
Ruth Sielmann
*20.10.1918 in Frankenberg bei Chemnitz; ✡? Im Kfar Maccabi?
Staatsangehörigkeit deutsch
Religion jüdisch
Vater Wilhelm Sielmann *8.6.1883 Schadzau; ✡1942 KL Belzec
Mutter Paula Ascher *3.5.1883 in Annaberg; ✡1942 KL Belzec
Geschwister Herta Lieselotte Lotte Sielmann *30.5.1914 in Frankenberg; ✡?; oo Arno/Arnold Lewy/Lewi
Beruf Landwirtschaftliche Praktikantin
Adressen Chemnitz, Hospitalstraße 7
Heirat –
Kinder –
Weiterer Lebensweg
Eintritt in die Gruppe Makkabi Hazair
Ca 1937/38 Ruth Sielmann geht in das Lehrgut Schocken, Gut Winkel
1938 Schwester Lotte Sielmann zur landwirtschaftlichen Hachschara ins Waldgehöft, auch Jagdgehöft Barella, Damlacker Weg, nördlich von Havelberg
31.10.1938 Alija von Ruth Sielmann; Einreise in Tel Aviv mit einem Studentenzertifikat der Jugendalija Kategorie B(III)
17.5.1939 Beide Eltern in Chemnitz, Hospitalstraße 7 bei der Minderheitenzählung
Joodse Werkdorp Wieringermeer
März 1939 Lotte Sielmann mit Arno Lewi und weiteren Havelberger zur Fortsetzung der Hachschara ins Werkdorp Wieringermeer
August 1940 Heirat mit Arno Lewi in Amsterdam im Beisein der Havelberger Chaluzim
Auflösung des Werkdorp
20.3.1941 Auflösung des Werkdorp durch den SD der SS
Arno und Herta bleiben bis zur endgültigen Auflösung im Werkdorp
1.8.1941 Erlaubnis nach Almelo umzuziehen
16.8.1941 Arno und Herta mit einer Gruppe von Werkdorpern nach Almelo zur Einzel-Hachschara bei Bauern
Werkkamp „De Bruine Enk“, jüdisches Arbeitslager in Nunspeet
19.8.1942 Arno Levi zur Musterung/ Eignungsprüfung als Arbeiter in einem der Werkkampen
Im September 1940 wurden im Zuge der Arbeitsbereitstellung durch das Reichsamt für Arbeitserweiterung mehrere Baracken am Hullerweg errichtet. Das Lager war ab November 1940 bewohnt. Ab September 1942 diente das Lager als Puffer für das Lager Westerbork.
Nach Beratung mit Norbert Klein, Fluchthelfer und „Schlepper“ im Netzwerk der Widerstandsgruppe von Joop Westerwheel, fährt Arno zu der Untertauchadresse; er wird aber von Lotte auf Geheiß von Ru Cohen, dem Leiter der Deventer Vereniging, wiederzurückgeholt, da dieser sich für die Chaluzim gegenüber dem SD (Gestapo) „mit seinem Kopf verbürgt hatte“.
Arno Lewi zusammen mit 120 Juden im Werkkamp „De Bruine Enk“, jüdisches Arbeitslager in Nunspeet. Schwester Lotte Lewi verbleibt in Almelo, Bornerbroeksestraat 28b
Oktober 1942 Auflösung aller jüdischer Arbeitslager, so auch Nunspeet.
In der Nacht vom 2. auf den 3. Oktober wurden alle Juden abgeführt.
Transport von der Bahnstation Nunspeet nach Hooghalen. Zu Fuß ins Kamp Westerbork. Die Trasse Hooghalen-Westerbork wurde erst im November 1942 fertiggestellt.
3.10.1945 Schwester Lotte wie alle Angehörigen bei Razzien in den Wohnorten verhaftet und nach Westerbork verbracht
Internierung im polizeilichen Judendurchgangslager Westerbork
3.-5.10.1942 Registrierung in Westerbork; Unterbringung in der Baracke 37 und 41
Hachschara in Westerbork
In Westerbork blieben die Chaluzim nach Intervention von Josef Samson („oude kampbewooner“) zunächst von den Deportationen zurückgestellt
Arno arbeitet später als Zahntechniker im Lager Ziekenhuis; Schwester Lotte wird zu Arbeiten in der Küche im Ziekenhuis und der Wäscherei eingesetzt.

