Jakob Grubner/Gover
*2.8.1919 in Kiel; ✡ 3.5.2004 in Frankfurt
Staatsangehörigkeit polnisch, staatenlos
Religion jüdisch

Vater Schaja Jesaja Grubner *30.3.1874 in Chrzanow Galizien; ✡18.8.1941

Mutter Ryfka Regina Zollmann *30.7.1877 in Wisnicz; ✡KL Plaszow
Tante Sara Grubner *7.5.1874 in Chrzanow; ✡18.12.1943 Auschwitz; oo Berger
Onkel Zwi Hermann Grubner *1.1.1885 in Chrzanow; Dachau
Geschwister
Sara Grubner *13.2.1899 in Bochnia; ; ✡vor 1945; oo Pinka Monheit
Shimon Grubner *15.11.1901 in Bochnia; ✡1941; Deborah Scharf (*3.4.1904)

Moshe David Grubner *6.11.1903 in Polen; ✡25.2.1978 New York; oo Bertha Adler
Toni Grubner *1905; ✡1923 in Liel
Avraham Grubner *8.12.1907 in Bochnia; ✡5.10.1986 in Haifa
Shlomo Grubner *19.5.1908 in Bochnia; ✡2.3.1988 in New York
Isidor Jehuda Grubner *23.10.1912 in Kiel; Zbaszyn; ✡KL Plaszow
Bella Grubner *23.5.1914 in Kiel; ✡1974 in Haifa; oo Martin Weiss (1913-1948)
Unklar
Bruno Koso Grubner * in Kiel; ✡in Auschwitz
Nichte/Neffe
Dina Grubner *14.5.1928 in Kiel; ✡KL Plaszow
Josef Grubner *31.3.1937 in Kiel; ✡KL Plaszow
Beruf Landwirtschaftlicher Arbeiter, Sprachlehrer
Adressen Kiel, Kronshagener Weg 2; Berlin; Frankfurt
Heirat Aliza Friedländer *27.1.1923 in Breslau
Kinder zwei
Weiterer Lebensweg
1926-1930 Volksschule in Kiel
Ab 1930 Knabenmittelschule in Kiel
Jakob Grubner berichtet von Mobbing durch Mitschüler:
»Wir kamen vom Turnen in der großen Pause, und da am Gitter standen die Schultaschen, und um 11 müssen wir wieder rauf zur nächsten Unterrichtsstunde, und ich nehme meine Tasche: Sie
war volluriniert. Da hat jemand reingepinkelt, auf meine Bücher, auf meine Stulle. Was soll ich machen? Ich nehm’ sie in die Hand, wir gehen rauf, und alle gucken. Und ich komme in die Klasse und stelle mich ans Lehrerpult und stelle meine Tasche dazu. Der Lehrer kommt rein […], sieht mich, und da sitzen 30 oder 35 Schüler, und ich bin allein. […] Er hat nur ge-
guckt, dann steigt er auf seinen hohen Sessel und hat der Klasse eine Brandrede gehalten. […] Aber das hat mir einen schweren Schlag [versetzt], was die Klasse betrifft.«
19.10.1933 Alija von Bruder Moshe mit Familie mit Arbeiterzertifikat C/LS
Emigration von Schwester Berta und Ehemann Martin Weiss nach Palästina

