Jacob van Amerongen
*25.6.1920 in Amsterdam; ✡ 5.5.1941 in Mauthausen
Staatsangehörigkeit niederländisch
Religion jüdisch
Vater Andries van Amerongen *18.7.1892 in Asd;✡ in Auschwitz
Heirat der Eltern 19.6.1918 in Amsterdam
Mutter Rachel Pront *23.6.1887 in Asd
Großeltern Isaak van Amerongen und Margreta Swaab
Geschwister
Isaac van Amerongen *7.6.1919 in Asd; ✡30.9.1942 in Auschwitz; oo Rebecca Polak
Juda van Amerongen *25.6.1920 in Amsterdam; ✡20.8.1943 in Auschwitz; oo HenriettaPlotske
Beruf Lederarbeiter
Adressen Amsterdam, Antonies Breestraat 86
Heirat ledig
Kinder –
Weiterer Lebensweg
1926 Lagere School
Industrielehre

1936 Umzug der Familie in die Antonies Breestraat 86
Die erste große Razzia in Amsterdam – Februari Groep- Mauthausen
11.2.1941 Schlägerei im Jüdischen Viertel am Waterlooplein; der WA-Opperwachtmeester Hendrik Koot (vergleichbar mit SA) wird tödlich verletzt
Verhaftung von 18 Jungen u a. David „Lard“ Zilverberg Amsterdam *11.04.1916; ✡5.2.1942 Mauthausen; 12.2.1941 Befehl zur Bildung des Joodse Raad
14.2.1941 Tod des WA-Opperwachtmeester Hendrik Koot
Kurz darauf werfen Unbekannte die Scheiben des Eissalons Koco ein. Er gehört Ernst Cahn und Alfred Kohn, zwei Juden, die aus Deutschland geflüchtet sind. Gäste bilden daraufhin eine Schutztruppe, um den Laden zu beschützen.
19.2.1941 Sturm auf eine Eisdiele durch die deutsche Ordnungspolizei, dieser wird Ammoniakgas ins Gesicht gesprüht. Die Besitzer des Eissalons Koco werden schwer bestraft. Ernst Cahn wird am 3. März 1941 von den Deutschen auf der Waalsdorpervlakte hingerichtet. Alfred Kohn kommt in Auschwitz um
22. und 23. Februar 1941 erste Razzia der Sicherheitspolizei SIPO in Amsterdam, bei der 600 Mann bewaffneter deutscher Ordnungspolizei (Grüne Polizei) und SS-Männer 425 jüdische Männer verhafteten. Max Nebig berichtet:
„Ich habe auch gesehen, dass die ‚Grüne Polizei‘ einen Kreis bildete und willkürlich ein jüdisches Opfer aussuchten, dass in den Kreis kriechen musste, worauf er wie ein Spielball von einer zur anderen Seite geworfen wurde.“
Auch Jacob van Amerongen wird auf Lastwagen ins Sammellager Schoorl gebracht, dort werden nach ärztlicher Selektion noch 38 Kranke nach Amsterdam zurückgebracht