Sternlager Bergen Belsen
Lotte und Arno als ihr Ehemann bekommen ein „Palestina-Verklaring“ als „Austauschjuden, da Ruth bereits seit mehr als zwei Jahren in Palästina ansässig ist.“; sie sollten gegen Deutsche, die in Palästina („Templer“) oder einem anderen Staat des Britischen Empire lebten.
11.1.1944 Arno und Lotte Lewi mit vielen Chaluzim auf dem zweiten von sieben Transporent aus Westerbork mit 1037 „Austauschjuden“ in das Sternlager in Bergen-Belsen.
Sie leben dort gemeinsam in einer Baracke und nehmen an Arbeitseinsätzen außerhalb des Lagers teil. Arno arbeitet dann wieder als Zahntechniker im Zahnlabor der SS, Lotte in der Kartoffelküche.
Der Verlorene Zug
10.4.1945 Evakuierung der Austauschjuden von Bergen-Belsen mit dem Ziel Theresienstadt mit drei Zügen; Arno und Lotte mit vielen Chaluzim auf dem Transport „Verlorener Zug“
23.4.1945 Irrfahrt des „Verlorenen Zuges“ endet an der gesprengten Elsterbrücke; Ankunft Tröbitz,
Befreiung durch die 1. Ukrainische Front der Roten Armee, General Tschukow
17. Juli 1945 Rückkehr von Arno und Lotte in die Niederlande mit vielen Tröbitz-Überlebenden über das Rückkehrer-Lager Abtei St. Benediktusberg in Mamelis Vaals
6.11.1945 ist das Ehepaar Lewi in Amsterdam, Oosterparkstraat 37
Alija beth auf der SS BIRIA
April 1946 Beginn der Alija von Arno und Lotte Lewi aus den Niederlanden über Belgien nach Marseille
22.6.1946 Einschiffung in Port de Sete, einem kleinen Hafen 200 km westlich von Marseille mit 1086 Ma’apilim auf der von der Haganah gecharterten SS BIRIA (zuvor SS AKBEL)
1.7.1946 Ankunft der SS BIRIA in Haifa
Als Kontakt/Ziel geben sie Ruth Sielmann, Kfar Maccabi, an
Sie werden von der britischen Marine in Detentionscamps auf Zypern gebracht
14.4.1947 Einbürgerung von Ruth Sielmann in Palästina
14.8.1948 Proklamation der Staatsgründung Israels durch David Ben Gurion
1948/49 Auflösung der britischen Flüchtlingscamps auf Zypern
Deportation von Eltern
10.5.1942 beide Eltern auf dem Transport Erfurt-Weimar-Leipzig- Chemnitz-Ghetto Belzec

In den Morgenstunden des 10.5. fuhr der Zug mit 516 Menschen von Weimar in Richtung Leipzig ab, wo an einem Güterbahnhof außerhalb der Stadt (vermutlich Engelsdorf) 287 Menschen aus Leipzig und umliegenden Orten zusteigen mussten. Gegen Abend erreichte der Koppelzug Chemnitz und fuhr nach Aufnahme von 199 Menschen aus Chemnitz, Plauen und Zwickau gegen 20.45 Uhr weiter ins Ghetto Belzec
Gedenken/Erinnern

April 1956 Lotte und Arno schreiben einen Zeitzeugen-Bericht
Quellen
https://www.infocenters.co.il/gfh/notebook_ext.asp?book=55093&lang=eng&site=gfh
https://www.ushmm.org/online/hsv/person_view.php?PersonId=9995988
https://www.statistik-des-holocaust.de/OT420510-Chemnitz5.jpg
https://www.bundesarchiv.de/gedenkbuch/en961684
https://www.bundesarchiv.de/gedenkbuch/de961681
https://collections.yadvashem.org/en/documents/3655767
https://collections.arolsen-archives.org/de/document/130333250
https://www.mappingthelives.org
Deutsche Minderheiten-Volkszählung 1939
Staatsarchiv Israel, Mandat zur Einbürgerung in Palästina, 1937-1947
https://yvng.yadvashem.org/index.html?language=de
Peter W. Lande, Jewish „Training“ Centers in Germany, Manuskript von 1978 im Bestand des Centers for Jewish History
https://digipres.cjh.org/delivery/DeliveryManagerServlet?dps_pid=FL4311316