
Paul Siegel/Shaul Sagiv
*28.1.1924 in Köln; ✡ 7.10.2014
Staatsangehörigkeit deutsch; staatenlos
Religion jüdisch
Vater Shlomo Salomon Siegel *12.11.1889 in Hergershausen; ✡17.11.1966
Mutter Emma Emilie Weil *22.11.1892 in Oberlustadt; ✡26.7.1887 (1920 Bottrop)
Geschwister
Margot Siegel *10.4.1922; ✡?
Ruth Siegel *12.6.1928 in Köln; ✡2010 in Israel; oo Rolf Ben Jehuda Humberg (*1920 Bottrop)
Großeltern Moses Siegel und Babette Fränkel
Onkel David Siegel *24.10.1882 in Hergershausen; ✡1933 in Hergershausen
Beruf Landwirtschaftlicher Arbeiter
Adressen Köln; Arnheim, Frans-Hals-Laan 42

Heirat Berta Batia de Jong *2.8.1928 in Amsterdam ✡13.1.2015
Kinder drei
Weiterer Lebensweg
1933 Paul und seine Eltern und Schwestern emigrieren in die Niederlande, Arnheim
1940 Mitglied des Hechaluz

Juli 1942 Befehl, sich zum Arbeitseinsatz zu melden
1.10.1942 als „onderduiker“ ins Versteck

28.10.1942 Verhaftung mit seinem Vater Salomon; Einweisung ins polizeiliche Judendurchgangslager Westerbork; Baracke 64 zusammen mit anderen Chaluzim
Einsatz im „Fürsorgedienst“ mit einem „F“ auf der Armbinde, Einsatz u.a. als Helfer bei den 4-täglich abgehenden Transporten.
„Wir gehen nicht nach Polen!“
Mit seinem Freund Herman Italiaander (*1923, Amsterdam), sucht er unter dem Motto „Wir gehen nicht nach Polen!“ Fluchtmöglichkeiten, die keine Kollektivbestrafung der Barackenbewohner nach sich ziehen. Sie beschaffen gefälschte Passierscheine.
1.2.1944 Paul Siegel und Martin „Uffi“ Uffenheimer (*1922, Breisach) lassen sich auf die Deportationsliste nach Bergen-Belsen setzen. Die Freunde Herman Italiaander und Fritz Siesel (*1925, Köln), ebenfalls im Fürsorgedienst, sollen die Flucht vor dem Abtransport bewachen.
2.2.1944 Paul Siegel verlässt mit Martin „Uffi“ Uffenheimer mittels der gefälschten Passierscheine das Lager. Lore Durlacher und Frans Gerritsen (Netzwerk Westerweel) bringen sie in der Familie Reutlinger in Assen unter.
Über Amsterdam und Den Haag nach Brüssel. Max Windmüller versorgt sie mit Arbeitskarten der Organisation Todt und anderen Dokumenten. Über Paris geht es nach Toulouse; ab dort lag die Organisation Pyrenäen-Überquerung bei der Armée Juive (AJ)
Alija auf der SS GUINEE 1944
Im Oktober 1944 erhielten Paul Siegel und weitere Palästina-Pioniere von der britischen Mandatsregierung erteilte Einwanderungszertifikate für Palästina. Siegel, Chanan Flörsheim und 53 weitere Hechaluz-Mitglieder gingen am 27. Oktober 1944 in Cadiz an Bord des Schiffes „Guinée“ und erreichten am 4. November den Hafen von Haifa.
Seit Mai 1943 soll insgesamt 150 Palästina-Pionieren die Flucht aus den Niederlanden über Belgien bis Frankreich geglückt sein. Etwa 80 von ihnen überquerten in von der Toulouser Sektion der AJ organisierten Gruppen seit Februar 1944 die Pyrenäen und gelangten von Spanien aus in das unter britischem Mandat stehende Palästina
Mitgründer des Kibbuz Yakom
Heirat mit Bertha de Jong
„Transport 222“ – 3. deutsch-palästinensischer Zivilgefangenenaustausch
20.6.1943 Internierung von Bertha de Jong mit ihren Eltern und drei Geschwistern in der Strafbaracke 67 im polizeilichen Judendurchgangslager Westerbork

11.1.1944 Familie de Jong mit 1037 „Austauschjuden“ aus Westerbork ins Sternlager des KL Bergen Belsen
29.6.1944 Bertha de Jong mit ihren Eltern und drei Geschwistern mit 222 „Austauschjuden“ aus Bergen-Belsen mit dem Zug über Wien, Istanbul, Beirut nach Haifa
10.11.1944 Ankunft in Haifa
Gedenken
Grabsteine für Shaul und Batia Sagiv auf dem Friedhof von Yakom; die Grabinschrift lautet:
„Familienmensch, harte Arbeit und Erfindergeist „Ihre Wege sind Wege der Freude, und alle ihre Pfade sind Frieden“ (Sprüche 3-17)“
Quellen
Paul Siegel, In ungleichem Kampf – Von Köln nach Holland durch Westerbork über Frankreich und Spanien nach Israel 1924–1947. Christlich-jüdische Hilfsaktion der Westerweel-Gruppe. Konstanz 2001
Tanja von Fransecky, Fluchtroute durch Westeuropa – Die Rettungsaktivitäten der Westerwheel Gruppe; De Gruyter, 2016
https://collections.arolsen-archives.org/de/document/130373378
https://collections.arolsen-archives.org/de/document/130373377
https://collections.yadvashem.org/en/documents/3655767
https://www.mappingthelives.org
Deutsche Minderheiten-Volkszählung 1939
https://archief.amsterdam/indexen/persons?ss=%7B%22q%22:%22%20de%20Jong%201898%20Simon%22%7D
Staatsarchiv Israel, Mandat zur Einbürgerung in Palästina, 1937-1947