1934 Mitglied des zionistischen Jugendbundes Habonim Noar Chaluzi
1935 Umzug der Familie nach Berlin
Besuch der Jugend-Alija-Schule
1936 Zur Hachschara auf den Brüderhof
Polenaktion
28.10.1938 mehrere Verwandte der Familie Grubner abgeschoben aus Kiel nach Zbaszyn
17.5.1939 Mutter Ryfka in Berlin, Weinmeisterstraße 3 bei Minderheitenzählung
15.6.1939 Vater Jesaja Bruder Simon mit Frau Deborah und Kindern Dina und Josef sowie Bruder Isidor nach Krakau
10.8.1939 Mutter Ryfka folgt aus Berlin nach Krakau
1940 ist die Familie im Ghetto Krakau registriert
1939 zur vom BACHAD organisierten Einzelhachschara auf Bauernhöfen in Dänemark
25.10.1941 Schwester Sara Monheit von Hamburg ins Ghetto Lodz
Der Brüderhof in Harksheide
Der Brüderhof in Harksheide beherbergte von 1934 bis 1939 einen Hachschara Kibbuz in Trägerschaft des Hechaluz. Die evangelische Einrichtung „Rauhes Haus“ hatte sie an den Bauern Leuschner verpachtet. Der große Hof bot Unterkunft für 35 Chaluzim.
Ab 1935 gab es hier auch eine „Mittlere Hachschara“ für 15-17-jährige Schulentlassene.
1936 Jakob Grubner zur Hachschara auf den Brüderhof bei Tangstedt nördlich von Hamburg
Frühjahr 1938 Palästina-Zertifikate nur für die unter 18-Jährigen auf dem Brüderhof
Mai 1938 Jakob Grubner mit einer Gruppe der Älteren nach Dänemark.
Vor der „Polenaktion“ am 28.10.1938 flüchteten einzelne Chaluzim mit polnischem Pass über die Grenze nach Dänemark, einzelne mussten mit 700 anderen ab Hamburg Altona nach Zbaszyn fahren; der Hamburger Transport kam aber erst um Mitternacht an die bereits von Polen abgeschlossene Grenze und durften nach drei Tagen des Abwartens wieder nach Hamburg zurückkehren.
Im Novemberpogrom bleibt der Brüderhof von Verwüstungen verschont, vermutlich weil Pächter Leuschner NSDAP-Mitglied war. Es sollen aber vier ältere Chaluzim verhaftet worden sein.
März 1939 Auflösung des Kibbuz nach Kündigung des Pachtvertrages. Die Jugendlichen der mittleren Hachschara können nach Palästina emigrieren. Die über 17-jährigen gehen zum Teil nach Dänemark.
Auslandshachschara in Dänemark
Mai 1938 Jakob Grubner mit einer Gruppe vom Brüderhof zur Hachschara nach Kolding, später nach Seeland
Ausnahmezustand in Dänemark 1943
1939 Emigration nach Dänemark zur Hachschara auf einzelnen Bauernhöfen
9.4.1940 Einmarsch der Deutschen in Dänemark; Dänemark bleibt in Teilen autonom bis zum Oktober 1943
29.8.1943 Die deutschen Besatzer verkünden den „Ausnahmezustand“ wegen zunehmender Widerstandaktionen
17.9.1943 Adolf Hitler befiehlt die Endlösung in Dänemark
September 1943 Anordnung von Werner Best, SS-Obergruppenführer und Generalbevollmächtigter für Dänemark
„Die Festnahme der zu evakuierenden Juden erfolgt in der Nacht vom 1. zum 2.10.43. Der Abtransport wird von Seeland zu Schiff (ab Kopenhagen), von Fünen und Jütland mit der Bahn Sonderzug durchgeführt“.
28.9.1943 der deutsche Diplomat Georg Ferdinand Duckwitz verrät die geplante Deportation bei einem Treffen mit dänischen Sozialdemokraten.
Oktober 1943 7700 Juden können sich mit Hilfe der dänischen Bevölkerung in einer Massenflucht über den Øresund (Ostsee) nach Schweden retten.
Jakob Grubner war als Mitglied des dänischen Widerstandes Mitorganisator der Massenflucht.

6.10.1943 Jakob Grubner auf einem Motorschoner von Gilleleje nach Höganäs
1943-1948 in Schweden
1948 nach der Staatsgründung Alija nach Israel
Rückkehr nach Deutschland
2004 Tod von Jakob Grubner in Frankfurt
Gedenken
18.7.1955 Jakob Grubner erstellt mehrere Pages of Testimony für die in der Shoa umgekommenen Familienmitglieder
Quellen
https://safe-haven.dk/fileadmin/user_upload/Uppgift_Grubner__Jacob.pdf
Sieghard Bußenius, Die Ausbildungsstätte des Hechaluz auf dem Brüderhof bei Harksheide, HaGalil 2007
Eva Hoffmann: Jacob Gower – in Kiel geboren und aufgewachsen. In: Mitteilungen des Beirates für Geschichte der Arbeiterbewegung und Demokratie in Schleswig-Holstein, Nr. 20/1995
https://akademie-nordkirche.de/f/e/source/Andrea%20Kaiser/539-9-juden_christen-komplett.pdf
https://www.bundesarchiv.de/gedenkbuch/de45239
https://www.bundesarchiv.de/gedenkbuch/de879637
https://www.bundesarchiv.de/gedenkbuch/de840668
https://www.bundesarchiv.de/gedenkbuch/de670060
https://www.bundesarchiv.de/gedenkbuch/de931842
https://www.bundesarchiv.de/gedenkbuch/de879635
https://www.bundesarchiv.de/gedenkbuch/de192950
https://www.bundesarchiv.de/gedenkbuch/de879638
https://www.mappingthelives.org
Deutsche Minderheiten-Volkszählung 1939
Staatsarchiv Israel, Mandat zur Einbürgerung in Palästina, 1937-1947
https://yvng.yadvashem.org/index.html?language=de
Peter W. Lande, Jewish „Training“ Centers in Germany, Manuskript von 1978 im Bestand des Centers for Jewish History
https://digipres.cjh.org/delivery/DeliveryManagerServlet?dps_pid=FL4311316