
Kurt Walter
*30.6.1922 in Bamberg; ✡ 15.10.2016 in Beit Jitzak
Staatsangehörigkeit deutsch;staatenlos
Religion jüdisch
Vater Isidor Walter *8.10.1880 in Sugenheim; ✡1942 in Riga Jungfernhof

Mutter Rosa Früh *31.7.1884 in Bamberg; ✡1942 in Riga Jungfernhof
Onkel Albert Walter *9.5.1888 in Sugenheim; ✡1942 in Riga Jungfernhof
Tante Milly Walter geb. Haas *1.6.1898 in Bauerbach; ✡1942 in Riga Jungfernhof
Tante Rosa Walter geb. Kohn *24.8.1884 in Burgkunstadt; ✡nach März 1942 im Bezirk Lublin
Geschwister

Elisabeth Walter*6.8.1925 in Bamberg; ✡? In Riga
Cousins/inen
Alfred Walter *25.1.1915 in Bamberg; nach März 1942 im Bezirk Lublin
Helga Walter*1.2.1928 in Bamberg; ✡? In Riga
Siegmund Walter *25,3,1930 in Bamberg; ✡8.7.1943 in Hadamar
Beruf Schlosser,
Adressen Bamberg, Schützenstraße 23; Coburg; Amsterdam, Franschelaan 22
Heirat Immanuel
Kinder
Weiterer Lebensweg
Aufgewachsen in Bamberg

29.4.1935 Als Schüler nach Coburg Hohnstraße 30
15.3.1937 Rückkehr nach Bamberg
Novemberpogrom
10.11.1938 Vater Isidor verhaftet als Aktionsjude
11.11.1938 in Schutzhaft im KL Dachau

19.12.1938 Entlassung des Vaters aus dem KL Dachau
Minderheiten Volkszählung
17.9.1939 Kurt mit den Eltern und Schwester Elisabeth in Bamberg, Schützenstraße 23
17.9.1939 Tante Rosa mit Tochter Irma und Sohn Alfred Walter in Bamberg Luitpoldstraße 48
17.9.1939 Albert und Milly mit Tochter Helga Walter in Bamberg Luitpoldstraße 26
Kurt Walter flüchtet nach Amsterdam, zuvor soll er zur Hachschara in Schweden gewesen sein.

In Amsterdam wohnt er Franschelaan 22 in der Nachbarschaft des Jeugdhuis des Joodse Raad Franschelaan 13
Razzia in der Franschelaan
26.5.1943 die Bewohner des Jeugdhuis Franschelaan 13 werden bei einer Razzia verhaftet und nach Westerbork deportiert;
27.5.1943 Kurt Walter eingewiesen in das polizeiliche Judendurchgangslager zusammen mit Kurt Elias, Ruth Karlsberg, Ernst Rosenbaum, Grete Schramm, Norbert Schweitzer, Martin Uffenheimer, alle Baracke 60

In Westerbork soll er als Kopf des illegalen Lagerwiderstandes an vielen Fluchtaktionen beteiligt gewesen sein.
Flucht aus Westerbork
Die von Paul Siegel entwickelte Fluchtvariante aus dem Zug kurz vor der Abfahrt im Lager Westerbork wurde von etwa 12 Chawerim des Hechaluz genutzt u.a. von Hermann Italiaander, Lotti Wahrhaftig-Siesel (*1926, Berlin), Fritz Siesel, Meta Lande, Kurt Walter (*1922, Bamberg), Heinz und Fritz Pollak sowie Bubie Pinkus. Die Flucht fiel der Lagerverwaltung nicht auf, da die Häftlinge auf dem Weg zur Bahnstation bereits aus dem Lagerbestand gestrichen waren.