28.2.1941 387 Männer von Alkmaar zur „Sonderbehandlung“ in das KL Buchenwald transportiert
Jacob van Amerongen erhält die Buchenwald-Häftlingsnummer 3564; er kommt in die Baracke 16;
Judenältester Gustav Herzog
Die Judenbaracken 16 und 17 befinden sich – zusätzlich abgezäunt – im Sonderlager auf der Westseite des Appellplatzes; Judenältester des auch „Judenghetto“ genannten Lagerbereichs ist der österreichische Journalist Gustav Herzog. Bei der sog „von Rath-Aktion“ wurden 9815 Juden im KL Buchenwald interniert und im eigens auf dem Appellplatz errichteten Sonderlager eingepfercht. Die SS bestimmt Herzog zum Lagerältesten für dieses extraabgezäunte „Judenghetto“.
Emil Carlebach (KPD), Blockältester der Judenbaracke 21 und später 22 schreibt dazu:
„Zum Lagerältesten für dieses durchgesonderten Stacheldraht isoliert Ghetto, bestimmte die SS den jüdischen Journalisten Gustav Herzog aus Wien. Er musste die Gelder und Wertsachen zwangsweise einsammeln. Mehrmals am Tage ertönte dann über den Lautsprecher der Befehl: ‚Herzog, mit dem ‚Diamantenkoffer‘ ans Tor!‘ … jedesmal entnahm die SS dem Koffer weitere Werte.“
Februar 1939 lässt die Lager SS das „Sonderlager“ abreißen.
7.3.1941 Arbeitskommando 44, Jacob von Amerongen in der Maurerkolonne zum Bau der SS-Kaserne
Gustav Herzog – ab 1940 Blockältester im Judenblock Nr. 16 berichtet bereits 1945 ausführlich an Norbert Wollheim über die furchtbaren Verhältnisse:
„“… ordnete der damalige Lagerarzt, Dr. Eisele, eine Reviersperre für sämtliche holländische Juden an. Die im Krankenhaus liegenden Holländer wurden entweder auf die Straße gesetzt oder in schweren Krankheitsfällen durch Giftspritzen getötet. Die ambulante Behandlung war strengstens verboten. Auf beiden Blocks der holländischen jüdischen Häftlinge 16 und 17 kam es zu unerträglichen Zuständen. Alle Holländer sollten zur Arbeit gehen. Schonung gab es nicht. … Als Blockältester eines der beiden Holländerblocks (Block 16) konnte den Jammer und die Not nicht mehr mit ansehen.
Ich setzte mich mit dem damaligen SS-Lagerarzt in Verbindung. … Eisele erlaubte, zwei Holländer in den Krankenbau zu bringen, und ich glaubte schon, gewonnen zu haben. Der Holländer Amerongen aus Amsterdam und ein zweiter Holländer wurden von mir und dem Stubendienst zum Krankenbau getragen. Eisele gestattete aber nicht, sie in das Ambulanzzimmer zu bringen. Vor dem Eingang mussten sie abgesetzt werden, und die Verbände wurden kurzerhand abgerissen. Aus der Ferse Amerongens, die mehr ein Loch war, entströmte Eiter und Blutwasser. Ich war sicher, dass eine Aufnahme erfolgen musste, doch Eisele sagte zynisch: ‚Es ist gut, zurück zum Arbeitskommando!‘
Wir mussten nun mitansehen, dass Amerongen und andere Holländer vor unseren Augen im Block starben – wenn man den Ausdruck verrecken verwendet, so entspricht er nur der Wahrheit. Erst nach zwei Wochen durften Holländer wieder im Krankenbau behandelt werden.“
Als zwei Wochen später der Abtransport der Februari Groep in das brutale KL Mauthausen zur Vernichtung feststand, wurde das Revierverbot wieder aufgehoben.

5.5.1941 Jakob van Amerongen ist aber im „Revier“ HKB verstorben, wie die Unterschrift des Serienmörders SS-Sanitätsdienstgrad Wilhelm belegt, der willkürlich kranke Patienten „abspritzte“.

Der zweite verstorbene Niederländer könnte Joseph von Straten gewesen sein.
Bereits im März wurde Gerrit Blom wegen eines „Hochverrat“-Prozesses nach Amsterdam zurückgeschickt. Max Nebig überlebte in der TBC-Baracke.
Im KL Buchenwald kommen 46 niederländische Juden durch Verweigerung medizinischer Behandlung, Menschenversuche und „Abspritzen“ mit Phenolinjektionen um.
Mauthausen – Die Auslöschung
Da die Vernichtung dem RSHA in Berlin aber zu langsam voranging, beschloss man die Verlegung der noch lebenden 341 Juden der Februari Groep in das härteste aller Konzentrationslager Mauthausen
22.5.1941 die „Februari Groep“ wird zur „Sonderbehandlung“ in das als Stufe III kategorisierte KL Mauthausen verlegt mit dem Ziel der Vernichtung der Häftlinge durch Arbeit.
(Stufe III: Für schwer belastete, insbesondere auch gleichzeitig kriminell vorbestrafte und asoziale, d. h. kaum noch erziehbare Schutzhäftlinge, das Lager: Mauthausen)
Bis auf die zwei Buchenwald-Überlebenden wird die gesamte „Februari Groep“ durch mörderische Bedingungen im Steinbruch und ärztliche Experimente in Mauthausen ermordet.
Gedenken
29.7.1941 Beisetzung der Urne auf dem Jüdischen Friedhof in Diemen
Quellen
https://www.amsterdam.nl/stadsarchief/themasites/razzia
https://www.amsterdam.nl/stadsarchief/themasites/razzia/jacob-amerongen
https://archief.amsterdam/indexen/persons?ss=%7B%22q%22:%22Amerongen%20Jacob%22%7D
https://upload.wikimedia.org/wikipedia/commons/5/50/Februari1941staking.gif
https://collections.arolsen-archives.org/de/document/5427852
https://collections.arolsen-archives.org/de/document/5280153
https://collections.arolsen-archives.org/de/document/5280302
Veränderungsmeldungen im KL Buchenwald 1937-1945, Arolsen Signatur 8012500
https://collections.arolsen-archives.org/de/document/5280149
https://collections.arolsen-archives.org/de/document/5280337
https://collections.arolsen-archives.org/de/search/topic/1-1-5-1_8012500204?s=8012500204
Walter Poller, Arztschreiber in Buchenwald, Verlag Das Segel, 1960
Eugen Kogon, Der SS-Staat, Der Untergang der holländischen Juden, S.213-215; Kindler 1974
Gedenkstätte Buchenwald (Hrsg.) Buchenwald – Mahnung und Verpflichtung, VEB Deutscher Verlag der Wissenschaften 1983, Seiten 90, 98, 173/174