.9.1941 in Mauthausen


Staatsangehörigkeit deutsch, staatenlos
Religion jüdisch/katholisch
Vater Willy Rochocz *10.3.1886 in Halle/Saale; ✡ 17.9.1954 in San Diego
Mutter Sidonie Margarete Bartels *8.5.1885; ✡ ?
Geschwister
Michael Wolfgang Rochocz *7.2.1908 in Berlin; ✡ 2.9.1942 in Auschwitz
Irmgard Rochocz *12.3.1909 in Halle/Saale; ✡30.9.1942 in Auschwitz
Ruth Rochocz *15.1.1915 in Leipzig; ✡ 19.11.1941 in Auschwitz; oo Max Oster (*1907 Nordhorn)

Beruf Kunstmaler; Autoschlosser
Adressen Magdeburg; Amsterdam, Zwanenburgwal, Jod Houttuinen 66/1
Heirat ledig
Kinder –
Weiterer Lebensweg
1922 Umzug der Familie nach Hellmond, danach nach Mierlo
1924 Konkurs des Geschäftes des Vaters angemeldet
1924 Umzug nach Tegelen
Umzug nach Oldenburg/Deutschland
Juli 1933 Flucht nach Maasbree
27.9.1933 in Venlo gemeldet
2.10.1935 Flucht der Schwester mit Mann Max Oster in die Niederlande
9.1.1940 nach Amsterdam, Sparrenweg zur Familie der Schwester Ruth

11.6.1937 Schwester Irmgard von Frankfurt nach Amsterdam als Krankenpflegerin im Israel. Ziekenhuis
9.8.1940 Umzug zur Untermiete bei Soesan, Zwanenburgwal 94 I
Besuch einer Schule für Zeichenlehrer
Erste große Razzia in Amsterdam – Februari Groep- Mauthausen
11.2.1941 Schlägerei im Jüdischen Viertel am Waterlooplein; der WA-Opperwachtmeester Hendrik Koot (vergleichbar mit SA) wird tödlich verletzt
Verhaftung von 18 Jungen u a. David „Lard“ Zilverberg Amsterdam *11.04.1916; ✡5.2.1942 Mauthausen; 12.2.1941 Befehl zur Bildung des Joodse Raad
14.2.1941 Tod des WA-Opperwachtmeester Hendrik Koot
Kurz darauf werfen Unbekannte die Scheiben des Eissalons Koco ein. Er gehört Ernst Cahn und Alfred Kohn, zwei Juden, die aus Deutschland geflüchtet sind. Gäste bilden daraufhin eine Schutztruppe, um den Laden zu beschützen.
19.2.1941 Sturm auf eine Eisdiele durch die deutsche Ordnungspolizei, dieser wird Ammoniakgas ins Gesicht gesprüht. Die Besitzer des Eissalons Koco werden schwer bestraft. Ernst Cahn wird am 3. März 1941 von den Deutschen auf der Waalsdorpervlakte hingerichtet. Alfred Kohn kommt in Auschwitz um