Am 3.3.1944 konnten zwei Dreiergruppen fliehen; die erste Gruppe mit Werner Hirschfeld, Lotte Wahrhaftig und Franz Pollak verlässt noch am Abend mit gefälschten „Roten Passierscheinen“ das Lager, die zweite mit Siegfried Pinkus, David Dotsch und Frieda Rosenblatt-Weil folgt am Morgen des 4.3.1944.
Sie werden von Lore Durlacher, Frans Gerritsen und Jan Smit, Aktivisten des Westerweel-Netzwerks, in einem kleinen Wäldchen mit 8 Fahrrädern abgeholt.
Laut Paul Siegel ist Kurt Walter auch geflohen, ist aber offenbar wiedergefasst worden, wurde als Strafgefangener in das KL Vught verbracht und von dort wieder nach Westerbork.
12.4.1945 Befreiung in Westerbork durch Kanadische Truppen
T4-Euthanasie
9.7.1943 Verlegung von Cousin Siegmund Walter in die Landesheil- und Pflegeanstalt Hadamar
8.7.1943 Tötung von Siegmund Walter durch CO-Gas in der Tötungsanstalt Hadamar
Riga Transport
27.11.1941 sollen sich die Bamberger Juden bereithalten für „ihre polizeiliche Abholung zum Transport für Umsiedlungszwecke”. Der Bamberger Transport, aus vier Personen- und zwei Güterwagen bestehend, fuhr mit dem Güterzug 6842 um 12.48 Uhr ab und erreichte Nürnberg um 15.39 Uhr. In Nürnberg wurden sie von Männern der Geheimen Staatspolizei oder von SS-Leuten in geschlossenen Polizeitransportfahrzeugen abtransportiert und direkt ins Sammellager auf dem Reichsparteitagsgelände gebracht, darunter sechs Familienmitglieder

Vier Transporte im Dezember 1941 zum Jungfernhof
29.11.1941 -2. 12.1941 1008 Personen aus dem Sammellager Langwasser in Nürnberg
1.-4.12.1941 Stuttgarter Transport von 1013 Juden aus dem Sammellager Killesberg in Stuttgart
3.-6.12.1941 aus Wien 1001 Juden zum Jungfernhof
6.-9. 12.1941 Transport von 964 Personen aus Hamburg, Lübeck und Danzig (Ziel zuvor Minsk)
Viele der Älteren werden im Februar und März bei den „Dünamünde-Aktionen“ ermordet
Izbica Transport
24.3.1942 Rosa, Tochter Irma und Enkel Sally Walter mit 25 Bamberger Deportierten ins Ghetto Izbica
Nachkriegszeit
11.10.1945 wieder in Amsterdam Plantage Doklaan 40
26.3.1947 abgemeldet nach Palästina
15.10.2016 Tod von Kurt Walter in Beit Jitzak
Gedenken
Grabstein für Kurt Walter auf dem Friedhof Beit Yitzhak-Sha’Ar Hefer
Quellen
https://collections.arolsen-archives.org/de/document/75490339
https://collections.arolsen-archives.org/de/document/10776641
https://collections.yadvashem.org/en/documents/3655767
https://collections.arolsen-archives.org/de/document/130396187
https://www.bundesarchiv.de/gedenkbuch/de985669
https://www.bundesarchiv.de/gedenkbuch/de985624
https://www.bundesarchiv.de/gedenkbuch/de985646
https://www.bundesarchiv.de/gedenkbuch/de985645
https://www.bundesarchiv.de/gedenkbuch/de985697
https://www.bundesarchiv.de/gedenkbuch/de985698
https://www.bundesarchiv.de/gedenkbuch/de1579693
https://www.statistik-des-holocaust.de/OT411129-Bamberg3.jpg
https://www.statistik-des-holocaust.de/OT411129-Bamberg4.jpg
https://www.mappingthelives.org
Deutsche Minderheiten-Volkszählung 1939
Meldekarte der Stadt Coburg
Staatsarchiv Israel, Mandat zur Einbürgerung in Palästina, 1937-1947
https://yvng.yadvashem.org/index.html?language=de
Peter W. Lande, Jewish „Training“ Centers in Germany, Manuskript von 1978 im Bestand des Centers for Jewish History
https://digipres.cjh.org/delivery/DeliveryManagerServlet?dps_pid=FL4311316