22. und 23. Februar 1941 erste Razzia der Sicherheitspolizei SIPO in Amsterdam, bei der 600 Mann bewaffneter deutscher Ordnungspolizei (Grüne Polizei) und SS-Männern 425 jüdische Männer verhafteten. Max Nebig berichtet:
„Ich habe auch gesehen, dass die ‚Grüne Polizei‘ einen Kreis bildete und willkürlich ein jüdisches Opfer aussuchten, dass in den Kreis kriechen musste, worauf er wie ein Spielball von einer zur anderen Seite geworfen wurde.“
Auch Werner Rochocz wird auf Lastwagen ins Sammellager Schoorl gebracht, dort werden nach ärztlicher Selektion noch 38 Kranke nach Amsterdam zurückgebracht
28.2.1941 387 Männer von Alkmaar zur „Sonderbehandlung“ in das KL Buchenwald transportiert
Rochocz erhält die Buchenwald-Häftlingsnummer 4476; Baracke 17;
7.3.1943 Arbeitskommando 65 Schachtkommando 2
Bereits im März wurde Gerrit Blom wegen eines „Hochverrat“-Prozesses nach Amsterdam zurückgeschickt. Max Nebig überlebte in der TBC-Baracke.
Im KL Buchenwald kommen 46 niederländische Juden durch Verweigerung medizinischer Behandlung, Menschenversuche und „Abspritzen“ mit Phenolinjektionen um.
Mauthausen
Da die Vernichtung dem RSHA in Berlin aber zu langsam voranging, beschloss man die Verlegung der noch lebenden 341 Juden der Februari Groep in das härteste aller Konzentrationslager Mauthausen
22.5.1941 die „Februari Groep“ wird zur „Sonderbehandlung“ in das als Stufe III kategorisierte KL Mauthausen verlegt mit dem Ziel der Vernichtung der Häftlinge durch Arbeit.
(Stufe III: Für schwer belastete, insbesondere auch gleichzeitig kriminell vorbestrafte und asoziale, d. h. kaum noch erziehbare Schutzhäftlinge, das Lager: Mauthausen)
Bis auf die zwei Buchenwald-Überlebenden wird die gesamte „Februari Groep“ durch mörderische Bedingungen im Steinbruch und ärztliche Experimente in Mauthausen ermordet.
Eugen Kogon beruft sich auf Berichte der Mauthausen-Häftlinge Adam Kuczynski und Ludwig Neumaier:
„Am zweiten Tag nach Ihrer Ankunft wurden die Juden in den Steinbruch gejagt. Sie durften die 148 Stufen, die in die Tiefe führten, nicht hinuntergehen, sondern mussten im seitlichen Steingeröll hinunterrutschen, was vielen bereits den Tod oder zumindest schwere Verletzungen eintrug. Man legte Ihnen dann die zum Steintragen bestimmten Bretter über die Schultern, und zwei Häftlinge wurden gezwungen, jedem Juden einen überschweren Stein auf das Brett zu heben. Dann ging es im Laufschritt die 148 Stufen aufwärts! Zum Teil fielen die Steine gleich nach hinten, so dass manchem Nachfolgenden die Füße abgeschlagen wurden. Jeder Jude, dem der Stein herunterfiel, wurde entsetzlich geschlagen, der Stein von neuem aufgeladen. Vielen verübten aus Verzweiflung gleich am ersten Tage Selbstmord, indem Sie sich von oben in die Tiefe stürzten. Am dritten Tag öffnete die SS ‘das Todestor’: man trieb die Juden unter furchtbaren Prügeln über die Postenkette, wo sie von den Turmposten mit den Maschinengewehren haufenweise niedergeschossen werden. Tags darauf sprang jeweils nicht mehr bloß einer der Juden in die Tiefe, sondern sie gaben einander die Hand, und der erste zog neun bis zwölf Kameraden hinter sich her in den schrecklichen Tod. Es dauerte nicht sechs, sondern knapp drei Wochen und der Block war judenleer.“
Häftlingseuthanasie in Schloss Hartheim – Code 14f13
Die nicht arbeitsfähigen und kranken Häftlinge im KL Mauthausen wurden durch Selektion zum Tode verurteilt: sie wurden in „Grauen Bussen“ in die Tötungsanstalt Schloss Hartheim verbracht und dort unmittelbar nach Ankunft durch CO-Gas erstickt. Von der „Februari Groep“ waren dies mindestens 108 Männer (vermutlich aber 150).
13.8.1941 Tod in Schloss Hartheim, vermutlich das echte Todesdatum, erstickt durch CO-Gas in der Euthanasie-Aktion 14f13
6.9.1941 Offizielles Todesdatum von Werner Rochocz in Mauthausen, angeblich mit „Typhus“
Schwester Ruth mit Familie nach Auschwitz
2.10. 1935 Ehepaar Ruth und Max Oster von Nordhorn in die Niederlande
Geburt der Kinder Helga und Benjamin
7.8.1942 Internierung von Ehemann Max im Durchgangslager Westerbork
23.10.1942 Ehemann Max von Westerbork nach Auschwitz
11.11.1942 Verhaftung von Schwester Ruth mit ihren Kindern, inhaftiert im Sammellager Westerbork
16.11.1942 Ruth mit den Kindern in das Vernichtungslager Auschwitz deportiert.
19.11.1942 Tod von Schwester mit ihren Kindern nach Ankunft in Auschwitz
10.2 1945 Ankunft des Ehemanns Max vom KL Groß Rosen im KL Buchenwald
8.3.1945 Tod des Max Oster im Krankenrevier von Buchenwald (Phenolinjektion?)
Gedenken
Stolperstein für Schwester Ruth und Ehemann Max Oster sowie die Schwiegereltern Josef und Henriette Oster in Nordhorn, Hauptstraße 49
Quellen
https://library.fes.de/magdeburg/pdf/1913/1913-030.pdf
https://www.bundesarchiv.de/gedenkbuch/de572097
https://www.bundesarchiv.de/gedenkbuch/de437741
https://archief.amsterdam/indexen/persons?ss=%7B%22q%22:%22Rochocz%22%7D
https://www.amsterdam.nl/stadsarchief/themasites/razzia
https://upload.wikimedia.org/wikipedia/commons/5/50/Februari1941staking.gif
Veränderungsmeldungen im KL Buchenwald 1937-1945, Arolsen Signatur 8012500
https://collections.arolsen-archives.org/de/document/5280149
https://collections.arolsen-archives.org/de/document/5280337
https://collections.arolsen-archives.org/de/search/topic/1-1-5-1_8012500204?s=8012500204
Walter Poller, Arztschreiber in Buchenwald, Verlag Das Segel, 1960
Eugen Kogon, Der NS-Staat, Der Untergang der holländischen Juden, S.213-215; Kindler 1974